Würden Sie für 200.000 Dollar Ihre Ehe zerstören?

„Ich habe mich in meinem ganzen Leben im Fernsehen noch nicht so unwohl gefühlt“, sagt der Moderator, bevor die Show gezeigt wird, was natürlich der Gipfel der Heuchelei ist. Überhaupt, sagt er, hätte man lange diskutiert, ob man die Folge ausstrahlen soll. Dann hat wohl auch der letzte kapiert, dass es sich lohnt dranzubleiben.

Die Fox-Show „Moment of Truth“ (die deutsche Variante läuft als „Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit“ auf RTL2) ist ein Spiel mit dem Lügendetektor. Wer zunehmend unangenehme Fragen wahrheitsgemäß beantwortet, kann viel Geld gewinnen. Eine Lüge — und es gibt nichts.

Die Kandidatin am Dienstagabend heißt Lauren Cleri und ist 26. Ihre Familie und ihr Ehemann Frank sitzen in der ersten Reihe vor dem Publikum. Bislang hat sie wahrheitsgemäß unter anderem die Fragen beantwortet:
 

  • „Würden Sie Essen eher einem streunenden Hund geben als einem Obdachlosen?“ (Ja)
  • „Hatten Sie schon einmal Vergnügen daran, wenn eines Ihrer Geschwister in Schwierigkeiten geriet?“ (Ja)
  • „Haben Sie schon einmal eine Stelle verloren, weil Sie Geld gestohlen haben?“ (Ja)
  • „Haben Sie, seit Sie verheiratet sind, schon einmal so getan, als würden Sie schlafen, um nicht mit Ihrem Ehemann Frank Sex haben zu müssen?“ (Ja)
  • „Geben Sie Ihrem Ehemann die Schuld daran, dass Sie kaum gute Freunde haben?“ (Ja)
  • „Haben Sie schon einmal Ihren Ehering abgenommen, um als Single zu erscheinen?“ (Ja)
  • „Glauben Sie, dass Sie an Ihrem Hochzeitstag in einen früheren Freund verliebt gewesen sein könnten?“ (Ja)

Dann kommt ihr Ex-Freund als Überraschungsgast auf die Bühne. Er fragt sie: „Glaubt du, dass ich der Mann bin, mit dem du verheiratet sein solltest“, und sie sagt: „Ja“, was laut Lügendetektor die ehrliche Antwort ist. Hätte Laura hier aufgehört, hätte sie 100.000 Dollar gewonnen.

Aber sie spielt weiter und bekommt als nächstes die Frage: „Hatten Sie, seit Sie verheiratet sind, jemals Geschlechtsverkehr mit jemand anderem als Ihrem Ehemann?“ Und Laura beantwortet auch diese Frage wahrheitsgemäß. Mit Ja.

Laura ist am Ende trotzdem ohne einen einzigen Dollar nach Hause gegangen. Und das ist eine so wunderbare Ironie der ganzen Geschichte, dass man es selbst gesehen haben muss:

(Auf fox.com kann man sich übrigens praktischerweise eine Drei-Minuten-Version der ganzen Show ansehen. Die letzten zehn Minuten in voller Länge finden sich natürlich auf YouTube.)

[via Gawker]

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Stefan, 28. Februar 2008, 00:35.

Hausfrauenstreik

Seit 2007 (RTL). Realityshow. RTL-Version von Männer allein daheim: Der Sender schickt die Frauen in den Wellnessurlaub, und die Machos müssen zu Hause lernen, wie Hausarbeit geht. Die RTL-Haushaltsexpertin Michaela von Schabrowsky unterstützt sie dabei.

Lief zunächst einmalig erfolgreich an einem Sonntag um 19.10 Uhr und ging dort ein paar Monate später in Serie.

