Ein Platz an der Sonne
1956–1988; seit 2001 (ARD). Die ARD-Fernsehlotterie.
Schon 1948 war ein Kinderhilfswerk gegründet worden, das für die armen, oft unterernährten Kinder in Berlin Ferien organisierte: einen „Platz an der Sonne“. Um die knappen Mittel aufzustocken, wurde ab 1956 daraus die erste Fernsehlotterie und erhielt offiziell den Namen Ein Platz an der Sonne. Jochen Richert, der Pressesprecher des Hilfswerks, hatte die Idee und Peter Frankenfeld in seiner Show 1:0 für Sie bereits die Initiative ergriffen. Die Ziehung der Losnummer wurde im Fernsehen übertragen, der Erlös aus dem Verkauf der Lose kam Kindern zugute, die von dem Geld in die Ferien geschickt wurden. Die zugehörigen Fernsehsendungen wechselten ihren Namen anfangs noch jährlich: Die große Chance Nr. 100 000 (1956), Die Reise ins Glück (1957), Kleine Leute – große Reise (1958), Die Glückskarosse (1959). Erst im Lauf des Jahres 1959 wurde Ein Platz an der Sonne auch als Sendetitel eingeführt. Die Shows liefen auf verschiedenen Sendeplätzen im Abendprogramm und wurden aus wechselnden Hallen übertragen. Als Lotteriedirektor fungierte Georg Thomalla.
Getragen wurde die Lotterie vom NWRV-Fernsehen, dem gemeinsamen Verband der frisch getrennten Anstalten NDR und WDR, und dem Hilfswerk. Zu gewinnen gab es Sachpreise wie Fernsehtruhen, Fotoausrüstungen, Reisen, Autos oder Wohnungseinrichtungen, später Geldpreise. Der Lospreis betrug 5 DM, er wurde bis zur Einführung des Euro nie erhöht. Anfangs musste das Geld auf ein Konto mit der Nummer 100 000 eingezahlt werden (daher der Titel Die große Chance Nummer 100 000). Schon damals wurde der Werbeslogan „Mit fünf Mark sind Sie dabei“ geboren, der zum geflügelten Wort und nie abgelegt wurde (sondern lediglich 1999 in „Mit fünf Euro sind Sie dabei“ umgewandelt).
Die Lotterie war sofort ein großer Erfolg: Obwohl zu dieser Zeit nur knapp 400 000 Fernsehgeräte angemeldet waren, kamen schon im ersten Jahr 1,6 Millionen DM zusammen. Fast 56 000 Westberliner Kinder konnten in den Westen fahren und Ferien machen. Die Einnahmen aus der Lotterie stiegen mit der Zeit weiter an, und so wurde die Zielgruppe nach und nach erweitert. Ab 1959 wurde auch älteren Menschen geholfen, ab 1967 wurde der Erlös auf Hilfsbedürftige aller Altersgruppen verteilt. Die begleitende Show im Fernsehen wurde immer umfangreicher. Ab 1971 unterstützten deutsche Städte die Lotterie, indem sie Feste oder Konzerte organisierten. Die Lotterie wurde jedes Jahr über einen Zeitraum von vier Monaten veranstaltet, es gab große Auftakt- und Abschlussshows, moderiert von wechselnden beliebten Fernsehstars. Zusätzlich wurden jede Woche ein paar Minuten lang die neuen Gewinner bekannt gegeben.
1989 wurde die ARD-Fernsehlotterie in Die goldene Eins umbenannt und fand jetzt ganzjährig statt, mit einer 45-Minuten-Show einmal im Monat montags um 20.15 Uhr. So ging es auch weiter, als die ARD 2001 den alten Namen wieder einführte. Ingo Dubinski hatte die Show bereits seit 1997 moderiert. Ende August 2001 wurde bekannt, dass er 20 Jahre zuvor in der DDR inoffizieller Stasimitarbeiter gewesen war, und er verschwand kurzzeitig vom Bildschirm. Nach ein paar Wochen kam er mit erteilter ARD-Absolution zurück, Rüdiger Wolff hatte in der Zwischenzeit übernommen.
Ab der theoretischen Einführung des Euro 1999 liefen bis Ende 2001 beide Losvarianten mit Mark und Euro parallel, bei entsprechend unterschiedlichen Gewinnhöhen. Im Frühjahr 2002 wurde der alte neue Name mangels Erfolg wieder abgeschafft und in Musik zum Glück geändert (was nur die Show, aber nicht die Lotterie betraf). 2004 wurde Einfach Millionär die Fernsehlotterie-Show; nach dessen Einstellung 2005 gab es verschiedene Einzelsendungen. Seit 2007 nun ist Das unglaubliche Quiz der Tiere die Sendung zur Fernsehlotterie. Um es restlos verwirrend zu machen, heißt die Bekanntgabe der Wochengewinner schon seit 1999 Ein gutes Los für alle und die Fernsehlotterie weiterhin Ein Platz an der Sonne.