Amerikanische Meisterschaft im Synchron-Debattieren
Drei Fernsehduelle haben sich Barack Obama und John McCain im Wahlkampf zur US-Präsidentschaftswahl geliefert. Das wär‘ doch nicht nötig gewesen:
Drei Fernsehduelle haben sich Barack Obama und John McCain im Wahlkampf zur US-Präsidentschaftswahl geliefert. Das wär‘ doch nicht nötig gewesen:
Der erste Hamburger Tatort der Post-Atzorn-Ära („Auf der Sonnenseite“) macht vieles, nein eigentlich alles anders.
Bild: NDR/Georges Pauly
Cenk Batu (Mehmet Kurtulus) ist kein Kommissar im Trenchcoat, der anderen mit selbstgerechter Attitüde auf die Nerven geht, sondern verdeckter Ermittler. Er ist ein grundsympathischer Typ, hasst Chris de Burgh und spielt mit seinem Vater Fernschach. Außerdem läuft da irgendwas mit der Nachbarin.
Es ist eine der vielen netten Merkwürdigkeiten in diesem Tatort, dass wir in den ersten Minuten viel über Batus Privatleben erfahren, obwohl er als verdeckter Ermittler gar keines hat.
Für Humorpunkte in dem eigentlich kühl und spannend inszenierten Tatort sorgt Batus Chef, mit dem sich der Ermittler an allen möglichen absurden Plätzen trifft: In der U-Bahn, auf der Hafenrundfahrt, im Aquarium bei Hagenbeck, auf dem Parkdeck, im Schwimmbad, im Containerhafen, oder auf der schlimmsten Toilette der Welt. Nebenbei kümmert sich der Chef auch noch um Batus Fische, während der „verreist“ ist:
Batu: „Tierquäler!“
Chef: „Was?“
Batu: „Du hast meinen Fischen wieder Chris de Burgh vorgespielt!“
Die Geschichte ist schnell erzählt, aber wirklich spannend umgesetzt — und sie kommt eine Stunde lang ohne Leiche aus.
Um an den mutmaßlichen Schieber Tuncay Nezrem zu kommen, kommt Batu undercover ins Krankenhaus. Dort liegt er im Bett neben Nezrems Neffen Deniz, der eine Messerattacke verletzt überlebt hat. Seine Legende erklärt ihm Batus Chef so:
Batu: „Was hab ich eigentlich?“
Chef: „Peniskarzinom von der Größe eines Blumenkohls. Wir dachten uns, wir nehmen irgendwas Unauffälliges für Dich.“
War nur Spaß, Batu muss nur einen akuten Blinddarm vortäuschen. Dann kommt der Killer wieder, Batu rettet Deniz das Leben und kann sich der lebenslangen Dankbarkeit seitens Onkel Tuncay erfreuen. Er wird Fahrer beim Paten, und so nimmt eine spannende Undercover-Operation ihren Lauf. Nebenbei entdeckt Batu noch, dass sich seine Landsleute gegenseitig mit faulen Immobilengeschäften bescheißen:
Chef: „Ich dachte immer, Ihr Türken haltet zusammen?“
Batu: „Bei Fußball und Eurovision vielleicht.“
Erfreulicherweise entfallen die langatmigen Fahrten zum Tatort, die langweile Polizeiarbeit in muffigen Amtsstuben und die gerne in Tatorten auftretenden Laiendarsteller. Als einzige Nachteile im Leben des verdeckten Ermittlers fallen eigentlich nur die ständige Lebensgefahr ins Gewicht, und die möblierte Wohnung in Hamburg-Wilhelmsburg, die er für seine Legende beziehen muss. Sein Chef hatte sie freundlicherweise noch mit einem dieser billigen Moschee-Wecker mit Muezzin-Ruf ausgestattet.
Der selbstgefällige Dr. Specht Robert Atzorn ist also weg, Mehmet Kurtulus ist da. Und das ist sehr, sehr gut so. Ein hervorragend geschriebenes Buch, das keine der überflüssigen Dialoge nötig hat wie dieser:
– „Er ist tot!“
– „Tot, sagen sie?“
– „Ja, tot.“
– „Tot ist er?“
usw.
Dazu noch ein guter Regisseur (Richard Huber) und gute Schauspieler. Komplex, intelligent, spannend, bitte bald wieder.
(Der nächste Batu-Tatort ist laut Tatort-Fundus schon für den 13. April 2009 geplant.)
