2003–2006 (ProSieben). Comedyshow mit Oliver Pocher.
Pocher stellt sich für private Zwecke zur Verfügung, Zuschauer und Prominente können ihn kostenlos mieten. Er wäscht dann Autos, arbeitet als Babysitter, vervollständigt Skatrunden, topft Pflanzen ein, verkauft Brötchen oder isst Kühlschränke leer (warum auch immer das gewünscht wird). Einspielfilme zeigen seine Erlebnisse, vor Studiopublikum plaudert er mit Promis.
Screenshot: ProSieben
Die ehrlichsten Rubriken waren »Tagebuch eines B-Promis« (Pocher über sich selbst) und »Olli nervt«, doch weil sich Pocher und die Show nicht so ernst nahmen, war sein Nerven eigentlich ganz erträglich.
Nach 40 halbstündigen Folgen donnerstags um 23.15 Uhr mietete ProSieben Pocher ab der vierten Staffel im Herbst 2004 für eine Viertelstunde länger und gleich für 25 neue Ausgaben. 2005 sorgte eine Langzeitaktion für Aufsehen: Pocher ließ sich von der Fußballnationalmannschaft aus Sansibar als Teamchef mieten, um sie für die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland fit zu machen. Mehrere Specials zeigten in unregelmäßigen Abständen die Fortschritte. Als echter Experte gab Winnie Schäfer Ratschläge aus dem Studio.
Die Staffel, die im April 2006 endete, war die letzte. Es folgten noch Wiederholungen und Best-ofs, doch dann kündigte Pocher den Mietvertrag einseitig und zog bei Harald Schmidt ein.
Pressekonferenzen mit Fußballspielern erinnern mich immer an Starinterviews in Wetten, dass…?. Jemand stellt eine belanglose Frage, dann schaut der Interviewpartner eine Weile ins Leere, und dann antwortet er.
Bei Wetten, dass…? sind das die Sekunden, die der Dolmetscher braucht, um die Übersetzung der Frage ins Ohr des Stargastes zu sprechen. Und bei Fußballern… Wahrscheinlich hat auch Michael Ballack einen Knopf im Ohr und muss zuerst die Übersetzung der Fragen in Fußballerdeutsch abwarten.
Besonders schön heute übrigens diese Frage der dpa:
Herr Ballack, wo liegt morgen die größte Gefahr in dem Spiel, aus deutscher Sicht?
Nun, ich als Laie hätte ja gesagt, die größte Gefahr liegt darin, dass die Mannschaft verlieren und ausscheiden könnte. Aber was weiß ich schon? Also bitte, Herr Ballack?
Die Gefahr ist, dass man in einem Spiel verlieren kann und ausscheiden kann.
Amerika trauert um den Politjournalisten Tim Russert. Russert moderierte bis zuletzt den US-Polittalk Meet The Press und war eine amerikanische Institution innerhalb einer Institution. Die Sendung selbst gibt es seit 61 Jahren und ist die weltweit älteste Fernsehsendung. Russert moderierte sie seit 17 Jahren, viel länger als alle seiner Vorgänger. Er starb plötzlich, war erst 58 Jahre alt. Am Freitagnachmittag brach er im Studio zusammen, während er die Sendung für morgen vorbereitete.
Meet The Press wird gern als Vorbild für den deutschen Presseclub genannt, was nicht dadurch richtig wird, dass die Titel so ähnlich klingen und beide Sendungen sonntags am Vormittag oder Mittag laufen. Man kann Tim Russerts Stellenwert schlecht verdeutlichen, wenn man sich als deutsches Gegenstück zum Beispiel Peter Voß vorstellt. Aus so unglaublich vielen Gründen. Während sich im deutschen Presseclub die Presse trifft und unter sich bleibt, treffen in Meet The Press hochrangige Politiker auf die Presse und stellen sich den Fragen. Inhaltlich ist die Show also näher am Sonntagabend-Talk der ARD als am Presseclub, nur eben mit hochrangigen Politikern. Und Fragen. Und einem informierten und motivierten Moderator, den Time Magazine zu den 100 einflussreichsten Menschen weltweit zählte. (Andererseits nennen die Amerikaner auch ihre nationale Baseballmeisterschaft Weltmeisterschaft, aber das ist jetzt nicht das Thema.)
Niemand, der in Washington wichtig ist, wurde von Russert nicht vernommen. Das ist eine oft benutzte Floskel, die in diesem Fall mal stimmt.
