Lund in Sicht!

Kommissarin Lund: Das Verbrechen beginnt mit einem Klischee: Montagmorgens um 6.30 Uhr schaltet Sarah Lund einen Fernseher aus, der noch seit dem Vorabend läuft. Er zeigt nur Schnee. In welchem zivilisierten Land hat an einem Werktag um halb sieben das Fernsehprogramm noch nicht begonnen? Das gab es zuletzt zu einer Zeit, als gegen 23.00 Uhr auch noch Sendeschluss war. Dann würde man die zweite Hälfte von Kommissarin Lund: Das Verbrechen schon gar nicht mehr mitbekommen. Und das wäre schade, denn das ist die gute Hälfte.

Zunächst werden deutlich zu viele Personen und ihre Lebenssituationen auf deutlich zu vielen Handlungsebenen eingeführt, bevor die Geschichte in Gang kommt. Das ist zwar eine vorschriftsmäßige Erfüllung der Chronistenpflicht, nimmt aber leider auch schon vorweg, wer später in irgendeiner Form etwas mit dem titelgebenden Verbrechen zu tun haben wird, das nach geschlagenen fünfzig Minuten erst den Film bereichert: Der Mord an einer Schülerin. Denn warum sonst sollten sie alle so ausführlich vorgestellt worden sein?


Trauernde Eltern. Foto: ZDF/Tine Harden

Doch man muss das im Verhältnis sehen. Die erste Folge von Kommissarin Lund: Das Verbrechen wirkt zwar bis kurz vor Schluss, als habe sie das Tempo eines ganz normalen Tatorts und steuere dann auf ein dramatisches Finale zu, aber dann wird klar, dass die Geschichte gerade erst anfängt. Kommissarin Lund ist eine bemerkenswerte Fortsetzungsgeschichte, und Das Verbrechen ist tatsächlich das einzige Verbrechen, um dessen Aufklärung es in den zehn spielfilmlangen Folgen geht. Mehr als 1000 Minuten für einen einzigen Fall. Da bleibt viel Zeit, auch stille Trauer zu zeigen. Minutenlang fassungslose Gesichter, Schockzustände, Trauerbewältigung, betretenes Schweigen. Das ist nicht sehr kurzweilig, aber erschreckend realistisch. Und noch mehr Klischees. So zieht Lund mit ihrem neuen konventionell unkonventionellen Kollegen völlig ironiefrei die klassische Guter-Bulle-böser-Bulle-Nummer ab.


Kommissarin Lunds Nachfolger ist schon da. Aber Lund geht noch gar nicht!
Foto: ZDF/Tine Harden

Kurz vor dem Ende des ersten Teils scheint es, als sei die Sache einfach, der Täter bald identifiziert und nur noch dingfest zu machen, doch jetzt beginnen erst die eigentlichen Verstrickungen. Der Wahlkampf zwischen dem amtierenden Bürgermeister und seinem Herausforderer spielt eine Rolle, Intrigen, undichte Stellen, falsche Fuffziger. Alte Affären. Familiäre Probleme, zunehmende Distanz. Plötzlich beginnt die Serie zu fesseln. Wer die erste Hälfte des ersten Teils tapfer durchsteht, wird unbedingt wissen wollen, wie es weiter geht. Das ist spannend, gut gespielt und plötzlich gar nicht mehr langatmig. Teilweise erinnert Kommissarin Lund: Das Verbrechen mit all den Nebenschauplätzen und Verstrickungen ein bisschen an Das Geheimnis von Twin Peaks, ist aber nicht so skurril, und ein bisschen an die hervorragende Serie Damages – Im Netz der Macht, ist aber nicht halb so verworren. Vielleicht fällt es dem Publikum deshalb diesmal leichter, sich über zehn Wochen an eine Serie binden zu müssen, wenn es die Lösung erfahren will.

Kommissarin Lund: Das Verbrechen, sonntags um 22.00 Uhr im ZDF.

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Michael, 13. September 2008, 19:09.

