Telespiele

1977-1979 (SWR); 1980-1981 (ARD). „Eine Telefondiskothek mit Thomas Gottschalk“.

Spielshow, in der die Kandidaten Videospiele durch Töne steuern, die sie mit ihrer Stimme, mit Gegenständen oder Instrumenten erzeugen. Im Studio spielen Kandidaten und Prominente; Telefonkandidaten haben die Möglichkeit, von zu Hause aus teilzunehmen. Die Gewinner der fünf Spielrunden dürfen sich jeweils einen Musikvideoclip, Sketch oder Filmausschnitt aus einer Liste auswählen, der dann gezeigt wird. Der Sieger der Finalrunde gewinnt zusätzlich ein Computer- bzw. Videospiel.

Eines der beliebtesten Spiele war „Pong“, eine Art Tischtennisspiel, bei dem der virtuelle Ball hin- und hergeschlagen werden musste. Der „Schläger“, nicht mehr als ein Strich, stand dabei am unteren Bildschirmrand und konnte je nach Lautstärke des erzeugten Geräuschs in die Höhe geschossen werden – im Idealfall in genau die Höhe, in der der „Ball“ gerade ankam.

Die Telespiele waren Thomas Gottschalks erste Abendshow. Er knüpfte hier schon viele Kontakte, die ihn über die ganze Karriere hinweg begleiteten. Regisseur war Alexander Arnz, der später bei Wetten, dass …? Regie führte, einer der Autoren Holm Dressler, der danach Na sowas produzierte und mit Gottschalk die Produktionsfirma „Brot und Spiele“ gründete, und Redaktionsleiter der spätere ZDF-Unterhaltungschef Wolfgang Penk. Als Musikwünsche spielte Gottschalk in der ersten Sendung aktuelle Hits von Pink Floyd, Nazareth und Smokie, die er noch im Jahr 2004 in großen Jubiläums-Rockshows feierte. In der fünften Sendung im November 1978 war Mike Krüger zu Gast, dessen ähnliches Gesichtsmerkmal sich als Basis für mehrere gemeinsame Filme entpuppte.

Genau genommen wurde Gottschalk hier auch schon zum ersten Mal Nachfolger von Frank Elstner. Der hatte Ende 1979 gerade seine ARD-Sendung Die Montagsmaler Richtung ZDF verlassen, um dort Wetten, dass …? zu entwickeln. Die Telespiele waren bis dahin mit zwölf Ausgaben erfolgreich im Nachmittags- und Abendprogramm mehrerer Dritter Programme gelaufen und wurden nun als Nachfolgesendung dienstags um 20.15 Uhr in die ARD übernommen. (Die Montagsmaler wurden dann dennoch fortgesetzt.) Dort liefen sie nun etwa alle sechs Wochen, dauerten 45 Minuten und brachten es auf weitere 17 Folgen.

Subito

1995 (ARD). „Die Sendung zum Gerät“. Satirisches Magazin mit Werner Sobotka und der Wiener Kabarettgruppe Die Hektiker.

Sie nehmen die Marotten des modernen Fernsehens auf die Schippe: Live-Schaltungen, Wackelkameras, Straßeninterviews. Als „TV-Fahnder“ karikiert Maximilian Schmidt die pseudoinvestigativen Aufklärer der Boulevardmagazine, es gibt Parodien auf Politiker und Prominente und Witzinterviews mit den Originalen. „Talk im Sturz“ ist der Titel einer Rubrik mit „Europas härtestem Prominenteninterview“, das in einer Achterbahn mit Looping geführt wird. Regelmäßig tritt Hans-Werner Olm auf und parodiert Ost- und Westberliner.

Mit der Sendung wollte die ARD das durch das Ende von Schmidteinander entstandene Witz- und Satireloch füllen, ließ von jeder der fünf beteiligten Anstalten Beiträge zuliefern und erntete für das Ergebnis nur Spott und Entsetzen. Wie die meisten Versuche des Fernsehens, sich selbst zu parodieren, ging auch dieser schief. Nach sieben Ausgaben beschlossen die Programmdirektoren das Aus der Sendung. Subito lief im Wechsel mit dem Scheibenwischer 14-täglich am späten Samstagabend, nach dem Wort zum Sonntag.

Olm!

2002-2004 (RTL). Halbstündige Comedyshow mit Hans-Werner Olm und Sketchen, Stand-up-Comedy und prominenten Gästen.

Zwischendurch erobern Olms Figuren zum Schrecken von Unbeteiligten die Welt: die männlich-rabiate Frau Luise Koschinsky („die sprechende Pumpgun aus Meppen“), der sich für einen weltgewandten Playboy haltende Unternehmer Paul Schrader (Gemüse Im- und Export, Paderborn), der Schwätzer Günni Schwagalla und der nervige Musiker Iff.

