Unser Sandmännchen

Seit 1959 (DFF, Dritte, Ki.Ka). Fünfminütige Gute-Nacht-Sendung für Kinder kurz vor 19.00 Uhr. Eine freundliche Puppe mit Zipfelmütze, weißen Ziegenlederstiefeln, weißen Wollhaaren und einem ebensolchen Spitzbart kündigt den Kindern eine kurze Geschichte an, streut ihnen dann Schlafsand aus einem Säckchen in die Augen und fährt wieder davon.


Fotos: rbb

Die Figur des Sandmännchens geht auf die Märchen der Brüder Grimm zurück, in denen es als klein, bärtig und mit spitzer Zipfelmütze beschrieben wurde, sowie auf das Märchen vom „Sandmann“ von Hans Christian Andersen. Dort heißt es eigentlich „Ole Lukøje“ („Ole Augenschließer“). Schon seit 1954 gab es im DDR-Hörfunk eine ähnliche Sendung mit einer Gute-Nacht-Geschichte und der ständig gleichen Ansage: „Der Sandmann ist da!“ Das DDR-Sandmännchen wurde unter großer Eile entwickelt, weil im Herbst 1959 bekannt wurde, dass der SFB an einem Sandmann als Identifikationsfigur für Kinder arbeitete (Das Sandmännchen). Der DFF-Programmdirektor gab die Devise aus: „Wir müssen der ARD zuvorkommen!“ und: „Wie ihr Sandmann auch aussehen mag, unserer muss anziehender sein!“ Gerhard Behrendt, künstlerischer Leiter der Puppentrickabteilung im Berliner Trickfilmstudio, erfand daraufhin die Figur, die ab 22.11.1959 die Geschichten des Abendgruß umrahmte, mit dem die Kinder bereits seit 08.10.1958 täglich ins Bett geschickt wurden. Im Gegensatz zum West-Sandmännchen sah das aus dem Osten eher wie ein Kind aus, nicht wie ein Greis, und hatte einen Kinnbart. Ähnlichkeiten mit Staatsoberhaupt Walter Ulbricht sollen allerdings reiner Zufall gewesen sein. Die Figur war 24 Zentimeter groß und wurde per Stop-Trick animiert. Das Sandmännchen kam immer mit unterschiedlichen Fortbewegungsmitteln: mit dem Fahrrad, der Eisenbahn, einem Traktor, dem Schlitten der Eskimos, einem Mondmobil, einer Draisine, einer Kürbiskutsche, in der Mäuse saßen, einem fliegenden Teppich und sogar einem Panzer. Ausgerechnet zwei Tage, nachdem eine Familie im September 1979 mit einem Heißluftballon aus der DDR geflüchtet war, erschien auch das Sandmännchen mit einem solchen Verkehrsmittel – das gab Ärger, und dieser Sandmann-Film kam auf den Index.

Der Sandmann wurde geliebt und verehrt. 1978 nahm der erste deutsche Kosmonaut Sigmund Jähn ihn zur Orbitalstation Salut 6 mit, wo er eine Woche lang die Erde umkreiste. Er bekam höchste Auszeichnungen von Walter Ulbricht und Erich Honecker und einen Brief von Papst Johannes Paul II., der das Sandmännchen seit seiner Zeit als Krakauer Erzbischof liebte. Die Filme wurden auch ins Ausland verkauft. In Schweden heißt der Sandmann John Blund, in Finnland Nukku Matti. Als ein Jahr nach dem Ende der DDR auch der Deutsche Fernsehfunk eingestellt wurde, sollte dies gleichzeitig das Ende für das Ost-Sandmännchen bedeuten. Er lief zum letzten Mal dort am 31.12.1991. Nach massiven Zuschauerprotesten wurde die Figur jedoch beibehalten und in den Dritten Programmen und später im Ki.Ka fortgeführt. Das West-Sandmännchen war bereits 1989 eingeschläfert worden. Das Sandmännchen profitierte davon, dass es zwar ein Nationalsymbol der DDR war, aber abgesehen von ein paar Besuchen bei der NVA kaum zu Propagandazwecken missbraucht worden war, und wurde einer der ganz wenigen Wendegewinner im Osten.

