Pokémon

Seit 1999. Jap. Zeichentrickserie für Kinder nach dem Nintendo-Spiel („Pokémon“; 1997–2003).

Pokémon sind kleine Taschenmonster, knuddelige süße Wesen, die für Kinder rasch zum engsten Vertrauten werden und auch ihre Geheimwaffen einsetzen, um ihre „Trainer“ zu beschützen. Der zehnjährige Ash Ketchum hat das Taschenmonster Pikachu gefangen und sammelt nun weitere, um bald ein großer Pokémon-Trainer zu werden.

Die Serie war vor der Ausstrahlung in Deutschland umstritten, nachdem es Ende 1997 während der Ausstrahlung von Folge 38 („Electric Soldier Porygon“) im japanischen Fernsehen bei den Zuschauern offenbar zu epileptischen Anfällen gekommen war. Mehrere hundert Menschen, überwiegend Kinder, mussten mit Übelkeit und Sehstörungen in Krankenhäuser eingeliefert werden. Auslöser war vermutlich die vier Sekunden lange Sequenz einer „Impfbomben“-Explosion, bei der der Bildschirm verschiedenfarbig flimmerte. Dieser Stroboskopeffekt kann bei dafür veranlagten Menschen Anfälle auslösen. In den USA und Europa wurde die Serie daraufhin entschärft, in Deutschland wurde die entsprechende Folge nie gezeigt.

Die Serie wurde ein sensationeller Erfolg. Bei den 3- bis 13-jährigen Zuschauern erreichte RTL 2 noch nie da gewesene Marktanteile bis zu 68 Prozent. Die halbstündigen Folgen liefen montags bis freitags um 14.40 Uhr. Wegen des sensationellen Erfolgs führte RTL 2 über lange Zeit eine zweite tägliche Ausstrahlung um 16.40 Uhr ein. Diese Folgen wurden von nun an am nächsten Tag um 14.40 Uhr schlicht wiederholt. Das Pokémon-Fieber griff derart um sich, dass in Schulen teilweise das Tauschen von Pokémon-Sammelbildern verboten werden musste, da sonst niemand mehr dem Unterricht folgte. Bisher wurden mehr als 300 Folgen ausgestrahlt.

Zur Serie entstand auch ein Kinofilm.

X-Factor — Das Unfassbare

1998–2002 (RTL 2). 45-tlg. US-Mysteryreihe („Beyond Belief: Fact Or Fiction“; 1997–2002).

In drei bis fünf Kurzfilmen pro Folge werden unheimliche und nicht erklärbare Geschichten erzählt. Es geht um Verstorbene, die aus dem Jenseits zurückkehren, um ihren Tod zu rächen oder andere vor dem gleichen Schicksal zu bewahren, oder andere Ereignisse, die nachweislich eingetreten sind, aber nach nüchterner Faktenlage gar nicht möglich sein können. Bis zum Ende der jeweiligen Sendung werden die Zuschauer im Dunkeln gelassen, welche der gezeigten Filme wahr sind und welche frei erfunden.

James Brolin war der Moderator der sechs Folgen der ersten Staffel, die weiteren moderierte Jonathan Frakes. Unter den angeblich wahren Geschichten waren diese: Ein Mann rettet seinem Lebensretter Jahre später auf die gleiche Art das Leben; das Opfer eines Flugzeugabsturzes kehrt aus dem Jenseits zurück und bewahrt seinen Sohn davor, selbst mit einem Flugzeug abzustürzen; die Identität eines verstorbenen Obdachlosen wird durch eine Todesanzeige geklärt, die anscheinend niemand aufgegeben hat; ein Türschloss lässt sich nicht öffnen, wenn Ganoven vor der Tür stehen; eine E Mail eines inzwischen Verstorbenen entlarvt seine Erbin als Betrügerin.

Jede Sendung war eine Stunde lang und lief dienstags um 21.15 Uhr, ab 2002 montags zur selben Zeit. Während die Serie bei RTL 2 gut ankam und zigmal wiederholt wurde, wurde sie in den USA in der Regel lange nach ihrer Fertigstellung erst im Sommerloch versendet. Das hatte zur Folge, dass die zweite Hälfte der Serie in Deutschland noch vor der US Ausstrahlung zu sehen war. RTL 2 nutzte die populäre Marke X-Factor außerdem, um andere Sendungen damit zu betiteln, die mit dieser Reihe nichts zu tun hatten.

Sailor Moon

1995–1996 (ZDF); 1998. 200-tlg. jap. Zeichentrickserie für Kinder („Bishoujo Senshi Sailor Moon“; 1992).

Der 14 jährigen Bunny Sukino, einer etwas schusseligen und weinerlichen Schülerin, läuft eines Tages die schwarze Katze Luna über den Weg und sagt ihr, sie sei auserwählt, von nun an gegen das Böse in der Welt zu kämpfen. Mit Hilfe von Lunas Zauberstein verwandelt sich das Mädchen in „Sailor Moon“ und nimmt mit ihren Freundinnen den ewigen Kampf für das Gute auf.

