Das Halstuch

1962 (ARD). 6-tlg. dt. Krimi von Francis Durbridge, Regie: Hans Quest.

Kriminalinspektor Harry Yates (Heinz Drache) von Scotland Yard, sein Kollege Sergeant Jeffreys (Eckart Dux) und Police Officer Kent (Gerhard Becker) suchen einen Mörder, der mehrere Frauen mit einem Halstuch erwürgt hat. Das erste Opfer war das Model Fay Collins, die Schwester des gehbehinderten Musiklehrers Edward Collins (Hellmut Lange). Später stirbt auch Diana Winston (Eva Pflug). Hinterbliebene, Zeugen oder Verdächtige sind u. a. der Zeitschriftenverleger Clifton Morris (Albert Lieven), Mariann Hastings (Margot Trooger) und ihr Mann, der Gutsbesitzer Alistair Goddman (Erwin Lindner), Gerald Quincey (Christian Doermer), Vikar Nigel Matthews (Horst Tappert), der Maler John Hopedean (Dieter Borsche) und die Tänzerin Kim Marshall (Erika Beer).

Das Halstuch war eine Neuauflage des britischen Sechsteilers „The Scarf“ (1959). Der Krimi war in Deutschland ein phänomenaler Erfolg und einer der ersten wirklichen Straßenfeger. Das ganze Land fieberte mit und rätselte, wer wohl der Halstuch-Mörder sein könnte. Die Einschaltquote betrug im Schnitt noch nie und nie wieder da gewesene 89 %! Einen Skandal verursachte der Kabarettist Wolfgang Neuss, als er einen Tag vor der letzten Folge die Nation per Zeitungsanzeige wissen ließ: „Ratschlag für morgen: Nicht zu Hause bleiben, denn was soll’s: Der Halstuch-Mörder ist Dieter Borsche. Also: Mittwochabend ins Kino. Ein Kinofan.“ Bei späteren Durbridge-Krimis wurden deshalb gelegentlich mehrere Schlussszenen gedreht. Es gab auch die Überlegung, für die ja meist schon im Ausland gelaufenen Krimis einen neuen deutschen Schluss mit anderem Mörder zu schreiben.

Dass der Krimi wie bei Durbridge üblich eine nicht einmal halbwegs realistische Märchengeschichte aus dem fernen England war, schreckte Nachahmungstäter nicht ab: In der Woche nach der Ausstrahlung meldete die deutsche Polizei zwei vollendete Morde mit einem Halstuch und einen Versuch. Nicht nur deshalb löste Das Halstuch eine heftige Diskussion aus, ob das deutsche öffentlich-rechtliche Fernsehen solch rein auf Sensation angelegte Unterhaltung zeigen sollte. Der nächste Durbridge in Deutschland, Tim Frazer, wurde weniger spektakulär inszeniert.

Die Folgen waren jeweils ca. 40 Minuten lang, später wurde der Schwarz-Weiß-Krimi auch als Drei- oder Zweiteiler wiederholt.

Freizeit

1979–1989 (ZDF). „… und was man daraus machen kann“. Halbstündiges wöchentliches Freizeitmagazin über Hobbys und Freizeit.

Freizeit, das ist wenn… Nun, zumindest hielt das ZDF eine Erklärung für nötig und sendete eine Woche vor dem Start eine „Einführung in die neue Sendereihe“ im Abendprogramm. Die Reihe an sich lief zunächst sonntags mittags, ab 1985 freitags nachmittags, und befasste sich mit allem, was man in der Freizeit tun kann, wie basteln, musizieren, gärtnern, heimwerken, sammeln, essen oder verreisen. Unter dem Motto „Freizeit in anderen Ländern“ traten mehrfach Prominente auf, die Tipps für ihre Heimatländer abseits der bekannten touristischen Attraktionen gaben, z.B. Rudi Carrell für Holland und Ephraim Kishon für Israel. Auch Handicaps wurden berücksichtigt und Freizeitangebote für behinderte Kinder vorgestellt. Jede Sendung beinhaltete mehrere Beiträge, ab 1982 gab es einmal im Monat eine monothematische Ausgabe. 1987 verlieh das Magazin den „Goldenen Freizeitfuchs“. Zuschauer konnten sich mit eigenen Videobeiträgen zum Thema „Unsere Straße/Unser Viertel“ um diesen Preis bewerben.

Erste Moderatorin war Sigi Harreis, zu den späteren gehörten Gerd Mausbach, Christine Westermann, Elke Kast und Sibylle Nicolai.

