Alle zusammen — Jeder für sich

1996–1997 (RTL 2). 230-tlg. dt. Daily Soap.

Professor Hajo Baer (Peter Hladik) führt mit den jungen Ärzten Dr. Bruno Freytag (Dieter Bach), Dr. Lukas Burkhart (Stephan Hippe), dessen Frau Dr. Heike Burkhart (Beate Maes) sowie Dr. Harry von Griebnitz (Jens Neuhaus) eine Gemeinschaftspraxis in Berlin. Baers Töchter sind Pamela (Sandra Gerhard), Caroline (Pamela Großer) und Sibylle (Denise Zich). Ihre Nachbarn sind Ralf (Wilhelm Manske) und Ellen Kladow (Angelika Perdelwitz; später: Marina Braun) mit Sohn Thorsten (Kay Böger), einem Automechaniker und Amateurboxer. Dessen Freundin Charlotte Bonali (Daisy Dee) bedient im Café Pinguin von Arnold Edel (Matthias Bundschuh), wo viele ihre Freizeit verbringen. Zum weiteren Bekanntenkreis gehören der immer und überall gut gelaunte Fritz Dollinger (Oliver Petszokat) sowie Edmund (Wolfram Grandetzka) und Fiona Kerner (Verona Feldbusch).

„Die Soap mit den Ärzten“ war der RTL 2-Slogan für diese Serie, die werktäglich um 19.00 Uhr lief. RTL 2 hatte sich den Sendeplatz gut ausgeguckt, lief doch keine andere Soap zu dieser Zeit. Dennoch floppte die Ärzte-Soap und flog nach knapp einem Jahr aus dem Programm. Lediglich der von der „Bravo“ hochgeschriebene Publikumsliebling Oliver Petszokat war dadurch so bekannt geworden, dass er anschließend der Star in der RTL-Soap Gute Zeiten, schlechte Zeiten wurde.

Die dicksten Dinger

1996–2001 (RTL 2). Einstündige Werbeclipshow.

Mitte der 90er Jahre wurde der deutsche Schlageralbino Heino plötzlich in der deutschen Öffentlichkeit nicht mehr als peinlich, sondern als „Kult“ wahrgenommen, weshalb er u. a. in einem Spot für McDonald’s die dort erhältlichen Fleischbrötchen als „dicke Dinger“ anpreisen durfte. Als Reaktion darauf engagierte ihn die Firma Milberg für eine Variante ihrer Werbesendung Hotzpotz. Unter Beteiligung seiner Ehefrau Hannelore präsentierte Heino deshalb eine Stunde lang in möglicherweise selbstironisch gemeinter Inszenierung Werbespots aus aller Welt.

Im folgenden Jahr liefen in loser Folge weitere Ausgaben, je eine moderiert von Sabrina Staubitz, Tommy Krappweis und Hella von Sinnen. Danach war das öffentliche Casting offensichtlich abgeschlossen; Gewinnerin war Sabrina Staubitz. Und weil die bereits Hotzpotz moderierte, stellte der Sender Hotzpotz ein und zeigte ab März 1998 nur noch Die dicksten Dinger, und zwar samstags am Vorabend, ab Mitte 2000 sonntagnachmittags. Insgesamt liefen 93 Folgen.

Hotzpotz

1995–1998 (RTL 2). Einstündige Sonntagnachmittagsshow mit witzigen Werbespots aus aller Welt.

Moderatorin war zunächst Andrea Kempter, ab 1996 Sonja Zietlow, ab 1997 Sabrina Staubitz. Der Titel war ein Wortwitz und bedeutete „Hot Spots“. Die Reihe wurde später im Abend- und Vorabendprogramm unter dem Titel Die dicksten Dinger weitergeführt.

Dr. Quinn — Ärztin aus Leidenschaft

1993—1999 (RTL 2). 146-tlg. US-Westernserie von Beth Sullivan („Dr. Quinn, Medicine Woman“; 1993–1998).

Colorado Springs im Jahr 1880: Die junge Ärztin Michaela „Mike“ Quinn (Jane Seymour) hat gerade ihren Vater verloren und eröffnet nun ihre eigene Praxis im Haus des jungen Witwers Byron Sully (Joe Lando). Zunächst hat sie gegen Widerstand in der Bevölkerung zu kämpfen, sie setzt sich aber durch. Als einer ihrer Patienten stirbt, nimmt sie dessen Kinder Matthew (Chad Allen), Colleen (Erika Flores, ab der dritten Staffel: Jessica Bowman) und Brian Cooper (Shawn Toovey) bei sich auf. Am Ende der dritten Staffel heiraten Dr. Quinn und Sully, und sie bringt ein Jahr später Tochter Katie (Megan, Alexandria und McKenzie Calabrese) zur Welt.