Thema verfehlt: Ausflugsimpressionen

Weil Stefan nebenan stets echt schafe Urlaubstierfotos zeigt, präsentiere ich heute: Kamele.


Übrigens versteht man Arabisch viel schneller als man denken würde.
Das hier zum Beispiel heißt „Stopp“:

Und das hier heißt „Pepsi“:

Und dann heißt das hier vermutlich „Hollywood“:

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Michael, 13. September 2008, 15:21.

So lernte ich eure Mutter kennen

„Kinder, ich erzähle euch die Geschichte, wie ich eure Mutter kennen lernte.“
„Werden wir für irgendwas bestraft?“

Das US-Sitcom-Genre ist doch noch nicht tot. Mit How I Met Your Mother beginnt am Wochenende auf ProSieben die beste Comedyserie seit Scrubs: Es ist die klassische Freundeserie über eine Clique, die rumhängt und Blödsinn redet. Einer sucht die große Liebe, zwei haben sie schon gefunden, und einer will um jeden Preis verhindern, dass jemand länger als eine Nacht bleibt.

Der ungewöhnliche Ansatz der Serie sieht vor, dass Hauptfigur Ted in 25 Jahren seinen Kindern rückblickend erzählt, wie er deren Mutter kennen lernte. Die ganze Serie ist also ein Rückblick. Das ist leider eher ein Hindernis als ein origineller Vorteil, weil man davon ausgehen muss, dass, so lange die Serie erfolgreich ist, sowieso keine der auftauchenden Frauen diese Mutter sein wird. Das stört aber kaum.

Abgesehen von dieser endlosen Geschichte verschwendet die Serie keine Zeit für langatmige Vorgeschichten, woher sich die bisherigen Protagonisten untereinander kennen. Wie Ted und dieser merkwürdige Frauenheld Freunde wurden, ist in einem Satz erklärt: „Ich bin Barney, wir haben uns am Pissoir getroffen.“

Barney steht in einer Reihe mit den ganz großen Sitcom-Randfiguren, die zu den eigentlich Stars ihrer Serien wurden: Norm aus Cheers, Kramer aus Seinfeld, Jack aus Will & Grace. Er hat die besten Pointen, die prägnantesten Sprüche und die absurdesten Ideen. Seine Vorstellung davon, seinen Kumpel Ted zu verkuppeln, geht so: Er spricht eine wildfremde Frau an, fragt: „Kennst du Ted?“, und schon ist er verschwunden, während Ted mit der Frau dasteht.

Barney wird gespielt von Neil Patrick Harris, der als Doogie Howser, M.D. ein Kinderstar war und neben Alyson Hannigan aus Buffy — Im Bann der Dämonen einer der beiden Schauspieler war, die schon zu Beginn der Serie bekannt waren. Die anderen wurden es im Lauf der vergangenen drei Jahre, in denen eine treue Fangemeinde How I Met Your Mother zur Kultserie hochjubelte. Die Sitcom ist origineller als Friends, so lustig wie Scrubs und manchmal fast so romantisch wie Verrückt nach dir. Sie bildete anfangs in den USA einen erfolgreichen Block mit King of Queens beim Sender CBS, dessen Programm an allen anderen Stellen von forensischen Krimis durchsetzt war – eine Tatsache, über die sich die Macher im Trailer zum Start der dritten Staffel selbst lustig machten.

Die Serie ist die Sendung mit den jüngsten Zuschauern bei CBS, das zwar weit davon entfernt ist, ein amerikanisches ZDF zu sein, aber eben doch die ältesten Zuschauer von allen hat. Das ist ein anderer Grund, warum How I Met Your Mother dort manchmal ein bisschen fremd wirkt, und deshalb ist die Serie jedes Jahr aufs Neue von der Absetzung bedroht. Aber vielleicht müssen die wahren Kultserien in dieser ständigen Gefahr leben.

Bei ProSieben passt dagegen alles zusammen: Am frühen Samstagnachmittag zwischen Malcolm mittendrin und Scrubs ist How I Met Your Mother gut aufgehoben. Und mal ehrlich: Die wirklich guten US-Comedys hatten in Deutschland doch immer nur Randsendeplätze.

