1997 (Vox). Reisequiz mit Björn-Hergen Schimpf, das meistens samstags um 20.15 Uhr lief.
Quasineuauflage von Ein Tag wie kein anderer, das Schimpf jahrelang auf RTL moderiert hatte: Zwei Zweierteams spielten gegeneinander und mussten Fragen zu kurzen Filmreportagen aus dem Zielland beantworten oder Fehler finden. Wegen kaum messbarer Quoten war nach zwölf Ausgaben Schluss.
1984–1993 (RTL). Beliebtes Reisequiz, das RTL nach Jahren im Radio ins Fernsehen brachte.
Zwei Teams aus je zwei Kandidaten treten gegeneinander an. Jede Sendung hat ein Urlaubsziel als Thema. In der ersten Runde müssen die Spieler dieses Ziel mit Joysticks auf einer Karte ansteuern. Danach geht es in mehreren Runden um kurze Filmberichte, in denen ein Reporter vor Ort das jeweilige Land oder die Stadt vorstellt und kuriose Geschichten erzählt. Die Kandidatenteams müssen aus verschiedenen Antwortmöglichkeiten die richtige auswählen, entscheiden, ob eine Behauptung wahr oder falsch ist, und bei einem längeren „Film mit Fehlern“ so schnell wie möglich auf den Buzzer drücken, wenn ein Bild zu sehen ist, das nicht zum Zielort gehört. In dieser Runde gibt es Extrapunkte, wenn die Kandidaten darüber hinaus noch sagen können, woher die Aufnahme tatsächlich stammt. Die beiden Mitglieder des Siegerteams spielen in der Schlussrunde gegeneinander um eine Reise zu dem vorgestellten Ort. Sie müssen dazu fünf Fragen beantworten, die sich wieder auf kurze Reportagen beziehen.
Ein Tag wie kein anderer war etwas bedächtig, aber unterhaltsam und informativ und wurde zur langlebigsten Show in der Anfangszeit des Privatfernsehens. Sie lief zunächst, gerade mal 20 Minuten lang, sonntags um 18.15 Uhr. Noch im gleichen Jahr wurde die Sendezeit auf eine Stunde verlängert. 1985 erhielt die Show den festen Sendeplatz um 19.05 Uhr, den sie bis zum Schluss behielt und auf dem sie ein Dauerbrenner wurde, obwohl sie innerhalb von neun Jahren sechs Moderatoren verschliss. Den Anfang machte Thomas Wilsch, er präsentierte 200 Sendungen bis 1988. Für jeweils ein paar Monate folgten Werner Schulze-Erdel und Jochen Pützenbacher, der bereits die Radioversion moderiert hatte. Ab 1989 moderierte Björn-Hergen Schimpf, bis Herbst 1991 im Wechsel mit Susanne Kronzucker, dann allein, insgesamt 150-mal. Bei erster Gelegenheit gab RTL bekannt, dies sei mit 490 000 Zuschauern das erfolgreichste Reisequiz im Fernsehen. Später wurde RTL Marktführer und hätte solche Zahlen als Flop betrachtet, doch es wurden ja noch ein paar Zuschauer mehr. Schimpf wechselte Ende 1992 zur ARD, Ulli Potofski übernahm noch für ein halbes Jahr. Die Reihe brachte es auf 426 Ausgaben.
1988 (RTL). Spielshow mit Björn-Hergen Schimpf, der den „härtesten Mann Deutschlands“ suchte.
2000 Kandidaten bewarben sich, von denen 64 dann die Ehre hatten, über Schlammpisten fahren, sich in Kiesgruben stürzen und in löchrigen Kanus einen Baggersee überqueren zu dürfen. In jeder Sendung wurden die Schwächlinge eliminiert, die Sieger durften erst gemeinsam ein Bier trinken und später gegen Gewinner der anderen Runden kämpfen, bis endlich der härteste Mann Deutschlands feststand. Lief nachmittags.
Karlchen ist eine rosafarbene Handpuppe mit norddeutschem Schnodderdialekt, Schlafzimmerblick, wirren weißen Haaren, gewaltigen Ohren und einer langen spitzen Nase. Direkt nach 7 vor 7 bzw. RTL aktuell gibt er live und ungefragt Kommentare zum Weltgeschehen ab — oder auch nur zu der Art, wie es gerade in den Nachrichten präsentiert worden ist. Bundesverteidigungsminister Stoltenberg nennt er einen „Schnullermund“, amerikanische Politiker „Laberheinis“ und Helmut Kohls Entwicklung vom Gegner der Ostverträge zum Wiedervereiniger einen „Treppenwitz“.