Präsident George W. Bush, Ex-Präsident Bill Clinton, die Präsidentschaftskandidaten Barack Obama und John McCain und viele andere wichtige Persönlichkeiten drückten öffentlich ihre Trauer aus. Alle priesen Tim Russert als einen der herausragenden Journalisten unserer Zeit und für seine Fairness in seiner Berichterstattung und seinen hartnäckigen Interviews. Richtig: Russert war hart, aber fair.
Er hatte neben seiner Sonntagssendung immer wieder Kandidatendebatten im Präsidentschaftswahlkampf oder Vorwahlkampf moderiert, trat an Wahlabenden mit seiner Einschätzung auf, mit der er oft scharfsinniger und schneller war als andere, und war auch im aktuellen Wahlkampf einer der prominentesten Berichterstatter. Ferner war er der Washingtoner Büroleiter des Senders NBC, der gestern Nachmittag sein Programm unterbrach, um von Russerts Tod zu berichten.
Die NBC-Hauptnachrichten am Abend behandelten kein einziges anderes Thema, was vielleicht vermessen und nach Selbstbeweihräucherung klingt und wohl auch geringfügig übertrieben ist, aber tatsächlich die Nachrichtenlage recht gut reflektierte. In den USA gab es gestern kein wichtigeres Thema. Auch bei den Konkurrenten ABC und CBS war Tim Russerts Tod der Aufmacher, selbst CBS widmete dem Thema mehr als die Hälfte der Sendezeit seiner Hauptnachrichten.
Russerts plötzlicher Tod führte zu einigen Merkwürdigkeiten in der Berichterstattung. Brian Williams moderierte die nach ihm benannten NBC Nightly News with Brian Williams live von der Bagram Air Base in Afghanistan, was ungefähr darauf hindeutet, welche Inhalte ursprünglich geplant waren. Stattdessen wurden sämtliche Beiträge und Interviewpartner aus New York und Washington zugeschaltet. Moderatorin Katie Couric, Namensgeberin der CBS Evening News with Katie Couric, hatte gestern zwar frei, weshalb Harry Smith sie vertrat, wurde aber in ihrer eigenen Sendung interviewt, um ihre Erinnerungen an Tim Russert zu teilen.
2004 machte Russert auch seinen Vater landesweit berühmt, einen ehemaligen Müllmann mit dem Spitznamen „Big Russ“. Tim Russert veröffentlichte seine Kindheitserinnerungen in einem Buch, das er „Big Russ And Me“ nannte und ein Nr.1-Bestseller wurde.
In diesem Zusammenhang abschließend ein Ausschnitt aus Meet The Press, über den Amerika vor einem Monat herzlich lachte. Russerts Gast war Hillary Clintons Wahlkampfmanager Terry McAuliffe, der zu überzeugen versuchte, dass Hillary Clinton Präsidentin werden könne.
Es ist nicht unmöglich, dass Hillary Clinton noch gewinnt! Auch wenn viele Leute das sagen. Wenn Big Russ jetzt hier säße, er würde sagen: „Nichts ist unmöglich!“ Jack McAuliffe auch, wenn er heute bei uns wäre. Die beiden sitzen jetzt wahrscheinlich im Himmel, trinken einen Scotch, schauen auf uns herab und sagen: „Genau! Der Kampf geht weiter!“
Leider hatte die flammende Rede zwei Schönheitsfehler: Hillary Clinton hatte auch zu diesem Zeitpunkt rechnerisch bereits keine Chance mehr, Präsidentschaftskandidatin der Demokraten zu werden. Und Big Russ lebt noch.
Heute kommt wieder Die Tudors, die Kostümserie über die Matratzen des Königs, die ProSieben so schnell und unauffällig wie möglich im Gegenprogramm zur EM versenden wollte, die dann aber versehentlich doch einige Menschen eingeschaltet haben – womöglich weil Hauptdarsteller Jonathan Rhys Meyers oft so wenig bekleidet ist – und weil sie es historisch mit dem Leben von Henry VIII. nicht so genau nimmt.
Foto: ProSieben
In Wirklichkeit hatte Henry VIII. nämlich eher Ähnlichkeit mit Chris Elliot, dem verpickelten Typen aus „Verrückt nach Mary“. Aber wer hätte den schon dauernd nackt in den vielen Liebesszenen sehen wollen?
1981–1985 (BR). US-Slapstickreihe. Das ARD-Gegenstück zu erfolgreichen ZDF-Serien wie Dick und Doof oder Väter der Klamotte.
