Der Preis ist lauwarm

Eine halbe Stunde hat die Bekanntgabe der Golden-Globes-Gewinner im Rahmen einer Behelfspressekonferenz in diesem Jahr gedauert — nachdem die eigentliche stundenlange festliche Preisverleihung wegen der Autorenstreiks abgesagt worden war. Nun könnte man meinen, die vergebende Hollywood Foreign Press Association hätte die viele übrige Zeit nutzen können, zumindest die eigene Homepage zügig zu aktualisieren, doch erst vier Stunden nach der Veranstaltung konnte man dort die Gewinner nachzulesen. Selbst die Pressekonferenz war noch früher fertig als ursprünglich geplant. Da wollte wohl entweder jemand ganz schnell ins Bett und ist jetzt schon wieder wach, oder jemand fuhr noch stundenlang suchend durch Los Angeles, weil er nicht glauben konnte, dass wirklich alle Patrtys abgesagt wurden.

Die Liste aller Gewinner beinhaltet auf der Fernsehseite in diesem Jahr exakt einen Gewinner, der auch schon in Deutschland läuft oder lief (die britische Ricky-Gervais-Comedy-Central-Comedy Extras). Dr.-House-Star Hugh Laurie hätte mit einem dritten Sieg als bester Darsteller alleiniger Rekordhalter in dieser Kategorie werden können, gewann aber ausnahmsweise nicht. Immerhin entging uns dadurch keine grandiose Dankesrede.

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Michael, 14. Januar 2008, 06:54.

Neues aus Maden-Maden (2)

Sieht man Ich bin ein Star, holt mich hier raus allein unter dem Unterhaltungsaspekt, war heute ein schlechter Tag. Es fehlen Streit, Grüppchenbildung und Intrigen, und dass die Produzenten sich nicht scheuen, das Fehlen von spannenden Erlebnissen selbstironisch zu thematisieren, ist hübsch, aber auf Dauer auch kein Ersatz. Es ist noch nicht einmal zu erahnen, wo die Sollbruchstellen im Team liegen: Wird es die fehlende Diplomatie von Björn-Hergen Schimpf sein? Der Sextrieb von DJ Tomekk? Die Esoterik von Barbara Herzsprung? Oder doch das Gesicht von Bata Illic?

Aber die Show ist ja auf zwei Ebenen ein soziales Experiment: Die Dynamik im Dschungel ist das eine; die Dynamik, die beim Publikum entsteht, das andere. Besonders deutlich wurde der zweite Faktor in der letzten Staffel, als die Insassen des Camps fassungslos zur Kenntnis nehmen mussten, dass die Zuschauer ausgerechnet die Spalterin Désirée Nick siegen sehen wollten. Diesmal ist eine der interessanten Fragen: Ab wann wird der Sadismus, ausgerechnet den sichtlich leidenden und immer wieder weinenden Sänger Ross per Telefonvotum in die Dschungelprüfungen zu schicken, einem Mitleid weichen — wenn überhaupt?

(Vor der Dschungelprüfung, in der Ross auf eine Gruppe Strauße treffen wird.)
Zietlow: Was schenkt man jemandem, der schon alles hat? Oder viel besser gesagt: Wie schont man jemanden, der vor allem Angst hat?
Bach: Ja, innerhalb von zwei Tagen wissen wir jetzt schon: Ross hat Angst vor Dunkelheit, vor Regen, vor Ratten und vor Ungeziefer. Er hat Höhenangst, Platzangst, sogar Angst vor der Angst. Er hat Angst, etwas essen zu müssen, Angst zu früh rauszufliegen, Angst bis zum Schluss drinzubleiben, und er hat Angst, allein aufs Klo zu gehen.
Zietlow: Ja, da fehlen ja eigentlich nur noch: Strauße.
Bach: Wie heißt eigentlich Angst vor Straußen? Emophobie?
Zietlow: Straußophobie?
Beide: Fleuropobie!!

(Nach der Dschungelprüfung.)
Zietlow: Waren das eigentlich die selben Vögel wie bei Spengemann?
Bach: Nicht alle. Zwei sind noch in Therapie, und einer ist Alkoholiker.

Bach: Weißt du, Julia Biedermann erinnert mich ganz leicht an Angela Merkel.
Zietlow:Wie meinst du das denn?
Bach:Im positivsten Sinne. — Vielleicht ist es diese Fröhlichkeit.

Stefan, 14. Januar 2008, 00:27.