Der beste Serienstart der Saison.

How I Met Your Mother, samstags ab 14.00 Uhr, jeweils zwei Folgen auf ProSieben.

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Michael, 12. September 2008, 05:24.

Kommissarin Lund: Das Verbrechen

Ab 14. September 2008 (ZDF). 10-tlg. dän. Krimiserie von Søren Sveistrup („Forbrydelsen“; 2007).


Kommissare Lund und Meyer. Foto: ZDF/Tine Harden

Kommissarin Sarah Lund (Sofie Gråbøl) ist kurz davor, von Kopenhagen nach Stockholm versetzt zu werden, als die Schülerin Nanna Birk Larsen (Julie Ølgaard) ermordet wird. Lund übernimmt an ihrem letzten Tag die Ermittlungen und verspricht ihrem Chef, doch noch so lange zu bleiben, bis der Fall gelöst ist. Ihr Nachfolger ist aber auch schon da und arbeitet widerwillig mit ihr zusammen: Jan Meyer (Søren Malling) ist unkonventioneller und draufgängerischer als Lund, raucht, isst laute Erdnussflips und eckt auch aus allen möglichen anderen Gründen mit Lund an.
Der Politiker Troels Hartmann (Lars Mikkelsen) wird in den Fall verwickelt, weil die Leiche des Mädchens in einem Wagen gefunden wurde, der auf seinen Namen angemietet war. Er steckt mitten im Wahlkampf gegen den amtieren Bürgermeister Poul Bremer (Bent Mejding). Hartmanns Wahlkampfteam besteht im Kern aus Rie Skovgaard (Marie Askehave) und Morten Weber (Michael Moritzen). Nannas Eltern Theis (Bjarne Henriksen) und Pernille Birk Larsen (Ann Eleonora Jørgensen) trauern um ihre Tochter. Theis leitet ein Umzugsunternehmen, in dem der dubiose Vagn Skærbæk (Nicolaj Kopernikus) sein engster Mitarbeiter ist. Lisa (Laura Christensen) und Jeppe (Caspar Steffensen) waren Nannas Mitschüler und Oliver (Cyron Melville) ihr Ex-Freund.
Sarahs Mann Bengt (Johan Gry) ist schon nach Schweden vorausgeflogen, und Sarah wohnt vorübergehend bei ihrer Mutter (Anne Marie Helger).

Im Original umfasste die im Verlauf spannender werdende Serie 20 Folgen, die insgesamt 20 Ermittlungstage behandelten, an denen sich die Kommissare Lund und Meyer mit nichts anderem als diesem einen einzigen Fall befassten. Das als Koproduzent beteiligte ZDF machte daraus zehn Folgen in Spielfilmlänge und zeigte sie sonntags um 22.00 Uhr. Für Herbst 2009 ist eine zweite Staffel mit einem neuen Fall angkündigt, der sich dann über fünf Folgen erstrecken soll.

How I Met Your Mother

Ab 13. September 2008 (ProSieben). US-Sitcom von Craig Thomas und Carter Bays („How I Met Your Mother“; seit 2005).


Foto: ProSieben

Endzwanziger Ted Mosby (Josh Radnor), Architekt, ist endlich bereit, sich auf eine feste Beziehung einzulassen und zu heiraten. Nur wen? Während er seine Traumfrau sucht, hängt er meistens in der gleichen Kneipe mit seinem Freunden ab. Das sind seine frisch miteinander verlobten Mitbewohner Marshall Eriksen (Jason Segel) und Lily Aldrin (Alyson Hannigan), ein Jurastudent und eine Kindergärtnerin, und der verrückte Macho Barney Stinson (Neil Patrick Harris), von dem niemand so genau weiß, was er eigentlich macht, außer Anzüge tragen und Frauen aufreißen. Dann ist da noch die Fernsehreporterin Robin Scherbatsky (Cobie Smulders), in die sich Ted in der ersten Folge verliebt, es ihr auf der Stelle sagt und sie damit fürs Erste vergrault. Sie bleiben aber Freunde, wirklich, und fortan gehört sie zur Clique.