Die 15-minütigen Episoden bestanden aus Versatzstücken alter Filme des amerikanischen Stummfilmkinos der 20er Jahre und wurden durch eine Synchronisation ergänzt. Hauptdarsteller war meistens Charlie Chaplin, auch Larry Semon, Billy Bevan, Snub Pollard und die „Fat Men“ kamen oft zum Einsatz; weitere Stummfilmveteranen waren u. a. Fatty Arbuckle, Lee Moran, Bobby Vernon, Harold Lloyd, Harry Langdon, Mickey Rooney und Jack Cooper. In einigen Episoden wirkte Oliver Hardy an der Seite von Larry Semon mit, in einer Stan Laurel. Gemeinsam traten Laurel und Hardy hier nicht auf. Deutscher Erzähler war Hartmut Neugebauer.
Die Reihe brachte es auf weit über 100 Folgen, die alle zuerst im Bayerischen Fernsehen und später nachmittags im Ersten gezeigt wurden. 1994 lief noch eine einzelne, bis dahin nicht ausgestrahlte Folge.
1973–1985 (ZDF). 198-tlg. Slapstick-Reihe mit Schwarz-Weiß-Stummfilmen der 30er-Jahre aus den USA, die das ZDF zu einer Serie verschnitt. Zu den Komikern gehörten Jimmy Adams, Fatty Arbuckle, Billy Bevan, Charlie Chaplin, Charley Chase, Bill Dooley, Jack Duffy, Muriel Evans, Billy Gilbert, Oliver Hardy und Stan Laurel, Del Henderson, Buster Keaton, Edgar Kennedy, Florence Lake, Harry Langdon, Snub Pollard, Ben Turpin und Bobby Vernon.
Hinter der Reihe stand das bewährte Team von Dick und Doof: Hanns Dieter Hüsch kommentierte aus dem Off, Fred Strittmatter, Quirin Amper jun. und Jiří Kanzelsberger komponierten und arrangierten, Heinz Caloué schrieb die Texte und puzzelte aus Filmen 25 Minüter zusammen. Die Titelmusik von Strittmatter und Amper begann mit dem Worten: „Guten Abend, liebe Gäste, / wir erfreuen euch aufs Beste / mit Klamotten, Komödianten, / die schon uns’re Väter kannten.“
Die Folgen liefen auf dem etablierten Schwarz-Weiß-Klamottenplatz freitags um 18.25 Uhr.
Weit mehr als 100 Kurz- und Spielfilme hatten die amerikanischen Komiker Stan Laurel und Oliver Hardy produziert, die nur in Deutschland als Dick (Hardy) und Doof (Laurel) bekannt wurden. Einige davon hatten es auch ins Fernsehen geschafft, vor allem in Reihen wie Es darf gelacht werden und Spaß muss sein. Nachdem ZDF-Redakteur Gert Mechoff, Synchron-Autor und -Regisseur Heinz Caloué und Sprecher Hanns Dieter Hüsch gemeinsam bereits den dänischen Stummfilmkomikern Pat & Patachon zu neuem Glanz im fernsehfreundlichen 25-Minuten-Format verholfen hatten, nahmen sie sich die gleiche Methode auch für die Filme von Laurel und Hardy vor.
Die konkrete Vorgehensweise unterschied sich je nach vorhandenem Material. Manche bereits synchronisierte Tonfilme musste Caloué nur kürzen oder in mehrere Fortsetzungsgeschichten aufteilen. Stummfilme wurden meist mit Hanns Dieter Hüsch als ironischem Kommentator und Sprecher aller Rollen synchronisiert — mit allen Freiheiten, die dem Witz dienten: Manche Stummfilmgags erzielten eine bessere Wirkung, wenn sie unkommentiert stehen blieben, andere Stellen wurden zusätzlich mit bissigem Kommentar aufgewürzt. Manchmal wurden die Filme aber auch mit mehreren Sprechern vertont — mit Walter Bluhm als Laurel und Bruno W. Pantel als Hardy. Wenn frühere Synchronisationen verwendet wurden, waren als Hardys Stimmen noch Arno Paulsen und Gerd Duwner zu hören (Verhandlungen mit Duwner waren an dessen Honorarforderungen gescheitert).
Nicht selten waren die fertigen 25 Minuten eine Collage aus Szenen ganz verschiedener Filme. Einmal gelang es Caloué sogar, aus einem in der Steinzeit spielenden Film („Flying Elephants“) und einem, der im 20. Jh. angesiedelt ist („Putting Pants On Philip“), einen einzigen Film zusammenzuschnipseln – aber vielleicht sollte man besser sagen: Er tat es; ob es ihm „gelang“, darüber gingen die Meinungen auseinander. Caloué verteidigte sich, dass das meiste, was er wegschnitt, ohnehin nur „Füllmaterial“ gewesen sei: Langatmige Autofahrten und Spaziergänge flogen raus, und es blieb das Wesentliche – fliegende Torten, stolpernde Menschen, Finger im Auge, zu Bruch gehende Einrichtung, Staub. Und mittendrin: Stan und Ollie in Anzug und Melone. „Schau, was du wieder angerichtet hast, Stan“, wurde Ollies oft gehörter Satz, wenn Stans Tölpelhaftigkeit wieder größere Sachschäden verursacht hatte. Und dann gab es immer noch einen Schutzmann, der den beiden hinterherlief, und eine hysterische alte Frau.
