Lilli Lottofee

1992 (ZDF). 6-tlg. dt. Familienserie von Michael Verhoeven.

Elisabeth „Lilli“ Schattenfroh (Senta Berger) ist zweimal geschieden und frisch von ihrem Freund, dem dubiosen Veranstalter Harry Wrtschk (Heinz Hoenig) getrennt. Früher war sie mal die Lottofee im Fernsehen, jetzt schlägt sie sich als Sängerin und Zauber-Assistentin ihres Freundes Leo Fall (Herbert Bötticher) mit Auftritten auf Kaffeefahrten und kleineren Festen durch. Lilli hat einen sechsten Sinn, durch den sie gelegentlich die Lottozahlen vorhersieht und auch tippt, hat aber ebenso eine Gabe, das gewonnene Geld sofort wieder sinnlos zu verjubeln. Hanni (Gundi Ellert) ist Lillis esoterische Freundin. Nach zwei abgelehnten Heiratsanträgen von Leo nimmt Lilli den dritten an und heiratet ihn schließlich.

Heiter-melancholische Serie um die naive Lilli, die nicht weiß, wo sie hingehört. Jede Folge begann damit, dass sie – wie Karin Tietze-Ludwig – die Ziehung der Lottozahlen ansagt. Die Folgen waren 50 Minuten lang und liefen dienstags in der Primetime.

Pension Corona

1990 (ZDF). 14-tlg. dt. Familienserie von Heinz Dieter Ziesing.

Als Karin Börner (Ursela Monn) die kleine Pension Corona in München erbt, verlässt sie ihre Familie und ihre Heimatstadt Berlin und reist hin, um den Laden zu schmeißen. Sie findet sofort zwei mal hilfreiche, mal lästige Verehrer: den Hausbesitzer Eberhard Flick (Ezard Haußmann) und den Zauberkünstler „Sandini“, der eigentlich Karl-Heinz Sandmann (Herbert Bötticher) heißt. Paula (Margot Mahler) und Xaver Griesmayr (Gerd Fitz) sind das Hausmeister-Ehepaar, das sich ständig streitet. Eines Tages steht auch die 17-jährige Tochter Viola (Katja Woywood) vor der Tür.

Das ZDF zeigte dienstags am Vorabend immer zwei 25-minütige Folgen hintereinander.

Kleiner Fisch

Es wurde höchste Zeit, dass Oliver Pocher endlich den „Preis der beleidigten Zuschauer“ erhält. Denn seit 15 Jahren (1993: Karl Dall) hatte niemand mehr die Größe einen eigenen Sendeplatz, den er mit der persönlichen Abholung des Preises füllen konnte.

Gut also, dass Oliver Pocher den Preis persönlich abgeholt und dies in Schmidt & Pocher gezeigt hat. Denn man könnte durch die alljährliche umfangreiche Berichterstattung in allen wichtigen Publikationen von Abendzeitung bis Zeit ja leicht den Eindruck bekommen, dass es sich beim „Preis der beleidigten Zuschauer“ um eine Auszeichnung von hoher Relevanz handelt, hinter der eine kompetente Fachjury steckt. Dank Oli Pocher kennen wir nun die traurige Wahrheit. Er musste sich nicht einmal darüber lustig machen, die Umstände sprachen für sich.

Pocher holte den Preis im Wohnzimmer eines alten Mannes ab, der mit seiner Frau in einem hässlichen Wohnklotz in Köln-Lövenich residiert, und dessen Lebensinhalt es ist, beleidigt zu sein. Der 70-jährige Augustus Hofmann überreichte Pocher den Preis, bei dem es sich um einen potthässlichen Fisch handelt, der aussieht, als habe ihn Hofmanns Enkel für den Kunstunterricht in der Schule basteln müssen, ohne große Lust darauf zu haben.

Zum Abschied kündigte Pocher an, das Team von Einsatz in vier Wänden mal in Hofmanns Wohnung zu schicken. Davon hatte der Alte, der sich „Profizuschauer“ nennt, noch nie gehört. Pocher: „Ist Fernsehen. Müssen Sie nicht kennen.“

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Michael, 10. Oktober 2008, 00:39.

Gran Banalia

Wenn uns der Polizeiruf 110 etwas gelehrt hat, dann dies: Dank Edgar Selge wird sogar Michaela May erträglich. Leider ignoriert die neue ZDF-Serie Unser Mann im Süden diese Lehre uns setzt Fritz Wepper an Michaela Mays Seite. Er spielt den deutschen Konsul auf Gran Canaria und sie seine Frau, und er klärt neben seiner eigentlichen Tätigkeit, also lapidare Probleme deutscher Urlauber lösen, natürlich: spannende Kriminalfälle auf.


