Freitags wieder Herzog

Gut ein Monat ist seit der tragischen Absetzung der RTL-Serie Herzog vergangen, da können wir freitags plötzlich wieder Herzog gucken. Leider einen völlig anderen, und deshalb entschuldige ich mich bei allen Lesern, die ich in der Überschrift absichtlich in die Irre geführt habe.

Rolf Herzog heißt ab heute Der Alte, Walter Kreye spielt ihn, und Sky Du Mont ist seine Synchronstimme.*
(*Ist er nicht, aber die Ähnlichkeit ihrer Stimmen ist auffallend. Schließen Sie nur mal die Augen! — Halt, die fallen Ihnen früher oder später von allein zu.)

Der alte Alte ging ja im Dezember in den Ruhestand, und der neue Alte fängt da an, wo der alte aufhörte. Während der erste Alte Siegfried Lowitz als Erwin Köster noch ein bockiger, eigenwilliger Kauz war und der zweite Alte Rolf Schimpf in der Leo-Kress-Rolle noch als dickköpfiger, aber besonnener Kommissar begann und sich erst im Lauf der zwei Jahrzehnte zum eigenschaftslosen Greis wandelte, fängt der dritte Alte Walter Kreye schon eigenschaftslos an. Er hat auch keine Vorgeschichte. Bei Leo Kress machten sich die Autoren noch die Mühe, eine Versetzung von Augsburg nach München zu erfinden. Rolf Herzog kommt einfach und ist da. Er sitzt gegenüber von Gerd Heymann (Michael Ande) am Tisch und wundert sich vermutlich selbst, warum sein Assistent eigentlich älter aussieht als er, der „Alte“. Noch fünf Jahre, und wir Zuschauer werden das Gefühl haben, Waldorf und Statler sitzen Kriminalfälle aus.

Die Drehbücher haben sich nämlich nicht geändert. Das Team der Mordkommission wandelt ahnungslos zwischen verstörten Menschen umher, und am Ende führt ein blöder Zufall dazu, dass die alten Männer gerade noch rechtzeitig vor Ablauf der sechzig Minuten jemanden dazu bringen, ein Geständnis abzulegen.

Einen netten Gag haben die Autoren aber eingebaut, und den gleich zweimal. Als der neue Alte zum ersten Mal auf den Spurensicherer Werner Riedmann und den Polizeiarzt zugeht, dessen Namen wir noch nie erfahren haben, weil er immer nur „Doktor“ oder „Doc“ genannt wurde, gehen sie offensiv mit der Namenlosigkeit um. Denn eigentlich wäre jetzt der Punkt gekommen, an dem man sich einander vorstellt.

Riedmann: „Das ist unser Doc. — Wie heißt du eigentlich im richtigen Leben?“
Doc: „Ach, vergiss es.“

Und später:

Herzog: „Ich habe eine Verabredung mit dem Gerichtsmediziner. Wie heißt der eigentlich?“
Heymann: „Doc.“

Aber sonst bleibt alles beim Alten beim Alten.

Der Alte, freitags um 20.15 Uhr im ZDF.

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Michael, 7. März 2008, 07:27.

Schatten im Blick

Seit Anfang der Woche zeigt das ZDF neue Folgen von Schatten der Leidenschaft, der alten US-Daily-Soap, die früher in Sat.1 lief und diesen Monat seit 35 Jahren in den USA auf Sendung ist.

Quasi zum Sendestart im ZDF vermeldet der Brachendienst Variety jetzt eine andere bemerkenswerte Zahl, die verdeutlicht, wie erfolgreich die Serie in den USA ist: 1000.

Halt, es kommt noch eine Erklärung.

In den USA werden die Quoten der Daily-Soaps im Wochendurchschnitt abgerechnet, und Schatten der Leidenschaft hält die Spitzenposition in diesem Genre jetzt seit genau 1000 Wochen. Yepp, das sind mehr als 19 Jahre. Also seit Dezember 1988. Damals war Ronald Reagan Präsident.

Schatten der Leidenschaft ist nicht nur die erfolgreichste unter den Daily Soaps, sie hat mit im Schnitt knapp sechs Millionen auch mehr Zuschauer als manche Primetime-Sendungen. Und der Vorsprung vor der zweitplatzierten Soap Reich und schön beträgt fast zwei Millionen.