Chefstewart wieder an Bord

Zwei Tage nach der Oscar-Verleihung in Hollywood, mit einer tollen Moderatorenleistung von Jon Stewart, aber überwiegend Gewinnern, die im Kino keine Kassenschlager waren, und mit der niedrigsten Einschaltquote, die eine Oscar-Verleihung jemals hatte (32 Millionen Zuschauer in den USA), moderierte Jon Stewart wieder seine eigene Show aus New York, in der Korrespondent John Oliver ein Oscar-Resümee zog. Und gar nicht mehr aufhörte.

(Folgt Übersetzung. Wer gleich zum Video springen will: darunter).

John Oliver: „Es war eine magische Nacht, Jon, und wenn ich es sagen darf, deine Leistung war grandios!“

Jon Stewart: „Das ist sehr nett von dir, John, vielen Dank.“

Oliver: „Viel besser als die Drecksveranstaltung vor zwei Jahren.“

Stewart: „John, das war auch ich.“

Oliver: „Oh ja, das warst du. Aber das jetzt war die Trendwende! Und das sage nicht nur ich! Das sagen einvernehmlich die Millionen und Abermillionen Menschen auf der ganzen Welt, die davon gelesen haben.“

Stewart: „Und es gesehen haben.“

Oliver: „Nein, nur davon gelesen haben. Gesehen hat es niemand.“    

Stewart: „Nun, es waren vielleicht nicht die Oscars mit der höchsten Einschaltquote aller Zeiten…“

Oliver: „Nein, das war es nicht. Es sei denn mit ‚höchsten‘ meinst du ‚niedrigsten‘. In dem Fall war es das. Die niedrigste. Oder am wenigsten hohe. Ist es das, was du gemeint hast, Jon? Die niedrigste? Denn das war’s. Die niedrigste Oscar-Einschaltquote. Jemals. Aller Zeiten.“

Stewart: „Um fair zu sein…“

Oliver: „Es ist schon fast lustig, wenn man mal darüber nachdenkt.“

Stewart: „Wieso?“

Oliver: „Beim letzten Mal warst du furchtbar! Und Millionen und Abermillionen haben es gesehen! Aber wenn du eine gute Leistung abgibst, verschwindet sie in der Atmosphäre, um lediglich in der Zukunft für einen kurzen Moment in Oscar-Clip-Montagen zu existieren.“

Stewart: „Welch eine Ironie.“

Oliver: „Ich meine, vor zwei Jahren, mit der ganzen Welt als dein Publikum, gabst du eine Vorstellung wie im Kabelfernsehen ab. Und am Sonntag, mit einer Weltklasseleistung, hattest du Quoten wie im Kabelfernsehen. Es muss wirklich erschütternd sein.“

Stewart: „Man hat das Publikum nicht unter Kontrolle.“

Oliver: „Nein, das hast du offensichtlich nicht.“ (Zieht einen Zettel mit Vergleichswerten in verschiedenen Zielgruppen aus der Tasche.) „Erwachsene 18 bis 24: minus 15 Prozent. Frauen 34 bis 54: minus 28 Prozent. Menschen, die dich kennen im Alter von 18 bis 49: minus 72 Prozent.“

Stewart: „Ich verstehe…“

Oliver: „Menschen, die dich geboren haben: minus 100 Prozent.“

Stewart: „Das ist nicht wahr! Sie sagte, sie hat’s gesehen!“

Oliver: „Die Quoten sagen Nein.“

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Michael, 27. Februar 2008, 16:30.