Foto: ProSieben

Die ganze Serie wird als Rückblick erzählt: Im Jahr 2030 erzählt der inzwischen ältere Ted seinen Kindern (Lyndsy Fonseca und David Henrie) die alten Geschichten, immer mit dem Versprechen, eines Tages zu der Geschichte zu kommen, wie er ihre Mutter kennen lernte. Aus Zuschauersicht spielt die kompette Handlung in der Gegenwart zu Beginn des 21. Jahrhunderts, die kurzen Szenen im Jahr 2030 bilden lediglich den Rahmen, in dem Ted nicht zu sehen, sondern nur aus dem Off zu hören ist, wie er auf die Kinder einredet, die auf der Couch sitzend mehr oder weniger geduldig zuhören.

Grandiose Sitcom voller Witz und Charme, die zudem auch noch erfolgreich genug ist, um die Geschichte mit der Mutter von Teds Kindern auf unbestimmte Zeit hinauszuzögern. ProSieben zeigt samstags ab 14.00 Uhr jeweils zwei Folgen.

Buchstabierwettbewerb am Ballermann


Fotos: ProSieben

An mir lag’s nicht. Ich hatte schon vor Beginn der Show ein großes Bier und ein kleines getrunken, was bei einer 20.15-Uhr-Show nun wirklich ausreichen müsste, um eine angemessene Erhöhung der Toleranzschwelle und Senkung der Niveaugrenze zu erreichen. Okay, ich hab dann den Fehler gemacht, den gesamten ersten Werbeblock hindurch in einer Art Schockstarre vor dem Fernseher sitzen geblieben zu sein, anstatt schnell auf härtere Drogen umzusteigen. Und das dritte Bier nach der zweiten Werbepause reichte natürlich nicht einmal aus, auch nur den eingetretenen Ernüchterungseffekt durch das Grauen auf dem Bildschirm auszugleichen.

Es wäre aber, ehrlich gesagt, auch im Vollrausch nicht zu ertragen gewesen. Denn die neue Pro-Sieben-Sendung Singing Bee basiert auf der außerordentlich abwegigen (und aus den USA importierten) Idee, die, äh, Lebensfreude einer Gruppe achtzehnjähriger Jungmänner aus der hessischen Provinz am Ballermann kurz vor dem Filmriss mit der Pingeligkeit eines „Monopoly“-Spielers zu kombinieren, der sich wegen Differenzen über die genaue Regelauslegung beim „Frei Parken“-Feld mit dem halben Freundeskreis überworfen hat.

Es geht nämlich darum, dass unsympathische, übereuphorisierte Sich-Selbst-Produzierer darum kämpfen, wer irgendwelche Hits am besten auswendig singen kann, was sie, in bester Karaoke-Tradition, mit großer Inbrunst und Falschheit tun. Die Töne müssen nicht stimmen, aber bei den Texten lässt „Singing Bee“ nicht nur nicht Fünfe, sondern auch Viere nicht gerade sein, wenn sich herausstellt, dass die siebte Nachkommastelle keine Null ist. Die Kandidatin, die in dem Ärzte-Song den Refrain „Manchmal, aber nur manchmal, haben Frauen ein kleines bisschen Haue gern / Immer, ja wirklich immer, haben Typen wie du“ vervollständigte mit: „eins auf die Fresse verdient“, hatte verloren. Es heißt: „was auf die Fresse verdient“. Eine Spitzfindigkeit, die man eher nicht zu würdigen weiß, wenn man es geschafft hat, sich die schlimmen Kandidaten, die Moderatoren Senna (von Monrose) und Oliver Petszokat, die schlechte Band, den unerträglichen Gesang (der Profis!) und die falsche Jubelatmosphäre im Publikum erträglich zu trinken (also mindestens nicht mehr weiß, wo bei der Fernbedienung vorn und hinten ist).

Immerhin hatten die Kameraleute offenbar das einzig Richtige getan und sich schon vor der Sendung die Kante gegeben.

