Alle Jubelsuperwahljahr
Wahlabende sind normalerweise keine sehr fröhlichen Fernsehabende, weil die meisten Protagonisten sehr mürrisch gucken, inhaltlos reden und depressive Stimmung verbreiten, also so ähnlich wie ein Konstanzer Tatort.
Heute ist das anders: Man sieht viele wohlgelaunte Gesichter, und am fröhlichsten von allen wirkt Julia Klöckner, die Spitzenkandidatin der rheinland-pfälzischen CDU, die sich seit Stunden freut, strahlt und euphorisch ihren Wählern für den Auftrag dankt — ähm… den Auftrag, in der Opposition zu bleiben? Sie wirkt, als halte sie es für einen enormen Erfolg ihrerseits, dass aus der roten jetzt eine rot-grüne Regierung in ihrem Land wird. Aber gut, wenn sie das so glücklich macht, bitte sehr.
Das ZDF bemüht sich derweil um ausgewogene Berichterstattung und gleichmäßige Präsenz der amtierenden Ministerpräsidenten. Das geht so: Der langmonatige baden-württembergische Regierungschef Stefan Mappus ist zwar zu hören, aber zu sehen ist währenddessen der Rücken eines Kameramannes, der einen besseren Platz ergattert hat als Stefan Mappus. Direkt im Anschluss ist der Rheinland-Pfälzer Kurt Beck klar und deutlich zu sehen, aber dafür wenigstens nicht zu hören.
Die großen Sieger des Wahlabends sind laut Eigenauskunft die Parteien, die sich für Gerechtigkeit eingesetzt haben (vielleicht hätte die FDP nicht groß „Gerechtigkeit – nein danke!“ auf die Plakate schreiben sollen), dann natürlich die Endziffer 88 (vielen Dank Frank Elstner für diese schnelle Zwischeninformation im Ersten), und die SPD in Baden-Württemberg, die sich mit einem klaren Regierungsauftrag ausgestattet sieht (wie das bei einer drittstärksten Kraft so üblich ist).
Mehr möchte ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, wir werden das alles morgen in Ruhe analysieren und besprechen, denn jetzt schon Personalentscheidungen zu treffen, wäre verfrüht.