Das neue Jura-Zeitalter

Wenn wir diese entsetzliche neue ProSieben-„Comedy“, die wahrscheinlich deshalb Volles Haus heißt, weil man sie nur erträgt, wenn man voll wie ein Haus ist, einfach mal verdrängen, bevor sie überhaupt angefangen hat, beginnt das Fernsehjahr 2008 eigentlich ziemlich gut. Mit Men In Trees und Mord mit Aussicht starteten zwei sehr amüsante Kleinstadtserien, mit Ich bin ein Star – holt mich hier raus kam nach mehr als drei Jahren Pause die einzige erträgliche unter den Realityshows zurück ins Fernsehen, und am Ende der kommenden Woche wird es bereits mehr wirklich gute neue Serien gegeben haben als im ganzen Jahr 2007.

Alle drei Neustarts der nächsten Tage sind Anwaltsserien, und überall stehen eigensinnige Charaktere und skurrile Fälle im Mittelpunkt. Trotzdem unterscheiden sie sich deutlich voneinander. Alle erinnern zwar manchmal an etablierte Serien, aber keine ist ein billiger Abklatsch. Alle sind originell, originär und sehenswert. Und weder die US-Serie noch die beiden deutschen Produktionen verkaufen ihre Zuschauer für dumm.

Wie klug es von der RTL-Gruppe ist, gleich drei Anwaltsserien in fünf Tagen zu starten, bleibt dahingestellt. Wie viel Spaß Sie haben werden, wenn Sie dennoch alle drei anschauen, wird Sie überraschen:

Shark — ab Montag auf Vox.
Die Anwälte — ab Donnerstag bei RTL.
Herzog — ab Freitag bei RTL.

Jeweils am Tag des Sendestarts werden wir hier ausführlicher auf die neuen Serien eingehen.

Michael, 13. Januar 2008, 02:07.

Shark

Seit 2008 (Vox). 38-tlg. US-Krimiserie von Ian Biederman („Shark“; 2006–2008).


Foto: VOX/CBS Broadcasting Inc.

Der egozentrische, gerissene Staranwalt Sebastian Stark (James Woods), Spitzname „Shark“, war ein kaum zu schlagender Strafverteidiger, der auch die bösesten Buben rauspaukte. Dann wechselte er die Seiten und setzt seine zweifelhaften Methoden seitdem für die Staatsanwaltschaft von Los Angeles ein, um eben diese bösen Buben hinter Gitter zu bringen. Staatsanwältin Jessica Devlin (Jeri Ryan) ist zwar mit Starks Methoden nicht immer einverstanden, sonnt sich aber gern in seinem Erfolg. Ein Team aus Nachwuchsjuristen unterstützt ihn: Raina Troy (Sophina Brown), Casey Woodland (Samuel Page), Martin Allende (Alexis Cruz) und die Zicke Madeline Poe (Sarah Carter). Wenig später heuert Stark noch den Ex-Polizisten Isaac Wright (Henry Simmons) als Privatermittler an. Stark bereitet seine Plädoyers zu Hause vor, wo er sich im Keller seiner riesigen Villa einen kompletten Gerichtssaal zum Üben eingerichtet hat. Zu Hause wohnt auch seine Teenager-Tochter Julie (Danielle Panabaker), die sich zu Beginn der Serie zu Starks Überraschung entscheidet, bei ihm zu bleiben, und nicht mit ihrer Mutter nach New York zu ziehen. Seitdem versucht Stark, nicht nur ein guter Anwalt, sondern auch ein guter Vater zu sein, was ihm wesentlich schwerer fällt.

Kurzweilige Krimiserie, die vor allem von ihrem starken Hauptdarsteller lebt. Die einstündigen Folgen liefen anfangs montags um 21.05 Uhr, dann eine Stunde später.

Die Anwälte

2008 (RTL); 2008 (ARD). 8-tlg. dt. Anwaltsserie.

In der Hamburger Anwaltskanzlei Blum-Franzen-Britten arbeitet man zusammen, nicht nebeneinander her. Jeden Tag treffen sich in einer gemeinsamen Konferenz die Anwälte der verschiedenen Fachgebiete, damit jeder die Möglichkeit hat, sich in die aktuellen Fälle einzubringen. Die Namensgeber der Kanzlei sind der Straf- und Zivilrechtler Sebastian Britten (Kai Wiesinger), die Familienrechtlerin Marita Blum (Julia Bremermann), die vor kurzem ihre Tochter verloren hat, und Lothar Franzen (Alexander Held), der Dienstälteste, quasi der Vater der Kanzlei. Sie sind Teilhaber und beschäftigen die angestellten Anwälte Dilek Genc (Carolina Vera) und Thomas Welka (Johannes von Bülow) sowie die Anwaltsgehilfin Renée (Vera Baranyai). Welka ist der Neuling, der seine frühere Kanzlei in München verlassen musste, weil er es mit dem Gesetz nicht so genau nahm, um seinen Fall zu gewinnen. Die Anwälte beschäftigen sich mit relevanten Themen wie Entmündigung und Gewalt in der Familie ebenso wie mit skurrilem Kleinkram.