Wirklich beunruhigend ist, dass auch diese Sendung, wie schon der schnell wieder entsorgte Comedy Zoo, von Red Seven produziert wurde, einer neuen scheinambitionierten Produktionstochter der Senderfamilie ProSiebenSat.1 unter Leitung des langjährigen ProSieben-Unterhaltungschefs Jobst Benthues, teilweise unter Einsatz der gleichen affigen und nicht funktionierenden Witz-Ideen. Die meinen das ernst mit der Produktion von Sendungen auf dem Niveau der kleinen Trashreihe Gina-Lisas Welt.

Stefan, 10. September 2008, 01:35.

9. September

Nach mehreren Jahren verschwimmt die Erinnerung. Waren die Anschläge auf die USA im Jahr 2001 eigentlich am 9. oder am 11. September? Muss wohl der neunte gewesen sein, denn die deutschen Fernsehsender begehen den Jahrestag konsequent heute.

Das ZDF zeigt erst den Spielfilm Flug 93, eine Rekonstruktion des Flugs, der auf Washington zusteuerte, dessen Passagiere aber die Terroristen überwältigten. Anschließend folgt Flug 93 – Die Dokumentation, und wenn Sie exakt in der Minute, in der die Doku zu Ende ist, zu Kabel 1 umschalten, beginnt dort gerade der Film Die Helden von Flug UA93 – Widerstand über den Wolken, eine Rekonstruktion des Flugs, der auf Washington zusteuerte, dessen Passagiere aber die Terroristen überwältigten. Vorher kommt dort noch Michael Moores Fahrenheit 9/11. Nur warum diese „11″ im Titel steht, kapiere ich nicht.

Michael, 9. September 2008, 06:40.

Heilandsack

Wer immer das Gefühl hatte, deutsche Hauptstadtkrimis seien nicht betulich genug, darf aufatmen: Felix Huby schreibt wieder. Der Schöpfer von Tatort-Kommissar Bienzle hat sich einen neuen schwäbischen Polizisten ausgedacht, ihn aber nach Berlin verfrachtet. Er spricht gar nicht schwäbisch, aber viel, ist jung und wirkt schon in den ersten Minuten des ZDF-Fernsehfilms Der Heckenschütze, als habe er das Potenzial, seinen Kollegen und uns Zuschauern gehörig auf den Keks zu gehen. Das legt sich zum Glück im Lauf des Films.


Foto: ZDF/Britta Krehl

Peter Heiland (Fabian Busch) heißt der Mann („Ich bin der Heiland“), und vielleicht werden die TV-Krimis mit ihm eine Reihe. Die Bücher sind es schon. Seit 2005 veröffentlichte Felix Huby drei Romane mit Peter Heiland (eine Besprechung des Debüts finden Sie bei unseren Freunden vom Tatort-Fundus), die wichtige Unterschiede zur Fernsehfassung aufweisen. Im Buch gibt es eine direkte Verbindung zwischen Heiland und Bienzle: Bienzle war früher Heilands Chef, bevor der nach Berlin ging. Im Film ist davon keine Rede. Das heißt natürlich nicht, dass Bienzle-Darsteller Dietz-Werner Steck nicht mitspielt. Aber er spielt eine völlig andere Rolle, einen Wirt. Und noch natürlicher ist auch der schwäbische Volksschauspieler-Veteran Walter Schultheiß dabei, der Bienzles Vermieter und Robert Atzorns Vater in Hubys Oh Gott Herr Pfarrer spielte. Wenn Felix Huby eines Tages nicht mehr schreibt, muss Schultheiß wahrscheinlich schon in Alter von 216 Jahren in Rente gehen. Insofern gibt es zumindest indirekte Verbindungen zu Hubys früheren Werken.