Das Titellied schrieben Walter Krummbach (Text) und Wolfgang Richter (Musik). Es wird von einem Kinderchor gesungen und geht so: „Sandmann, lieber Sandmann, es ist noch nicht so weit. Wir senden erst den Abendgruß, ehe jedes Kind ins Bettchen muss, du hast gewiss noch Zeit.“ Die zweite Strophe lautet: „Sandmann, lieber Sandmann, hab nur nicht solche Eil. Dem Abendgruß vom Fernsehfunk lauscht jeden Abend alt und jung. Sei unser Gast derweil.“ Diese Strophe entfiel nach dem Ende der DDR – entweder um Zeit zu sparen, oder weil das Wort „Fernsehfunk“ zu sehr an den seligen „Deutschen Fernsehfunk“ erinnerte. Hinterher wird wieder gesungen, diesmal heißt der Text: „Kinder, liebe Kinder, das hat mir Spaß gemacht. Nun schnell ins Bett und schlaft recht schön. Dann kann auch ich zur Ruhe geh’n. Ich wünsch euch: Gute Nacht!“ Für Tage mit Ereignissen wie dem Tod von Walter Ulbricht 1973 gab es einen Vor- und Abspann ohne Lied.

Die eigentlichen Gute-Nacht-Geschichten erzählt der Abendgruß. Anfangs wurde er von Figuren wie Till Eulenspiegel, Clown Ferdinand und Mensch-Puppen-Paaren wie Bärbel (Bärbel Ola-Möllendorf) und Kasparek, Annemarie (Annemarie Brodhagen) und Brummelchen, Rolf (Wolfgang Hübner) und Reni und Taddeus Punkt (Heinz Fülfe) und Struppi bevölkert. Zu den bekanntesten Figuren gehören der freche Kobold Pittiplatsch und die Ente Schnatterinchen, die, wie viele andere Sandmann-Charaktere, aus der Reihe Zu Besuch im Märchenland stammten (siehe dort). Später kamen der Hund Moppi, Herr Fuchs und Frau Elster, Mauz und Hoppel, Frau Igel und ihr Borstelchen sowie der Wasserkobold Plumps, ein entfernter Verwandter von Pittiplatsch, hinzu. Außer Stücken mit den verschiedensten Arten von Trick- und Hand-Puppen gab es auch kurze Dokumentarfilme. Ab den 80er Jahren wichen sie Märchenwelten. Moderne Stars der Gute-Nacht-Geschichten sind u.a. Kleiner König, Paula und Paula, Die obercoole Südpolgang, Pondorondo, Rabe Socke, Lola Langohr und Miffy und Kalli. Die aus dem Westen bekannten Geschichten mit den Schweinen Piggeldy und Frederick wurden nach der Wende in diesem neuen Gesamt-Sandmännchen beibehalten.

Das Sandmännchen

1959–1989 (ARD, Dritte). Fünfminütige Sendung, in der Kindern, kurz bevor sie ins Bett müssen, noch einmal kurze Bildergeschichten gezeigt werden, die ihnen eine freundliche Puppe mitbringt: das Sandmännchen.

Die erste Figur war eine Handpuppe von Johanna Schüppel, die nach einer Idee von Ilse Obrig entwickelt worden war. Inspiriert wurde Obrig dazu durch den Abendgruß im DFF, der damals noch ohne Sandmann auskam und seinerseits auf die DDR-Radiosendung „Abendlied“ zurückging, die wiederum von Obrig erfunden worden war. Als im DFF bekannt wurde, dass im SFB an einer Sandmann-Figur gearbeitet wurde, setzten die Mitarbeiter alles daran, schneller zu sein als die West-Kollegen. Tatsächlich kamen sie ihnen mit Unser Sandmännchen gut eine Woche zuvor und gingen schon am 22.11.1959 auf Sendung. Der West-Sandmann tauchte erstmals am 01.12.1959 auf – allerdings nicht, weil man langsamer arbeitete, sondern weil die Sendung ohnehin erst für die Vorweihnachtszeit vorgesehen war.

