Umzug in ein neues Leben

Seit 2006 (RTL). Doku-Soap über Menschen, die umziehen, meistens ins Ausland oder gar auf einen anderen Kontinent: Wie organisieren die Menschen ihren One-Way-Trip, wie richten sie sich am neuen Wohnort ein, und wie fassen sie dort Fuß?

Die einstündigen Folgen, angereichert mit vereinzelten nützlichen Informationen zum Thema Umzug, liefen staffelweise zunächst sonntags am Vorabend, zogen 2007 in die Primetime am Mittwoch um und 2008 auf montags um 21.15 Uhr.

Thun und Lassen

Die theoretischen Voraussetzungen für die neue ZDF-Serie Dell & Richthoven sind gut: Es ist eine Gaunerkomödie, und Friedrich von Thun und Christoph M. Ohrt spielen die Hauptrollen. Thun ist im ZDF ein Star und Orth ein guter Schauspieler, es hätte also schön werden können. Thun als Staatsanwalt im Ruhestand, und Ohrt als hinterlistiger, wandlungsfähiger Trickbetrüger, der von dem Alten angeheuert wird, Ganoven aufs Kreuz zu legen. Das klingt zwar harmlos, aber nach einem Grundstoff, aus dem man Lustiges hätte machen können.

Ist leider nicht passiert. Ohrt als sympathischer Ganove spielt traditionell toll, aber das Gesamtprodukt ist langweilig und vorhersehbar und schöpft das Potenzial hinter Personal und Idee nicht nur nicht aus, sondern streift es nicht einmal. In den Siebzigern hätte man die Serie womöglich für grandios gehalten. Aber damals guckten Darsteller auch noch direkt in die Kamera, um am Ende eines Dialogs einen Witz abzusondern.

Halt — das tun sie in Dell & Richthoven ja auch.


Fotos: ZDF/Katrin Knoke

Dell & Richthoven, donnerstags um 20.15 Uhr im ZDF.

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Michael, 13. November 2008, 06:41.

Dell & Richthoven

2008 (ZDF). 4-tlg. dt. Comedyserie von Michael Illner.

Der alte Staatsanwalt Sebastian Richthoven (Friedrich von Thun) ist inzwischen im Ruhestand, hat aber noch ein paar Rechnungen mit Strolchen offen, die er zu seiner aktiven Zeit nicht ihrer gerechten Strafe zuführen konnte. Er heuert den gerissenen Trickbetrüger Bruno Dell (Christoph M. Ohrt) an, damit der mit der Hilfe seiner langjährigen Partnerin Lilo (Katrin Sass) und Richthovens Nichte Hannah (Annalena Duken), einer Schauspielerin, die Ganoven aufs Kreuz legt.


Foto: ZDF/Katrin Knoke

Gaunerkomödie. Schöne Idee, aber leider lahm umgesetzt. Die ersten drei Folgen a 45 Minuten liefen donnerstags um 20.15 Uhr, die letzte am Samstagnachmittag.

Möpse!

Oft ist es nicht leicht, eine Überschrift zu finden, die den Leser auf einen Text heiß macht, die aber trotzdem noch entfernt mit dem Text zu tun hat. Bei Loriot ist es zum Glück einfacher. Er wird heute 85.

Im Januar saß ich auf seinem berühmten grünen Sofa. Es steht in der Kantine von Radio Bremen, und es ist eigentlich nur ein altes, durchgesessenes, nicht mehr sonderlich bequemes Sitzmöbel. Trotzdem war das ein besonderer Moment. Loriot ist für mich der größte deutsche Humorist, und obwohl mein Geschmack sich sonst nur selten mit dem der Masse deckt, ist die deutsche Mehrheit im Fall Loriot glücklicherweise auf meiner Seite.

In einem seiner biografischen Werke erzählt Loriot, wie er nach Tätigkeiten als Pianist und Holzfäller beschloss, sein Notabitur von 1941 zu vervollständigen.

Nach bestandener Prüfung erfreute ich mich einer gewissen Fertigkeit sowohl im Lösen vielstelliger Differential- und Integralaufgaben, als auch im Übersetzen griechischer Philosophen. Ferner verfügte ich über einen goldenen Zitatenschatz deutscher und englischer Klassiker. Zur musischen Abrundung meiner Ausbildung studierte ich noch sechs Semester an der Hamburger Kunstakademie. Nach insgesamt etwa zwanzig Lehrjahren sah ich mich nun imstande, ein kleines Männchen zu zeichnen, das mich bis heute ernährt.
(aus: „Das Männchen“)

Leider hat Loriot damit aufgehört, zu seinen runden Geburtstagen neue Sondersendungen zu produzieren, doch dann muss wenigstens die DVD-Box mit seinem Gesamtwerk nicht permanent aktualisiert werden.

