Hollywood: Streik vorbei

Jetzt aber wirklich. 92,5 Prozent der amerikanischen Gewerkschaftsautoren von Film und Fernsehen hat gestern Abend dafür gestimmt, den seit drei Monaten andauernden Streik sofort zu beenden. Heute gehen die Autoren wieder zur Arbeit, und erste Auswirkungen werden schon heute Abend spürbar sein: Die Late-Night-Moderatoren Jay Leno, Conan O’Brien, Jimmy Kimmel, Jon Stewart und Stephen Colbert werden weniger selbst schreiben und improvisieren müssen, weil ihr Team wieder da ist (David Letterman und Craig Ferguson hatten wegen einer eigenen Vereinbarung mit der Gewerkschaft schon seit Januar wieder auf ihre Autoren zurückgreifen können), und Stewart wird seiner Sendung den Titel zurückgeben. Während des Streiks hatte er den bestimmten Artikel aus dem Namen The Daily Show with Jon Stewart streichen lassen, denn The Daily Show sei die Show, die mit Autoren hergestellt würde. Seit Januar hieß die Sendung nur A Daily Show with Jon Stewart.

Wie genau es mit den lange brachliegenden Drama- und Comedyserien weitergeht, wird in den nächsten Tagen klarer werden. Von den meisten Serien werden laut TV Guide vermutlich in dieser Fernsehsaison (bis Mai) noch vier bis neun neue Episoden produziert, wodurch der Staffelumfang überall zwischen 16 und 22 Episoden liegen dürfte und damit letztlich sogar nur knapp unter dem Normalfall.

Nur 24 fällt dieses Jahr wohl aus. Die siebte Staffel hatte in den USA noch nicht begonnen, als der Streik anfing. Weil der Sender Fox keine halbe Staffel der Serie zeigen wollte und die Fertigstellung einer ganzen noch in dieser Saison so gut wie unmöglich ist, geht es mit 24 wohl erst nächstes Jahr im Januar weiter.

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Michael, 13. Februar 2008, 08:18.

Gängige Praxis

Der fiese Agent aus Prison Break, die nette Jugendrichterin aus Für alle Fälle Amy und der verrückte Pilot aus Wings — Die Überflieger haben jetzt eine gemeinsame Arztpraxis. Trotz der bekannten Gesichter aus so vielen Serien ist Private Practice aber ein Spin-off von einer ganz anderen: Grey’s Anatomy — Die jungen Ärzte. Jene Serie war vor drei Jahren in jeglicher Hinsicht katastrophal gestartet. Sie war ein kreatives Desaster, arm an Überraschungen und weitgehend frei von Zuschauern. Grey’s Anatomy hat sich seitdem zu einem bemerkenswerten Erfolg entwickelt, so sehr, dass sogar ein eigener Serienableger Erfolg verspricht. In ihm steht Kate Walsh als Dr. Addison Montgomery im Mittelpunkt, die Ex von McDreamy. Sie zieht von Seattle nach Los Angeles, um dort in einer bunt zusammengewürfelten Gemeinschaftspraxis anzuheuern.

Private Practice ist eine solide, um Originalität bemühte Serie ohne nennenswerte Höhepunkte, aber auch ohne größere Langeweile, und transportiert die Anmutung der Mutterserie problemlos über eine weitere Stunde des Abendprogramms, weshalb ProSieben endlich eine Serie gefunden haben könnte, bei der Grey’s-Anatomy-Fans im Anschluss nicht sofort scharenweise abschalten.

Vor allem die Schauspielerriege ist beeindruckend: Amy Brenneman, Taye Diggs und Tim Daly hatten schon in mehreren Serien Titelrollen gespielt und treten hier als gleichberechtigtes Ensemble auf. Brenneman hatte in Für alle Fälle Amy an der Seite von Tyne Daly gespielt, hier lernt sie jetzt deren Bruder Tim kennen.

Die größte Überraschung für mich war Paul Adelstein, der den miesen Agenten Kellerman in Prison Break gespielt hatte, und den ich in Private Practice erst gar nicht erkannt habe. Er sieht zwar genau gleich aus, doch seine Rolle unterscheidet sich derart von seiner früheren, dass ich nicht auf die Idee gekommen wäre, es könnte sich um die gleiche Person handeln. Scheint ein großartiger Schauspieler zu sein, denn erst als ich seinen Namen las, ging mir ein Licht auf. Das ist mir das letzte Mal bei Anthony LaPaglia passiert, den ich als dauerbesoffenen, pöbelnden Bruder von Daphne in Frasier kannte und ihn plötzlich als FBI-Fahnder in Without A Trace sah.