Drei Staffeln liefen samstags um 22.45 Uhr, direkt nach der neuen Sendung Krüger sieht alles mit Mike Krüger. Durch dessen frühere Mike Krüger Show war Olm bekannt geworden. Das war jedoch schon über zehn Jahre her und außerdem bei Sat.1; die Sendeplätze waren wohl eher Zufall als beabsichtigtes Mittel zum gezielten „audience flow“. Vor allem dank der Platzierung vor der Bekanntgabe des Ergebnisses von Deutschland sucht den Superstar hatte Olm! zeitweise sensationelle Quoten und erreichte auch Zuschauer, für die sein abseitiger Humor sonst wohl zu abseitig gewesen wäre. Zur Serie sind zwei Best-of-DVDs erschienen.

Krüger sieht alles

2002-2005 (RTL). Halbstündige Comedyshow mit Mike Krüger, der Fernsehausschnitte aus aller Welt zeigt und kommentiert. Dabei sitzt er in einem Sessel, und das aus unerfindlichen Gründen vor Studiopublikum. Vorbild ist die englische Show „Tarrant On TV“ mit Chris Tarrant, der zugleich Moderator der Originalversion von Wer wird Millionär? war.

Die Reihe lief samstags nach 22.00 Uhr.

Mike Krüger Show

1991-1993 (Sat.1). Einstündige Comedyshow von und mit Mike Krüger.

Gags und Sketche reihten sich aneinander. Zum ständigen Team gehörten außer Krüger noch Hans-Werner Olm und Gabi Decker, dazu kamen wechselnde prominente Gäste. Jede Sendung begann mit einer Parodie auf Helmut Kohl, der die „Zuschauer und Zuschauerinnen vor den Fernsehern und Fernseherinnen“ begrüßte, zum Ende sangen alle auf die Melodie von „Knockin’ On Heaven’s Door“ das Blödellied „Nackig an der Himmelstür“. Zwischendurch predigte Olm ein wenig als Reverend.

RTL hatte kurz zuvor Thomas Gottschalk verpflichtet, Sat.1 versuchte mit dessen „Supernasen“-Filmpartner Krüger den Gegenschlag. Die Kritiker hassten die Show, weil sie platt und schwachsinnig sei, wer aber ohne Bildungsanspruch einfach nur nett eine Stunde unterhalten werden wollte, war hier genau richtig. Sowohl Krüger als auch Olm gingen später selbst zu RTL. Ihre Shows Krüger sieht alles und Olm! wurden dort direkt hintereinander gezeigt.

Die Ausgaben liefen zunächst donnerstags um 20.00 Uhr, ab 1993 eine zweite Staffel samstags gegen 18.30 Uhr an fußballfreien Tagen auf dem Sendeplatz von ran.

Neues von der Katze mit Hut

1983. 4-tlg. Marionettenspiel aus der Augsburger Puppenkiste nach den Büchern von Simon und Desi Ruge. Fortsetzung von Katze mit Hut.

Die merkwürdige Hausgemeinschaft in der Backpflaumenallee 17 feiert u. a. Geburtstag und fällt in den Winterschlaf. Die halbstündigen Folgen liefen sonntags.

Katze mit Hut

1982 (ARD). 4-tlg. Marionettenspiel von Sepp Strubel aus der Augsburger Puppenkiste nach dem Buch von Simon und Desi Ruge.

Die Katze mit Hut will eigentlich nach Hamburg, bleibt dann aber in Stackeln an der Kruke. Sie zieht in das unbewohnte Haus Nummer 17 in der Backpflaumenallee. Nach und nach folgen ihr eine Menge merkwürdiger neuer Bewohner: das Dudelhuhn Marianne, das jeden Morgen ein Ei legt; Kapitän Knaak, ein Hund, der früher zur See gefahren ist; ein Zappergeck, der ungezogen ist; eine Puddingbrumsel, die brav ist; ein Lama, das meistens schläft und rückwärts geht, weil sein Hinterteil klüger als das Vorderteil ist; ein Hundertfuß, der Glühbirnen sammelt, aber nur ausgebrannte, weil er lichtscheu ist; das Wildschwein Baby Hübner, das glaubt, Klavier spielen zu können und zur Oper will; und der Stolpervogel, der … wie der Name schon sagt. In den Keller ziehen zwei Erfinder, die Gebrüder Erbsenstein, die sich nützlich machen. Der Hausbesitzer Direktor Egon Maulwisch gibt bald den Versuch auf, von der Katze mit Hut Miete zu bekommen – obwohl sie als Werbe-Häklerin arbeitet, reicht das Geld einfach nicht.

Zauberhafte Kinderserie, die gemächlich erzählt ist und fast ohne aufregende Geschichten auskommt: Die liebevoll gestalteten skurrilen Hausbewohner allein reichen völlig aus. Für einige Bedenkenträger waren allerdings gerade die besorgniserregend: Sie protestierten, weil die Serie anscheinend klammheimlich mit der anarchischen Hausbesetzerszene sympathisiere.

Die Folgen waren 30 Minuten lang und wurden im folgenden Jahr fortgesetzt unter dem Namen Neues von der Katze mit Hut. Die Serie ist auf DVD erschienen.