Stimme und Hände lieh der Figur Björn-Hergen Schimpf. Er beschrieb Karlchens Charakter so: „Frech, besserwisserisch gegenüber vor allen Dingen Prominenten, opportunistisch, immer scharf auf Mädels, aber typisch Maulhuber: Immer wenn sie in seine Nähe kommen, wird er ohnmächtig.“ Mal war er albern, mal sagte er zu aktuellen Entwicklungen die Sätze, die gesagt werden mussten, die sich aber kein Fernsehmensch zu sagen traute.
Nach sieben Jahren und 2500 Folgen musste Karlchen seinen Platz räumen. Schimpf führte das später darauf zurück, dass RTL bei seinem Bemühen, terrestrische Frequenzen zu bekommen, auf das Wohlwollen der Politiker angewiesen war, die sich regelmäßig über Karlchens Respektlosigkeiten beklagt hatten. Auch der zunehmenden Entwicklung vom Spaßsender zum Marktführer mit Informationskompetenz stand die Puppe vermutlich im Weg, die manchmal sekundenlang nichts tat, als vorwurfsvoll in die Kamera zu schauen und mit der einzigen Hand auf die Tischplatte zu klopfen.
Dennoch tauchte Karlchen immer wieder im Fernsehen auf, u. a. als ARD-Olympia-Kommentator 1996, RTL-Fußball-EM-Kommentator 2000 und inzwischen wieder regelmäßig bei RTL im Frühmagazin Punkt 6.
2000–2004 (Sat.1) Einstündiger Daily Talk vormittags um 11.00 Uhr mit Franklin Schmidt, der nur unter dem Namen Franklin auftrat. Er hatte zuvor Die 100.000 Mark Show bei RTL moderiert. Nur ein paar Wochen nach deren Absetzung startete er seinen täglichen Talk bei der Konkurrenz.
Meistens stritten sich Menschen, die sich kannten, zu Themen wie „Charakterschwein! Hör auf, dein Kind zu ignorieren“ oder „DNA-Test: Ich wünsche mir einen anderen Vater für mein Kind“ lautstark über ihr Privatleben, manchmal aber auch über das Privatleben anderer, so in der zweiten Sendung, die das Motto hatte: „Arbeitsloser, schäm dich!“ Der Titelzusatz „Deine Chance um 11“ wurde im April 2004 gestrichen, als die Sendung auf 10.00 Uhr vorverlegt wurde. Nur wenig später wurde auch der komplette Rest der Sendung gestrichen.
1998–2000 (Sat.1). Tägliche Vormittags-Talkshow mit nichtprominenten Gästen zu täglich wechselnden Themen.
Moderator Jörg Pilawa trat die Nachfolge von Johannes B. Kerner an, der zum ZDF gewechselt war. Wie sein Vorgänger und im größtmöglichen Kontrast etwa zu Andreas Türck moderierte er mit großer Gelassenheit und eher versöhnlich als provokant. Vor allem deshalb fiel Jörg Pilawa im Vergleich zu anderen Daily Talks nicht negativ auf, obwohl sich seine Themen kaum von ihnen unterschieden: „Mein Kind ist fett — Ich schäme mich so“, lautete das Motto der ersten Sendung. Es folgten u. a. „Frauen sind dümmer als Männer — Ich weiß es genau“, „Mein Kind schlägt mich“, „Oma und Opa, ich kann’s nicht glauben: Ihr habt noch Sex“ sowie „Sex ist alles, was ich von dir will“.
Die einstündigen Sendungen liefen um 11.00 Uhr. Nach zweieinhalb Jahren gab er seine Talkshow wieder auf, um fortan täglich — und jetzt live — Die Quiz Show zu moderieren. Seinen Talkplatz übernahm Franklin — Deine Chance um 11.
1993–1995 (ARD). Halbstündige werktägliche Call-In-Show mit Björn-Hergen Schimpf.
Schimpf gießt sich eine Tasse Kaffee ein und fordert die Zuschauer auf, anzurufen und mit ihm zu plaudern. Sie sollten ihm z. B. ihre schönsten Jugendstreiche erzählen.
Wenig erfolgreiche Sendung, die es aber immerhin auf rund 400 Folgen brachte und dann durch den noch erfolgloseren Rehmsen ersetzt wurde. Zu Sendebeginn um 14.00 Uhr zeigte eine Weltzeituhr die Uhrzeit quer durch die Metropolen der Welt. In Schmimpfs Heimatstadt Winsen an der Luhe war es meist noch 13.38 Uhr. Die Vorwahl lautete 02 21.