Rabenschwarzer Tag

Und dann war der noch der Rabenvater, der in einer wenig geläufigen Sprache auf einen Raben einredete und vorgab, mit dem Jenseits sprechen zu können. Seine Auskünfte von dort waren so ungefähr wie das, was man sonst auf Kanal Telemedial oder anderen Astrokanälen hört. Als er Jürgen Vogel vorhersagte, er werde seine verstorbenen Angehörigen „in einem schönen Lichtkegel“ wiedersehen, klang das allerdings eher nach Home Shopping Europe, wo man den schönen Lichtkegel bestimmt sofort hätte bestellen können. Er faselte seinen Wischiwaschikram, redete sich um jede konkrete Aussage herum und bewies mit der Ansprache von Sonja Kraus als „Anja“, dass er nicht nur zum Jenseits, sondern auch zum Diesseits keinen echten Kontakt zu haben schien. Ausgerechnet er kam in die nächste Runde, der von allen Teilnehmern am ehesten wie ein Scharlatan wirkte. Aber vermutlich hat er aus genau diesem Grund den Titel „The Next Uri Geller“ am ehesten verdient.

fernsehlexikon.de am 9. Januar nach der Premiere von The Next Uri Geller über den Kandidaten Vincent Raven.

Und siehe da, er hat das Finale gestern tatsächlich gewonnen. Dann passt ja alles.

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Michael, 27. Februar 2008, 15:50.

ηὕρηκα!

Fans von Lost sollten die Hoffnung nicht schon heute Abend nach den ersten beiden Folgen des Sendeplatzersatzes Eureka — Die geheime Stadt aufgeben. Wer weiß, vielleicht dauert es ja nur ein paar Wochen, und dann kapiert man dort auch nicht mehr, worum es eigentlich geht.

Heute kann man noch folgen. Ein US-Marshal verirrt sich samt kleinkrimineller Tochter in eine Kleinstadt, in der ausschließlich Genies leben. Die Stadt ist ein geheimes Forschungszentrum der Regierung, in dem allerdings nicht nur brillante Erfindungen gemacht werden, sondern auch allerlei merkwürdige Dinge geschehen, die sich erst mal nicht erklären lassen. Das Schöne an Eureka ist, mit welcher Gelassenheit die Bewohner mit den Merkwürdigkeiten umgehen, an die sie sich längst gewöhnt haben. Als ein Junge verschwindet, will sich der frisch angekommene Marshal Carter sofort in den Fall einmischen: „Ich habe viel Erfahrung in diesen Dingen.“ Der alte Sheriff erwidert nur lapidar: „Glauben Sie mir, das haben Sie nicht.“

Der lockere Tonfall zieht sich durch die ganze Serie, auch in ernsten Situationen.

Mitten in der Nacht klingelt das Telefon neben dem Bett eines eben noch schlafenden Mannes, der bis dahin noch nicht zu sehen war. Er hebt ab und meldet sich wie folgt: „Ich habe einen 18-stündigen Flug aus Indonesien hinter mir. Überlegen Sie sich, welche Auswirkungen dieser Anruf auf Ihre Karriere haben kann, wenn er nicht von äußerster Wichtigkeit ist.“ Eine Stimme am Telefon sagt: „Es geht um Eureka, Sir. Eine Situation von höchster Priorität.“ Der Mann im Bett entgegnet sofort: „Wecken Sie den Vorsitzenden des Haushaltsausschusses. Holen Sie alle in den Sitzungssaal. Thema der Diskussion wird sein: Das hab‘ ich Ihnen ja gleich gesagt.“

Und selbst dem Problem des bevorstehenden Untergangs begegnet Marshal Carter auch noch in der Hitze des Augenblicks beschwichtigend: „Zerstören Sie doch nicht gleich diese verrückte Das-Ende-der-Welt-Maschine!“

Eureka ist die erfreulichste Mystery-Sciencefiction-Serie der vergangenen Jahre. Sie hat alle notwendigen Bestandteile aus kleinen und großen Rätseln, nimmt sich aber selbst nicht so furchtbar ernst. Sie ist nicht so verworren wie Lost und nicht so düster wie Jericho, aber so humorvoll wie Picket Fences und so verrückt wissenschaftlich wie Dr. Honigtau-Bunsenbrenner.

In die USA läuft die Serie noch. Mal sehen, wie lange ProSieben durchhält.