Baden-Badener Roulette

1968–1992 (ARD). Großer bunter Gala-Abend aus dem Kurhaus in Baden-Baden mit vielen musikalischen Gästen und ihren Hits, Kabarett-Einlagen und Gesprächen. Immer dabei: Rolf-Hans Müller und das SWF-Tanzorchester. Die Show wurde von 1968 bis 1973 einmal jährlich im Herbst ausgestrahlt. Moderator war in den ersten drei Jahren Günther Schramm, dann moderierten jeweils einmal Heinz Erhardt, Liselotte Pulver und Guido Baumann sowie Karl Lieffen und Dieter Hallervorden. Die Zuschauer konnten per Postkarte „originelle Wünsche“ äußern, die von den Stars erfüllt wurden. Meistens lief dies darauf hinaus, dass sie in lustige Verkleidungen schlüpfen sollten.

Nach langer Pause folgte ab 1986 eine jährliche Neuauflage im Frühjahr. Peter Kraus moderierte die erste, Sigi Harreis jede weitere. An ihrer Seite standen wechselnde Co-Moderatoren: zweimal Peer Augustinski und je einmal Georg Preusse und Roberto Blanco. 1991 setzte die Show aus, die letzte Ausgabe 1992 moderierte Harreis allein.

Sigi Harreis ist tot

Die Fernsehmoderatorin Sigi Harreis, die vor allem durch Die Montagsmaler ein bundesweiter Fernsehstar wurde, ist im Alter von 71 Jahren gestorben.

Ihren ersten Fernsehauftritt hatte Sigi Harreis im Quiz-Klassiker Hätten Sie’s gewusst, in dem sie als Kandidatin mitwirkte und dabei von Robert Lembke entdeckt wurde. 1979 moderierte sie das ZDF-Magazin Freizeit und ab dem folgenden Jahr bis 1996 Frank Elstners Montagsmaler zur Primetime im Ersten. Dies blieb zwar ihre einzige regelmäßige Fernsehsendung, doch Harreis als eine der ganz wenigen Frauen, die eine eigene Spielshow zur besten Sendezeit leiteten, wurde dadurch zu einem der populärsten Fernsehstars der 80er-Jahre und einem Aushängeschild der ARD. Es war völlig logisch, dass sie dabei war, als die ARD auf der Internationalen Funkaustellung ihre großen Nachmittagsshows von ihren größten Stars moderieren ließ und Harreis neben Michael Schanze, Hape Kerkeling, Karl Moik, Jürgen von der Lippe oder Harald Schmidt auf der Bühne stand. Gut, und Max Schautzer.

Auch die jährliche ARD-Gala Baden-Badener Roulette moderierte Sigi Harreis in den späten 80ern für den Südwestfunk, bei dem sie vor allem eine beliebte Radiomoderatorin war, erst bei SWF3, später bei SWF1 mit Sendungen wie „Gute Laune aus Südwest“ oder „Vom Telefon zum Mikrofon“. Sigi Harreis war außerdem die Original-Landärztin in der SWF3-Comedyserie „Marianne 013“.

Nach der Fusion von SWF und SDR zum SWR hatte sich Sigi Harreis ins Privatleben zurückgezogen und lebte mit ihrem Ehemann auf Mallorca und in München. In München erlag sie am Dienstagabend einer Krebserkrankung.

Michael, 10. Dezember 2008, 21:42.

Das Fernsehlexikon-Bilderrätsel (9)

Désirée Nosbusch war die häufigste falsche Antwort auf unsere gestrige Rätselfrage. Aber die meisten Teilnehmer erkannten in dem Mädchen richtig: Julia Biedermann.

Zufällig war sie — als eins von vier Kindern, die in der Rappelkiste mitgespielt hatten — 1976 in der legendären Ausgabe der Montagsmaler zu Gast, in der das Malgerät ausfiel. Frank Elstner überbrückte in der Live-Sendung fast 20 Minuten mit Gesprächen mit den Kindern und den prominenten Erwachsenen und behielt die Fassung trotz immer neuer Pannen und falscher Versprechungen, die Technik sei jetzt repariert. Die junge Julia Biedermann wirkte damals schon wie ein Star und achtete sehr darauf, dass Elstner ihr Haar nicht durcheinanderbringt. Aber natürlich ahnte niemand, wie viel man später von dem Mädchen noch hören (und sehen) würde.

