Peking Express

2005 (RTL). Abenteuer-Reality-Spielshow.

Acht Kandidatenpaare müssen die 9000 Kilometer lange Strecke von Moskau nach Peking bewältigen. Dafür haben sie ein Budget von einem Euro pro Tag. Sie sind also darauf angewiesen, dass nette Menschen sie mitnehmen und beherbergen, und darauf, dass sie sich ohne Sprachkenntnisse mit Händen und Füßen verständigen können. Bei Wettbewerben auf dem Weg können sie Vorsprünge erspielen. Wer zuerst ankommt, gewinnt.

Die Show war angelehnt an das US‑Format „The Amazing Race“, eine der wenigen Realityshows, die durchweg hervorragende Kritiken einheimsten. Als Moderator verpflichtete RTL den ehemaligen MTV-Ansager Patrice. Zwölf Folgen zu je 75 Minuten zeigten freitags um 21.15 Uhr den Lauf der Ereignisse.

Das Erste pocht auf Sternenfänger

Sternenfänger ist wieder da. Es ist die Wiederholung einer Serie, in deren Erstausstrahlung Oliver Pocher noch nicht die erste Hauptrolle spielte. Da er aus dem damaligen Ensemble aber inzwischen der Prominenteste und zudem neuer Mitarbeiter der ARD ist, klingt das in der Werbung für die Wiederholung ganz anders.
Wie auch immer. Sternenfänger war eine ganz nette, romantische  Serie, die auch ruhig hätte fortgesetzt werden können, und wer sie vor fünf Jahren nicht gesehen hat, kann es ja jetzt mal versuchen.

Sternenfänger, dienstags bis freitags, 18.50 Uhr im Ersten.

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Michael, 18. September 2007, 18:22.

Sternenfänger

2002 (ARD). 26‑tlg. dt. Teenie-Serie von Martin Douven.

Die Jugendlichen Nico Kiesbach (Jochen Schropp) und Paula Behringer (Nora Tschirner) sind am Bodensee zusammen aufgewachsen und eigentlich »nur« gute Freunde, bis Nico Paula das Leben rettet. Sie beginnt sich in ihn zu verlieben. Doch Nico hat nur Augen für Valery Crämer (Florentine Lahme), die mit ihrer Mutter Caroline (Cheryl Shepard), einer Theaterregisseurin, gerade aus Berlin in die Provinz ziehen musste. Valery will Filmschauspielerin werden, wofür sie in Überlingen am Bodensee nicht gerade die besten Chancen sieht. Nico lebt bei seinen Eltern Marianne (Sabine Vitua) und Max (Holger Hauer) und seinem kleinen Bruder Lenny (Emanuel Teichmann). Sein Traum ist es, Astronaut zu werden. Gemeinsam mit Nico und Paula verbringt Fred Benz (Oliver Pocher) seine Zeit am See. Er will unbedingt Radiomoderator werden, soll aber das Küchengeschäft seiner Eltern Claudia (Kirsten Block) und Bernhard (Germain Wagner) übernehmen. Nur Paulas beruflicher Traum ist eigentlich schon wahr geworden. Sie ist Schiffsbauerin in der Werft ihres Ziehvaters.

Sternenfänger kombinierte die Elemente zweier kurz vorher gelaufener Jugendserien: das Wasser als Kulisse aus Strandclique und den Dauerkonflikt, wenn zwei Freunde aus Kindertagen sich plötzlich verlieben, aus Verdammt verliebt. Die Verpflichtung zweier Moderatoren vom Musikfernsehen – Nora Tschirner von MTV und Oliver Pocher von VIVA – sollte den Erfolg garantieren. Das Kalkül ging nicht auf. Es blieb wegen enttäuschender Quoten bei einer Staffel.

Die halbstündigen Folgen liefen dienstags bis freitags um 18.50 Uhr und werden auf genau diesen Sendeplätzen derzeit wiederholt.

Der Staatsanwalt

Seit 2005 (ZDF). Dt. Krimiserie .

Bernd Reuther (Rainer Hunold) kehrt als Oberstaatsanwalt nach Wiesbaden zurück, wo er zehn Jahre zuvor schuldlos bei einem Unfall eine Frau getötet und seine Ehefrau Sonja sehr schwer verletzt hat, die seitdem nicht mehr sprechen oder sich bewegen kann. Er rauft sich mit seinem Sohn Thomas (Marcus Mittermeier) zusammen, den er die ganze Zeit vernachlässigt hatte. Thomas ist inzwischen Hauptkommissar beim Morddezernat. Gemeinsam ermitteln sie, unterstützt von Thomas‘ Kollegin Kerstin Klar (Fiona Coors). Im September 2007 erfahren die Reuthers, dass Sonja vor dem Unfall eine Affäre mit Bernds Freund Konrad Seitz (Rüdiger Vogler) hatte. Noch in der gleichen Folge brennt unter mysteriösen Umständen das Pflegeheim ab, in dem Sonja untergebracht war.

