Mamakindchen

Wenn Kinder erwachsen werden, werden sie ihren Eltern immer ähnlicher, ob sie wollen oder nicht. Vorher, in der Pubertät, rebellieren sie, indem sie sich völlig anders verhalten als ihre Eltern, oft das genaue Gegenteil sind. Später erinnern sie doch sehr daran, woher sie kommen.

Bei Vox, der jetzt fast 17-jährigen Tochter von RTL, war das auch so. Vox zeichnete sich durch Verlässlichkeit, Vielfalt und Qualität aus, bewies Geduld, wenn es darum ging, langsam anlaufende Sendereihen durch Kontinuität und den Gewöhnungseffekt zum Erfolg zu führen und zeigte von den vielen in den USA produzierten Serien nur die hochwertigen. Für die anderen gab es ja RTL2. Vox war eine Musterschülerin, aber trotzdem keine Streberin, sondern außerordentlich beliebt.

Ihre Mama kennen wir ja: RTL verachtet seine Zuschauer ebenso wie die Protagonisten seiner Sendungen, die von nachmittags bis abends bloßstellen. Mit diesen Sendungen als Kerngeschäft gewinnt Mama so viele Zuschauer, dass sie es sich problemlos erlauben kann, Serienfans systematisch zu vergraulen. Einst erfolgreiche Serien werden durch verwirrende Programmierung zunächst vieler Fans beraubt und schließlich heimlich im Nachtprogramm weggesendet. Mein Leben und ich, Abschnitt 40 und sogar Der Lehrer erfuhren Erstausstrahlungen nachts gegen 3 Uhr, nur die Zuschauer erfuhren nichts davon. In allen Fällen geschah die Ausstrahlung ohne Vorankündigung in Programmpresse, Videotext und Internet, und im letzten Fall behaupteten der RTL-Text und rtl.de sogar noch während der Ausstrahlung vor zwei Wochen, da laufe gerade Staatsanwalt Posch ermittelt. Bei der erfolgreichsten Serie Dr. House legt RTL mittlerweile schon die zweite Pause innerhalb der aktuellen Staffel ein; in so viele Teile hatte RTL eine Staffel noch nie gestückelt. Eine Million Zuschauer innerhalb eines Jahres haben sich mittlerweile von der Serie verabschiedet. CSI, eine Serie die Vox zum Erfolg führte und dort erfolgreicher war als heute bei RTL, verdankt den Verlust der Zuschauer einer ähnlich verwirrenden Programmierung, bei der man nie wusste, ob gerade nach der ersten Hälfte einer Doppelfolge in der nächsten Woche die Fortsetzung kommt, eine Wiederholung, oder doch Knight Rider.

Doch zurück zu Vox, das erwachsen geworden ist. Die Vielfalt ist einem konsequenten Mix aus Kochsendungen und Krimiwiederholungen der immer gleichen Serien gewichen, die Geduld und Kontinuität dem üblichen Absetzwahn. Das Nachmittagsprogramm, einst ein Flaggschiff mit lang laufenden Serien, ändert sich alle paar Wochen. Und treue Zuschauer von Serien wie Shark oder Boston Legal, die dem Sender zuverlässig Marktanteile über dem heiligen Senderschnitt bescherten, werden dafür bestraft, indem man die Serien auf einen schlechteren Sendeplatz verlegt.

Nun hat auch die Heimlichsenderei auf Vox übergriffen. Die vorzeitig aus dem Programm genommene Serie The Closer ist seit Herbst mit neuen Folgen zurück im Programm, knüpfte mit der fortlaufenden Handlung aber nicht dort an, wo wir 2008 zurückgelassen wurden, sondern fünf Folgen später. Die fehlenden Folgen zeigte Vox jüngst aber doch noch, wie DWDL berichtet. Und zwar ohne jegliche Ankündigung nachts gegen 3 Uhr.

Ganz die Mama.

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Michael, 10. Dezember 2009, 12:08.

Türchen Nr. 10

Das war gestern.

Was ist heute?

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Michael, 10. Dezember 2009, 06:00.

Türchen Nr. 9

Das Türchen Nr. 8 mit der Nummer „01“ gehörte natürlich in diese Serie.

Aber wohin gehört das Türchen Nr. 9 mit der Nummer 9?

 

Achtung, wer die Lösung nicht voreilig erfahren will, sollte Abstand von den Kommentaren halten. Amtliche Bekanntgabe wie immer morgen ab 6 Uhr.

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Michael, 9. Dezember 2009, 06:00.

Alles Paletti

1990 (ARD). 8-tlg. dt. Krimireihe von Norbert Ehry, Friedhelm Werremeier und Fred Breinersdorfer.