Eureka — Die geheime Stadt, montags um 21.10 Uhr bei ProSieben.

Michael, 25. Februar 2008, 10:13.

McEnroe schlägt in New York auf

Jüngere Menschen wissen vielleicht gar nicht, dass der Fernsehstar John McEnroe früher ein berühmter Tennisspieler war.

Was viele Ex-Sportler im Fernsehen tun, tat und tut McEnroe auch: Er co-moderiert Sportübertragungen seiner alten Disziplin. Doch McEnroes Fernsehkarriere geht deutlich weiter: 2002 war er in gleich zwei Ländern der Moderator der Gameshow The Chair, 2003 moderierte er sogar einmalig die Late Show with David Letterman, als Letterman selbst an Gürtelrose erkrankt war. Daneben nahm er sich und seine berühmt gewordenen Wutausbrüche auf dem Tennisplatz in schauspielerischen Auftritten immer wieder selbst auf den Arm, beispielsweise im Werbespot für Seat und im Kinofilm „Die Wutprobe“.

Heute spielt er eine Tennislegende unter Mordverdacht in CSI: NY. Mal sehen, ob er ins Netz geht.

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Michael, 25. Februar 2008, 09:57.

Chefstewart Oscar — LIVE!

Eigentlich sollte die Überschrift Little Jon & The Golden Statues lauten, eine Anspielung auf Long John & The Silver Beatles, den früheren Namen der Beatles, und auf Jon Stewarts Körpergröße von nur 1,68 Meter, aber das erschien dann sogar mir zu weit hergeholt.

Als ich den Fernseher einschalte, steht Steven Gätjen gerade ratlos herum und hält nach irgendwem Ausschau, den ich nicht kenne. Diese Situation ist nicht repräsentativ. Ich bin sehr beeindruckt, welche Kinokenntnisse Gätjen wieder aus dem Ärmel schüttelt und wie professionell er seine Sendezeit im Gespräch mit dem roten Teppichvolk füllt.

Aber eigentlich sind wir ja hier, um den Amerikanern zuzusehen. Mit meinem Respekt vor Steven Gätjen stehe ich erfahrungsgemäß ohnehin allein da.

2.00 Uhr: Das ist Regis Philbin, der in diesem Jahr die 30-minütige Vorab-Show moderiert. Philbin ist etwa ungefähr 150 Jahre alt, in den USA eine Fernsehlegende und Guinness-Weltrekordhalter für die meisten moderierten Fernsehstunden. Er teilt mit:

1978 habe ich das hier schon mal gemacht, und ich war so gut, dass sie mich nur 30 Jahre später schon wieder gefragt haben.

2.14 Uhr: Der Informationsgehalt der halben Stunde vor der Show beschränkt sich wie üblich darauf, dass die Schauspielerinnen Kleidung tragen und diese von jemandem entworfen wurden. Wer hätte das gedacht?

2.17 Uhr: Ich hätte die Zeit nutzen können, mich über die nominierten Filme zu informieren. Ich glaube, dieses Jahr kenne ich zum ersten Mal keinen einzigen. Ich hätte ja was im Fernsehen verpassen können, während ich im Kino sitze.

Ist es nicht eigentlich merkwürdig, dass die Verleihung von Fernsehpreisen im Fernsehen gezeigt wird, die Verleihung von Kinopreisen aber auch?

2.27 Uhr: So, jetzt müsste aber allmählich mal dieser Teppich gereinigt werden. Regis ist schon im Theater und erklärt Treppenstufen und sitzende Menschen. Er nennt etliche Namen, und es klingt wie Dieter Thomas Heck, der den Abspann vorliest. Der gleichzeitig durchlaufende Abspann deckt sich aber nicht mit den Namen. Dann geht’s jetzt wohl gleich los.

2.33 Uhr. Jon Stewart freut sich, dass der Autorenstreik endlich zu Ende ist, nachdem Hollywood dreieinhalb Monate gespalten war:

Willkommen zum Versöhnungssex!
 