Das bekannteste Sandmännchen der Bundesrepublik wurde 1962 von Herbert K. Schulz entwickelt. Er war ein Greis mit Kinnbart, der auf einer Wolke lebte und die Filme mit den Worten ankündigte: „Nun liebe Kinder, gebt fein acht, ich hab’ euch etwas mitgebracht.“ Auch die Verabschiedung war immer gleich: „Auf Wiederseh’n. Und schlaft recht schön.“ Das dazugehörige von Kindern gesungene Lied ist von Kurt Drabek (Musik) und Helga Mauersberger (Text): „Kommt ein Wölkchen ahangeheflogen, schwebt herbei ganz sacht, und der Mond am Hihimmehel droben hält derweil schon Wacht. Abend will es wieder werden, alles gehet zur Ruh, und die Kinder auf der Erden machen bald die Äuhäuglein zu. Doch zuvor von fern und nah ruft’s: Das Sandmännchen ist daaaa.“


Foto: rbb

Richtig glücklich scheint man im Westen mit seinen verschiedenen Sandmännern nicht gewesen zu sein. 1966 versuchte der WDR, den Ost-Sandmann zu kaufen und entwickelte, als das DDR-Fernsehen trotz der verlockenden Devisen ablehnte, einen „Sandmann International“: Eine tanzende und singende Samson-ähnliche Figur, in der eine kleine Frau steckte. Anfang der 80er Jahre entstanden eine ganze Reihe neuer Sandmann-Figuren.

Eine der frühen und beliebtesten Serien, die das Sandmännchen mitbrachte, war „Hilde, Teddy, Puppi“, gespielt von der Augsburger Puppenkiste gemeinsam mit der ersten deutschen Fernsehansagerin Hilde Nocker. Die Puppenkiste lieferte viele hundert weitere Folgen verschiedener Serien. Langlaufende Reihen waren außerdem u.a. „Die Wawuschels“, eine grünhaarige Sippe mit Vater, Mutter, Opa, Onkel und den Kindern Wischel und Wuschel, die in einem dunklen Berg leben, den sie mit ihren Haaren beleuchten, in Eintracht mit ihrem Hausdrachen und in Zwietracht mit dem grimmigen Mamoffel und den Zazischels, und die sich von Tannenzapfenmarmelade ernähren; „Piggeldy und Frederick“, eine Legetrickserie mit einem kleinen und einem großen Schwein, in der das kleine (Piggeldy) seinen großen Bruder Frederick zu allen möglichen Alltagssituationen ausfragt und Frederick alles mit abnehmender Geduld beantwortet (der Off-Sprecher schloss jede Folge mit den Worten: „Und Piggeldy ging mit Frederick nach Hause“), sowie „Cowboy Jim“; „Trixi Löwenstark“; „Käpt’n Smoky“, „Der kleine Pirat“ und „Der Tierbabysitter“.

Das Sandmännchen lief im regionalen Vorabendprogramm ungefähr um 19.00 Uhr. Es erreichte nie die Beliebtheit seines ostdeutschen Vetters und wurde noch vor der Wende unauffällig eingestellt, weil Kinder für das kommerziell orientierte Vorabendprogramm der ARD als Zielgruppe uninteressant waren. Ohnehin hatten verschiedene ARD-Sender das Sandmännchen schon seit längerer Zeit nur noch in ihrem dritten Programm gezeigt.

Zu Besuch im Märchenland

1955–1991 (DFF). Beliebte halbstündige Kindersendung am Sonntagnachmittag.