Originelle und gut gespielte Serie im Stil von Boston Legal, ohne deren Grad von Albernheit zu erreichen. Weit spektakulärer als die Serie Selbst war aber der Umgang mit ihr. Ein Jahr lang ließ RTL die fertig produzierte Serie ungesendet herumliegen und beteuerte derweil immer wieder, an die Serie zu glauben. Exakt eine einstündige Folge lief dann an einem Donnerstag im Januar 2008 um 21.15 Uhr, dann setzte RTL die Serie schon wieder ab. Im Spätsommer 2008 gaben RTL und die ARD gemeinsam bekannt, dass die ARD die Serie gekauft habe. So zügig wie selten zuvor räumte die ARD einen Sendeplatz am Montagabend um 20.15 Uhr frei, wo die Serie zwar andere Zuschauer fand, insgesamt aber noch weniger als bei RTL und deshalb auch hier als großer Flop galt. Immerhin zeigte die ARD dennoch alle Folgen.

Herzog

2008 (RTL). Dt. Comedyserie von Marko Lucht und Gerd Lurz.

Vielleicht muss man als Scheidungsanwalt nicht automatisch ein Ekel sein, aber Simon Herzog (Niels Ruf) ist eines. Er ist ein vorlauter, sexistischer Aufreißer, und wo er auftritt, sät er Zwietracht. Manchmal resultiert das in neuen Mandanten. Seine Sekretärin Ruth (Ingrid Dohse) und sein bester Freund Bernd Breuer (Stephan Bieker) ertragen ihn geduldig, Bernds Frau Gaby (Sanne Schnapp) weniger. Simons Vater Hagen Herzog (Michael Greiling) ist ebenfalls ein erfolgreicher Anwalt, sieht ebenso gut aus wie Simon und ist ein ebenso großer Aufreißer. Nur Simons Frauen findet er für sich selbst ein paar Jahre zu alt.

Gelungene Anwaltscomedy mit guten Gags und originellen Geschichten. Sie lief drei Wochen lang freitags um 21.45 Uhr, dann setzte RTL sie ab.

Oh Schreck, oh Kraus

Ich ziehe ja oft über ProSieben her. Das geschieht normalerweise, weil ProSieben so zuschauerfeindlich wie kein anderer Sender immer und immer wieder Serien urplötzlich absetzt oder verschiebt, die bis dahin noch nicht einmal die Chance bekommen hatten, ihr Publikum zu finden. Ich ziehe wesentlich seltener über ProSieben her, weil das Programm an sich so schlecht ist. Dafür gibt es nämlich nicht so viele Anlässe. Gerade im Comedybereich hat ProSieben einige der besten Reihen überhaupt im Sortiment. Das betrifft Lizenzware (Die Simpsons, Scrubs, Two And A Half Men) ebenso wie Eigenproduktionen (Switch Reloaded, Stromberg, Dr. Psycho).

Um es kurz zu machen: Die neue Sitcom Volles Haus gehört nicht dazu. Sie ist dümmlich, platt, unlustig und miserabel gespielt, und während ich mich in der ersten Hälfte lediglich extrem gelangweilt habe, wurde ich in der zweiten Hälfte regelrecht aggressiv. Und mehr möchte ich dazu eigentlich nicht schreiben, sonst werde ich es wieder.

Höchstens das noch: Als Star der Serie wird Sonya Kraus angepriesen. In der ersten Folge, die ProSieben als Presse-DVD verschickt hat, gibt es weder im Vorspann noch in der eigentlichen Episode eine Spur von Sonya Kraus. Aber wenigstens das macht ja nichts.

Volles Haus, sonntags um 17.30 Uhr auf ProSieben.

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Michael, 13. Januar 2008, 01:30.

Was kratzt es die Legende, wenn sie an sich kratzt?

Der Fernsehbezug kommt gleich. Erst kurz ein Kinohinweis: Wenn Sie Spaß mögen, ein Freund von Kurzweil sind und gern unterhalten werden, meiden Sie „I Am Legend“, den neuen Will-Smith-Film. Oh mein Gott, war das langweilig!