Foto: ZDF/Jennifer Oladeinde

Das ist alles sehr herkömmlich, bis zu dem Moment, als das ZDF eine neue, augenzwinkernde Ebene betritt, die man sonst allenfalls aus modernen US-Serien wie Boston Legal kennt: Wepper, Derricks alter Harry, spricht in seiner neuen Rolle als Konsul mit einem Ehepaar, das Aussagen über ein geschehenes Verbrechen machen kann und davon ganz begeistert ist.

Frau: „Wissen Sie, mein Mann und ich sind eingefleischte Krimifans. Unser heimlicher Favorit ist und bleibt Derrick. Findest du nicht, Edgar, der [Konsul] hat doch eine Ähnlichkeit mit diesem…“
Wepper: „Ich muss weiter.“

Nur wenige Minuten später kehrt die Serie leider zum Herkömmlichen zurück, und es folgt dieser altertümliche Klassiker, den vermutlich schon Rudi Carrells Großvater für zwei Gulden in einem Antiquariat erstand:

Andere Frau: „Mein Mann ist Zahnarzt.“
Selber Wepper: „Der geht einem also professionell auf die Nerven, verstehe.“

Die Serie mischt die klassischen biederen Schmunzelgeschichten mit der bewährten Urlaubskulisse aus Meer, Bäumen und Hotels (oder ZDF-O-Ton: „Sommer, Sonne, Süden“), und das war’s dann im Wesentlichen auch schon. Wer Serien wie Um Himmels Willen oder Der Ferienarzt mag, wird auch Unser Mann im Süden mögen. Aber sonst niemand. Dem ZDF dürfte das für einen Erfolg reichen.

Unser Mann im Süden, donnerstags um 20.15 Uhr im ZDF.

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Michael, 9. Oktober 2008, 06:35.

Unser Mann im Süden

2008 (ZDF). 4-tlg. dt. Urlaubsschmunzelkrimiserie von Stefan Rogall und Kathrin Nowak, Regie: Martin Gies.


Foto: ZDF/Jennifer Oladeinde

Nach einem erfüllten Berufsleben haben sich der lebensfrohe Heinrich Hammerstein (Fritz Wepper) und seine ebensolche Gemahlin Karin (Michael May) auf Gran Canaria niedergelassen. Heinrich ist dort der deutsche Konsul, der sich um kleinere Anliegen deutscher Urlauber kümmert und nebenbei große Kriminalfälle aufklärt, weil er das einfach besser kann als der einheimische Kommissar Diaz (Juan Carlos Lopez), dem des Konsuls ständige Einmischung ein Dorn im Auge ist. Lilli Brenner (Finja Martens) ist Hammersteins junge Assistentin.

Konventionelle, leichte Serienkost vor sonniger Kulisse. Die 45-Minuten-Folgen liefen donnerstags um 20.15 Uhr. Nach einer kurzen Staffel hatte Fritz Wepper keine Lust mehr auf eine Fortsetzung. Die Drehbücher seien zu schlecht, er habe vor seiner Zusage gar nicht alle gelesen, sagte er der FAZ.

„Sie!“ – „Nein, Sie!“ – „Nein, Sie!“

Scheint so, als sei die Debatte der Spitzenpolitiker im amerikanischen Fernsehen auch diese Nacht wieder ohne größere Skandale, Ausschreitungen, Pannen oder Beleidungungen abgelaufen. Langweilig. Dann müssen wir eben wieder auf Archivmaterial zurückgreifen.

(Willy Brandt und Helmut Kohl in der Bundestagsrunde zur Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen am 12. Mai 1985 um 20.15 Uhr zeitgleich in ARD und ZDF.)

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Michael, 8. Oktober 2008, 08:38.

Gelbe Gefahr für Mitbewerber

Vielleicht ärgert sich heute ein ProSieben-Programmplaner, dass man Die Simpsons nicht schon viel früher in die Primetime gehoben hat.

Gut, vor acht Jahren liefen ebenfalls mal neue Folgen am Montagabend, damals um 21.15 Uhr, aber seit sechseinhalb Jahren wohnten diese Simpsons wieder exklusiv im Vorabendprogramm. Sechseinhalb verschwendete Jahre.

Zum Start der neuen Staffel erreichte die Serie gestern ungekannte Einschaltquoten: Glatt drei Millionen Menschen sahen die zweite der beiden neuen Folgen, unwesentlich weniger die erste. Das sind mehr als doppelt so viele Zuschauer wie sonst am Vorabend, was zunächst nur mittelverwunderlich ist, weil um 20.15 Uhr ja insgesamt deutlich mehr Menschen fernsehen als am Vorabend. Interessant ist deshalb, dass auch der Marktanteil von 19 Prozent in der frei erfundenen werberelevanten Zielgruppe deutlich über dem lag, was Die Simpsons am Vorabend erreichen. Dabei war die Konkurrenz nicht einmal klein: Im direkten Gegenprogramm liefen Wer wird Millionär?, CSI: NY und der Sat.1-Eventzweiteiler Wir sind das Volk – Liebe kennt keine Grenzen. Alle wurden geschlagen, Marktführer waren Die Simpsons. Eine Serie, die das ZDF einst für ein Kinderprogramm hielt, hat sich im Hauptabendprogramm etabliert.