Meister Nadelöhr (Eckart Friedrichson), eine Variante des Tapferen Schneiderleins, erzählt Märchen und singt lustige Lieder, die er auf seiner „Zauberelle“ begleitet. Anfangs hieß die Reihe Meister Nadelöhr erzählt Märchen. Zunächst waren außer ihm noch andere „Große“ im Märchenland zu Gast, darunter der Postbote „Meister Briefmarke“ und der beliebte Clown Ferdinand (Jiri Vrstala). Vor allem aber lebten darin Puppen. Einer der ersten war der Bär Bummi, der zwei Jahrzehnte später auf Reisen ins sozialistische Ausland ging und dafür seinen sowjetischen Vetter Mischka ins Märchenland schickte. Eine frühe Bewohnerin war 1957 auch die artige Ente Schnatterinchen, die erst fünf Jahre später ihren Partner finden sollte, mit dem sie zu einem der berühmtesten Duos der DDR wurde: Mit einem Postpaket kam Pittiplatsch in die Schneiderstube, ein frecher Kobold, der Streiche spielte und Sprüche wie „Ach du meine Nase“ und „Platsch-Quatsch!“ machte. Weil übereifrige Pädagogen sich – völlig zu Recht – sorgten, dass Kindern dieses völlig inakzeptable Verhalten gefallen könnte, verbannten sie Pittiplatsch nach zwei Auftritten aus der Sendung und holten ihn erst nach massiven Zuschauerprotesten Heiligabend 1962 in entschärfter Form zurück. Pittiplatsch und Schnatterinchen traten – oft zusammen mit dem Hund Moppi – auch in Hunderten Ausgaben von Unser Sandmännchen auf, in denen auch die anderen Bewohner des Märchenwaldes häufig zu sehen waren. Erfinderin von Pittiplatsch war die Kinderbuchautorin Ingeborg Feustel, gespielt wurde er, wie viele andere Figuren, von Heinz Schröder; Schnatterinchen wurde von Friedgard Kurze geführt und gesprochen.

Ende der 50er Jahre zogen Herr Fuchs und Frau Elster in den Märchenwald, wo sie sich wie ein altes Ehepaar zankten und immer wieder versöhnten. Sie wurden wohl auch deshalb zu Stars, weil sie sich durch ihre ewigen Streitereien von den vielen artigen Bewohnern abhoben. Fuchs und Elster waren auch bei Erwachsenen so beliebt, dass sie zusammen je einmal das Tele-Lotto und die Samstagabendshow Ein Kessel Buntes moderieren durften. Weitere Bewohner des Märchenwaldes waren u.a.: Kater Mauz und Häschen Hoppel, Frau Igel („nuff, nuff, nuff!“) und ihr Sohn Borstel, Putzi, das Eichhörnchen, die kleine Maus Pieps und der große Hund Schnuffel, der als Detektiv arbeitet, sowie der Maulwurf Buddelflink und dessen Freundin, die Maus Gertrud.

Die Figuren waren außerordentlich beliebt und erschienen auf Schallplatten, in Büchern und Spielen und als Plüschfiguren. Zum Tag des Kindes 1964 gab die DDR eine Briefmarke mit Pittiplatsch heraus. Das Titellied schrieben Wolfgang Richter (Musik) und Walter Krumbach (Text). Es beginnt: „Ich komme aus dem Märchenland, schnippel-die-schnappel-die-Scher’!“

Nach dem Tod von Friedrichson 1976, der nur 46 Jahre alt wurde, gab es zunächst keinen Gastgeber im Märchenland, erst 1978 erschien Fabian (Klaus-Peter Plessow). Plessow wurde westdeutschen Zuschauern Jahre später durch die Fielmann-Werbung bekannt. Meister Nadelöhr und seine Freunde reisten auch quer durch das Land und traten in Städten und Dörfern auf. Nach der Wende, als keine neuen Folgen mehr gedreht wurden, besann sich das Team darauf und ging mit Pittiplatsch, Schnatterinchen und den anderen und den Original-Puppenspielern auf Tournee durch Theater, Kindergärten und Hallen.

1995 erschienen mehrere Singles und eine LP der „Sandmann’s Dummies“, auf denen Dialoge zwischen Pittiplatsch und Schnatterinchen sowie Fuchs und Elster neu zusammengeschnitten und mit Disco-Beat unterlegt worden waren (Schnatterinchen: „Ich blase… ah!“ – Pittiplatsch: „Und zwar ganz dufte… hehe!“). 