Doch Paul Adelstein ist nicht der Star dieser Serie. Schade.

Private Practice — mittwochs um 22.15 Uhr auf ProSieben.

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Michael, 13. Februar 2008, 06:57.

Private Practice

Ab 13. Februar 2008 (ProSieben). US-Arztserie von Shonda Rimes („Private Practice“, seit 2007).

Spin-off von Grey’s Anatomy- Die jungen Ärzte:  Die Gynäkologin Dr. Addison Montgomery (Kate Walsh) hat das Seattle Grace Hospital verlassen und sich von ihrer besten Freundin Dr. Naomi Bennett (Audra McDonald) in deren privater Praxis in Los Angeles als Geburtsärztin anwerben lassen. Dort trifft sie auf ein eingeschworenes Kollegium, das ihr zunächst skeptisch gegenübersteht. Dazu gehören der Internist und Naomis Ex-Mann Dr. Sam Bennett (Taye Diggs), der Addisons neuer Nachbar ist, der Alternativmediziner Dr. Pete Wilder (Timothy Daly), der sie bei ihrem ersten Besuch in L.A. geküsst hatte und sich selbst als Grund für ihren Umzug sieht, der draufgängerische Kinderarzt Dr. Cooper Freedman (Paul Adelstein), die Psychiaterin Dr. Violet Turner (Amy Brenneman), die wie die meisten Fernsehpsychiater selbst einen an der Klatsche hat und ihren Ex stalkt, und die männliche Sprechstundenhilfe Dell (Chris Lowell). Natürlich kann sich Addison schon am ersten Tag dank einer schweren Geburt beweisen, hätte sich aber ohnehin geweigert, wieder zu gehen. Charlotte King (KaDee Strickland) ist die Chefin des nahen St. Ambrose Hospitals.

Kate Walsh hatte die Rolle der Addison schon zwei Jahre lang in Grey’s Anatomy gespielt. Dort war das neue Umfeld Los Angeles in einer Doppelfolge einige Monate vor dem Start des Ablegers eingeführt worden. ProSieben zeigt beide Serien mittwochs hintereinander, diese um 22.15 Uhr. Zur zweiten Staffel rückte Private Practice auf 21.15 Uhr vor.

Exclusiv — Das Starmagazin

Seit 1994 (RTL). Tägliches Boulevardmagazin.

Die Zwölf-Minuten-Show mit Klatsch und Tratsch über Promis war ursprünglich ein Ableger von Explosiv – Das Magazin und wurde unter dem Namen Explosiv-Telegramm werktags um 18.30 Uhr gestartet. Auf den Tag genau ein Jahr später erfolgte die Umbenennung. Moderatorin war von Beginn an Frauke Ludowig. Auch das Starmagazin war das erste seiner Art und wurde von anderen Sendern (Blitzlicht, Leute heute etc.) mehrfach kopiert. Im Sommer 1998 startete die Wochenendausgabe Exclusiv Weekend.

Für alle Fälle Amy

2003–2005 (Vox). 138-tlg. US-Familienserie von Barbara Hall, Connie Tavel, Bill D’Elia, John Tinker und Amy Brenneman („Judging Amy“; 1999–2005).

Amy Gray (Amy Brenneman) ist nach ihrer Scheidung zurück in ihre Heimatstadt Hartford gezogen. Dort arbeitet sie als Jugendrichterin und lebt mit ihrer kleinen Tochter Lauren (Karle Warren) wieder bei ihrer starrsinnigen Mutter Maxine (Tyne Daly), einer Sozialarbeiterin. Zur Familie gehören noch Amys Brüder Vincent (Dan Futterman) und Peter (Marcus Giamatti) und dessen Frau Gillian (Jessica Tuck). Amys Kollegen sind Rechtspfleger Bruce Van Exel (Richard T. Jones) und die etwas wunderliche Sekretärin Donna Kozlowski-Pant (Jillian Armenante).

Die Serie basierte auf den wirklichen Erlebnissen von Hauptdarstellerin Amy Brennemans Mutter. Die einstündigen Episoden liefen werktags nachmittags. Tyne Daly wurde mit dem Emmy als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet. Daly hatte Jahre zuvor bereits viermal den Emmy als beste Hauptdarstellerin für die Rolle der Mary Beth Lacey in Cagney & Lacey gewonnen.