Foto: ZDF/Britta Krehl

Kommissar Heiland muss eine Mordserie aufklären. Ein Serienkiller bringt eine Reihe von Schwaben um, und Heiland selbst ist in Gefahr. Die Geschichte ist okay, die Umsetzung hätte jedoch auch in der halben Zeit funktioniert. Ein wahrer Lichtblick ist der völlig bescheuerte Straßensänger, eine Mischung aus Cosmo Kramer und Troubadix, den Heiland zu Beginn des Films vor einer Schlägerei bewahrt, und der daraufhin beschließt, Heilands bester Freund zu sein. Das und ein sehr unerwartetes Ende machen Der Heckenschütze insgesamt zu einem sehr ansehnlichen, wenn auch nur mäßig spannenden Film.

Der Heckenschütze, Montag, 20.15 Uhr im ZDF.

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Michael, 8. September 2008, 05:24.

Star der Show: Lebe deine Woche!

Zwei neue Shows begannen heute um 21.15 Uhr zeitgleich im deutschen Privatfernsehen: Die Show der Woche, ein Wochenrückblick bei RTL, und Lebe deinen Star!, eine Doppelgänger-Meisterschaft in Sat.1.
Ein Hin- und Herschalt-Protokoll.

21.13 Uhr: Gleich geht’s los. Die RTL-Show mit Oliver Geissen mag ich jetzt schon lieber, denn sie ist nach 75 Minuten vorbei. Im Ernst, Sat.1, drei Stunden???

21.15 Uhr, Sat.1: Die Ankündigung im Vorspann der Double-Show verspricht u.a. Amy Winehouse und Tina Turner auf einer Bühne. Geht’s wirklich um Doppelgänger oder darum, wer die meisten Vögel in seiner Frisur verstecken kann?

21.16 Uhr, Sat.1: Hella von Sinnen hat ordentlich abgenommen. Oder wer ist die blonde Frau, die neben Hugo Egon Balder moderiert? Ach so, Mirjam Weichselbraun. Von mir aus.

21.17 Uhr, RTL: Geissen zeigt lustige Pannenvideos. Ein Hochspringer scheitert. Hahahahahaha! Vielleicht ist das bei RTL die Double-Show, und nicht die in Sat.1. Sieht zumindest bis jetzt wie die Kopie von tausend anderen Shows aus.

21.20 Uhr, Sat.1: Verona Pooth. Die echte. Und der echte Sohn von Art Garfunkel, der spricht, als ernähre er sich ausschließlich von Helium. Dann ein Film über ABBA. Balder doubelt seine eigenen Hit-Giganten.

21.22 Uhr, RTL: Thema ist der Gewichtheber Matthias Steiner und sein bewegender Olympiasieg. Ach so, die Show der Woche ist gar kein Rückblick auf die aktuelle Woche, sondern auf irgendeine.

21.24 Uhr, RTL: Matthias Steiner kommt zum persönlichen Talk. Ich verstehe: Jauchs Jahresrückblick kommt jetzt wöchentlich mit Geissen. Vielleicht muss Jauch dann am Jahresende nur noch das Beste aus der Geissen-Show zeigen.

21.25 Uhr, Sat.1: ABBA-Doppelgänger treten auf. Ah, die Show ist also ein Double der Rudi Carrell Show.


Es gibt leider überhaupt keine schönen, interessanten, aufregenden, aussagekräftigen oder unterhaltsamen Bilder aus einer der beiden Shows. Sehen Sie stattdessen Wassertiere. Tiere gehen ja immer.

21.27 Uhr, RTL: Niedlichkeitsoffensive. Ein Kind stellt Passanten Fragen aus dem Einbürgerungstest. Schnell weg.

21.28 Uhr, Sat.1: Mirjam Weichselbraun zu einem ABBA-B: „Du hast ja mehr Haare auf der Brust als Hugo auf dem Kopf.“ Schnell zurück zu dem niedlichen Kind.

21.29 Uhr, RTL: Zu spät. Jetzt geht’s schon um zwei Leute, die eine Woche in einem leeren Raum verbringen und sich ausschließlich kostenlos übers Internet ernähren müssen. Man kann der Show nicht vorwerfen, sie würde jedes Thema zu lange zerreden.