Damit hat das ZDF jetzt also die beiden erfolgreichsten amerikanischen Daily Soaps jeden Vormittag hintereinander im Programm.

In den USA laufen beide Serien bei CBS. Die haben übrigens von allen US-Networks die ältesten Zuschauer. Aber das nur am Rande.

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Michael, 7. März 2008, 07:20.

Ein Lied für den Rest vom Rest von Restjugoslawien

Das sind die Momente, aus denen die richtig harten Horrorfilme gemacht sind. Kurz vor Ende dieses Grand-Prix-Vorentscheids hieß es, dass nun die prominente Paten von der Couch für Katja Ebstein ein Medley ihrer großen Grand-Prix-Hits singen werde. Auf der Couch saßen: Kim Fischer, Tetje Mierendorf (Mein großer, dicker, peinlicher Verlobter), Tagesschau-Sprecher Marc Bator und Oliver Pocher. Es drohte, eine dieser schrecklichen Erinnerungen zu werden, die man entweder sein Leben lang nicht los wird, oder für deren Verdrängung man Batzilliarden von Gehirnzellen opfern muss.

Und dann tat es gar nicht weh. Kim Fischer kann singen und sang „Diese Welt“. Tetje Mierendorf kann erstaunlicherweise auch singen und sang mit Kim Fischer „Wunder gibt es immer wieder“. Und selbst Marc Bator, der eigentlich hinter seinem Nachrichtenpult ganz gut aufgehoben ist, war erstaunlich okay, als er ein paar Zeilen „Theater“ sang, bevor die anderen einstimmten. Und Oliver Pocher? Oliver Pocher, der — abgesehen von der treffenden Beschreibung der anwesenden serbischen Gewinnerin des vergangenen Jahres als „der dicke Playmobil-Mann aus Serbien“ — den ganzen Abend keine funktionierende Anti-Haltung zu diesem ihm sichtlich unangenehmen Spektakel gefunden hatte? Oliver Pocher? Sang nicht. Er gab nur mit Thomas Hermanns die beiden albern gestikulierenden „Theater“-Pantomimen. Und dann stimmte Katja Ebstein mit ein, und das ganze Medley war tatsächlich ein bewegender Tribut an goldene Grand-Prix-Zeiten.

Dieser Abend wird eher nicht in die Geschichte eingehen — aber auch nicht im negativen Sinne. Fünf Kandidaten hatte sich der NDR ausgesucht, die ein vergleichsweise großes Spektrum aktueller Popmusik abdeckten, aber auch nur in der Breite. Qualitativ schwankten alle Beiträge in einem langweiligen Mittelfeld zwischen belanglos, unauffällig und enttäuschend. Marquess spielten traurigen pseudo-spanischen Urlaubspop, Cinema Bizarre traten mit einer Art stimmlosen T.a.t.U.-Cover auf, Tommy Reeve schläferte mit Kuschelpop am Klavier ein.


Foto: NDR

Echte Chancen hatten nur zwei: Die No Angels und Carolin Fortenbacher. Fortenbacher war unüberhörbar der Favorit im Hamburger Schauspielhaus, und der moderne Schlager, den Pe Werner für die stimmgewaltige Musical-Sängerin geschrieben hatte, war kraftvoll, pompös und gar nicht schlecht – wenn er nicht so einen unfassbar langweiligen Refrain hätte. Am Ende musste sie sich den No Angels geschlagen geben. Deren Siegertitel „Disappear“ ist sicher eine der schlechteren Nummern von ihnen, sehr austauschbar und egal, aber modern und unpeinlich. Und immerhin können sie mit ihren Kostümen interessante Umzieh- und Wall-Figuren machen und sehen gut in der Strömung der Windmaschinen aus. Ob die Europäer das sehen wollen? Es spricht so wenig dafür wie dagegen. Am schwierigsten dürfte die Hürde sein, sich an den Song bei der Telefonabstimmung überhaupt noch zu erinnern.