 
Und damit verlassen wir die siebziger Jahre und fragen:

Wer verriet diesen Herrn?

Die Auflösung steht hier.

Hier geht’s zu den Spielregeln und Preisen des großen Fernsehlexikon-Bilderrätsels.

Stefan, 10. Dezember 2008, 11:00.

Elke Heidenreich schlägt Marcel Reich-Ranicki

Es war ein kleiner Moment für das Fernsehen, aber ein großer für das „Fernsehlexikon“. Im Jahresrückblick von Switch Reloaded gestern auf Pro Sieben hatte unser Buch einen überraschenden Auftritt als schlagendes Argument von Elke Heidenreich für Marcel Reich-Ranicki:

Wenn man ganz genau hinguckt, kann man erkennen, wie detailverliebt die Requisiteure beim Nachbau waren — und das bei einem Gegenstand, der nicht einmal eine Sekunde im Bild ist. Anstelle der Original-Sendungen sind Szenenfotos aus Switch Reloaded auf dem Cover abgebildet; der Untertitel lautet nicht „Alles über 7000 Sendungen von Ally McBeal bis zur ZDF Hitparade“, sondern „Alles über 7000 Parodien von Alarm für Cobra 11 bis Zwei bei Kallwass“, und unsere Namen sind auch nicht mehr ganz das, was sie mal waren:

Sensationell. Wenn wir nicht längst Switch-Reloaded-Fans gewesen wären, wir wären’s jetzt.

(Die ganze Folge ist eine Woche lang auf prosieben.de zu sehen.)

Stefan, 10. Dezember 2008, 01:34.

Aufgeräumtes House

WARNUNG: Wer das Staffelfinale von Dr. House noch nicht gesehen hat, wird hier verspoilert.


Foto: RTL

Nun ist die Welt um Dr. House also wiederhergestellt. Zum Ende der vierten Staffel befreiten die Autoren Wilson von seiner Freundin Amber und kehren damit zur bisherigen Ordnung zurück. Und das ist schade, denn es ist der feige Weg. Es ist der Weg, den schon die Bonanza-Autoren wählten, wenn Little Joe eine ernsthafte Beziehung drohte. Wer sich in einen langjährigen Fernseh-Single verliebt, lebt bald nicht mehr.

Es wäre interessant gewesen, mit der neuen Situation langfristig umzugehen. Wie wäre es weitergegangen, wenn House seinen besten Freund dauerhaft mit einer Frau hätte teilen müssen?

Natürlich geht es oft schief, wenn gewohnte Konstanten in Fernsehserien durcheinander gebracht werden. Doch hier hätte die Konstante eine Nebenfigur betroffen. Den Autoren von Frasier gelang es, Niles und Daphne zu einem Paar zu machen, ohne die Dynamik und den Charme der Serie zu zerstören, während der Protagonist direkt unberührt blieb. Den Autoren von Dr. House ist es bereits gelungen, ein völlig neues Team um House herum zu etablieren, ohne dass der Reiz verloren ging. Einige der besten Episoden der Serie stammen aus dieser kurzen vierten Staffel. Sie hätten vermutlich auch das Kunststück geschafft, Amber dauerhaft in die Serie zu integrieren. Doch sie versuchten es nicht einmal, vielleicht, weil sie sich selbst unterschätzen. Und bestimmt vergeben sie damit eine Chance. Wäre der Versuch gescheitert, hätte man den Sensenmann immer noch für einen Gastauftritt einbestellen können.

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Michael, 9. Dezember 2008, 22:25.

Das Fernsehlexikon-Bilderrätsel (8)

Gestern suchten wir den Besitzer eines Schreibtisches. Ein ganz besonders schlauer Ratefuchs antwortete: „Inzwischen der von Chris Geletneky — Ex-Chefautor von Anke Late Night„, aber Anke Engelke haben wir natürlich auch gelten lassen.

Zur Erinnerung an die kurzlebige Show aus dem Jahr 2004 ein fröhlich-entspannt-sinnloser Ausschnitt mit Christoph Maria Herbst:

 
Anke Engelke ist übrigens, um das vorweg zu nehmen, ausnahmsweise die falsche Antwort auf unsere heutige Rätselfrage:

Wie heißt die junge Dame neben dem Brillenträger?

Die Auflösung findet sich hier.

Hier geht’s zu den Spielregeln und Preisen des großen Fernsehlexikon-Bilderrätsels.

Stefan, 9. Dezember 2008, 11:00.