Weitere Einwohner von Colorado Springs sind: Ladenbesitzer Loren Bray (Pilotfilm: Guy Boyd; dann: Orson Bean), der Friseur und spätere Bürgermeister Jake Slicker (Pilotfilm: Colm Meaney; dann: Jim Knobeloch), Lorens Schwägerin Dorothy Jennings (Barbara Babcock), die die Zeitung herausgibt, Saloonbesitzer Hank Claggerty (William Shockley), seine Bedienung Myra (Helene Udy), Myras späterer Ehemann Horace Bing (Frank Collison) vom Telegrafenamt, der schwarze Schmied Robert E. (Henry G. Sanders) und der indianische Medizinmann Cloud Dancing (Larry Sellers). Matthew verlobt sich mit Ingrid (Ashley Jones; ab Folge 3: Jennifer Youngs), die in der vierten Staffel durch den Biss eines tollwütigen Wolfs stirbt.

Die Zeit der Westernserien war eigentlich schon 30 Jahre vorbei, als diese neue zur allgemeinen Überraschung ein Publikumserfolg wurde. In Deutschland landete der noch junge und kleine Sender RTL 2 einen Glücksgriff: Ausgestrahlt sonntags um 19.00 Uhr wurde die Serie jahrelang die mit Abstand meistgesehene Sendung der Woche bei RTL 2. Im Laufe der Zeit ließ das Interesse von Zuschauern und Sender jedoch nach, und die letzte Staffel wurde nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit samstagmorgens gegen 7.00 Uhr versendet.

Ein Mountie in Chicago

1995 (RTL 2); 1997–2001 (Pro Sieben). 67 tlg. US kanad. Krimi-Comedyserie von Paul Haggis („Due South“; 1994–1998).

Der naturverbundene Benton Fraser (Paul Gross) war eigentlich Polizist in den kanadischen Bergen. Dann kam er nach Chicago, um den Mörder seines Vaters zu suchen. Seitdem arbeitet er mit dem zynischen Großstadtpolizisten Ray Vecchio (David Marciano) zusammen. Gemeinsam bekämpft das ungleiche Paar das Verbrechen und wird dabei stets von Frasers altersschwachem und taubem Wolfshund Diefenbaker begleitet. Auf dem Polizeirevier arbeiten noch Captain Welsh (Beau Starr), Louis Guardino (Daniel Kash), Jack Huey (Tony Craig) und Elaine Besbriss (Catherine Bruhier). Der Geist seines toten Vaters Robert (Gordon Pinsent) erscheint Fraser immer wieder und gibt ihm Ratschläge. In der zweiten Staffel wird Margaret Thatcher (Camilla Scott) die neue Chefin auf dem Revier. Eines Tages verschwindet Ray spurlos, und Stanley „Ray“ Kowalski (Callum Keith Rennier) wird ab der dritten Staffel Frasers neuer Partner.

Die Serie erreichte in Deutschland nie die Popularität, die sie verdient hätte. Sie spielt nicht nur mit dem Kontrast der nüchternen Großstadtpolizisten mit dem Mountie, der vom Land kommt, über erstaunliche Fähigkeiten und Instinkte verfügt sowie von einem Hund begleitet wird, der ein Wolf sein soll. Sie ist in weiten Teilen auch eher eine Parodie auf das Krimigenre als ein echter Krimi. Vielleicht war auch der Humor, z. B. einer taffen, karrieregeilen Chefin den Rollennamen Margaret Thatcher zu geben, zu subtil.

RTL 2 zeigte die 23 Folgen der ersten Staffel immer am Sonntagabend unter dem Titel Ausgerechnet Chicago. Die anderen beiden Staffeln liefen später unter dem neuen Titel am Sonntagnachmittag auf Pro Sieben.

Die verrückte Vampy-Show

1996–1997 (RTL 2). Halbstündige nachmittägliche Spielshow für Kinder mit Anna Bosch und der Puppe Vampy, bekannt aus ihrer eigenen Show Vampy.

Vampy

1993–2002 (RTL 2). Kindersendung und Rahmenprogramm für Zeichentrickserien.