Was bleibt? Die, kaum übertrieben, einhundert Mal variierte Frage von Thomas Hermanns an alle Teilnehmer, ob sie aufgeregt seien (weniger als vorher? genauso viel? mehr als sonst? jetzt ganz besonders? immer noch?). Und die Vorstellungssätze und Lebensweisheiten von Marquess („Marquess ist Temperament, aber auch mit viel Gefühl dabei“), von Tommy Reeve („Es ist einfach sehr real„) — und vor allem von Cinema Bizarre: „Style is war“, sagten sie vor ihrem Auftritt. Sie müssen’s wissen.

Stefan, 6. März 2008, 23:24.

Ruck Zuck erwachsen: 15 Jahre RTL 2

Spannender als das Programm war es am Anfang hinter den Kulissen. Weil den Landesmedienanstalten RTL 2 zu eng mit RTL verflochten war und sich dann die alten und neuen Gesellschafter über die Aufteilung der Anteile zunächst nicht einig wurden, musste der Sendestart über Monate immer wieder verschoben werden, insgesamt dreimal. Die Branche nannte das „jugendorientierte Vollprogramm“ schon „Ankündigungssender“. Aber dann ging es doch noch los, am 6. März 1993 um 6.05 Uhr. Und jetzt alle im Chor: Deh-deh-deh-düpp-djüh deh-deh-deh-djöh…

In kürzester Zeit schaffte es RTL 2, sich das Prädikat „Schmuddel-“ oder „Tittensender“ zu erobern, das zuvor meist mit der großen Stiefschwester RTL verbunden worden war. Dabei waren die ersten prägenden Sendungen des Programms (neben der üblichen Mischung aus alten Serien und schlechten Spielfilmen) harmlos — und nicht einmal Eigengewächse: Vom kurz zuvor eingestellten Tele 5 (woher auch der RTL-2-Programmchef Gerhard Zeiler kam) übernahm man Jochen Bendel und die Gameshow Ruck Zuck sowie Mike Carl und die Pannenshow Bitte lächeln.

Durch das Kinderprogramm führte eine Puppe namens Vampy, durch das Teenagerprogramm Bravo TV ein Moderationsroboter namens Kristiane Backer. Seriendauerbrenner werden in den ersten Jahren Dr. Quinn — Ärztin aus Leidenschaft, Ausgerechnet Chicago und Walker, Texas Ranger, aber auch Oliver Stones Miniserie Wild Palms lief 1993 auf RTL 2.

Revolutionär wurde es mit der Exklusiv — Die Reportage, die wohl einzige RTL-2-Sendung aus dem ersten Sendejahr, die immer noch läuft. Sie hat inzwischen mehrere Häutungen hinter sich, aber am nachhaltigsten war die Zeit, als sie Woche für Woche unter irgendwelchen Vorwänden nackte Brüste zeigte und Sauf- und Sextouristen begleitete. 99 Prozent der kreativen Energie floss in dieser Zeit offenkundig in die Erfindung immer neuer Titel und Stabreime. Im November 1999 zeigte Exklusiv innerhalb von nur zehn Tagen die Reportagen „Knödel, Sex und Billigbier“, „Weiber, VIPs und Whiskey Cola“ und „Swinger, Singles, Seitensprünge“.

Passend zum Genre erfand RTL 2 im Jahr 1995 eine Show für behauptete Erotik und unfreiwillige Komik, besser bekannt als peep! — nacheinander, äh, „moderiert“ von Amanda Lear, Verona Feldbusch, Verena Araghi und Nadja Abd el Farrag (mehr zur erstaunlichen Sendungsgeschichte hier). Bereits im Dezember 1994 ging Die Redaktion auf Sendung, ein Magazin, das vor allem wegen der schmierig inszenierten Redaktionsrunde am Tisch, geleitet von dem grauenhaften Joachim Steinhövel, in Erinnerung blieb.

Während Harald Schmidt seine ersten Late-Night-Versuche noch als Eins-zu-eins-Kopie von David Lettermans Late Show anlegte, zeigte RTL 2 eine Weile das Original, und passend dazu die amerikanischen Nachrichten „World News Tonight“ mit Peter Jennings. Schnell wieder aufgegeben wurde der Versuch, unter dem Label „Die jungen Wilden“ hochwertige eigenproduzierte Spielfilme zu produzieren. Der bekannteste ist „Der Sandmann“ mit Götz George, Karoline Eichhorn und Barbara Rudnik, der dem jungen Sender einen „Grimme-Preis mit Gold“ bescherte.