1995–1996 (ARD). Einstündige Kontaktshow mit Helmut Rehmsen.
Rehmsen stellt sehr seriös Menschen vor, die für Herz oder Hobby Gefährten suchen. Wer sich angesprochen fühlt, kann faxen, auf Anrufbeantworter sprechen, schreiben oder live in der Sendung anrufen. Einmal pro Woche nimmt ein Prominenter als Studiogast teil. Es gibt auch Studiopublikum, und wer als Zuschauer dort eine interessante Person sieht, kann ihr ein „Liebesfax“ schicken, das Rehmsen dann in oder nach der Sendung verteilt und manchmal vorliest.
Die Reihe lief montags bis donnerstags um 14.00 Uhr und war Teil der Talk-Offensive der ARD, in der zudem am Stück Juliane & Andrea und Fliege gesendet wurden. Sie wurde nach 100 Folgen durch Unterhaltungsserien ersetzt, weil keiner zuguckte.
1996 (ARD). Nachmittagstalkshow mit Juliane Hielscher-Laudamus und Andrea Beckmanns.
Lief montags bis donnerstags um 15.00 Uhr und war Teil einer Talk-Offensive mit drei Stunden Talk am Stück: Rehmsen, Juliane & Andrea, Fliege. Die Damen überlebten Herrn Rehmsen knapp — ab dem Spätherbst liefen auf dem Sendeplatz Spielfilme für die Familie.
Mit dem Ende der Oliver Geissen Show im Sommer wird der Daily Talk als solcher zwar noch nicht komplett vom Bildschirm verschwinden (Sat.1 hat irrtümlich immer noch Britt — Der Talk um eins auf Sendung), doch der Sender, der das Genre 1992 mit Hans Meiser einführte und zwischenzeitlich fünf tägliche Talkshows im Programm hatte, lässt es sterben.
Damit hat das Genre in Deutschland eine Abart ausgelassen, die in den USA seit vielen Jahren Standard ist und auch bei uns oft vorhergesagt wurde. 1999 fragte (nicht nur) „TV Today“ in einer Titelgeschichte: „Kommen jetzt die Prügelshows?“ Auch, wenn es schwer vorstellbar ist: Das Niveau vieler US-Daily-Talks liegt noch weit unter dem, was wir in Deutschland je gesehen haben. Doch, das geht.
Jerry Springer, ehemaliger Bürgermeister von Cincinatti, moderiert seit 18 Jahren eine Sendung, zu der und in der er selbst eine gewisse ironische Distanz bewahrt, wenn sich vor johleendem Publikum auf der Bühne fette Prolls prügeln, weil gerade wieder Seitensprünge mit der Mutter der Lebensgefährtin im Fernsehen aufgeflogen sind. (In der Busenschau mit Sonya Kraus sind immer wieder Ausschnitte zu sehen.) Wegen dieses Grundkonzepts beschäftigt die Show eigene Sicherheitskräfte, die gerade so weit einschreiten, dass man noch von einer Prügelei sprechen kann, aber Verletzungen möglichst vermieden werden. Der kahlköpfige Ex-Polizist Steve Wilkos war der Sicherheitschef bei der Jerry Springer Show. Das allein machte ihn berühmt genug, um seine eigene tägliche Show zu bekommen, die sehr ähnlich funktioniert, aber einerseits lebenshilfiger daherzukommen versucht, andererseits mit Drohungen arbeitet. Der untreue Ehemann verspricht dem Moderator, er werde sich bessern, und der Moderator verspricht der Mutter der betrogenen Ehefrau, wenn er sich nicht bessere, komme er mal vorbei. Das Publikum johlt. Beinahe wäre es in die gewohnten „Jerry, Jerry!“-Rufe ausgebrochen, doch es wurde gerade noch ein „Steve! Steve!“ Klingt leider nicht so schön, weil einsilbig. Schon Franz Beckenbauer erklärte die Beliebtheit des damaligen Bundestrainers Rudi Völler so: „’Rudi’ lässt sich so schön rufen.“
Woran genau die Einführung der Prügelshows in Deutschland scheiterte, kann man nicht genau sagen, da nicht einmal RTL2 es ernsthaft versuchte. Womöglich hätte dies den Tod des Genres einige Jahre hinausgezögert. Aber wahrscheinlich ist es gut, dass es so weit nie kam. Sie ruhe in Frieden.