21.32 Uhr, Sat.1: Der Vorspann von Der Prinz von Bel-Air läuft. Cool! Ich bleibe dran.

21.32 Uhr, Sat.1: Pech, es ist wieder nur so ein Einführungsfilm für ein Will-Smith-Double. Aber erst Werbung.

21.34 Uhr, RTL: Zwei Menschen in einem leeren Zimmer sitzen vor einem Computer, öden sich an und sind gereizt. Laaangweilig!

21.37 Uhr, Vox: Werbung für die Kocharena. Aber das ist heute nicht das Thema.

21.38 Uhr, RTL: Matthias Steiner sitzt noch zum Talk da. Sehr sympathischer Mann. Dann Klatsch und Tratsch der Woche in einem auf lustig gemachten Einspielfilm. Und Pol Pot Paul Potts bei The Dome.

21.40 Uhr, Sat.1: Es geht weiter. Der falsche Will Smith erinnert tatsächlich ein bisschen an Will Smith. Vielleicht habe ich mir vorhin nur eingebildet, dass ABBA nicht die geringste Ähnlichkeit mit ABBA hatte. Dann singt der falsche Will Smith und klingt nicht im Geringsten wie Will Smith. Da klang Falsch-ABBA dem Original schon ähnlicher. Aber für mich hören sich auch alle Weißen gleich an.

21.43 Uhr, RTL: Kaya Yanar erzählt Witze. Sind auch nicht unbedingt aus der aktuellen Woche, aber deutlich frischer als die von Mario Barth, der sonst so oft auf diesem Sendeplatz zu sehen ist.

21.46 Uhr, Sat.1: Jeanette Biedermann ist auch da. Die echte. Sie sitzt auf der Couch, um mit Balder alles zu zerreden. Hat die gleiche Stimmlage wie James Garfunkel. Als beide miteinander sprechen, hört man keinen Unterschied.

21.47 Uhr, RTL: Ist RTL jetzt werbefrei? Lustig, wenn man sich über übel platzierte Werbeblöcke mitten in Spielhandlung beschwert, heißt es immer, man sei gesetzlich sehr eingeschränkt in der zeitlichen Platzierung der Werbung. In so einer Freitagabendshow kann man den Block aber wohl erst bequem nach 33 Minuten senden, oder wann immer man Bock hat.

21.48 Uhr, RTL: Nämlich jetzt.

21.50 Uhr, Sat.1: Das Udo-Lindenberg-Double sieht aus wie Udo Lindenberg, aber das ist ja nicht schwer. Er klingt auch wie Udo Lindenberg. Aber das ist ja auch nicht schwer. In der Imitatorenschule ist Udo normalerweise Lektion 1, zum Warmwerden.

21.55 Uhr, Sat.1: Verona Pooth: „Überlegt mal, ihr sucht ein Double für mich! Was macht ihr denn dann? … Warum lacht ihr denn jetzt alle?“ Dann Werbung.

21.57 Uhr, RTL: „Gimmick der Woche“: Kaya und Oli testen zwei Massagestühle eines amerikanischen Shoppingsenders. Ich bekomme nur noch den Rest mit. Man muss wohl dabei gewesen sein.

21.59 Uhr, RTL: Die Kinocharts der Woche. Clips aus den erfolgreichsten Filmen. Ja… Ein bisschen wie Fernsehen der 80er mit Sabine Sauer. Wirkt komisch, aber warum nicht?

22.00 Uhr, RTL: Pierce Brosnan singt „Mamma Mia“ auf Platz 3. Darum nicht!

22.02 Uhr, RTL: Geissen, Yanar und Steiner sitzen auf einer Couchecke und reden über die gerade gesehenen Clips. Irgendwo habe ich auch dieses Konzept schon mal gesehen.

22.03 Uhr, RTL: Fantastisches Jubiläum: 50 Jahre Radarfalle! Diese Fernsehleute berichten über dieselben weltbewegenden Themen wie die Morningshows im Radio.