Dass Claudia Schiffer am 5. Dezember 1995 eine eigene Show namens Claudia Schiffer — Close Up bekam, erwähnt die offizielle Pressemappe zum Jubiläum. Dass es aus Mitleid mit dem Publikum bei einer Folge blieb, verschweigt sie. Nur einige Wochen länger hält 1997 auch die Heike Makatsch Show durch. Sogar eine eigene tägliche Soap hatte der damals noch ehrgeizige Sender: Alle zusammen — jeder für sich hieß sie — und floppte ebenfalls (hinterließ der Nachwelt aber immerhin ein Nachwuchstalent namens Oliver Petszokat).

Gelinde gesagt abwechslungsreich waren auch die Versuche von RTL 2, Nachrichten zu machen. Die ersten Variante war so bunt und laut wie ihr Name: Action News — aber nicht so erfolgreich, wie man befürchten musste. Von 1996 an versuchte es RTL 2 sogar ein paar Jahre ganz seriös und minimalistisch, mit Nachrichten vor einem vollkommen schwarzen Hintergrund.

RTL 2 verhalf mit Serien wie Sailor Moon und Pokémon den Animes in Deutschland zum Durchbruch, zeigte die ersten Staffeln Popstars, in denen unter anderem die No Angels gecastet wurden, etablierte 1997 The Dome als nach eigenen Angaben „größte Musikshows Europas“ — und wurde zum Markenzeichen für gewagte, billige, innovative Unterhaltung. Dafür stehen insbesondere die Doku-Soaps und das Reality-TV. Im Jahr 2000 ging das Experiment auf Sendung, das das deutsche Fernsehen verändert und für Diskussionen gesorgt hat wie kaum eine zuvor oder seitdem: Big Brother. Dazu passten perfekt Sendungen wie Frauentausch und ihre vielen Varianten. Diese Genres bestimmen — Hochglanzserien wie Heroes oder 24 zum Trotz — heute noch Programm und Image von RTL 2, obwohl sie längst in trostloser Routine erstarrt sind. So frisch, wie es sein müsste, wirkt das Programm von RTL 2 längst nicht mehr.

RTL 2 feiert seinen Geburtstag mit einer zweistündigen Show: heute, 21.10 Uhr.

Stefan, 6. März 2008, 17:19.

Bublaths letzte All-Tour

Als Thema für seine letzte Sendung hat sich Joachim Bublath nichts Geringeres ausgesucht als den Ursprung des Universums. „Diese Galaxien sind zwölf Milliarden alt“, betont der Off-Sprecher als wolle er sagen, diese 65 Jahre, derentwegen Bublath aufs Altenteil geschoben wird, seien im Vergleich dazu doch lächerlich.

Seit 1981 leitete Bublath die Naturwissenschaftsredaktion im ZDF, und natürlich könnte er auch im offiziellen Ruhestand als freier Mitarbeiter weiterhin Sendungen gestalten, doch offenbar möchte das ZDF das nicht, dessen Zuschauer nur unwesentlich jünger sind als der Große Wagen, das in der Pressemitteilung emotionslos erörtert, Bublath habe die Altersgrenze erreicht. In der letzten Sendung deutet zumindest nichts darauf hin, dass Bublath freiwillig aufhört.

Doch keine Sorge, auch in Zukunft müssen Sie nicht auf 30-minütige Computeranimationen verzichten, die von kurzen Anmoderationen unterbrochen werden. Der Physiker Harald Lesch übernimmt die Sendung, die dann wieder den Titel Abenteuer Forschung erhält, den das ZDF erst vor vier Jahren in einem bemerkenswerten Fall von Kurzsicht zugunsten des Sendetitels Joachim Bublath ausrangiert hatte.

Aus Bublath selbst ist in seiner letzten Sendung keine Bitterkeit zu hören. Er moderiert wie immer: voller Begeisterung für die Themen, die ihn im Gegensatz zu den meisten Magazinmoderatoren ja wirklich interessieren und von denen er Ahnung hat, voller Aufregung in der Stimme, während er fast jedes Wort einzeln spricht und bei jeder Betonung, und das sind nicht wenige, mit dem Oberkörper ein Stück nach vorn kippt, was ihn zum Traum für jeden Parodisten machte.