Bei Sat.1 hilft nur noch beten

Sat.1 hat seinen einfarbigen Slogan „Colour Your Life“ mit einem aktuellen Popsong ergänzt. DWDL zeigt das Video eines kurzen Imagetrailers mit Jeanette Biedermann, in dem die amerikanische Band Carolina Liar mit dem Radiohit „Show Me What I’m Looking For“ zu hören ist. Für Sat.1 scheint dies die allerletzte Hoffnung zu sein, denn die ausgesuchte Textstelle geht so:

Warte, ich habe Fehler gemacht.
Ich hätte es besser machen sollen.
Zeig mir, was ich gesucht habe.

Rette mich, ich bin verloren.
Oh Herr, ich habe auf dich gewartet.

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Michael, 20. November 2009, 17:42.

In Zukunft wird gelacht – aber bloß noch nicht jetzt!

US-Sitcoms erleben im deutschen Fernsehen wieder einen Boom. Kabel 1 zeigt tagsüber nichts anderes mehr, und ProSieben hat es endlich geschafft, eine Sitcom erfolgreich in der Primetime zu platzieren, und das auch noch gegen Dr. House.

Wie passt es dazu, dass einfach niemand die Sitcom Rules Of Engagement sehen will, die Kabel 1 an den beiden vergangenen Donnerstagen um 20.15 Uhr gezeigt hat (und angesichts der miserablen Quoten dort vielleicht nicht mehr lange zeigen wird)?

Ganz einfach. Es gibt etwas, das Rules Of Engagement von den erfolgreichen Sitcoms unterscheidet: Die Serie ist neu. Neue Sitcoms funktionieren nicht. Die müssen erst mal alt werden.

Beispiele? Gern. Two And A Half Men, der neue Vorzeige-Erfolg des Dienstagabendprogramms von ProSieben, ist bereits in der sechsten Staffel. Die ersten viereinhalb Staffeln liefen nur mittelmäßig erfolgreich im Nachmittagsprogramm am Wochenende, die erste sogar noch unter dem Titel Mein cooler Onkel Charlie. Da musste erst Kabel 1 kommen und die ersten 96 Folgen immer und immer wieder im täglichen Nachmittagprogramm runterspulen. Seit Januar geschieht das, und in dieser Zeit haben sich die Zuschauer an die Serie gewöhnt und sie lieb gewonnen, und immer mehr sind dazu gekommen und lachen mit den Stammzuschauern über die Witze, die sie schon kennen. Die Erstausstrahlung von zwei Episoden der Serie Rules Of Engagement hatte gestern Abend zur besten Sendezeit weniger Zuschauer als zwei Elftausstrahlungen von Two And A Half Men mittags um 12.

So erging es auch King Of Queens. RTL2 sendete die anfangs nur mittelmäßig erfolgreiche Serie so lange in Dauerschleife, bis sie ein Erfolg wurde und später bei Kabel 1 ebenfalls in der Primetime landete. Zum Serienfinale war King Of Queens plötzlich sogar Marktführer auf ihrem Sendeplatz am Montagabend. Auch die beiden heutigen RTL2-Dauerbrenner Immer wieder Jim und Still Standing, die heute passable Zahlen erreichen, taten dies frühestens bei der dritten Wiederholung und waren vor drei Jahren als Flops gestartet. Friends begann 1996 im Nachmittagsprogramm und schaffte erst mit der achten Staffel den Sprung in die Primetime. Das Muster lässt sich bis zum Klassiker Eine schrecklich nette Familie zurückverfolgen, bei dem der Kult vor 17 Jahren erst mit der deutschen Drittausstrahlung begann.

