Glänzend Vice

Ich gelange mit meiner Frage an Sie, da ich eine Fernsehserie suche, von der ich den Namen nicht mehr weiß. Ich suche den Namen einer US-Serie aus den 80ern, bei der ein Hispano den Polizisten spielt. Den Helden habe ich sonst noch kaum in einem Film gesehen.
Die Serie spielt im Kalifornien (?) der 60er-Jahre, man sieht sehr viele Autos der frühen 50er.
Das Ganze ist ein bisschen an Miami Vice angelehnt, zumindest, was die Farben angeht, alles sehr pastell.
Der Held kämpft gegen die Mafia – oder hat zumindest einen Freund auf der falschen Seite des Rechts… Und kann ich die Serie auf DVD erwerben?
Vielleicht können Sie ja helfen. Thilo

Es passt nicht alles ins Bild (z.B. der Hispano), aber der größte Teil der Beschreibung klingt stark nach Glänzender Asphalt, einer US-Serie von 1987, die 1990 bei RTL gezeigt wurde und im Los Angeles der 1950er-Jahre spielte.  Hinter ihr steckte Anthony Yerkovitch, der auch Miami Vice erfunden hatte, und so sah die Serie auch aus.
Hauptdarsteller Michael Woods hatte in der Tat nie eine weitere größere Rolle, spielte aber in zahllosen Serien und Soaps in Gast- oder Episodenrollen mit.
Im Fernsehen wurde die Serie seit 16 Jahren nicht mehr gezeigt, und sie ist weder in den USA noch in Deutschland jemals auf Video oder DVD erschienen. Da sie mangels Erfolg nach nur 11 Folgen vorzeitig eingestellt wurde, ist leider auch nicht mehr damit zu rechnen.

Nachtrag 7. Mai:
Thilo hat mittlerweile selbst noch etwas weiter geforscht, und die Serie Crime Story, ebenfalls von den Machern von Miami Vice, passt in der Tat noch eher auf seine Beschreibung. Deren Hauptdarsteller Dennis Farina ist derzeit dienstags bei RTL als Hauptdarsteller in den neuen Folgen von Law & Order zu sehen.

Und die gute Nachricht: Crime Story gibt es komplett auf DVD.

Weg damit!

Du hast ja, glaube ich, auch schon wahnsinnig viel wegmoderiert.

Wolfram Kons, der bei RTL schon wahnsinnig viel wegmoderiert hat und jetzt das Quiz Einer gegen 100 präsentiert, zu seinem prominenten Gast Vera Int-Veen.

Michael, 5. Mai 2008, 18:44.

Einer gegen 100

2002; 2008 (RTL). Quizshow.

Ein Kandidat spielt gegen 100 Studiogäste. Alle müssen die gleichen Multiple-Choice-Fragen beantworten, der Gewinn des Kandidaten errechnet sich aus der Anzahl der Studiogäste, die die Frage nicht beantworten konnten. Diese scheiden dann aus. Der Kandidat auf dem Stuhl in der Mitte hat gewonnen, wenn nur noch er übrig ist. Er hat drei Joker und kann gegen 25 bzw. danach 50 und 75 Prozent seines bisher erspielten Gewinns die richtige Antwort kaufen. Scheidet er mit einer falschen Antwort aus, wird aus den noch übrigen Studiogästen ein neuer Kandidat ermittelt, der dann wieder bei 100 Gegnern beginnt.

Die erste Version der Quizsendung war ein einstündige Abendshow mit Linda de Mol und eigentlich ein später Nachzügler der durch Wer wird Millionär? ausgelösten Quizwelle. Die 100 Gegner bildeten zugleich das Studiopublikum. Obwohl auch Einer gegen 100 an Stimmigkeit und Genialität (und Erfolg!) natürlich nicht annähernd an das Original heranreichte, war es einer der gelungeneren Ableger. Weil Linda de Mol so naiv, unwissend und anteilnehmend war und gar nicht erst in die Versuchung kam, Jauch zu kopieren. Und weil der Kampf Einer gegen 100 ein originelles Element war, auch wenn die Regeln zu vielen Ungerechtigkeiten führten, wie der, dass einige Gewinner nach endlosen Kämpfen und überragenden Leistungen mit lächerlichen Beträgen nach Hause gehen mussten.