Von uns gibt’s zum Geburtstag des großen Loriot ein Ständchen. Ach was, einen ganzen Stand.

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Michael, 12. November 2008, 06:34.

In Memoriam Horst Jüssen

Horst Jüssen gehörte zeitweise zur Lach- und Schießgesellschaft, war einer der Entwickler der Spielshow Tele-As mit Carolin Reiber und Peter Rapp, moderierte das Verkehrsquiz Hupkonzert und spielte den kleinkriminellen Schmarotzer Otto in Die lieben Verwandten.

Der Mehrheit wurde er aber durch die Klamaukshow Klimbim bekannt, wo er von 1973 bis 1979 neben Wichart von Roëll, Elisabeth Volkmann und Ingrid Steegers Brüsten zum ständigen Ensemble gehörte.

Horst Jüssen starb am Montag im Alter von 67 Jahren an Lungenkrebs.

Michael, 11. November 2008, 19:34.

Hupkonzert

1977 (ARD). Verkehrsquiz mit Horst Jüssen und je einem prominenten Gast.

Jüssen war einer der Stars von Klimbim. Warum ausgerechnet ihm jemand Verkehrsregeln glauben sollte, blieb offen.

Corinna

1995 (RTL). 6-tlg. dt. Sitcom.

Corinna (Ingrid Stein) ist dreimal geschieden. Sie hat ein großes Mundwerk und versucht, ihre Vorstellungen vom Leben als emanzipierte Frau mit den Erwartungen ihrer Familie zu vereinbaren. Sie lebt mit ihrem vierten Mann Klaus Belz (Wolf-Dietrich Berg), ihrem erwachsenem Sohn Frank Krüger (Dirk Schmidt) und dessen zehnjähriger Tochter Jenny (Michelle Krüger) unter einem Dach. Dr. Artur Habersatt (Horst Jüssen) ist ihr Nachbar.

Adaption der Sitcom „Maude“ aus den USA, die mit Bea Arthur in der Hauptrolle dort außerordentlich erfolgreich war. Die deutsche Version wurde ein Flop. 13 Folgen waren geplant. Den ersten Versuch, Corinna am Montag um 20.45 Uhr zu zeigen, im Doppelpack mit Otto – Die Serie beendete RTL schon nach der Pilotfolge. In einem zweiten Anlauf wurden donnerstags um die gleiche Zeit immerhin fünf Folgen gesendet, bevor das endgültige Aus mangels Quote kam.

Die lieben Verwandten

1991 (SWR). 26-tlg. dt. Sitcom von Felix Huby und Gunther Scheutle, Regie: Michael Pfleghar.

Aus schlechtem Gewissen nehmen der spießige Beamte Dr. Friedhelm Postelei (Uwe Müller) und seine Frau Irene (Daniela Ziegler) die missratene Familie von Friedhelms Schwester Lissy (Christiane Krüger) auf. Deren Ehemann Otto (Horst Jüssen) ist ein Kleinkrimineller, die Kinder Juan Carlos (Harald Kempe), Roswitha (Tina Ruland) und Manuel (Jan Kleinenbrands) kommen ganz nach den Eltern: Sie sind kleine, aggressive Scheusale, Schmarotzer und Taugenichtse. Gemeinsam nehmen sie erst die gepflegte Wohnung der Posteleis auseinander und dann ihr ganzes geordnetes Leben mit Literaturzirkel, Streichquartett und Hibiskus. Als Irene entnervt ausziehen will, bieten sie ein Geschäft an: „200 Mark, und wir entschuldigen uns wie die Weltmeister.“

Südwest 3 zeigte jede Woche vier knapp halbstündige Folgen in Erstausstrahlung. Ab Noch im gleichen Jahr lief die Serie freitags um 23 Uhr im Ersten, jede Folge war jetzt etwa drei Minuten kürzer.

Lach- und Schießgesellschaft

1957–1989 (ARD). In unregelmäßigen Abständen übertrug die ARD abends die Programme des Münchner Kabaretts Lach- und Schießgesellschaft. Die Gruppe bestand anfangs aus Dieter Hildebrandt, Hans Jürgen Diedrich, Klaus Havenstein und Ursula Herking. 1959 wurde Herking durch Ursula Noack ersetzt, 1962 kam Jürgen Scheller. 1970 schieden Havenstein und Diedrich aus, Horst Jüssen und Achim Strietzel kamen dazu. Regisseur war stets Sammy Drechsel. 1972 löste sich die Gruppe auf, 1976 wurde mit neuer Besetzung die Neue Lach- und Schießgesellschaft gegründet. Dieter Hildebrandt schrieb weiterhin die Texte. Insgesamt 19 Programme gab es von der originalen Lach- und Schießgesellschaft, alle wurden von der ARD übertragen, insgesamt waren etwa 35 Programme zu sehen. Darunter der Rückblick Schimpf vor zwölf, der als eigene Reihe mehrfach an Silvester lief.