Jetzt der Fernsehbezug. Wenn Menschen um die 30 an der Kinokasse nach ihrem Personalausweis gefragt werden, weil der Film ab 16 ist, trägt die Schuld daran allein das Fernsehen! Nur weil in Serien wie Beverly Hills, 90210, Dawson’s Creek und O.C., California permanent Teenager von 30-jährigen Schauspielern gespielt werden, bekommen mittelalterliche Kassiererinnen den Eindruck, junge Menschen sähen tatsächlich so alt aus!

Parkverbot am Washington Square in New York im Herbst 2006
„Hier dürfen Sie nicht parken. Hier wird gerade ‚I Am Legend‘ gedreht. Der Film wird aber auch nicht spannender als dieses Schild.

Michael, 13. Januar 2008, 00:55.

Volles Haus

2008 (ProSieben). Dt. Sitcom.

Alltag und alte Witze mit den Bewohnern eines mehrstöckigen Hauses. Mittendrin die WG der Twens Emma (Anja Knauer), Vera (Ellen Schlootz), Dennis (Hendrik Borgmann), Mark (Tim Morten Uhlenbrock) und Tom (Toni Snetberger), einer hohler als der andere, darüber das Ehepaar Annette (Meike Schlüter) und Bernd (Michael Müller) mit den Töchtern Julia (Uta Kargel) und Mirja (Sarah Alles), und unten im Haus die Wirtsleute Holger (Matthias Komm) und Yvonne (Nina Vorbrodt) mit ihrem lästigen Stammgast Kurt (Tobias Kasimirovicz). Ebenso lästig wird Holgers Ex-Affäre Iris (Sonya Kraus), eine Flugbegleiterin, die aus rein sexuellen Gründen zu ihm zurück will.

Niveauloser Blödsinn, der kein noch so plattes Klischee auslässt und auf der spektakulär gefloppten österreichischen Serie Mitten im 8ten beruht. Er lief sonntags um 17.30 Uhr. Es war ungewöhnlich für ProSieben, noch vor dem Start der Serie gleich 30 Folgen bestellt zu haben. Dass die Serie dann trotzdem nach nur vier Folgen abgesetzt wurde, war wiederum völlig normal.

Neues aus Maden-Maden (1)

Zietlow: Zweiter Tag im Dschungel, und wir haben bereits zwei Notfälle zu vermelden. Bata Illic hat es beim Eintreten ins Camp erwischt, und Barbara Herzsprung diese Nacht beim Austreten.

Zietlow: Wir schalten zu Stars, denen zwar viel ähnlich sieht, nur sie sich selbst nicht besonders. — Oh, das wäre jetzt ein guter Satz für Katja Burkard gewesen.

Bach: Ich liebe es ja, wenn Ross und Bata miteinander sprechen.
Zietlow: Miteinander sprechen, ist vielleicht der falsche Ausdruck.
Bach: Ich meine, Ross ist Engländer, Bata war mal Englischlehrer, warum quälen die sich so mit Deutsch?
Zietlow: Und vor allem: uns?

Zietlow: Zehn Sterne kann Lisa bei der Dschungelprüfung maximal gewinnen, aber das ist ja kein Problem: Mit Sternen kennt Lisa sich ja aus — Sie wollte mal Superstar werden.
Bach: Und Teen-Star und Popstar und Star-Search-Star… — Oh, das war wieder ein Satz für Katja Burkard.
Zietlow: Also eine absolute Überqualifizierung, sozusagen. — Star-Search-Star, gibt’s doch gar nicht.
Bach: Aber Katja Burkard.

Zietlow: Komm, lass uns ein bisschen Bildungsfernsehen machen: Was haben Erroll Flynn und die Kronprinzessin Marie von Dänemark gemeinsam? — Sie kommen beide aus Australien, und zwar aus Hobart in Tasamanien.
Bach: Toll. Aber bist Du sicher, dass irgendeiner unserer Zuschauer noch weiß, wer Errol Flynn ist?
Zietlow: Sie kennen ja auch noch Bata Illic.

Bach: Wir haben vor der Werbung gesehen, wie DJ Tomekk zum Franz Assisi des Camps mutiert ist. Er kann nicht nur mit Tieren reden, er versteht sogar Bata Illic.
Zietlow: Und Barbara Herzsprung schmiert sich den Nachtisch ins Gesicht. Bisher war es im Camp immer andersrum, da haben die Stars nämlich ihre Gesichtscreme immer gegessen.
Bach: Ich glaube, der Leidensdruck ist einfach noch nicht hoch genug.

Stefan, 13. Januar 2008, 00:06.
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