2.36 Uhr:

Die Geschichte einer Frau, die ihren eigenen Mann vergisst. Hillary Clinton nennt ihn „Den Wohlfühlfilm des Jahres.“

2.38 Uhr:

Dennis Hopper ist hier. Ich sage das nur, damit Dennis Hopper weiß, wo er ist. Keine Sorge, ich werde es alle 15 Minuten erwähnen.

2.40 Uhr: Das prominente Publikum reagiert verhalten auf ein paar politische Witze, taut aber auf, als Jon Stewart den Bogen von Barack Obama und Hillary Clinton wieder zurück zum Film schlägt.

Wenn man einen Schwarzen oder eine Frau als Präsident sieht, rechnet man eigentlich damit, dass jeden Moment ein Asteroid die Freiheitsstatue zerstört.

2.41 Uhr:

Barack Hussein Obama. Sein mittlerer Name ist der Nachname des früheren irakischen Tyrannen. Sein Nachname reimt sich auf Osama. Das muss man erst mal überwinden. Wir erinnern uns alle an die gescheiterte 1944er Präsidentschaftskampagne von Gaydolf Titler.

2.48 Uhr: George Clooney feiert die 80-jährige Oscar-Geschichte:

Eines hatten alle Verleihungen gemeinsam: Sie waren lang.

2.49 Uhr: Sehr schöne Clipshow bewegender Oscar-Momente. Lässt sich schlecht wiedergeben. Nur schade, dass sie dazu Celine Dion spielen. Weiß ABC in den USA denn nicht, dass wir in Deutschland in den Werbepausen bereits Monrose ertragen müssen?

2.52 Uhr: Es ist so toll, dass Steve Carell, ein früherer Mitarbeiter von Jon Stewarts Daily Show, nicht nur Fernsehen, sondern auch Filme macht. So haben wir bei jeder Art von Preisverleihung eine lustige Rede von ihm. Diesmal hebt er an, den Stellenwert relevanter Dokumentationen herauszustellen, muss sich dann aber darauf hinweisen lassen, dass er nur „Bester Trickfilm“ vergeben darf. „Ratatouille“ gewinnt.

2.56 Uhr: Der Preis für Make-up steht an. Eigentlich müsste der Maskenbildner der roten Teppichshow gewinnen. Regis Philbin sah noch gar nicht aus wie 150.

2.57 Uhr: Stattdessen gewinnt jemand, der aussieht wie Horst Schlämmer. Gut, auch schlüssig.

3.02 Uhr: Ich tippe mal, dass die unmoderierten Oscar-Ausschnitte mit Michael Douglas und Catherine Zeta-Jones auch mit der 80-Jahr-Feier zu tun haben. Oder ist das Paar bei einem Autounfall ums Leben gekommen?

3.05 Uhr: Ich mag diesen Song, mit dem sie Germany’s Next Top Model bewerben: „Acceptable In The 80s“ von Calvin Harris. Ich bin ja so gespannt, ob ich ihn in zwei Stunden immer noch mag.

3.07 Uhr: Jon Stewart erklärt, was im Saal eigentlich während der Werbung passiert:

Wir machen gehässige Bemerkungen über die Outfits, die Sie zu Hause tragen.

3.12 Uhr: Hat die ältere Frau gerade „I am so grapefruit“ gesagt? Oder doch „grateful“? Ich sehe sie mir noch mal an und bin weiter unsicher.

3.19 Uhr: Javier Bardem („No Country For Old Men“) ist der beste Nebendarsteller und bedankt sich auf spanisch. Wenn er jetzt flucht, kann der ABC-Zensor womöglich nicht schnell genug reagieren.