Die Steuerdetektei Procura ermittelt in Frankfurt am Main gegen Steuerhinterzieher, Konkursbetrüger und andere, die dem Staat Geld vorenthalten wollen, klärt bei Bedarf aber auch einen Bilderdiebstahl auf oder sucht ein entlaufenes Kind. Oscar Leo Stoll (Rolf Becker) leitet den Laden, Gabi (Olga Strub) ist der ruhende Pol, Peterich (Wolf-Dietrich Berg), Hansi (Friedrich-Karl Praetorius) und Laura (Cathrin Vaessen) sind seine Mitarbeiter, die nicht immer knallhart vorgehen und auch mal den Falschen helfen … oder denen, gegen die sie eigentlich ermitteln sollen.

Die Episoden der Serie wurden immer kürzer. Nach einer 75-minütigen Pilotfolge folgten einige 60-Minüter, die letzten Folgen waren nur noch eine Dreiviertelstunde lang. Bevor die Serie nur noch aus dem Vorspann bestanden hätte, war sie schon wieder zu Ende — obwohl sie von prominenten Regisseuren wie Roland Suso Richter und Nico Hofmann inszeniert und von Kritikern gelobt wurde.

Alles o. k., Corky

1993–1994 (ARD). 22-tlg. USFamilienserie von Michael Bravermann („Life Goes On“; 1989).

Charles „Corky“ Thatcher (Christopher Burke) ist ein 18-jähriger Junge mit Downsyndrom, der nach Jahren auf Spezialschulen für Behinderte auf eine reguläre Highschool wechselt und sich auch sonst bemüht, ein „normales“ Leben zu führen. Dabei unterstützt ihn seine Familie: die Eltern Drew (Bill Smitrovich), ein früherer Bauarbeiter, der nun ein Restaurant führt, und Libby (Patti LuPone), eine ehemalige Sängerin, die in der Werbung arbeitet, sowie Corkys jüngere Schwester Rebecca, genannt Becca (Kellie Martin), mit der er in eine Klasse geht. Auch Paige (Monique Lanier), Drews Tochter aus erster Ehe, zieht nach einer gescheiterten Beziehung wieder bei den Thatchers ein.

Alles o. k., Corky war die erste amerikanische Serie, die sich um einen geistig behinderten Hauptdarsteller drehte — in Nebenrollen waren Behinderte allerdings z. B. schon in L.A. Law regelmäßig zu sehen gewesen. Schauspieler Christopher Burke, der für die Rolle einen Emmy bekam, hat selbst das Downsyndrom. Das Leben mit Behinderung war allerdings keineswegs das einzige Thema der Serie, die realistisch, aber positiv und nicht problemüberladen war: Außer um Corkys Kampf um Anerkennung ging es auch um die alltäglichen Probleme der anderen Familienmitglieder.

In den USA liefen insgesamt vier Staffeln mit 83 Episoden. Die Titelmusik ist der Beatles-Song „Ob-La-Di, Ob-La-Da“, gesungen von Patti LuPone und den anderen Schauspielern. In der ARD wurden die jeweils einstündigen Folgen im regionalen Vorabendprogramm gezeigt.

Alles nur Panik!?

1997 (RTL 2). Panikmagazin mit Berit Schwarz.

Wie sieht das eigentlich aus, so ein richtiger Psychomord? Bitte sehr, wir stellen das schnell mal nach, sogar mit dem echten Freund des Mordopfers, der sich selbst spielt. Hinterher fragt die Moderatorin den Vater, ob er schon wieder Geburtstag feiern kann, und sagt: „Man merkt Ihnen an, dass Sie noch immer betroffen sind.“ Über Psychomörder, Frauenmeuchler, Menschenmetzler und Mädchenvergewaltiger berichtet dieses Magazin, und sie alle sind irgendwo da draußen, und falls sie gerade irgendwo einsitzen sollten, sind sie im Zweifelsfall nicht gut genug bewacht.

Alles nur Panik!? war Aktenzeichen XY auf Speed und beantwortete die Frage im Titel mit: „Aber nein, voll berechtigt, die Angst!“ Der wichtigste Lehrsatz der ersten Folge lautete: „Die meisten Mörder sehen gut aus.“ Der ersten Folge? Aller Folgen — denn weitere gab es wider Erwarten nicht.

Alles klar?!

1978–1983 (ARD). Jugendtalkshow mit Uschi Schmitz. Live diskutiert sie mit Jugendlichen über Themen, die diese selbst vorgeschlagen haben. Es geht um Eltern und Schule, Gesellschaft und Politik, Mode und Liebe und natürlich Sex.