Natürlich muss sich zeigen, ob sich diese Quoten in den nächsten Wochen halten können, wenn jeweils nur noch eine neue Folge gepaart mit einer Wiederholung kommt. Dass ein großer Neugiereffekt, der wieder abflauen könnte, gestern eine besondere Rolle gespielt haben könnte, ist allerdings eine absurde Vorstellung bei einer Serie, die seit 18 Jahren bei uns läuft und schon 400 Folgen auf dem gelben Buckel hat.

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Michael, 7. Oktober 2008, 09:22.

Homers Odyssee zu neuen Sendeplätzen


Foto: ProSieben

Das Schöne ist ja: Wenn man nicht mitbekommen hat, dass Die Simpsons wie fast jedes Jahr für die neue Staffel auf einen anderen Sendeplatz umgezogen sind, wird man die verpassten Episoden trotzdem früher oder später in der Dauerschleifenwiederholung auf jedem anderen Sendeplatz sehen.

Heute lernen Die Simpsons also mal wieder einen neuen Sendeplatz kennen: Montags um 20.15 Uhr zeigt ProSieben die neue 19. Staffel, und weil Doppelfolgen immer eine schöne Maßnahme gegen die Ideenlosigkeit sind, was man sonst noch zeigen könnte, kommen immer gleich zwei Episoden hintereinander.

Es heißt übrigens, in der 19. Staffel seien besonders viele prominente Gaststars zu hören, was für Zuschauer der deutschen Synchronfassung wie üblich bedeutet, dass keine prominenten Gaststars zu hören sein werden, man aber sehen kann, wie diese Prominenten gezeichnet aussehen.

Im folgenden dem bis eben behandelten Thema sehr entfernt verwandten sechs Jahre alten TV-Ausschnitt empfängt der US-Late-Night-Moderator Conan O’Brien, der früher als Autor für Die Simpsons gearbeitet hat, zwei seiner Ex-Kollegen: Dan Castellaneta und Harry Shearer, die amerikanischen Originalstimmen von Homer Simpson und vielen anderen Charakteren, die ein paar Stimmen nachmachen und u.a. die Geschichte erzählen, wie es war, als damals Michael Jackson als Gaststar vorbeischaute, um einen Verrückten zu synchronisieren, der sich für Michael Jackson hält.

Link: Conan O' Brian - Two Simpsons Voice Actors

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Michael, 6. Oktober 2008, 17:14.

Vice Vice Baby: Palin-Biden Liveblogging

Stefan, 3. Oktober 2008, 02:06.

Der US-Comedy-Wahlkampf (3)

Am 2. November, zwei Tage vor der amerikanischen Präsidentschaftswahl, läuft die diesjährige Halloween-Folge der Simpsons: „Treehouse of Horror XIX“. Und eine Szene daraus ist sogar schon bekannt:

Das ist natürlich toll, dass eine Serie mit einem Produktionsvorlauf wie die Simpsons es überhaupt schafft, auf einen aktuellen Wahlkampf mit den konkreten Namen der Kandidaten Bezug zu nehmen. Der Witz ist allerdings ein 2004-Witz und wirkt angesichts der tatsächlichen Themen und Pointen dieses Wahlkampfs hoffnungslos antiquiert (nicht dass das Thema nicht abrupt wieder ganz aktuell sein könnte).

Aber wer hätte auch vor ein paar Wochen noch ahnen können, dass eine einzige Frau ganz allein genug Material liefern würde, um die komplette amerikanische Humorindustrie zu beschäftigen. Die Interviews, die Sarah Palin, die Vize-Präsidentschaftskandidatin der Republikaner, der CBS-Moderatorin Katie Couric gegeben hat, sind schon jetzt legendär. Tina Fey konnte die Sätze in ihrer „Saturday Night Live“-Parodie am vergangenen Wochenende mit Amy Poehler teilweise einfach wörtlich nachsprechen:

Aber eine meiner Lieblingsparodien auf Sarah Palin basiert noch auf einem früheren Interview mit ABC-Nachrichtenmoderator Charlie Gibson und ist von Waco O’Guin:

Heute Nacht (3 Uhr MESZ) findet die Debatte der beiden Vizepräsidentschaftskandidaten statt. Das ZDF und Phoenix übertragen ab 2.50 Uhr (bei Phoenix passenderweise gefolgt von der Dokumentation „Die schnellsten Pfoten von Alaska“), CNN International beginnt schon um 2 Uhr mit der Vorberichterstattung.

Und das Fernsehlexikon ist mit einem Live-Blog dabei — und zwar hier.

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Stefan, 2. Oktober 2008, 17:01.
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