Die halbstündigen Folgen liefen zunächst wöchentlich im Kinderprogramm des ZDF am Wochenende. Ab Folge 47 wechselte die Serie ins werktägliche Nachmittagsprogramm von RTL 2 und wurde im Doppelpack mit Pokémon beim ganz jungen Publikum zu einem sensationellen Erfolg. Zur Serie erschienen auch zahllose Hörspiel-CDs.

Late Show with David Letterman

1995–1996 (RTL 2). Erfolgreiche Late-Night-Show aus den USA mit David Letterman.

Von diesem Vorbild aller deutschen Late-Night-Talker wurde hierzulande gnadenlos abgekupfert. RTL 2 zeigte das Original jeweils einen Tag nach der US-Ausstrahlung im amerikanischen Originalton, teilweise mit deutschen Untertiteln. Zuvor war die Show bereits bei Premiere gelaufen. In den USA startete Lettermans tägliche Sendung 1982, sie läuft noch immer. Lettermans Bandleader und Sidekick ist schon immer Paul Shaffer.

Bravo TV

1984–1986 (Sat.1); 1993–2002 (RTL 2); 2003–2004 (ZDF). Wöchentliches Musik- und Jugendmagazin in Verbindung mit der Jugendzeitschrift „Bravo“ aus dem Heinrich Bauer Verlag.

Der erste Versuch des Teeniemagazins mit Tipps, Musik, Star-News und Interviews startete bereits in der Frühzeit des Privatfernsehens im Ludwigshafener Kabelpilotprojekt PKS, aus dem 1985 Sat.1 wurde. Zuschauer hatte der Sender damals aus technischen und inhaltlichen Gründen noch kaum, weshalb Bravo TV entsprechend unbemerkt blieb. Moderatoren waren zunächst die Schauspielerin Ursula Karven und der „Bravo-Boy des Jahres“ Marc. Karvens Nachfolgerin wurde Ixi, die während der Neuen Deutschen Welle mit „Der Knutschfleck“ einen Hit hatte. Im bürgerlichen Leben hieß sie Gaby Tiedemann. Sendeplatz war der frühe Freitagabend.

Eine feste Größe wurde die Show, als sie ab 1993 am Sonntagnachmittag bei RTL 2 an den Start ging. Dieser Sender war zwar auch gerade erst zwei Monate alt, doch in den acht Jahren dazwischen waren viele Kabel verlegt und Satellitenschüsseln auf Dächer geschraubt worden, sodass mittlerweile deutlich mehr Kinderzimmer mit entsprechendem Fernsehempfang ausgestattet waren. Wieder gab es Musikvideoclips, Berichte über Stars, Charts, Tourneen, Kinostarts, Mode, Interviews und Rat und Lebenshilfe. Die Moderation wechselte fast jährlich im Herbst. Kristiane Backer begann, 1995 übernahm Heike Makatsch, 1996 Jasmin Gerat, 1997 Lori Stern.

1998 wurde die Sendezeit von einer auf über zwei Stunden ausgeweitet und die Zahl der Moderatoren auf drei: Nova Meierhenrich, Kerstin Kramer und Florian Walberg, Letzterer ein Ex-Mitglied der Boygroup Bed & Breakfast. Ein Jahr später wurde beides wieder weitgehend rückgängig gemacht. Die Show verkürzte sich schrittweise auf 90 Minuten, Enie van de Meiklokjes wurde im Herbst 1999 die neue Moderatorin und durfte als Erste seit Backer für zwei Jahre bleiben! 2001 kam wieder ein Doppel: Sebastian Höffner und Collien Fernandes. Für die Problemberatung war Margit Tetz aus dem Dr.-Sommer-Team im Studio, die auch in der Print-„Bravo“ Ratschläge erteilte und später auf Pro Sieben als Die Jugendberaterin ihre eigene Show bekam.

Nach 501 Folgen bei RTL 2 wechselte Bravo TV überraschend zum ZDF und bekam einen halbstündigen Sendeplatz am Samstagnachmittag. Mit dem Sender wechselte auch der Produzent. Bisher war MME (Me, Myself & Eye) mit der Produktion beauftragt, jetzt erledigte das Oliver Mielkes Firma Entertainment Factory. Das Konzept wurde völlig umgekrempelt zu einer Mischung aus fiktionaler Soap und Teeniemagazin. Im erfundenen Teil lebten die Gerade-noch-Teenager Isabelle (Annett Fleischer), Mia (Silvana Bayer) und Simon (Kilian Reischl) gemeinsam in einer WG und bewältigten ihr junges Leben. Oft zu Besuch war Mias Freundin A. D. (Vanida Karun), die eine eigene Fernsehsendung mit Konzertberichten und Starinterviews moderierte. Und das war dann der Teil mit den bewährten (realen) Magazinbeiträgen und Interviews, die auf diese Weise in die Rahmenhandlung eingeflochten wurden. Denn manchmal brachte A. D. die Stars mit in die WG. Okay, das war dann wohl eher wieder Fiktion.

Nach einem Jahr der kruden Mischung wurde wieder eine Moderatorin eingeführt. Mia Aegerter übernahm die jetzt einstündige Show, die zwar wieder ein Magazin mit allen bekannten Bestandteilen war, doch am Ende jeder Sendung waren als »Bravo Story« weiterhin die WG-Erlebnisse von Isabelle und Mia zu sehen.