Nur einmal erwähnt er, wie schwierig es gewesen sei, wissenschaftliche Themen überhaupt im ZDF unterzubringen, und wie er dann mit Fernsehpreisen überhäuft worden sei. Mehr Verbitterung klingt aus den Beiträgen. Am Ende gibt es einen Rückblick auf die vielen erfolgreichen Sendungen, die Bublath in den vergangenen Jahrzehnten für das ZDF moderiert hatte — eine große Abschiedsgala wie beim ebenfalls geschassten, aber fünf Jahre älteren Dieter Thomas Heck schenkt ihm ja niemand, also passiert die Retrospektive in der seiner eigenen Sendung: die Sondersendungen zum Halleyschen Kometen 1986 oder zur Sonnenfinsternis 1999, die Verleihung des Deutschen Zukunftspreises ab 1997, aber vor allem die Reihen Aus Forschung und Technik, Abenteuer Forschung, Faszination Erde und die Knoff-hoff-Show. Bublath scheint nie verwunden zu haben, aus der Primetime in den späteren Abend abgeschoben worden zu sein. Einmal betont der Off-Sprecher, dass „zur besten Sendezeit“ zehn Millionen Menschen zugesehen haben, einmal fällt „20.15 Uhr“ und gleich zweimal der Begriff „Hauptabendprogramm“.

Die vielen alten Ausschnitte verdeutlichten verschiedenes:

  • dass Bublath ein Zombie ist, der einfach nicht älter zu werden scheint — wäre er jetzt nicht zu alt, hätte er uns dieses Phänomen in einer späteren Ausgabe erklären können
  • dass er weit über Computeranimationen des Universums hinaus über Jahrzehnte eine der prägenden Gestalten des ZDF war, ohne je ein großer Star zu werden
  • dass er Vorreiter im heute gängigen Bestreben war, wissenschaftliche Themen unterhaltsam zu verpacken
  • und dass niemand so viele Explosionen auslösen konnte wie er in der Knoff-hoff-Show, ohne das ZDF-Sendezentrum zu zerstören.

Joachim Bublath muss ein guter Mensch sein. Sonst hätte er es spätestens am Mittwochabend womöglich doch getan.

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Michael, 6. März 2008, 01:16.

Clever — Die Show, die Wissen schafft

Seit 2004 (Sat.1). Wissenschafts-Comedy-Quizshow mit Barbara Eligmann und Wigald Boning, die Phänomene des Alltags erklärt, z. B. warum das Butterbrot immer auf die Butterseite fällt.

Im Unterschied zur Knoff-hoff-Show des ZDF setzt die Sat.1-Version zusätzlich auf Comedy und Quiz: Jeweils zwei Gäste, anfangs Prominente, müssen Ergebnisse von Experimenten oder Erklärungen für Alltagsphänomene erraten und bekommen für richtige Antworten Punkte und für die Punkte später nichts. Wigald Boning, ebenso wie Eligmann in den 90er‑Jahren bei RTL berühmt geworden, erklärt als wissenschaftlicher Experte im weißen Kittel die Experimente intelligent und verständlich, aber witzig.

Zunächst vier einstündige Folgen liefen samstags am Vorabend, weitere Staffeln erfolgreich auf Primetime-Sendeplätzen mittwochs und montags. Im Herbst 2006 verschwanden die Prominenten aus der Show, und „Normalbürger“ traten nun gegeneinander an. Für richtige Antworten erhielten sie 200 Euro, was den Gesamtgewinnrahmen bewusst niedrig bei rund 2000 Euro hielt, damit weiterhin Spaß und Wissensdurst im Vordergrund standen, und nicht der Wettkampf. Das neue Konzept kam beim Publikum allerdings nicht sonderlich gut an, und so kehrten ab Sommer 2007 die Prominenten zurück.

Ab Herbst 2005 zeigte Sat.1 zusätzlich zweimal im Jahr samstags um 20.15 Uhr eine abendfüllende Spezialausgabe in Zusammenarbeit mit der Norddeutschen Klassenlotterie unter dem Namen MegaClever! – Die NKL-Show.