Lief zunächst samstags zur Primetime, direkt nach Wer wird Millionär?, und erreichte in diesem Sog sehr gute Quoten und bis zu sieben Millionen Zuschauer. Im Sommer 2002, während der Sommerpause von Wer wird Millionär?, übernahm Einer gegen 100 dessen Sendeplätze am Montag und Freitag um 20.15 Uhr und verschwand danach. Sechs Jahre später startete RTL im Mai 2008 eine Neuauflage mit Wolfram Kons, jetzt als halbstündige Show jeden Werktag um 17.00 Uhr. Die 100 Gegner sitzen nun in beleuchteten Kabinen und haben auch einen Ansporn, denn scheidet der Kandidat vorzeitig aus, teilen sich die verbliebenen Gegner seinen bis dahin erspielten Gewinn. Unter ihnen sitzen auch jetzt auch Prominente und ehemalige Millionengewinner aus Wer wird Millionär?. Die Joker für den Kandidaten sind andere als früher: Er kann sich jetzt einen Gegner herazuspicken und ihn als Experten befragen, er kann von einem Zufallsgenerator zwei Gegner mit unterschiedlichen Antworten herauspicken lassen und sie nach ihrer Begründung für ihre Antworten fragen, und er kann für seine bevorzugte Antwortmöglichkeit erfragen, wie viele Gegner auch so geantwortet haben. Ein Studiopublikum gibt es jetzt zusätzlich zu den Gegnern.

Die Neuauflage währte nur bis zum Herbst.

Mitten im Leben

Seit 2008 (RTL). Alltags-Doku-Soap über unterschiedliche deutsche Familien, wie sie leben, wen sie lieben und welche Körperteile sie sich gern operativ vergrößern lassen würden.

Die einstündigen Folgen liefen zunächst werktags um 16.00 Uhr. Auf dem gleichen Sendeplatz hatte RTL das Format zwischen Weihnachten und Silvester 2007 mit zwei einzelnen Ausgaben getestet, damals noch unter dem Titel Hallo Familie, bevor es mit geändertem Namen Anfang Mai 2008 in Serie ging. In Serie war das Format nicht sonderlich erfolgreich, die Programmplaner von RTL aber sonderlich verzweifelt, weshalb schon nach kurzer Zeit eine zweite tägliche Folge um 15.00 Uhr eingeführt wurde.

Den Titel Mitten im Leben hatte 2007 noch eine Sitcom mit Heiner Lauterbach getragen, ebenfalls bei RTL.

Alles Fließband

Es gab eine Zeit, da hatte RTL eingesehen, dass das Genre Daily Talk tot ist. Dann starb aber auch der gesamte Rest des RTL-Nachmittagsprogramms, und aus lauter Verzweiflung gibt es deshalb jetzt wieder eine Talkshow um 15.00 Uhr: Natascha Zuraw. Heikle Themen, kontrovers diskutiert in einem als Arena gebauten Studio.

Ein Protokoll der Premiere.

14.57 Uhr: Drei Minuten zu früh. Die neue RTL-Talkarena Natascha Zuraw beginnt wie alle Sendungen des RTL-Nachmittagsprogramms. Schon jetzt erkenne ich den positiven Effekt, dass sie dann wohl wenigstens auch früher zu Ende sein wird.
KT Tunstall singt „Suddenly I See“. RTL ist konsequent: Ein abgedroschener Hit als Titelsong für das abgedroschene Genre Daily Talk.

15.00 Uhr: Natascha Zuraw beginnt mit einem raffinierten Täuschungsmanöver: Ihr erstes kontroverses Thema „Schwanger mit 50″ wird sensibel mit nachvollziehbaren Argumenten diskutiert und erweckt den Eindruck, als sei dies gar keine Sendung für Prolls, die sich gegenseitig ankeifen.

15.07 Uhr: Auftritt keifende Prolls. Nach nicht einmal zehn Minuten war die 50-jährige junge Mutter als Thema erschöpft und das Talkfließband zu einem bekennenden Partyluder weitergelaufen. Die 24-jährige feiert die Wochenenden durch und will berühmt werden, nämlich Schauspielerin in einer Soap. Den Widerspruch in sich erkennt sie nicht. Ihre Schwester will sie zu einem vernünftigeren Leben drängen, drückt sich aber auch nicht besser aus. Eine lange Werbepause, die nicht eingeplant war, sondern rumpelig mitten in die Sendung geklebt wurde, dehnt das Thema auf 20 Minuten aus, bevor Natascha Zuraw es mit all dem psychologischen Geschick, das man bei RTL Shop lernt, beendet.