Bravo Supershow

1994–1999 (RTL 2); seit 2000 (RTL). Große Show zur jährlichen Verleihung des „Bravo Otto“, dem Preis der Jugendzeitschrift.

Zu den Moderatoren gehörten u. a. Kristiane Backer, DJ Bobo, Heike Makatsch, Enie van de Meiklokjes, Ole Tillmann und Jessica Schwarz.

Veronas Welt

1998–2000 (RTL). Einstündige Personalityshow mit Verona Feldbusch.

Frau Feldbusch sitzt in einem Studio, das angeblich ein detailgetreuer Nachbau ihrer Hamburger Wohnung inklusive ihrer Kuscheltiere und Fotoalben ist, und plaudert mit prominenten Gästen.

Feldbusch wurde durch die Moderation von Peep! und ihre turbulente Beziehung zu Dieter Bohlen berühmt, oder genauer: berüchtigt. Anders als bei Peep! musste sie in ihrer eigenen Show keine mehrsilbigen Wörter vom Teleprompter ablesen, was die Show allerdings deutlich weniger lustig machte. Ab der zweiten Staffel wurde sie daher mit zahlreichen Running Gags aufgepeppt. Neben Feldbusch traten nun als ständige Gäste Ingo Appelt, Mambo-Kurt und die California Dream Men auf. Als Appelt ausstieg, kamen der Komiker Atze Schröder und der Gagreporter Theo West dazu. Die Quoten blieben enttäuschend (oder, aus Kritikersicht, beruhigend).

Die erste Staffel lief freitags um 23.15 Uhr, die zweite samstags um 22.00 Uhr, von wo die Show mangels Zuschauern wieder auf 23.00 Uhr verschoben wurde. Den schönsten, später immer wieder zitierten Satz hatte Feldbusch schon vor der ersten Sendung gesagt: „Man versucht dauernd hinter meine Fassade zu gucken. Aber da ist nichts.“

RTLII News

Seit 1998 (RTL 2). Die „Nachrichten“ von RTL 2, die täglich um 20.00 Uhr die wirklich wichtigen Themen wie Lifestyle, Trends und Promitalk behandeln. Die Macher betonten allerdings, dass die in homöopathischer Dosis beigefügten Informationen aus der Politik auf diese Weise wenigstens das junge Publikum erreichten.

Als die Medienwächter den Informationsanteil des RTL-2-Gesamtprogramms Anfang 2002 als zu gering bewerteten, begann der Sender mit einer allnächtlichen Wiederholung der News.

RTL 2 Nachrichten

1996–1998 (RTL 2). Nachdem RTL 2 entdeckt hatte, dass „junge Zuschauer bei Nachrichten ein konservatives Konsumbedürfnis“ haben (Programmchef Harry Goering), verabschiedete sich der Sender von dem Namen Action News und mischte die Boulevardthemen mit Politik und Relevantem. Optisch hob sich die Sendung durch die Entdeckung des gepflegten Nichts ab. Kein Stuhl, kein Tisch, keine Monitore, keine Dekoration war zu sehen. Nur der Kopf und die Schultern der Moderatorin vor einem vollständig schwarzen Hintergrund.

So konservativ waren die RTL-2-Zuschauer dann anscheinend doch nicht: Als der Quotenerfolg ausblieb, schrumpften die Nachrichten schon nach wenigen Monaten auf ein bis zwei Minuten Länge. Seine Pflicht, mehr als Kurznachrichten zu zeigen, erfüllte RTL 2 erst nach Mitternacht.

Die Nachfolgesendung war etwas weniger minimalistisch, durfte dafür auch in die Primetime und hieß RTLII News.

Action News

1993–1996. Nachrichtensendung.

Die Action News waren der konsequenteste Versuch des deutschen Privatfernsehens, mit amerikanischer Nachrichtenästhetik junge Zuschauer zu begeistern: fette Schriften, bombastische Toneffekte, die Kopie eines US Nachrichtenstudios und viele Boulevardthemen bestimmten die Sendung. Das Ergebnis war in sich stimmig und setzte sich, wie gewünscht, von den etablierten Nachrichten der anderen Sender ab. Die Action News hatten nur einen Haken: So toll fanden die sie Zuschauer nicht. Selten schalteten mehr als 300 000 ein. Das nach Unterhaltung suchende RTL-2-Publikum machte einen Bogen um RTL-2-Informationen, egal wie unterhaltsam sie präsentiert wurden.

Die Hauptausgabe der Action News lief parallel zur Tagesschau um 20.00 Uhr. Im Oktober 1995 wanderte sie in den Vorabend. Ab April 1996 gab RTL 2 das Experiment auf und zeigte unter dem ultranüchternen Namen RTL 2 Nachrichten ultraminimalistisch verpackte Nachrichten.

Blättern:  1 ... 72 73 74 75 76 ... 96


Das Buch

die Autoren

Weitere Bücher

New York für Fern-SeherDie kleine House-Apotheke

Links