Knoff-hoff-Show

1986–1999 (ZDF). 45‑Minuten-Wissenschaftsshow von und mit dem Diplomphysiker, Mathematiker und Chemiker Joachim Bublath. Interessante Experimente mit ungewöhnlichen Ergebnissen werden vorgeführt und erklärt …

… oder genauer: Bublath löst irgendwie eine Explosion aus, und bevor man eine Ahnung hat, was passiert ist und warum, spielen mittelalte Männer auf ihren Instrumenten, und man sieht die Explosion noch einmal in Zeitlupe und hat gerade noch Zeit, sich zu fragen, ob das nächste Experiment nicht vielleicht näher an der Band veranstaltet werden könnte, bevor Bublath schon wieder zündelt.

Bublaths Co‑Moderatorin war zunächst Ramona Leiß, ab Herbst 1992 Babette Einstmann. Fester Bestandteil war diese Dixieland-Band, die zwischendurch spielte und deren Musiker manchmal auch als Statisten oder Versuchskaninchen bei Experimenten herhalten mussten. Markant war der in der Titelmusik wiederkehrende Ruf „Knoff Hoff!“. Der Song hieß „Ain’t She Sweet“.

Der Titel leitete sich von dem englischen Begriff „Know-how“ ab. Die Reihe wurde in über 40 Länder exportiert und in neun Sprachen, von Arabisch bis Chinesisch, synchronisiert. Bei uns lief sie in loser Folge sonntags um 19.30 Uhr, zunächst live. Nach 79 Folgen wurde sie im März 1999 beendet. Dreieinhalb Jahre später kehrte sie mit leichten Veränderungen unter dem neuen Titel Die große Knoff-hoff-Show zurück. Ein ähnliches Format, aber mit mehr Witz und mehr Erklärungen, war Clever.

Joachim Bublath

2004–2008 (ZDF). Monatliches Naturwissenschaftsmagazin von und mit Joachim Bublath, das an die Stelle von Abenteuer Forschung trat. Auch hier ging es um Themen aus Forschung, Technik, Erde, Weltall und Raumfahrt und die Auswirkungen neuer Entwicklungen auf den Alltag.

Lief wieder halbstündig am Mittwochabend um 22.15 Uhr. Als Bublath 2008 im Alter von 65 Jahren in den Ruhestand geschickt wurde, erhielt die Reihe unter dem neuen Moderator Harald Lesch den alten Titel Abenteuer Forschung zurück.

Abenteuer Forschung

Seit 1988 (ZDF). Naturwissenschaftsmagazin von und mit Joachim Bublath zu Themen aus Forschung und Technik, über Naturphänomene und -katastrophen, das Weltall und die Raumfahrt.

Bublath, der im Gegensatz zu den meisten Magazinmoderatoren auch weiß, was er erzählt, und vorher zeitweise Redakteur bei Querschnitte war, erklärt die Funktionsweise von Vulkanen, Tsunamis, Lawinen, Biowaffen etc. und schildert neue Entwicklungen in der Klimaforschung oder Gentherapie.

Abenteuer Forschung war der Nachfolger der traditionsreichen Sendung Aus Forschung und Technik. Das Magazin lief zunächst monatlich mittwochs um 21.00 Uhr. Mit der Verlegung auf 22.15 Uhr wurde die Sendelänge von 45 auf 30 Minuten reduziert.

Nach mehr als 15 Jahren wurde die Reihe Ende 2003 mehr oder weniger eingestellt, aber durch eine sehr ähnliche Sendung, die den Namen des Moderators Joachim Bublath trug, ersetzt. Im Herbst 2008, nachdem Bublath in den Ruhestand verabschiedet wurde, kehrt mit dem Physiker Harald Lesch als neuem Moderator der alte Titel zurück.

Aus Forschung und Technik

1964–1988 (ZDF). Aktuelles Wissenschaftsmagazin von und mit Heinrich Schiemann.

Lange bevor die ARD mit Bilder aus der Wissenschaft ein eigenes Wissenschaftsmagazin ins Programm brachte, hatte das ZDF einen festen Platz und einen kompetenten Macher dafür. Ein Schwerpunkt für Schiemann war die Raumfahrt. Zum Fernsehstar wurde er, als er am 20. Juli 1969 die „Apollo“-Landung auf dem Mond live kommentierte. 1981 wurde Joachim Bublath sein Nachfolger als Leiter und Moderator des Magazins.

Die Sendung lief ungefähr monatlich und wurde von Abenteuer Forschung abgelöst.

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