3.23 Uhr: Einige Filmmontagen mit alten Ausschnitten haben wir schon gesehen. Jetzt erklärt Jon Stewart, wie die Oscars ausgesehen hätten, wenn der Autorenstreik nicht rechtzeitig beendet worden wäre: Vier Stunden lang noch mehr Montagen. Als Beweis zeigt er „Oscars Würdigung von Ferngläsern und Periskopen.“

3.27 Uhr: Der übersteuerte Ton bei diesem nominierten Song klingt furchtbar. Warum konnte es nicht bei Celine Dion derart zerren?

3.31 Uhr: Jerry Seinfeld ist als animierte Biene aus „Bee Movie“ zu hören und zeigt eine Montage mit Ausschnitten aus Bienenfilmen, um auf seine früheren Rollen hinzuweisen.

3.36 Uhr: Tilda Swinton gewinnt den Oscar als beste Nebendarstellerin für „Michael Clayton. Cate Blanchett als Bob Dylan und Ilja Richter für seine Rolle in „Tante Trude aus Buxtehude“ gehen leer aus.

3.45 Uhr: Jon Stewart zählt durch:

Wie aufregend: Jessica Alba ist schwanger, Cate Blanchett ist schwanger… gleich zwei schwangere Frauen im Saal! Andererseits… die Nacht ist noch jung, und Jack Nicholson ist hier. Am Ende des Abends wird neu ausgezählt.

3.48 Uhr: Die verrückten Coen-Brüder gewinnen für „No Country for Old Men.“ Der Name ihrer Kategorie, „Best Writing, Screenplay Based on Material Previously Produced or Published“, ist länger als ihre Dankesrede.

3.50 Uhr: Eine Filmeinspielung, für die offenbar nicht Jon Stewart und seine Autoren, sondern die Academy direkt verantwortlich ist, erklärt ausführlich, wie die Gewinner ermittelt und bis zur Preisverleihung geheim gehalten werden. Das ist ungefähr so lustig und auch mit der gleichen Musik unterlegt wie die Sicherheitshinweise vor einem Langstreckenflug.

3.52 Uhr: Jon Stewart kommt nach dieser filmischen Erläuterung zurück auf die Bühne und sagt im aufgesetztesten Tonfall, den man sich vorstellen kann:

Wow, das war fantastisch! Ich dachte immer, es geschehe durch Superdelegierte.

3.54 Uhr: Ähnlich wie die Werbepausen bei ABC und ProSieben sind die Pinkelpausen bei den fünf Filmfreunden und dem Fernsehlexikon synchron. Aber woher wissen ABC und ProSieben, wann wir wieder zurück sind?

4.01 Uhr: Jon Stewart stockt auf: Jessica Alba ist schwanger, Cate Blanchett ist schwanger — und Nicole Kidman auch. Der Bildschirm wird in Einzelbilder geteilt wie bei den Nominierten und Jon verkündet:

And the baby goes to…. Angelina Jolie!
  

4.04 Uhr: Ich habe keine Ahnung, wer die hässlichen Männer sind, die sich darum streiten, wer bei der Laudatio die Rolle von Halle Berry, und wer Judi Dench spielen darf, aber keiner von ihnen ist Ilja Richter.

4.13 Uhr: Als beste Hauptdarstellerin wird die einzige Frau in dieser Kategorie geehrt, deren Namen ich nicht schreiben kann. Machen wir es über das Ausschlussprinzip: Es sind nicht Cate Blanchett, Julie Christie, Laura Linney und Ellen Page.

4.23 Uhr: Nach dem letzten nominierten Song konnte man für einen kurzen Augenblick hören, dass die Laudatoren über die Saalbeschallung offenbar namentlich angekündigt werden. Diese Geheiminformationen dürfen die Zuschauer zu Hause jedoch auf keinen Fall erreichen. Aber gut, Jack Nicholson, der jetzt kommt, kenne sogar ich.