Geprägt wurden die entstehenden neuen Fassungen nicht zuletzt durch die Musik. In den meisten Fällen zeichneten dafür Fred Strittmatter als Komponist, Quirin Amper jr. als Arrangeur und Komponist und Jiří Kanzelsberger als Musikregisseur verantwortlich. Das Puzzle- und Synchronisations-Prinzip von Caloué und Mechoff reflektierte die Formulierung im Vorspann: „… frisch aufpoliert von …“. Dieses Prinzip prägte über die nächsten 15 Jahre weite Teile des ZDF-Vorabendprogramms. Es wurde für weitere Reihen mit Schwarz-Weiß-Slapstick-Szenen benutzt, darunter Väter der Klamotte, Spaß mit Charlie und Männer ohne Nerven, aber auch für Zeichentrickklassiker wie Mein Name ist Hase, Schweinchen Dick und Die schnellste Maus von Mexiko.
Dick und Doof fanden ihren festen Sendeplatz freitags am Vorabend und bis zu 16 Millionen Zuschauer. Weitere Varianten ihrer Filme liefen unter den Titeln Zwei Herren dick und doof, Lachen Sie mit Stan und Ollie und Meisterszenen mit Stan Laurel und Oliver Hardy.
Western von gestern bestand aus alten B-Western der 30er- und 40er Jahre, die als Vorprogramm der großen, abendfüllenden Spielfilme gedreht worden waren und vom ZDF auf eine 25-Minuten-Fassung gebracht wurden; es gab aber auch 2- und einzelne 3-Teiler. Alle Filme wurden neu synchronisiert — komplett mit Geräuschen und Musik (von Fred Strittmatter und Quirin Amper jun., eingerichtet von Jiří Kanzelsberger).
In 34 Folgen trat Fuzzy Q. Jones (Al St. John) auf, meistens an der Seite von Billy the Kid (Buster Crabbe). Die Filmtitel begannen alle mit „Fuzzy und …“ und gingen manchmal so lustig weiter wie: „… die Christel von der Post“. Ebenfalls 34-mal ritt der junge Johny Wayne über den Bildschirm. Hinzu kamen 13 Folgen mit Roy Rodgers sowie weitere mit Gene Autry, Randolph Scott, Robert Livingston, Richard Dix, Robert Barrat, George O’Brien und Tom Keene in den Hauptrollen.
Unter dem Titel Western von gestern zeigte das ZDF auch mehrere 6-tlg. Serien, die ebenfalls in den 30er Jahren in den USA entstanden: „Zorro reitet wieder“ mit John Carroll, „Zorros Legion reitet wieder“ mit Reed Hadley, „Zorros Erbe“ mit George Turner, „Der singende Pfeil“ mit Ray Corrigan, Hal Taliaferro, Hoot Gibson und Julia Thayer sowie „Jesse James reitet wieder“ mit Clayton Moore. Eine 4-tlg. Serie war „Zorros schwarze Peitsche“ mit Linda Stirling und George J. Lewis.
Die ZDF-Verantwortlichen, die sich normalerweise schon die Augen reiben, wenn der Marktanteil bei den 14- bis 49-jährigen Zuschauern mit einer 8 vor dem Komma beginnt, werden heute ziemlich lange reiben müssen, denn hinter der 8 kommt vor dem Komma noch eine weitere Stelle. Fast zehn Millionen junge Zuschauer (und knapp 23 Millionen insgesamt) sahen gestern um 18.00 Uhr die EM-Niederlage der Deutschen gegen Kroatien, das entspricht einem Marktanteil von 80,1 Prozent. Das geht also.
1989–2000 (ZDF). Ableger von logo: Magazin für Kinder, in dem ein logo-Reporter von unterwegs über aktuelle Themen der Woche berichten.
Logomobil war zunächst 15 Minuten lang und lief werktäglich am Nachmittag. Nach einer Pause 1990 wurde es nur noch wöchentlich mit teils jahrelangen Unterbrechungen und ab 31. November 1999 samstags vormittags, inzwischen auf knapp zehn Minuten geschrumpft, ausgestrahlt.