Bruce will es

BREAKING NEWS: Britney Spears hat eine öffentliche Toilette besucht! Ist das nicht der helle Wahnsinn? Hab ich bei Exclusiv gesehen, weil Bruce noch nicht angefangen hatte.

Bruce.

„Positiv sollten Sie den Tag beginnen“, hat vor vielen Jahrzehnten mal eine ARD-Radiocomedyfigur gepredigt, und das ARD-Fernsehen hat es jetzt geschafft, diese Botschaft auf eine Viertelstunde Vorabendprogramm auszudehnen. Und es ist gut, wenn man das weiß und sich diese grundsätzliche Botschaft merkt, denn im Einzelnen versteht man natürlich nicht immer, was Bruce Darnell eigentlich will. Das hat nicht nur sprachliche Gründe, sondern auch inhaltliche. Aber es steckte bestimmt eine Botschaft dahinter, als Bruce gefühlte Minuten lang mit seinen Fingern auf die Bank trommelte und Wochentage aufzählte.

„Technisch absolut Top: Optik, Farben, Kulisse und Musik, wunderschön komponiert die ganze Sendung“, schreibt Thomas in den Kommentaren zu meiner Vorschau, und das kann man genau so stehen lassen. Man kann sogar noch mehr Positives sagen: Im Gegensatz zu ähnlich gedachten Realityshows anderer Sender wird hier niemand menschenverachtend vorgeführt, und diese positive, lebensbejahende Grundstimmung zieht sich durch die ganze Viertelstunde. Es kommt auf den Menschen in Dir an, nicht auf Dein Äußeres, bläut Bruce der 22-jährigen Studentin Christina ein, die ihre Brüste für zu klein und ihr Äußeres insgesamt grundlos für unattraktiv hält. Ihrer Mutter verspricht er, dafür zu sorgen, dass Christina nicht zu irgendwem geht, um sich die Brüste vergrößern zu lassen. Dabei betont er das Wort „irgendwem“ so merkwürdig, dass ich für einen kurzen Moment Angst hatte, er habe selbst einen anerkannten Experten mitgebracht, um Christina die Brüste zu vergrößern. Die Angst war unbegründet, Bruce betont ja alles merkwürdig.

Bruce redet auf Christina ein, heult ein bisschen mit ihr, nennt noch ein paar Wochentage und bemüht sich um Überzeugungsarbeit. Immer wieder will er ihr Selbstvertrauen stärken, den Glauben an sich, will, dass sie sich selbst akzeptiert und wohlfühlt, zeigt ihr sogar Fotos von Topmodels, die eine ähnliche Figur haben wie sie — und legt dabei wieder so eine merkwürdige Betonung auf „Topmodel“, aber das kann daran gelegen haben, dass er immer noch glaubt, in seiner alten Sendung zu sein.

Und hier kommt das Problem, das ich mit der Sendung habe und der Grund, warum ich mehrfach von einer Viertelstunde schrieb, obwohl die Sendung zwanzig Minuten lang ist: Eine hübsche Frau wie Christina, die ihren Körper hasst, bräuchte eigentlich Hilfe von einem Psychologen. Sie kam aber zu Bruce. Bruce ist ein Stylingberater. Die Show trägt den Untertitel „Eure Styling-Show“. Und deshalb verpasste er am Ende Christina zwar keine größeren Brüste, entstellte ihre natürliche Schönheit aber, indem er ihr aufdringliche Schminke um die Augen malen ließ und ihr eine Frisur wie eine Perücke aufsetzte. Das hübsche Gesicht war kaum noch zu erkennen, und aus der einzigartigen jungen Frau war eine geworden, die so austauschbar aussah wie in einem Allerweltskatalog, den der Postbote in die Regenpfütze vor dem Haus wirft.

Christina fühlte sich in dieser neuen Optik wohler, sagte sie. Insofern hat Bruce zumindest diese Aufgabe erfüllt. Christinas eigentliches Problem besteht indes vermutlich fort. Und die komplette erste Viertelstunde seiner Show entlarvte Bruce als wertloses Geschwätz, weil er am Ende zeigte, dass es eben doch aufs Äußere ankommt.