Die Sendung sah aus, wie man sich eine Diskussionssendung der 70er Jahre vorstellt: Die Moderatorin trug Indienkleider und lümmelte oder kniete mit den Jugendlichen auf einem Flickenteppich oder auf Kissen. Nur die Erwachsenen (meistens die Eltern) saßen auf Holzhockern. Die Zuschauer konnten anrufen; was sie gesagt hatten, berichteten Redakteure am Ende der Sendung. Kein Wunder, dass so ein unzensiertes Forum für Jugendliche Proteste auslöste: Am 2. März 1979 führte die Folge „Auch Fummeln muss man lernen“ zu Kritik in katholischen Kreisen Bayerns. Das Motto der Sendung sei „geschmacklos und uneinsichtig“ und widerspreche einer „verantwortbaren, auf verbindliche Werte und Wertungen gegründeten Sexualerziehung“. Die Absetzung der Sendereihe wurde gefordert — vergeblich. Auch eine Folge über Selbstmord erregte Anstoß. Insgesamt war der Talk aber nicht so revolutionär, wie man glauben könnte: Die Jugendlichen, die meist aus der Mittelschicht stammten, diskutierten brav miteinander.

Nach den Worten von Uschi Schmitz wurde Alles klar?! schließlich abgesetzt, um den Freitagnachmittag, an dem die Sendung monatlich lief, „familienfreundlicher“ zu gestalten. An ihrer Stelle liefen dann also Tierfilme und Kinokomödien.

Alles Gute, Köhler

1973 (ZDF). 7-tlg. dt. Problemserie von Sina Walden und Stefan Rinser.

Gerhard Köhler (Herb Andress) saß wegen eines Raubüberfalls vier Jahre im Gefängnis und wird nun auf Bewährung entlassen. Er geht zunächst zurück in seinen Heimatort, stößt dort aber auf viele Probleme. Seine Frau (Corny Collins) hat sich von ihm scheiden lassen, und sowohl beruflich als auch privat wird er immer wieder mit Vorurteilen konfrontiert, die einen Neuanfang fast unmöglich machen, auch später in der Großstadt.

Die Serie aus der evangelischen Redaktion lief in dreiviertelstündigen Folgen montagabends und war ein unerwarteter Erfolg bei den Zuschauern. Am Ende jeder Folge diskutierten und kommentierten ein Strafanstaltsleiter und eine Bewährungshelferin das Geschehen.

Alles Glück dieser Erde

1994 (ARD). 13-tlg. dt. Pferde-Soap von Friedrich Werremeier, Regie: Michael Werlin.

Im Münsterland liegt die Pferdezucht des alten Jakob Eicke (Rolf Hoppe), der zwei ungleiche, miteinander verfeindete Söhne hat. Der ältere ist Werner (Rüdiger Kirschstein). Er muss den maroden Hof führen und hinkt seit einem Reitunfall, den sein Bruder verschuldet hat. Stefan (Michael Roll) dagegen darf lustwandeln, Springreitturniere gewinnen und Frauen wie Gräfin Gabriella „Gipsy“ von Bovens (Carolina Rosi) erobern, die eine direkte Konkurrentin des Eicke-Hofs ist. Stefans Konkurrent auf dem Parcours ist Renato Tucci (Lorenzo Quinn). Pferde werden entführt und gedopt, Menschen ermordet, bestochen, verraten und betrogen, und Pfarrer Lucas Delbrück (Hanns Zischler) geht fremd.
Black Beauty für Erwachsene. Mit der ZDF-Primetime-Soap Rivalen der Rennbahn hatte diese Variante natürlich nichts zu tun. Hier ging es ja ums Springreiten.

Nach einem Pilotfilm am Donnerstag liefen die 50-minütigen Folgen dienstags um 20.15 Uhr. Zur Serie erschien ein Roman von Richard Mackenrodt.

Alles dreht sich um Michael

1968 (ZDF). „Abenteuerliche Erlebnisse an der Schleuse“. 8-tlg. dt. Jugendserie, Regie: Wolfgang Teichert.

Teenager Michael Meiner (Michael Nowka) zieht vorübergehend bei Herrn Wuttig (Reinhold Brandes) und seiner Frau (Hilde Hessmann) ein, weil sein Vater (Herbert Stettner), ein Brückenbauer, beruflich ins Ausland muss. Die Wuttigs wohnen in einem kleinen Haus am Ufer eines Sees, und Herr Wuttig ist der Schleusenmeister. Die zwölfjährige Tochter Brigitte (Brigitte Horn) muss sich an den neuen „Bruder“ erst gewöhnen, die beiden werden jedoch schnell Freunde. Ilonka (Ilonka Rasch) ist Brigittes Freundin und Hannes (Hermann Lause) der Schleusengehilfe.

Die halbstündigen Folgen liefen sonntags am frühen Nachmittag.

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