15.27 Uhr: Eine 19-jährige mit bunten Haaren und mehreren Lippenpiercings als Pickelersatz bekennt sich zu ihrer Faulheit. Zu Hause rührt sie keinen Finger, und Mama räumt ihr ständig hinterher. Und Mama ist auch da und bekennt, ihrer Tochter ständig hinterherzuräumen. Natascha Zuraw, die ihren Job besser macht, als ich erwartet hätte, verkommt zur Mikrofonhalterin für ihr Publikum, das dem Mädchen der Reihe nach die Meinung geigt. Sie selbst sagt kaum noch was, verabschiedet sich von dem Mädchen aber mit dem wegweisenden Rat: „Vielleicht machst ja in Zukunft ein bisschen mehr.“ Wahnsinn.

15.37 Uhr: Zehn Minuten rum, nächstes Talkhäppchen: Eine Familie, die sich unzählige Reptilien hält. Hier scheint jedes Thema möglich zu sein, solange es am Ende viele sind. In der Mitte des Themas wieder ein schlecht hineingeschnittener Werbeblock.

15.54 Uhr: Wie, jetzt noch ein neuer Gast? Es muss doch gleich Schluss sein. Ein Kleptomane schildert sein Problem. Vielleicht packt er in zwei Minuten die Studiodeko ein und verschwindet, dann kann die Sendung noch pünktlich zu Ende gehen.

15.58 Uhr: Tat er nicht. Schade. Sein Problem wurde in den wild gekürzten dreieinhalb Minuten auch kaum gelöst, aber Natascha Zuraw drückt ihm „ganz fest die Daumen“, dass er es in den Griff bekommt.
Premiere vorbei. Wer sich unterhalten fühlte oder einen Erkenntnisgewinn für sich verbuchte, kann ja morgen wieder einschalten. Ich klopfe auf den Tisch und bin weg.

NACHTRAG 6. MAI:
Interessante Einschaltquote zur Premiere: 480.000 Menschen sahen Natascha Zuraw. Das ist haargenau ein Zehntel dessen, was Daily-Talk-Pionier Hans Meiser in der Spitze auf dem gleichen Sendeplatz erreichte.

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Michael, 5. Mai 2008, 16:04.

Natascha Zuraw

2008 (RTL). Einstündiger Daily Talk mit Natascha Zuraw.

Im Gegensatz zu anderen Daily Talks stand nicht jede ganze Sendung unter einem Oberthema, stattdessen wurden fünf Gäste wie am Fließband durchgeschleust und die Themen willkürlich gemischt. Alle sollen irgendwie kontrovers sein, weshalb das Studiopublikum herzlich eingeladen war, von oben herab den Talkgästen die Meinung zu geigen. Das kleine Studio war wie eine Arena gebaut.

All das war auch keine Lösung. Die Show lief einen Monat werktags um 15.00 Uhr, und dann verschwand sie wegen allzu offensichtlicher Erfolglosigkeit schon wieder.

Glänzender Asphalt

1990 (RTL). 11-tlg. US-Krimiserie von Anthony Yerkovich („Private Eye“; 1987–1988).

Los Angeles, 1950er. Ex-Bulle Jack Cleary (Michael Woods) wurde zu Unrecht von der Polizei gefeuert und arbeitet nun als Privatdetektiv in der Detektei von Jacks ermordetem Bruder. Sein Partner ist der coole Johnny Betts (Josh Brolin), ein Rocker in Lederjacke und mit zurückgegelten Haaren. Sie beschäftigen Sekretärin Dottie Dworski (Lisa Jane Persky), ermitteln ein wenig, ballern aber vor allem herum oder rasen irgendwem hinterher. Jacks Ex-Kollege Lt. Charlie Fontana (William Sadler) dient als Kontaktmann.

Die Serie lief zum Start am Donnerstag, dann freitags abends zur Primetime. Jede Folge dauerte knapp eine Stunde. Anthony Yerkovich war auch an der Entstehung der Serien Miami Vice und Crime Story beteiligt, die die 1980er bzw. 1960er ähnlich sorgfältig in Ausstattung und Musikauswahl stilisierten wie Glänzender Asphalt die 1950er.

Teilzeitglatzen

Die Parallelen zwischen Dr. House und Becker haben wir vor einem Jahr hier schon einmal erwähnt: Beide sind schlecht gelaunte Ärzte voller Menschenhass und Zynismus, die am Ende aber doch zum wohl ihrer Patienten handeln.

Zwischen ihren Darstellern ist mir jetzt, da Becker-Star Ted Danson mit Damages — Im Netz der Macht endlich wieder im Fernsehen auftritt, eine weitere Gemeinsamkeit aufgefallen: Die kahle Stelle.