Nach einem sehr erfolgreichen Pilotfilm am Montagabend kündigte das ZDF eine Reihe mit dem Staatsanwalt an. Es folgte zwei Jahre später ein weiterer 90-minütiger Fernsehfilm und ab September 2007 eine Miniserie mit vier einstündigen Folgen. Sie liefen mittwochs um 20.15 Uhr. Jede Folge beinhaltete nun einen abgeschlossenen Fall, gleichzeitig zogen sich die Ermittlungen im Todesfall Sonja über die gesamte Staffel. Die nächste Staffel startete Anfang 2009 auf dem klassischen Freitagskrimi-Termin um 20.15 Uhr.

Lennies letzte Leiche

Heute nehmen wir Abschied von Jerry Orbach. In Deutschland als Babys Vater im Film „Dirty Dancing“ und durch die Titelrolle der ARD-Vorabendserie Privatdetektiv Harry McGraw bekannt, war er vor allem zwölf Jahre und 274 Folgen lang als Lennie Briscoe die prägende Gestalt des Krimiklassikers Law & Order. 2004 stieg er aus, ein halbes Jahr später starb er. Seine letzte Folge zeigt RTL heute um 23.10 Uhr.

Michael, 18. September 2007, 12:26.

Durchklatschen für Anne Will

Irgendjemand hat, vermutlich in bester Absicht, ein Foto von Anne Will an die Wand im großen Raum hinter Studio G angebracht, wo die wichtigen Menschen sich vorher und hinterher zum Essen, Trinken und Feiern treffen. Da hängt sie nun unter einem Szenenfoto von Sonja Zietlow und Dirk Bach mit Daniel Kübelböck in der Dschungelshow und neben zwei Bildern von Star Search, zu dessen Zeiten hier auch schon gegessen, getrunken und gefeiert wurde. Ein traditionsreicher Ort also.

Edgar, der Regieassistent, hat am Tag vorher noch für Florian Silbereisen gearbeitet, sagt er. Nun steht er vor einem Publikum, das ungefähr je zu einem Drittel aus wichtigen ARD-Menschen (Ulrich Deppendorf), anderen ARD-Menschen (Jens Riewa) und Journalisten (Bascha Mika) besteht. Er erklärt, dass am Anfang der Sendung „durchgeklatscht“ werden muss, und versucht, uns zu einer Art Solidargemeinschaft zusammenzuschweißen. Er sagt: „Machen Sie einfach der Anne Will ’ne schöne Sendung“ (als ob das in unseren Händen läge), und: „Wir müssen ganz fest zusammenhalten“ (das wüsste ich aber).

Dann steht sie plötzlich da, zwei Minuten vor Beginn der Live-Sendung, unfassbar dünn und sehr unscheinbar in ihrem grauen Hosenanzug vor der braunbeigen Kulisse, aber nicht zu übersehen, sobald sie ihr Lächeln einschaltet und sagt: „Ich war letzte Woche nervöser. Wenn’s da gewesen wäre, wär’s doof gewesen.“

Irgendwie ist auch ihr Vertrauen in das geladene Publikum begrenzt. Noch ein Appell, nett zu lächeln und zu klatschen. „Sie haben hier auch was zu tun“, sagt sie sehr lehrerinnenhaft. „Das ist Fernsehen, das ist Show.“ Ja doch!

Es ist faszinierend, Anne Will beim Arbeiten zuzusehen. Sie bewegt sich im Studio, als lebe sie hier seit Jahrzehnten und würde auch im Dunkeln über keine Stufe, kein Kabel stolpern. Sie sitzt in ihrem Sessel, schaut in die Kamera und strahlt mit jeder Pore aus: Das hier ist ihre Sendung. Sie kennt sich hier aus. Sie macht das hier ja nicht zum ersten Mal. Also, schon, aber das wirkt nicht so.

Das Erstaunliche an Anne Will ist, dass sie es schafft, so konzentriert zu sein, dass es entspannt aussieht. Wenn einer ihrer Gäste spricht, schaut sie ihn mit einer ganz besonderen Intensität an. Da gibt es einen Standardblick, der sagt: „Reden Sie weiter, ich hör‘ Ihnen zu“, und eine leicht mokant-amüsierte Variante, die ungefähr sagt: „Na, was Sie nicht sagen“ — die ist besonders für Politiker reserviert.