4.24 Uhr bis ca. 8.00 Uhr: Lange Liste der bisher als „Bester Film“ ausgezeichneten Werke.

4.28 Uhr: Oh, doch schon fertig.

4.29 Uhr: Der Preis für den besten Schnitt wird präsentiert von Renée Zellweger, die einst als beste Schnitte gewann. (Entschuldigung.)

4.34 Uhr: Robert Boyle, der alte Ausstatter, bekommt im Alter von 98 Jahren den Ehrenoscar fürs Lebenswerk. Für den richtigen war er zwar viermal nominiert, hat aber nie gewonnen. Martin Scorsese hätte das beinahe auch geblüht.

4.42 Uhr: Jon Stewart schockt die Welt:

Wir hatten ein kleines technisches Problem und müssen mit der Show noch mal von vorn anfangen.

4.44 Uhr: Der österreichische „Fälscher“ wird bester fremdsprachiger Film.

4.47 Uhr: Der da den finalen besten Song-Nominierten singt, sieht aus wie ein junger Tom Cruise, ist aber etwa einen Meter zu groß.

4.50 Uhr: Der Oscar für den besten Song wird überreicht, was Anlass zur Hoffnung gibt, dass ab jetzt niemand mehr singt. Das dreifach nominierte „Enchanted“-Duo aus Alan Menken und Stephen Schwartz geht leer aus, „Once“ gewinnt.

4.56 Uhr: Der bisher schönste Oscar-Moment: Markéta Irglová, eine Hälfte des Autorenduos, das eben den Oscar für den besten Song gewann, war nicht zu ihren Danksagungen gekommen, weil das Orchester die beiden von der Bühne spielte. Klar, Musiker haben wenig Verständnis für Musiker. Nach der Werbepause holt Jon Stewart sie zurück auf die Bühne und lässt sie, ohne dass ein ag dahintersteckt, ihren Dank nachholen. Respekt!

5.05 Uhr: Der Applausometer-Preis für den beliebtesten Verstorbenen geht an Deborah Kerr und Ingmar Bergman. Heath Ledger profitiert vom allgemeinen Schlussapplaus.

5.12 Uhr: Fünf Soldaten präsentieren die Kurzdoku-Nominierten per Satelliten-Schaltung aus Bagdad. Der Ton ist nicht ganz so schlecht wie bei den ersten Song-Nominierten.

5.18 Uhr: Der Langdoku-Sieger Alex Gibney („Taxi To The Dark Side“ über die US-Folterpraktiken in Afghanistan, dem Irak und Guantanamo) verkündet:

Meine Frau hatte gehofft, ich drehe eine romantische Komödie.

5.30 Uhr: Helen Mirren sagt einzelne Wörter auf. Sollen charakterdarstellerische Eigenschaften symbolisieren. Dann sagt sie auf, wer bester Hauptdarsteller wird: Daniel Day-Lewis.

5.36 Uhr: So, zwei hamwa noch, dann is Schicht. Beste Regie und Bester Film. Heißt: ProSieben zeigt den langen Trailer für „Michael Clayton“ höchstens noch achtmal.

5.43 Uhr: Noch ein Oscar, diesmal Regie, für Joel und Ethan Coen. Ethan, der vorhin schon nur „Danke“ sagte, erklärt, er habe dem von vorhin nichts hinzuzufügen.

5.46 Uhr: Bester Film: „No Country for Old Men“. Die Coen-Brüder waren nicht mal zurück auf ihren Plätzen.

5.48 Uhr: Ende. Ich danke allen Lesern und Kommentierenden für die Anteilnahme, Jon Stewart für die lustige, unaufdringliche Moderation, ProSieben dafür, dass mich die Werbeblockfüllungen immerhin etwas weniger genervt haben als normalerweise, …. (Orchester spielt mich ins Bett.)

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Michael, 25. Februar 2008, 02:02.

Eureka — Die geheime Stadt

Seit 2008 (ProSieben). US-Sciencefiction-Serie von Andrew Cosby und Jaime Paglia („Eureka“; seit 2006).