Aus einem Reise-Special, in dem die Lach- und Schießgesellschaft mit Jürgen von Manger in der Rolle des Adolf Tegtmeier nach Tokio reiste, ging die Reihe Tegtmeiers Reisen hervor.

Die für den 13. Januar 1973 vorgesehene Ausstrahlung der Abschiedsvorstellung wurde vom BR abgelehnt, Programmdirektor Helmut Oeller glaubte die Ausstrahlung wegen „qualitativer Mängel“ nicht mit seinem „künstlerischen Gewissen vereinbaren zu können“. Sammy Drechsel dagegen sah darin eine politisch motivierte Entscheidung. Stattdessen zeigte die ARD den Komödienstadl „Die drei Dorfheiligen“.

Zurück nach vorn: „Ladykracher“ ist wieder da

Köln, Donnerstag vor zwei Wochen. Es ist ein langer Tag für Anke Engelke. Vier Folgen von Ladykracher hat sie heute aufgenommen. Nicht die Sketche natürlich, die sind längst produziert. Heute werden sie nur, eingerahmt von Ankes Live-Stand-Up-Auftritten, dem Publikum vorgeführt. Die Zuschauer im Studio sind nicht nur Kulisse für die An- und Abmoderation. Ihre Lacher bilden auch die akustische Atmosphäre unter den Filmen. Und ihre Reaktionen sind sie der erste echte Test, ob die Witze auch ankommen, ob die Show funktioniert.

Eine Folge haben sie komplett umgeworfen, nachdem sich in der Aufzeichnung vor Publikum zeigte, dass der Aufbau nicht stimmt. Nervös sitzen sie nun da oder tigern hinter der Bühne herum, die Autoren, Regisseure, der Sat.1-Redakteur, schauen auf die Monitore und lauschen den Reaktionen. Reagieren erleichtert auf große Lacher. Interpretieren die Stille: Kann ein Zeichen sein, wie aufmerksam die Zuschauer zugehört haben. Kann bedeuten, dass eine Pointe nur im Fernsehen funktioniert. Oder gar nicht.

In die Spannung mischt sich so etwas wie Stolz. Eine Begeisterung für Charly Hübner, der neu im Team ist und an der Seite von Anke Engelke brilliert. Eine Zufriedenheit mit dem gemeinsamen Werk. Und bei aller Unsicherheit doch das Gefühl, es geschafft zu haben.


Frau Weber vom Arbeitsamt hat Mühe, Herrn Tarzan (Matthias Matschke) wieder in Arbeit zu bringen. Foto: Sat.1

Man könnte natürlich sagen, dass Anke Engelke nach den mehr oder weniger gescheiterten Experimenten Anke Late Night und Ladyland mit dem bewährten Format Ladykracher nun wieder auf Nummer sicher geht. Aber so einfach ist es nicht. Ladykracher musste sich weiterentwickeln, um wieder so gut zu sein wie damals. Und das ist gelungen.

Wie früher zielen die Sketche von Ladykracher nicht auf eine billige Pointe am Ende, sondern genießen und zelebrieren den Wahnwitz von beinahe alltäglichen Situationen. Sie gehen dabei mehr als früher an Grenzen, stoßen vergnügt mit einer Fußspitze an mögliche Tabus, sind ein bisschen härter und kompromissloser.

Ein Höhepunkt ist eine Serie von Geschichten aus der Kantine, in der Engelke als Gerne-mitreden-Wollerin die kleinen Katastrophengeschichten der Kollegen als Aufforderung missversteht, große Katastrophengeschichten zu erzählen: Wie den Unfall, als diese Frau unter die Straßenbahn geriet und dann noch viele Stationen mitgeschleift wurde, immer mit dem Gesicht über den Schotter… Und der Witz steckt zum größten Teil nicht in dem langen Monolog, sondern im stummen Entsetzen ihrer Tischnachbarn, herausragend gespielt von Friederike Kempter, Charlie Hübner und dem wunderbaren Matthias Matschke. Christoph-Maria Herbst wird in der neuen Staffel nur in einem Gastauftritt zu sehen sein — aber er fehlt gar nicht, so gut ist das Ensemble.

Der „Fun-Freitag“ hat ab heute wieder einen Sinn: Ladykracher, die vierte Staffel, freitags, 22.15 Uhr auf Sat.1.

[Disclosure: Anke Engelke und weitere Mitarbeiter von Ladykracher haben für das BILDblog, an dem ich beteiligt bin, einen Werbespot gedreht.]

Stefan, 7. November 2008, 13:58.
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