Wer nur die erste Viertelstunde von Bruce gesehen hat, wird es für eine richtig schöne Sendung gehalten haben.

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Michael, 12. Februar 2008, 20:11.

Auf schlimmer und ewig

1997–1998 (RTL); 2000 (RTL 2). 101‑tlg. US‑Sitcom von Ron Leavitt und Arthur Silver („Unhappily Ever After“; 1995–1999).

Gebrauchtwagenverkäufer Jack Malloy (Geoff Person) und seine Frau Jennifer (Stephanie Hodge) sind zwar geschieden und streiten permanent, leben aber zusammen. Ihre Kinder Tiffany (Nikki Cox), Ryan (Kevin Connolly) und Ross (Justin Berfield) sowie Jennifers Mutter Maureen (Joyce Van Patten) leben ebenfalls im Haus. Jack verbringt seit der Scheidung viel Zeit mit Mr. Floppy, einem Plüschhasen, der zu ihm spricht.

Ron Leavitt war einer der Erfinder von Eine schrecklich nette Familie, was in dieser Serie nicht zu übersehen war. Die Beleidigungen waren die gleichen, ebenso die Konstellation dummes Kind/kluges Kind. Lediglich das dritte Kind, die Mutter und der Hase waren zu viel.

RTL zeigte 40 Folgen am Samstagnachmittag, die weiteren Folgen liefen bei RTL 2 werktags am Vorabend.

Überflieger

1994 (ProSieben). 18-tlg. US-Sitcom von David Angell, Peter Casey und David Lee („Wings“; 1990–1997).

Die Brüder Brian (Steven Weber) und Joe Hackett (Timothy Daly), beide Piloten, betreiben gemeinsam mit Joes späterer Freundin und Frau Helen (Crystal Bernard) eine kleine Fluggesellschaft. In der Wartehalle des Flughafens Nantucket, Massachusetts, rivalisieren sie mit Roy Biggins (David Schramm), dem Besitzer einer Konkurrenz-Fluggesellschaft, und verbringen viel Zeit mit Faye Evelyn Cochran (Rebecca Schull), die am Ticketschalter arbeitet, und Wartungsmonteur Lowell (Thomas Haden Church).

Pro Sieben zeigte nur wenige Folgen der in den USA langlebigen Serie. Nur im Pay-TV DF1 waren alle 171 Folgen zu sehen, zuletzt unter dem Titel Wings — Die Überflieger. Noch größeren Erfolg hatten die drei Serienerfinder mit Frasier.

Leavitt To Beaver

Der Fernsehautor und Produzent Ron Leavitt ist im Alter von 60 Jahren an Lungenkrebs gestorben. Er hinterlässt eine schrecklich nette Familie.

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Michael, 12. Februar 2008, 12:46.

Bruce! Allmächtiger… (Wdh.)

Lesen Sie heute aus aktuellem Anlass eine Wiederholung vom 18. Oktober 2007(Hey, wir sind ein Fernsehlexikon! Was steht mehr für das Fernsehen als eine Wiederholung? Also: Einfack zwaitvawerten!)

Bruce Darnell, von dem ARD-Zuschauer noch nie gehört haben, ist der neue Stareinkauf der ARD. Der ehemalige Laufstegtrainer aus der Heidi-Klum-Show Germany’s Next Topmodel soll ab Januar 2008 heute Tipps zur Stärkung des Selbstvertrauens geben und sich dabei vermutlich weiterhin lustig bewegen.

Er fängt da an, wo die Not am größten ist: Im Vorabendprogramm. Nirgendwo spürt man soviel Unbeholfenheit und Selbstzweifel wie auf dem Sendeplatz um 18.50 Uhr, auf dem kreuz und quer alles gesendet wird, was nicht bei drei im Archiv ist: Heimatserien, jugendorientierte Comedys, Tierdokus, Telenovelas, Dokusoaps, Spielshows und Allzweckwiederholungen. Jetzt eben auch noch Coaching-Trash. Alles so lange, bis man denkt, man könne es ja auch mit etwas anderem probieren.

Vielleicht treibt Darnell dem Ersten den Wankelmut aus und lehrt es endlich, an sich selbst und seine Sendungen zu glauben und endlich mal ein Format längerfristig durchzusenden. Es muss ja nicht gerade das mit Darnell sein.

Bruce — dienstags bis freitags um 18.55 Uhr im Ersten.

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Michael, 12. Februar 2008, 06:28.
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