Auf der anderen Seite stehen die neuen Sitcoms, bei denen die Sender den Mut hatten, sie gleich im Hauptabendprogramm einzusetzen, und dann enttäuscht wurden, zum Beispiel Rules Of Engagement oder Samantha Who. Und selbst zu Randsendezeiten nachts oder nachmittags werden neue Sitcoms den Ansprüchen der Sender zum Start in den seltensten Fällen gerecht. My Name Is Earl und How I Met Your Mother sind hier tragische Beispiele. Diese beiden Serien haben aber das Potenzial, Erfolge zu werden, wenn eines Tages ein Sender auf die Idee kommt, auch sie als tägliche Dauerschleife zu programmieren und den Gewöhnungseffekt bei den Zuschauern abzuwarten. Genügend Episoden sind in beiden Fällen vorhanden. Earl wurde in den USA nach 96 Folgen eingestellt, exakt so viele sind auch von Mother bisher gelaufen, da geht’s aber sogar noch weiter. Die skurrilen Figuren, die so gern zum Kult werden, sind in beiden Fällen vorhanden, nur der Ausstrahlungsmodus noch nicht.

Rules Of Engagement ist noch jung und kann sich noch entwickeln, aber vermutlich nicht mit einer wöchentlichen Ausstrahlung. Die Abstände zwischen den Folgen sind offenbar zu groß, um diesen nötigen Gewöhnungseffekt für Comedys zu erzielen oder die Serien überhaupt zu entdecken. Was der Zuschauer nicht kennt, frisst er nicht. Woran er nicht mehr vorbeikommt, weil jeden Tag vier Folgen laufen, das mag er plötzlich. Insofern sind neue Sitcoms für die Sender nur das: Eine Geduldsprobe und eine Investition in die Zukunft.

Michael, 20. November 2009, 17:11.

Genial? – Daneben!

Sieht so aus, als hätte ich am Wochenende einen größeren Relaunch bei Genial daneben verpasst. Zumindest listete die Frankfurter Allgemeine Zeitung am Samstag eine Gästezusammenstellung, wie sie für regelmäßige Zuschauer der Sendung eher ungewöhnlich erscheinen muss.

Man muss Hugo Egon Balder für den Mut und die Originalität loben, diese Woche den Star-Bassbariton Professor Quasthoff, die Sophie-Scholl- und Effi-Briest-Darstellerin Jentsch, die Soulsängerin Bostic und ein A-capella-Be-Bop-Quartett raten zu lassen, was ein Rosetteneisen ist oder warum es im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt eine Toilette mit abschließbarem Klodeckel gibt. Eigentlich hätte man diese Gästezusammenstellung eher bei 3sat oder arte vermutet, aber vielleicht ist das Teil eines neuen Austauschprogramms, und schon am nächsten Wochenende diskutieren Hella von Sinnen, Bernhard Hoëcker und Maddin Schneider bei arte darüber, ob der „Wert Arbeit“ tatsächlich überholt ist.

Derweil freue ich mich auf die nächste Genial-daneben-Ausgabe mit Stephen Hawking, Anatoli Iwanow, Trudel Wulle und Apocapylptica, wenn es darum geht, warum sich der Schleimaal regelmäßig einen Knoten in den Schwanz macht und was der Begriff „Deppenschlag“…

Huch? Was steht denn da zwei Spalten weiter links beim Programm von 3sat zur gleichen Zeit? 

Oh. Schade. Dann hat wahrscheinlich einfach jemand einmal zu oft Strg+V gedrückt und das Gedruckte ist doch nur ein Fall für das, was genau zwischen diesen beiden Sendungen steht:

Wer da wohl zu Gast ist? Vermutlich Thomas Quasthoff, Julia Jentsch, Celina Bostic und Maybebop.

Danke an Bastian für den Fund, den Hinweis und die Zeitung.

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Michael, 16. November 2009, 17:00.

Flemming

Ab 13. November 2009 (ZDF). Dt. Krimiserie von Gregor Edelmann.