– „Ich lebe schon fast 500 Jahre.“
– „Wow. Ich hätte Sie auf nicht älter als 450 geschätzt.“
– „Es geht nichts über Feuchtigkeitslotion.“
Foto: RTL II
Hurra, endlich mal eine Serie über ein Ermittlerduo, das aus einem Menschenweibchen und einem Vampirmännchen besteht! Das gab’s noch nie! Oder zumindest nicht mehr seit Moonlight — und das ist schließlich schon einen ganzen Monat her.
Bei RTL2 startet heute die neue Serie Blood Ties – Biss aufs Blut, in der eine menschliche Privatdetektivin und ein alter Vampir gemeinsam mysteriöse Gewalttaten aufklären. Während Moonlight aber eigentlich eine konventionelle Krimiserie war, in der eben Vampire mitspielten, ist Blood Ties der übliche Vampirkokolores mit furchterregend gemeinten, düsteren Dämonen, die tief sprechen und sich gegebenenfalls in Luft auflösen. Verzeihung: In Krähen.
Wie die meisten Vampirserien hält sie es für originell darauf hinzuweisen, dass die Klischees mit den Silberkreuzen und dem Knoblauch Quatsch sind und man Vampire durchaus im Spiegel sehen kann, und auch sonst passiert wenig Überraschendes, aber wer das Genre mag, findet hier vielleicht einen Lückenfüller, bis eines Tages das nächste Highlight kommt.
Blood Ties – Biss aufs Blut, sonntags gegen 22.05 Uhr bei RTL2.
Seit 25. Oktober 2008 (RTL). „30 Dinge, die ein Mann tun muss.“ Überwindungsshow mit Ross Antony.
Foto: RTL
Nichts hatte das Fernsehpublikum im australischen Dschungel so gerne gesehen wie das Leiden des Ross Antony. Der ehemalige Bro’Sis-Sänger kämpfte verzweifelt und höchst unterhaltsam gegen eine beeindruckende Ansammlung von Ängsten, Phobien und Überempfindlichkeiten — und gewann so die dritte Staffel von Ich bin ein Star — holt mich hier raus. Zum Dank hat ihm RTL eine eigene Show geschenkt, in der er nun weiter zum Amüsement der Zuschauer leiden soll. 30 Aufgaben (angeblich alles Dinge, die ein Mann einmal im Leben tun soll) haben sie für ihn ausgesucht: Trotz Höhenangst soll er vom Zehn-Meter-Brett springen, trotz Allergie im Wollpullover einen Kuhstall saubermachen. In Schweden darf er ein Iglu bauen, vor der kalifornischen Küste mit Haien tauchen.
Daniel Hartwich ist der sporadisch auch im Bild auftauchende Erzähler. Vier 75-minütige Folgen laufen am späten Samstagabend.
Foto: RTL
Seit 25. Oktober 2008 (RTL). Einstündige Betriebsfeier mit Inka Bause und Ross Antony.
In jeder Sendung treten zwei Firmen, jeweils unterstützt von einem der Moderatoren, gegeneinander an. Fünf Mitarbeiter aus jedem Unternehmen studieren mit Hilfe von Profis einen gemeinsamen Auftritt mit einem bekannten Musiktitel ein. Eine Jury aus den Sängern Sandy Mölling und Mark Medlock und dem Tanzlehrer Joachim Llambi bewertet die Auftritte mit einem bis zehn Punkten und entscheidet so die Duelle. Nach fünf Sendungen treten im Finale die Siegerfirmen gegeneinander an. Nun dürfen nicht nur die Juroren, sondern auch die unterlegenen Firmen abstimmen und den Gewinner küren, der einen Pokal erhält und sich fortan „Beste singende Firma Deutschlands“ nennen darf, aber nicht muss.
Die Show beruht auf einem niederländischen Format und kombiniert typische Elemente einer Castingshow mit dem Unernst und der Peinlichkeit eines Betriebsausfluges. Die gut einstündigen Folgen laufen samstags um 22.15 Uhr.
Es ist schon eine lustige Ironie, wenn man bei RTL Das Supertalent sieht, wo Dieter Bohlen gerade rüde über die musikalische Qualität von Ambitionierten urteilt, und dann zum ZDF zappt, wo in Willkommen bei Carmen Nebel im selben Moment DJ Ötzi seinen neuen Gassenhauer „In 100.000 Jahren“ singt, einen Song, für dessen Singleveröffentlichung mit dem Spruch geworben wird: „Aus der Feder von Dieter Bohlen!“
Man muss unterscheiden im großen Medienreich des Rupert Murdoch, so wie er selbst das auch zu tun scheint: Sein Nachrichtensender Fox News ist ein radikal auf konservative Linie gebrachter Sender. Dessen Schwestersender Fox hingegen gewährt in seinem Unterhaltungsprogramm große künstlerische und politische Freiheiten.