22.04 Uhr, RTL: Versteckte Kamera: Eine eigens installierte Radarfalle blitzt Radfahrer und Fußgänger, die von einem „Polizisten“ gestellt werden. Nette Idee. Ich habe mich schon immer gefragt, ob man mit seinem Fahrrad eigentlich legal durch eine Spielstraße fahren darf.

22.08 Uhr, RTL: Überraschendes Ende des Einspielfilms: Der falsche Polizist wird von zwei echten Zivilpolizisten gestellt und aufgefordert, seinen Schabernack zu beenden. Das ist tatsächlich mal sehr lustig, wenn auch nicht so geplant. Aber schön, dass es gezeigt wird.

22.10 Uhr, RTL: Nach dem Kino nun die Top 5 der Musikcharts. Konsequent. Ich stelle fest, dass ich seit etwa einer Viertelstunde kein Bedürfnis hatte, mal nachzuschauen, ob in Sat.1 die Werbepause schon vorbei ist.

22.11 Uhr, Sat.1: Ist sie. Schade.

22.12 Uhr, RTL: Thomas Godoj singt ein neues deutsches Lied. Nicht halb so live wie die Sat.1-Doppelgänger, aber auch noch nicht halb so ausgelutscht wie deren Lieder und Stars.

22.13 Uhr, Sat.1: Jon Bon Jovi. Eben. Oder wie Frau Weichselbraun sagt: Tschon äh Bon äh Tschovi. Ich mag Bon Jovi ja, aber dann doch lieber ein Original als ein Double, selbst wenn das Original Thomas Godoj ist. Der wird übrigens Vater, erfahre ich. Sagenhaft. Werbung.

22.18 Uhr, Sat.1: Mit der richtigen Frisur und einer Sonnenbrille sieht vermutlich jeder aus wie Tschon äh Bon äh Tschovi. Sonnenbrillen verdecken das Gesicht ja ganz praktisch.

22.22 Uhr, Sat.1: Filmchen über Justin Timberlake. Verzeihung: Tschustin äh Timberlake. James Garfunkel quietscht seine Meinung zu Justin Timberlake, aber leider können seine Stimmfrequenz nur Hunde hören. Und kann Mirtscham Weichselbraun mal jemand beibringen, wie man ein weiches englisches J spricht?

22.26 Uhr, RTL: Die Kandidaten in dem leeren Raum sind immer noch nicht verhungert, aber weiterhin langweilig.

22.29 Uhr, RTL: Die Show der Woche ist vorbei. Aus aktuellem Anlass schalte ich auch Lebe deinen Star! aus, da ist eh gerade Werbung. Im Vergleich wirkte Die Show der Woche zumindest im letzten Drittel recht unterhaltsam, aber wer weiß, wenn ich die Show von Anfang an ohne Wegschalten gesehen hätte, ob ich überhaupt so lange drangeblieben wäre.

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Michael, 5. September 2008, 22:50.

Nachtschattengewächse

Ich habe gelesen, dass Vox Men In Trees noch weiter ins Nachtprogramm verschiebt. Warum zeigen die die Serie nicht nachmittags? Von der Anmutung her würde sie gut zu den anderen Nachmittagsserien wie Everwood, Gilmore Girls oder McLeod’s Töchter passen, und diese Doku-Soaps funktionieren doch eh nicht. Ben

Berechtigte Frage. Wir haben sie an Vox weitergegeben, und die halten das für eine Riesenidee und wollen es sofort machen! — Okay, das waren nicht ganz die Worte, die Worte waren eher so was wie „Ja… vielleicht…  eventuell… kann schon sein… möglicherweise… eines Tages… wer weiß das schon?“ Die Idee jedenfalls hatte Vox tatsächlich auch schon, aber ein Hindernis könnte sein, dass die Serie nach nur 36 Folgen eingestellt wurde und das für eine tägliche Ausstrahlung zu wenig ist, denn die wäre dann ja recht schnell vorbei. Aber die Möglichkeit steht im Raum, das Vox-Nachmittagsprogramm ist ohnehin eine Baustelle, und insofern findet Men In Trees dort vielleicht ja irgendwann mal ein dankbareres Publikum als am späten Abend.

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