Ted Dansons kahle Stelle am Hinterkopf war zu Zeiten von Cheers eine Berühmtheit in den USA, obwohl sie genauso wenig zu sehen war wie Norms Frau Vera. Auch in Becker und Damages wurde sie verdeckt, doch im Film „Body Heat“ und in der kurzlebigen Sitcom Zwei in der Tinte trug Danson sie zur Schau.

Bei House-Darsteller Hugh Laurie verhält es sich ähnlich: Er selbst scheint keine Probleme zu haben, in Talkshows untoupiert aufzutreten, und auch bei einem früheren Gastauftritt in Friends war die kahle Stelle klar erkennbar. Selbst in der Pilotfolge von Dr. House schimmerte die Hinterkopfhaut noch durch, doch ab Folge 2 muss im Budget wohl ein Posten für Ersatzhaar eingeplant gewesen sein. Womöglich haben die wunderheilenden Fernsehärzte aber auch einfach eine geeignete Therapie gefunden.

Ted Danson, Hugh Laurie

Ted Danson (links) ist heute wieder als fieser Milliardär in der fantastischen Serie Damages zu sehen (ab 21.10 Uhr bei Kabel 1) und Hugh Laurie morgen im bemerkenswerten und einschneidenden Staffelfinale von Dr. House (21.15 Uhr bei RTL).

Michael, 5. Mai 2008, 01:46.

Zwei in der Tinte

1998–1999 (ARD). 22-tlg. US-Sitcom von Diane English („Ink“; 1996).

Der geschiedene Mike Logan (Ted Danson) ist der Starkolumnist der Tageszeitung „New York Sun“. Ausgerechnet seine Ex-Frau Kate Montgomery (Mary Steenburgen) wird dort seine neue Chefin und macht ihm das bisher so gemütliche Leben schwer. Zwischen den beiden steht die gemeinsame 14-jährige Tochter Abby (Alana Austin). Zur Zeitungsredaktion gehören noch Belinda Carhardt (Christine Ebersole), Ernie Trainor (Charlie Robinson), Alan Mesnick (Saul Rubinek) und Donna French (Jenica Bergere).

Lief dienstags nachts. Sonderlich lange durften Ted Danson und Mary Steenburgen, im wirklichen Leben verheiratet, nicht gemeinsam zur Arbeit gehen. Nach einer Staffel wurde die ganz nette, aber unbedeutende Serie abgesetzt. Verdienten Erfolg hatte Danson vorher mit Cheers und nachher mit Becker.

Schweine im Weltall

Es ist schwer, etwas über das „Selbstwertfernsehen“ Kanal Telemedial zu schreiben, weil man nach kurzer Ansicht schon derart fassungslos ist, dass die Worte fehlen.

Meistens lassen sich dort bemitleidenswerte Zuschauer viel Geld aus der Tasche ziehen, indem dubiose Gestalten ihnen ihre „Zukunft“ ins Bewusstsein reden, aber oft passieren Dinge, die man nicht versteht, aber irgendwie den größenwahnsinnigen Senderchef Thomas Hornauer persönlich beinhalten, der der Meinung ist, es sei ein Geschenk, für nur zwei Euro pro Minute mit ihm sprechen zu dürfen, denn eigebtlich sei eine Minute Gespräch mit ihm mindestens 2000 Euro wert.

Heute Nacht trommelte er minutenlang so stumpfsinnig wie monoton vor sich hin, wozu so etwas wie Schmerzensschreie ertönten und in der Mitte des Bildschirms der Hinweis stand, dass man dieses „musikalische Kunstwerk“ bestellen könne. Derweil lief am unteren Bildschirmrand folgende Laufschrift durch:

Liebe Telemedialfreunde. Auf Grund der jüngsten Ereignisse hat sich Thomas G. Hornauer noch nicht entschieden, heute live auf Sendung zu gehen. Thomas G. Hornauer ist im Studio und die Chancen, dass heute eine Live-Sendung stattfinden wird, stehen fünfzig zu fünfzig.

Aha. Keine Ahnung, welche jüngsten Ereignisse das waren, und auch keine Ahnung, wie er sich entschieden hat, aber ich muss dann wohl versehentlich für einen Augenblick etwas Sinnvolles getan haben, denn als ich das nächste Mal hinsah, saß ein verwirrter Mann, bei dem es sich wieder um Senderchef Thomas Hornauer handelte, hinter einem runden Schreibtisch, von Kerzen flankiert, und tat so, als sei sein Tisch ein Raumschiff, die Kerzen Triebwerke und er Major Tom.

Wie gesagt, mir fehlen die Worte. Aber vielleicht stürzt er ja auf einem fernen Planeten ab und bleibt da.

Michael, 4. Mai 2008, 05:27.
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