Erst habe ich gedacht: Boah, Sonya Kraus, die Sau, lässt sich auch von jedem Giraffenbullen die Zunge in den Mund schieben. Dann wurde aber schnell unübersehbar: Das ist für sie nicht nur ein sexuelles Abenteuer, ein billiger Flirt. Dieser Axel ist ihre große Liebe (4,20 Meter Scheitelhöhe). Mit Tränen in den Augen stand sie neben ihm in seinem Gehege, rang nach Fassung, schwärmte von seiner Zeichnung und davon, wie wunderbar das sei, seine Nähe zu spüren. Plötzlich schien es unbedeutend, dass er sich wieder nicht vorher die Stoppeln von der Oberlippe rasiert hatte — und der Gedanke war fern, dass das Tier vielleicht nur das eine von ihr wollte. Bananen.
Die Moderatorin hat ihren neuen Freund im Comedy Zoo getroffen, einer neuen siebenteiligen Doku-Reihe von ProSieben. Die Zoos sind allerdings gar keine „Comedy-Zoos“, sondern ganz normale (wie im Fall von Sonya und Axel der Allwetterzoo in Münster). „Comedy“ sind die prominenten Menschen, die dort einen Tag verbringen und beim Ausmisten, Kraulen, Schieben, Füttern und Im-Dreck-Waten helfen. „Comedy“ bedeutet, dass Dirk Bach sich keine drei Sekunden um die sympathischen, aber überraschend willigen Husumer Protestschweine kümmern kann, ohne dass der Sprecher aus dem Off einen Satz sagt, in dem einer der Begriffe „Schweinerei“, „Schweinsgalopp“ oder „saugeile Show“ vorkommt. „Comedy“ bedeutet, dass Matze Knop auf einem Kamel reiten darf, mit der Schiebkarre hinfällt und am Ende „lustig“ mit dem Kopf vorne aus dem Kaninchenstall herausguckt. Und „Comedy“ bedeutet, dass den Machern auffällt, dass so Paviane voll die Ähnlichkeit mit Paul Breitner haben. Höhö. Paul Breitner, der Pavian, da muss man erst mal drauf kommen!
Man sieht sie förmlich vor sich, die Produzenten, wie sie in der Redaktion zusammen gesessen haben, und einer sagte: „Das wird tierisch lustig, verstehst Du, gnihihi, tierisch lustig — tierisch! Und wir sind im Zoo! Zwischen den ganzen Tieren!“, und ein anderer erwiderte, als er endlich mit Lachen fertig war und sich die Tränen aus den Augen gewischt hatte: „Oh Mann, und wenn unsere Prominenten sowas lustiges sagen, müssen wir das ganz oft und auch in Zeitlupe zeigen.“
Dabei zeigen die täglich 363 Tier-Doku-Soaps bei ARD und ZDF doch, wie leicht es ist, mit den niedlichen, hässlichen, ungestümen, trampeligen, zotteligen Wesen Programm zu machen, wenn man sie nur ein bisschen liebevoll in Szene setzt. Ein großes, unüberwindliches Wenn für den Comedy-Zoo.
Jedes Missgeschick, jeder Ritt auf dem Kamel, jeder „Überraschungs“-Besuch bei anderen Pflegern wurde zelebriert und angestrengt humorisiert. Nur zwischen Sonya Kraus und ihrem Alex mit seiner 50 Zentimeter langen Zunge und den großen Augen, da lief wirklich was. Eine Banane nach der anderen schob sie sich in den Mund, damit er sie beim Herausholen mit seinem weichen Schlabbermaul küsste.
„Mit Zunge!“
Aber es ist ja wahr: Wer weiß schon, ob das Zusammenleben funktionieren würde. Die Beziehung auf Distanz. Der Altersunterschied. Der Größenunterschied. Ihre Prominenz, seine Hörner. Und natürlich die Frage, ob so einer den Hals jemals voll kriegt. Am Ende hat sie sich dann doch wort-, tränen- und bananenreich von ihm verabschiedet.
Comedy Zoo, 7 Folgen, dienstags, 21.15 Uhr, Pro Sieben.
(Die ganze Folge kann man sich auf prosieben.de ansehen.)
Stefan, 20. August 2008, 01:09.