Der Psychologe Dr. Vincent Flemming (Samuel Finzi) hilft dem LKA bei der Aufklärung von Verbrechen. Dort ist er seiner Ex-Frau Ann Gittel (Claudia Michelsen) unterstellt, die zugleich seine Nachbarin ist. Kriminaldirektor Dr. Karl Leo (Felix Vörtler) kann ihn nicht ausstehen und hat ihn schon mehrfach gefeuert, denn Leo geht es darum, die Täter einzubuchten, und Vince würde viel lieber die Probleme lösen, die die Täter zu ihrer Tat geführt haben. Kolja Geyger (Rainer Sellien) leitet die Mordkommission, Henner Blum (Oliver Bröcker) ist der Computerfachmann, rechte Hand von Anne und Fan von Vince. Nebenbei präsentiert Vince zusammen mit seinem Freund und Kollegen Dr. Hans Matthei (Hanns Zischler) eine psychologische Ratgebersendung im Radio, „Die Tricks der Seele“.

Die Serie beginnt mit einem 90-minütigen Pilotfilm, danach laufen die 45-minütigen Folgen freitags um 21.15 Uhr.

Rules Of Engagement

Ab 12. November 2009 (Kabel 1). US-Sitcom von Tom Hertz („Rules Of Engagement“; seit 2007).

Fünf Freunde, das sind sie. Vier von ihnen sind in Beziehungen, und zwar miteinander, der andere ist aber kein Hund, sondern geübter Single und Macho. Jeff (Patrick Warburton) und Audrey Bingham (Megyn Price) sind schon seit längerem verheiratet, Adam (Oliver Hudson) und Jennifer (Bianca Kajlich) frisch verlobt, und Russell Dunbar (David Spade) schleppt die Frauen mit den peinlichsten Tricks ab, die ihm einfallen.

Kabel 1 zeigt donnerstags ab 20.15 Uhr jeweils zwei halbstündige Folgen hintereinander.

SOKO Stuttgart

Ab 12. November 2009 (ZDF). Dt. Krimiserie.

Noch eine dauerhaft eingesetzte Sonderkommission klärt alltägliche Verbrechen auf. Die Stadt ist diesmal Stuttgart, und die Ermittler sind die Kommissare Martina Seiffert (Astrid M. Fünderich), Joachim „Jo“ Stoll (Peter Ketnath), und Anna Badosi (Nina Gnädig), Assistent Rico Sander (Benjamin Strecker), Kriminaldirektor Michael Kaiser (Karl Kranzkowski), Kriminaltechniker Jan Arnaud (Mike Zaka Sommerfeldt), Gerichtsmedizinerin Prof. Dr. Lisa Wolter (Eva Maria Bayerwaltes). Friedemann Sonntag (Christian Pätzold) leitet die Aservatenkammer.

Sendeplatz ist donnerstags um 18.00 Uhr. Das ZDF bestellte auf einen Schlag 20 Episoden, was für eine neue Serie recht viel auf einmal ist, andererseits würde der Serie niemand vorwerfen, irgendetwas daran sei neu.

Wieso, weshalb, warum?

Das Jubiläum keiner anderen Sendung wurde in der Vergangenheit so oft gefeiert wie das der Sesamstraße. Heute vor zehn Jahren beging Mediendeutschland ihren 30. Geburtstag, und seitdem noch zweimal den dreißigsten und dreimal den 35. Jahrestag. Als Daten halten üblicherweise der 1. August 1972 (Beginn der deutschen Synchronfassung in den dritten Programmen) und der 8. Januar 1973 (Beginn der „deutschen“ Fassung mit eigenproduzierten Studioanteilen) her.

In den USA lief die erste Folge bereits am 10. November 1969. Und das ist das Datum, das heute überall gefeiert wird, wenn es um den 40. Geburtstag der Sesamstraße geht. Also dann. Glückwunsch, glaub ich.

Immerhin wachsen bei der Sesamstraße permanent neue Zuschauer nach, die die bisherigen Geburtstage noch nicht mitgefeiert haben. Wetten, dass…? wird auch in zehn Jahren seine Jubiläen noch mit den Zuschauern von 1981 feiern.

Michael, 10. November 2009, 06:58.
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