Früher wird alles anders

Mit dem Wort „Revolution“ wirft man in der Berichterstattung über das Fernsehen gern um sich, doch was der US-Sender NBC mit seinem Late-Night-Star Jay Leno vorhat, ist tatsächlich eine. Zumindest in Amerika. Bei uns wirkt sie auf den ersten Blick unspektakulär: Leno sendet ab Herbst 2009 schon um 22.00 Uhr statt um 23.35 Uhr.

Die Vorgeschichte: 1992 übernahm Leno die Tonight Show von der Legende Johnny Carson, der die Show 30 Jahre lang moderiert hatte. Viele, vor allem die Zuschauer, hätten damals lieber David Letterman als Carsons Nachfolger gesehen, der ohnehin schon bei NBC unter Vertrag stand und die Show um 0.35 Uhr moderierte. NBC zog Leno vor, Letterman ging zur Konkurrenz CBS und schlug Leno in den Quoten eineinhalb Jahre lang deutlich. Dann nicht mehr. Dennoch gilt der Abgang Lettermans bis heute als eine der größten Niederlagen für NBC.

Um eine Wiederholung dieses Desasters zu vermeiden, regelte NBC die Leno-Nachfolge frühzeitig, und zwar so, wie es damals schon logischer gewesen wäre. Schon vor vier Jahren kündigte der Sender an, Conan O’Brien, bisheriger Moderator der 0.35-Uhr-Show, werde ab 2009 Lenos Prestige-Sendeplatz um 23.35 Uhr übernehmen, den klassischen Late-Night-Sendeplatz seit Anbeginn des Fernsehens in den USA und begehrtesten Sendeplatz für TV-Entertainer.

Leno erklärte sich damals zum Aufhören bereit, je näher der Termin jedoch rückte, desto häufiger ließ er sich anmerken, wie wenig Lust er habe, mit 58 schon in Rente zu gehen, und stichelte gegen seinen eigenen Sender. Und so munkelte man, Leno werde wie weiland Letterman zur Konkurrenz gehen, zum Beispiel ABC, und fortan gegen seinen Nachfolger senden.

Mit der Platzierung einer neuen werktäglichen Leno-Show um 22.00 Uhr hält NBC einerseits seinen größten Star im eigenen Haus, schlägt aber andererseits seinem zweitgrößten Star Conan O’Brien ins Gesicht: Ist dessen Übernahme der Tonight Show wirklich noch eine so große Sache, wenn Leno sogar zur Primetime sendet? Offiziell kommt von der Conan-Seite kein böses Wort: Man habe Leno lieber als Vorprogramm als als Konkurrenz. Doch Fakt ist: Wie bisher wird O’Brien in Lenos Schatten stehen und erst nach ihm auf Sendung gehen.

Die Programmreform ist aber auch ein Schlag ins Gesicht der Produzenten von Dramaserien, für die es ab Herbst 2009 fünf Sendeplätze weniger geben wird. 22.00 Uhr ist in den USA allerbeste Primetime. Einige der erfolgreichsten Serien liefen oder laufen auf diesem Sendeplatz: Emergency Room, Law & Order, Law & Order: New York, Medium, Crossing Jordan oder Third Watch (alle NBC). Zum Ende der laufenden Saison kann NBC hemmungslos Serien absetzen, ohne für Ersatz sorgen zu müssen. Leno wird die Zeit schon füllen – mit Witzen und Promiplausch.

Vielleicht hat auch die aktuelle Wirtschaftslage bei der Entscheidung eine Rolle gespielt, und die ständig rückläufigen Einschaltzahlen für alle großen Sender infolge größerer Konkurrenz durch Qualitätsprogramme im Kabelfernsehen. Schon vor einigen Wochen wurde diskutiert, ob es für eines der großen Networks sinnvoll sein könnte, aus Kostengründen in Zukunft auf eine Stunde Primetime zu verzichten und die Sendezeit an Lokalstationen oder Drittanbieter abzugeben. NBC gibt eine tägliche Stunde Primetime nun an Jay Leno ab. Dafür müssen sie ihm zwar geschätzte 50 Millionen Dollar im Jahr bezahlen, aber 110 Folgen hochwertiger Serien wären vermutlich teurer geworden.

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Michael, 9. Dezember 2008, 08:45.

Vereinfacht dargestellt


Screenshot: tvspielfilm.de; Programm von Comedy Central

Jochen, 9. Dezember 2008, 07:50.
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