Katts & Dog – Ein Herz und eine Schnauze

1990-1998 (RTL). 106-tlg. kanad. Krimiserie („Katts And Dog“; 1987-1993).

Der deutsche Schäferhund Rinty hat einen festen Job bei der Hundestaffel der Polizei. Gemeinsam mit seinem Herrchen, Officer Hank Katts (Jesse Collins), ist Rinty im Einsatz, wenn Fälle gelöst werden müssen. Auch Hanks Neffe Stevie (Andrew Bednarski), ein Teenager, kümmert sich gern um den Hund. Nach dem Tod von Stevies Mutter Maggie Davenport (Cali Timmins) adoptiert Hank den Jungen. Zu Hanks Kollegen gehört Officer Ron Nakamura (Dennis Akayama), der eines Tages angeschossen wird und von nun an im Rollstuhl sitzt, außerdem die Französin Renée Daumier (Denise Virieux), Dennis Brian (Brian Kaulback), anfangs noch Sgt. Callahan (Peter MacNeill) und später Sgt. O. C. Phillips (Phil Jarrett).

Der volle Name des Hundes Rinty lautete Rin Tin Tin. Der Hund, der ihn spielte, war ein Nachfahre des original Film-Rin-Tin-Tins, der die Hunderolle bereits 1922 im Kino gespielt hatte. Frühere Nachfahren waren die Hauptakteure in der ARD-Serie Rin-Tin-Tin. In den USA lief die kanadische Serie unter dem Titel „Rin Tin Tin K9 Cop“. Die Folgen waren eine halbe Stunde lang.

Flicka

1969 (ZDF); 1988 (Sat.1). 39-tlg. US-Westernserie („My Friend Flicka“; 1956-1957).

Auf einer Ranch in Montana leben Anfang des 19. Jh. Rob (Gene Evans) und Nell McLaughlin (Anita Louise) mit ihrem Sohn Ken (Johnny Washbrook). Dessen Ein und Alles ist sein Pferd Flicka, mit dem er regelmäßig in haarsträubende Situationen gerät. Gus Broeberg (Frank Ferguson) arbeitet für die Familie.

Das ZDF zeigte mittwochs um 18.40 Uhr 30 halbstündige Folgen, Sat.1 fast 20 Jahre später noch neun weitere. Einer der Gaststars war der Hengst Highland Dale, der als Fury bekannt wurde.

Fury

1958-1988 (ARD). „Abenteuer eines wilden Pferdes“. 114-tlg. USAbenteuerserie („Fury“; 1955-1960).

Der junge Witwer Jim Newton (Peter Graves) nimmt den Waisenjungen Joe Clark (Robert „Bobby“ Diamond) bei sich auf, nachdem er Joe vor Ärger mit der Polizei bewahrt hat. Die beiden wohnen auf Jims „Broken Wheel Ranch“, auf der außerdem noch der alte Koch und Mädchen für alles Pete Wilkie (William Fawcett) lebt. Der wilde schwarze Hengst Fury ist ein Geschenk Jims an Joe, weil Joe der Einzige ist, der ihn reiten kann. Fury wird Joes bester Freund. Gemeinsam bestehen die beiden viele Abenteuer, retten Menschen aus gefährlichen Situationen und überführen ein paar Bösewichte. Jim und Pete stehen ihnen mit Ratschlägen zur Seite, und Jim adoptiert Joe später. Der Junge hat zwei weitere Freunde, erst Pee Wee (Jimmy Baird), der eigentlich Rodney Jenkins heißt, dann Packy (Roger Mobley), dessen richtiger Name Homer Lambert ist.

Fury startete nur kurze Zeit nach Lassie und wandte bereits zwei der fortan lange Zeit gültigen Maßstäbe für Western- und Tierserien an: Männer mit Cowboyhüten sind immer Witwer, und Tiere sind die besten Freunde von Kindern und retten Menschen aus jeder Gefahr. Der schwarze Hengst Fury aus Missouri, der eigentlich Highland Dale hieß, war zu seiner Zeit einer der meistbeschäftigten Hollywood-Stars, spielte in diversen Pferdefilmen und serien mit und übernahm u. a. eine Gastrolle in Flicka. Sein Debüt hatte er 1946 im Kino als „Black Beauty“ gegeben. Sein Besitzer und Trainer war Ralph McCutcheon.

Jede Serienfolge war eine halbe Stunde lang und begann im Vorspann so: Joe ruft laut: „Fury!“, Fury kommt, und Joe fragt: „Na Fury, wie wär’s mit einem kleinen Ausritt?“ Die bemerkenswerteste Veränderung im Lauf der Jahre war, dass Joe in den Stimmbruch kam. Die ersten 47 Folgen liefen zwischen 1958 und 1962 am Sonntagnachmittag gegen 14.45 Uhr. Alle weiteren Folgen waren erst 35 Jahre später zum ersten Mal im deutschen Fernsehen zu sehen, ebenfalls in der ARD.

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