Und so kam es, dass auf Fox am vergangenen Sonntag eine Episode von Family Guy lief, in der Stewie und sein sprechender Hund Brian mit einer Zeitmaschine ins Dritte Reich reisten, einer Gruppe von Nazis die Uniformen stahlen, um sich zu verkleiden, und Stewie an seinem Mantel einen Werbebutton des aktuellen republikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain und seiner Vizekandidatin Sarah Palin fand:
„Tse“, sagt Stewie, …
… „das ist merkwürdig.“
Vielleicht ist die subtile Botschaft, dass Nazis McCain wählen würden, eine Anspielung darauf, dass Kritiker McCain und Palin vorwerfen, im Kampf gegen Barack Obama auch rassistische Vorurteile zu bedienen. Vielleicht muss man in den Humor von Family Guy aber auch nicht zuviel hineininterpretieren.
Jedenfalls waren es dann die Kollegen vom Schwestersender Fox News, die hinterher auf den vermeintlichen Skandal hinwiesen, und offenbar eine Lawine kritischer Berichte auslösten.
Die komplette Folge online
Die umstrittene Szene und Bill O’Reillys Kommentar auf Fox News
Foto: ZDF / BBC Films
Auf das besondere Drängen eines einzelnen freien Mitarbeiters möchten wir auf die Wiederholung von Messias hinweisen, einer außergewöhnlichen, atemberaubenden englischen Crime-Mystery-Serie. Falls Sie also noch nicht wissen, was Sie mit der zusätzlichen Zeit in der kommenden Nacht anfangen sollen…
Der erste Fall besteht aus zwei fast spielfilmlangen Teilen, die das ZDF heute beide zeigen wird, mangels Werbung nur unterbrochen von einer heute-Ausgabe. Der Film kommt natürlich auf dem Qualitätsfernsehen-Sendeplatz um Mitternacht, falls Carmen Nebel ihre Willkommensshow zur Primetime rechtzeitig fertigmoderiert hat. Sonst wird’s eben etwas später. Wer sein Aufnahmewerkzeug programmieren möchte, sollte das also schön bis mindestens 3.15 Uhr durchrauschen lassen.
Die zwei Teile des zweiten Falls kommen in drei Wochen.
Ab 26. Oktober 2008 (RTL2). 22-tlg. kanad. Vampirserie von Peter Mohan nach den Büchern von Tanya Huff („Blood Ties“; 2007).
Foto: RTL II
Vicki Nelson (Christina Cox) erblindet allmählich und kann deshalb nicht mehr bei der Polizei arbeiten. Als Privatdetektivin jagt sie die Bösen, und dabei hilft ihr ihr Bodyguard Henry Fitzroy (Kyle Schmid), ein 450 Jahre alter unehelicher Sohn des englischen Königs Henry VIII. und ein Vampir und Künstler. Natürlich ein guter, aber entsprechend gibt es auch ein paar Böse, und die müssen ja gejagt werden. Der Polizist Mike Celluci (Dylan Neal) war privat wie beruflich früher Vickis Partner und ist heute noch eng mit ihr befreundet. Vicki fühlt sich aber mehr zu Henry hingezogen. Gruftie Coreen Fennel (Gina Holden) ist Vickis Assistentin und kennt sich glücklicherweise bestens mit Kulten und Okkultem aus.
Die einstündigen Folgen laufen sonntags gegen 22.00 Uhr.
Seit 2003 (ZDF). Brit. Krimireihe von Lizzy Mickery, Boris Starling und Robert Cooper („Messiah“; Seit 2001).
Chief Inspector Red Metcalfe (Ken Stott) ermittelt in merkwürdigen Mordfällen. Derweil hat er privat mit eigenen Problemen zu kämpfen. Sein Bruder Eric (Kieran O’Brien) ist ein Mörder, und Red knabbert noch immer daran, dass er ihn vor Jahren ins Gefängnis brachte. Reds Frau Susan (Michelle Forbes) ist taub und leidet darunter, dass Red so viel arbeitet.
Jeder Fall umspannte einen Zweiteiler, und jeder Teil hatte Spielfilmlänge. Bisher zeigte das ZDF sechs Folgen gegen 22 Uhr.