J-Game
2004. Einstündige Spielshow, die unter dem Titel Judas Game angekündigt war.
Sechs Kandidaten kämpfen um 40 000 Euro. Jeder hat einen guten Grund, warum gerade er das Geld besonders gut gebrauchen kann: eine teure Schönheitsoperation, die Pflege der verunglückten Mutter, die Wiedergutmachung an einem mit dem Auto angefahrenen Kind. Einer von ihnen allerdings hat sich seine Geschichte nur ausgedacht (der „Judas“ nach ursprünglicher Titelplanung). In vier Runden wählen die Kandidaten je einen raus, den sie nicht für bedürftig halten oder von dem sie glauben, dass sie ihm im Finale nicht trauen können: Dann müssen sich die beiden verbliebenen Kandidaten nämlich entscheiden, ob sie das Preisgeld miteinander teilen. Nur wenn beide sich unabhängig voneinander dafür entscheiden, bekommt jeder 20 000 Euro. Will einer teilen, der andere nicht, hat der Ehrliche das Nachsehen, und der Egoistische bekommt 40 000 Euro. Wollen beide nicht teilen, gehen beide leer aus.
Ab der zweiten Runde dürfen die Teilnehmer „Beweise“ vorlegen, dass sie nicht lügen. So kam es gleich in der ersten Folge zum zuvor in Gameshows ungehörten Satz: „Ich hab da mal ein paar Bilder von meinem Hodenkrebs mitgebracht.“ Mit dem gezielten Tabubruch der ansonsten sichtbar preisgünstigen Produktion unternahm Kabel 1 einen ersten Versuch, sich aus der Ecke des Nostalgiesenders zu entfernen und krawallig und jung wie RTL 2 zu werden. Das mit dem Krawall klappte: Der Zentralrat der Juden in Deutschland protestierte gegen das aus „Stürmer“-Zeiten antisemitisch besetzte Wort „Judas“, und die Bayerische Landesmedienanstalt untersagte kurzfristig den Titel, der notdürftig und in großer Eile in der ersten Folge unkenntlich gemacht wurde (ohnehin wurde ja weniger verraten als gelogen; „Pinocchio Game“ wäre der treffendere Titel gewesen). Gute Quoten bei jungen (oder alten) Zuschauern brachte der Versuch nicht.
Nach drei Ausgaben donnerstags um 20.15 Uhr wurden die restlichen drei auf Samstag, 19.15 Uhr, verlegt.