Der putzige Puppenvampir Vampy von der Insel Hiermoonikloog wohnt jetzt in der Werkstatt der Erfinderin Thea (Dorothea Riemer). Gemeinsam mit ihr moderiert Vampy das Kinderprogramm, erklärt Wissenswertes aus dem Alltag und der Welt der Erwachsenen und schlüpft in verschiedene Rollen. Im Lauf der Zeit kommen weitere Puppen dazu: DJ, Schulz und Lilly; Thea verschwindet.

Hinter Vampy steckte das Team, das zuvor schon für Bim Bam Bino zuständig gewesen war; Vampys Sprecher war Binos ehemalige Stimme Siegfried Böhmke. Auch der Trick zur Umgehung der Werberichtlinien war der gleiche. Weil Kindersendungen nicht unterbrochen werden dürfen, wurden die nur wenige Minuten langen Vampy-Szenen als eigenständige Sendungen deklariert. Von diesen gab es bis zu elf am Tag, das Kinderprogramm dauerte zeitweise acht Stunden. Vampy tauchte auch in einigen anderen und längeren Sendungen auf, z. B. in Die verrückte Vampy-Show.

Bitte lächeln

1990–1992 (Tele 5); 1993 (DSF); 1993–1998 (RTL 2). Amateurvideoshow.

Täglich plumpsen irgendwo auf der Welt Kinder von Schaukeln, rutschen Männer aus Hängematten, glitschen Frauen in Schwimmbecken und scheppern Hunde gegen Glastüren. Und immer öfter stand ein Familienmitglied mit der Videokamera daneben und schickte die Aufnahmen des Missgeschicks freundlicherweise an einen Fernsehsender. Noch Jahre später liefen diese Aufnahmen irgendwo anders auf der Welt in Sendungen wie Bitte lächeln. Vom Klassiker Pleiten, Pech und Pannen unterschied sie sich, indem sie sich auf Heimvideos beschränkte und nicht auch Pannen aus Funk und Fernsehen zeigte – vor allem jedoch dadurch, dass man einigermaßen ambitioniert versuchte, das Geschehen schadenfroh und am liebsten gereimt zu kommentieren. Zu den Aufnahmen von zwei Jungs, die sich während einer chinesischen Prozession prügeln, hieß es aus dem Off: „Es war einmal gewesen / in einer Schule der Chinesen, / da kam’s mit großer Vehemenz / zu einer Fäusteturbulenz. / Der eine schlug so ganz pauschal / dem anderen in sein Oval. / Doch dort ist’s eine Spur sozialer, / in China sind die Veilchen schmaler.“

Anfangs moderierten Mike Carl und Gundis Zámbó die 50-minütige Abendshow sonntags um 20.15 Uhr. Als das Format 1993 mit Einstellung des Senders Tele 5 zum Deutschen Sportfernsehen DSF wechselte, wurden Manfred Erwe und Jessica Stockmann für kurze Zeit neue Moderatoren. In der zweiten Jahreshälfte griff RTL 2 die Sendung auf, und es übernahm wieder Mike Carl, diesmal gemeinsam mit Martina Menningen – das „TV-Dream-Team“, wie der Sender fand (derweil liefen im DSF noch ein paar zuvor konservierte Folgen mit dem alten Team). Die Show war jetzt nur noch eine halbe Stunde lang, wurde aber täglich ausgestrahlt. Carl und Menningen wurden 1997 durch Matthias Opdenhövel und Aleksandra Bechtel ersetzt, um jüngere Zuschauer zu gewinnen (beide hatten vorher zusammen „Was geht ab?“ auf VIVA moderiert). Bitte lächeln wurde wieder zur Wochenendshow, bis RTL 2 sie 1998 einstellte.

Doch im Fernsehen gibt es, gerade für solche Sendungen, ein Leben nach dem Tod. Schwupps! hieß das gleiche Format mit – na? – Mike Carl auf tm 3, von Hunderten ähnlichen Formaten auf allen Sendern ganz zu schweigen. Eine ähnlich beschwerliche Reise durch verschiedene Sender machte nach der Einstellung von Tele 5 die Spielshow Ruck Zuck durch.

Schwupps!

1999–2000 (TM3). Eine der zahlreichen Shows, in der lustige Pannen auf Heimvideos gezeigt wurden. Direkter Nachfolger von Bitte lächeln — mit dessen erstem Moderator: Mike Carl. Später übernahm Giulia Siegel.

Lief werktags um 19.45 Uhr.

Ruck Zuck

1988–1992 (Tele 5); 1993–1995 (RTL 2); 1997–2000 (tm3); 2004–2005 (Tele 5). Halbstündige Vorabend-Gameshow.