Foto: Universal Television

In Eureka leben nur Genies. Die Stadt ist ein geheimes Forschungszentrum der US-Regierung, in dem die brillanten Wissenschaftler in Ruhe vor sich hin experimentieren können. Weil von dieser nirgendwo verzeichneten Stadt niemand erfahren darf, müssen US-Marshal Jack Carter (Colin Ferguson) und seine kleinkriminelle Tochter Zoe (Jordan Hinson) dableiben, als sie sich zufällig dorthin verirrt haben. Jack wird der neue Sheriff. Agent Allison Blake (Salli Richardson) vom Verteidigungsministerium fungiert als Verbindung zur Außenwelt. Ihr Noch-Ehemann Nathan Stark (Ed Quin) ist der Chef-Wissenschaftler. Wo so viele kluge Wissenschaftler sind, sind ebenso viele Exzentriker unter ihnen, und so wimmelt es in der Stadt von skurrilen Gestalten: der Erfinder Henry Deacon (Joe Morton), dessen Schuppen regelmäßig explodiert, der Tierfänger Jim Taggart (Matt Frewer) sowie Jacks strenger, humorloser Deputy Jo Lupo (Erica Cerra). Bei der Pensionswirtin Beverly Barlowe (Debrah Farentino) heulen sich alle aus, die ist nämlich gleichzeitig Psychotherapeutin. Neben Fortschritten bei der Forschung gehen in Eureka allerdings noch einige unerklärliche Dinge vor.

Spannende und zugleich entspannte Mysteryserie mit Ungereimtheiten und Gags, deren heiterer Tonfall in dem sonst oft so düsteren Genre herausragt. Die einstündigen Folgen laufen montags um 21.10 Uhr.

Puls Limit

2003 (Vox). „Jeder Herzschlag zählt“. Einstündige Quizshow mit Peer Kusmagk.

Jeder Kandidat muss maximal sieben Fragen beantworten und darf dabei bloß nicht nervös werden. Während des Spiels ist er an einen Pulsmesser angeschlossen. Wenn sein Herzschlag eine vorher anhand des Ruhepulses festgelegte Frequenz überschreitet, darf er nicht antworten und verliert wertvolle Zeit. Das Limit wird immer weiter herabgesetzt, der Kandidat immer aufgeregter. Wenn die Zeit abläuft, ohne dass er eine gestellte Frage beantworten kann, ist das erspielte Geld verloren.

Die Show war einer der letzten Ausläufer des großen Quizbooms, den Wer wird Millionär? ausgelöst hatte. Und sie war eine Adaption der Show „The Chair“, die in den USA und in Großbritannien von dem Ex-Tennisstar John McEnroe moderiert wurde, der für seine Wutausbrüche auf dem Tennisplatz berühmt war und schon durch seine pure Anwesenheit den Puls der Kandidaten nach oben trieb. In der deutschen Version stand über einer gefährlich aussehenden, feuerspeienden Fahrstuhlinstallation der porentief reine Soapdarsteller Kusmagk. Die Show lief achtmal dienstags um 20.15 Uhr, dann kam jemand auf die Idee, zur Abwechslung dem Publikum den Puls zu fühlen, und zog den Stecker.

Seatfiller

„Seatfiller“ sind die menschlichen Platzhalter bei der Oscar-Verleihung, unbekannte Menschen in feinem Zwirn, die sich auf den Platz eines Prominenten setzen, wenn dieser mal auf die Bühne muss, um einen Preis anzunehmen oder als Laudator zu sprechen. Im Publikum sollen nämlich zu keinem Zeitpunkt leere Plätze zu sehen sein, weil’s doof aussieht.

Und auch dieses kleine Textchen ist eigentlich nur ein Platzhalter, bis hier das Oscar-Liveblogging beginnt. Heute Nacht.

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Michael, 24. Februar 2008, 19:48.
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