Je ein fünfköpfiges Männer- und Frauenteam treten gegeneinander an. Die Kandidaten eines Teams müssen einander Begriffe umschreiben. Der Erklärende darf dabei keine entscheidende Umschreibung und kein Schlüsselwort benutzen, das vor ihm schon ein anderer Erklärender gebraucht hat. Auch Gesten und Geräusche sowie Ausdrücke mit dem gleichen Wortstamm wie das gesuchte Wort sind tabu.

Nacheinander müssen die Kandidaten eines Teams den gesuchten Begriff erraten. Bis sie an der Reihe sind, tragen sie Kopfhörer, können also nichts hören, und haben dem Mitspieler, der vor ihnen an der Reihe ist, den Rücken zugewandt. Sie haben also keine Ahnung, welche Formulierungen schon gefallen und damit verboten sind. Der Hintermann schlägt ihnen, wenn sie dran sind, auf die Schulter, gern wiederholt mit voller Wucht, brüllt ihnen dann mit 200 Dezibel seine Umschreibungen ins Gesicht und wird ungehalten, wenn sie nicht sofort erraten werden. Benutzt ein Kandidat ein vorher genanntes Schlüsselwort, ertönt die Hupe, und Schiedsrichter Günther greift ein.

In der Schlussrunde nennt der Teamführer der Siegermannschaft vier Begriffe, die ihm zu einem Oberbegriff einfallen, während die anderen Mannschaftsmitglieder wieder mit Kopfhörern taub gemacht werden. Kommen sie innerhalb von je fünf Sekunden auf alle genannten Wörter, gewinnen sie Geld. Insgesamt drei Runden werden nun gespielt, mit einem höchsten Tagesgewinn von 4800 DM. Das Siegerteam kann bis zu sechsmal an der Show teilnehmen. Kommt es bei diesem sechsten Auftritt wieder ins Finale, spielt es dort – egal, wie viel vorher zusammengekommen ist — um 100 000 DM.

Moderator der ersten 1032 Sendungen war Werner Schulze-Erdel. 1992 hatte er es wohl satt, für Tele 5 den Fließband-Showmaster zu geben, und gab ihn stattdessen im Familienduell für RTL. Sein Nachfolger wurde Jochen Bendel.

Als der Sender Tele 5 seinen Betrieb einstellte, begann für die Show eine lange Odyssee mit langen Pausen, vergleichbar nur mit der von Bitte lächeln. Zunächst wechselte sie nahtlos mitsamt Bendel als Moderator zu RTL 2, wo sie 533-mal lief, später zu tm3, wo es allerdings nur noch die Hälfte zu gewinnen gab. tm3 stellte die Show nach mittlerweile mehr als 2500 Sendungen Ende 2000 ein, wiederholte sie aber noch ein halbes Jahr lang. Drei Jahre später kam Ruck Zuck zurück zum inzwischen wiederbelebten Sender Tele 5, jetzt als deutsch-österreichische Koproduktion mit je einem Team aus jedem Land, und diesmal noch billiger produziert: Außer an den nach wie vor halbierten Gewinnen war auch am Studiopublikum gespart worden. Erstmals durften die Mannschaftsmitglieder unterschiedlichen Geschlechts sein. Bendel war wieder dabei. Er moderierte ab der 60. neuen Folge im Wechsel mit dem Österreicher Matthias Euler-Rolle. Gleich mit der zweiten Ausgabe konnte er ein Jubiläum feiern: seine 1500. Sendung.

Ruck Zuck basiert auf dem amerikanischen Format „Bruce Forsyth’s Hot Streak“. Es überlebte in den USA zwar nicht einmal ein Vierteljahr, wurde aber in viele Länder im Ausland verkauft. Nirgends war es allerdings so langlebig wie in Deutschland. Ruck Zuck ist die ideale Vorabend-Gameshow: billig zu produzieren, ohne ermüdende Fragen nach Allgemeinwissen und immer wieder unterhaltsam, egal ob die Teams den Geschlechterstreit nun verbissen ernst sahen oder die Show einfach zur albernen Selbstdarstellung nutzten. Manche Teams aus Firmen oder Vereinen hatten offensichtlich wochenlang für die Sendung geübt.

Weder Schulze-Erdel noch Bendel gaben sich besondere Mühe, den repetitiven Charakter der Sendung und ihrer Moderation zu verbergen. Zum Ritual gehörte es auch, dass ein Team, das zum sechsten Mal dabei ist, dem Moderator vor jeder Spielrunde Fragen stellen darf statt umgekehrt.

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