Und sie hört wirklich zu. Es gibt immer wieder Momente in der Sendung, in denen das auffällt. In denen sie unvermittelt nachhakt. Auf einen Widerspruch verweist. Kleine, böse, schlagfertige Pointen setzt. Nicht viele. Nur ein paar.

Das Schöne an dieser Premierensendung von Anne Will sind diese kleinen Momente, für die die Moderatorin sorgt. Wenn sie amüsiert und mit dem überlegenen Blick einer erwachsenen Frau das unfassbar kindergarteneske Spiel von Jürgen Rüttgers und Kurt Beck verfolgt und knapp kommentiert. Wenn sie nach einem besonders abwegigen Duell die nächste Frage mit den Worten einleitet: „Wenn die Stimmung schon am Boden ist…“ Sie trägt eine gutgelaunte Ernsthaftigkeit durch die Sendung. Nicht so kieksig überdreht wie Maybritt Illner, nicht so pseudoschwer wie Sabine Christiansen.

Neu an Anne Will sind vor allem die zwei Sitzgruppen für Betroffene, Bürger und Experten, die der eigentlichen Gesprächsrunde gegenüber Platz nehmen. Gleich am Anfang der Sendung setzt Anne Will sich zu einer Frau, die unter größtem Engagement für demütigende 1000 Euro brutto im Monat arbeitet. Das Gespräch gibt Anne Will eine Chance, später in der Runde die Politiker immer wieder auf den konkreten Fall zu verweisen und die Politiker zu fragen, was ihre schönen Gesetzesentwürfe denn der Betroffenen bringen würde.

Es ist eine gelungene Premiere für die Moderatorin, aber keine wirklich gute Sendung. Das Thema „Rendite statt Respekt“ gibt allen Anwesenden einen Vorwand, Sonntagsreden über die Arbeit und die Würde des Menschen zu halten — sogar Telekomchef Rene Obermann schafft es ohne große Herausforderung, sich als Konzernchef mit supersozialem Gewissen darzustellen, den die Diskussion um Mindestlöhne schon deshalb nicht interessiert, weil seine Firma locker viel mehr zahlt. Eine Dramaturgie ist nicht erkennbar, nach einer guten Dreiviertelstunde ist sehr die Luft raus, auch aus Anne Will, und dass ein Film in der Mitte der Sendung über eine ausgebrannte Ärztin im bleischweren Stil eines alten „Gott und die Welt“-Beitrages daherkommt, ist nicht hilfreich. Die Minuten dehnen sich.

Aber dann ist Schluss, und Jens Riewa sagt in ein ARD-Mikrofon, wie er die Sendung fand; am roten Teppich, der vom Studio zur After-Show-Party führt, brennen Fackeln; Scheinwerfer malen blaue Lichtstreifen in den Himmel, und es gibt warme Kartoffelsuppe mit Trüffeln aus kleinen Fläschchen mit Bügelverschluss. Und im Nachhinein bin ich mir nicht sicher, ob wir der Anne Will „’ne schöne Sendung gemacht haben“. Vielleicht hätte das auch lieber jemand dem Kurt und dem Jürgen sagen sollen.

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Stefan, 17. September 2007, 17:21.

Die prominente Kurzkritik

Premierengast Kurt Beck beim Verlassen des Studios von Anne Will zu einer Begleiterin:

Naja, war wie immer.
 

Stefan, 17. September 2007, 15:29.

S.O.S. Tierbabys

Seit 2007 (ZDF). Dokusoap.

Kinder und Tiere gehen immer. Alte Fernsehmacherregel. Noch besser als Kinder und Tiere: Tierkinder. Deshalb pflegen jetzt werktags nachmittags Pfleger kranker Tierbabys selbige gesund. Putzig.

Der Requardt

2007 (RTL2). Einstündige Talkhow mit dem Anwalt- und Schuldnerberater Michael Requardt. Es gibt Einspielfilme und Studiogäste, die ihr Herz ausschütten und sich vom Requardt beraten lassen.

Lief eine Woche lang werktags um 19.00 Uhr mit so katastrophalen Quoten, dass der Requardt ab der zweiten Woche nur noch im Vormittagsprogramm talkte, aber auch dort nur noch ein paar Wochen.

Nachricht an die Fernsehchefs

Weil sie auch für das deutsche Fernsehen so traurig wahr ist, hier Lewis Blacks Wutausbruch von der Emmy-Verleihung im Wortlaut:

Hey, Fernsehchefs, hört zu.
Ich weiß, wird schwierig, aber es dauert nur zwei Minuten, und das ist doch die Länge eurer Aufmerksamkeitsspanne.

Habt ihr vergessen, was euer Job ist? Es ist Geschichten zu erzählen. Sogar Realityshows erzählen Geschichten. Es ist nicht, uns mitten in einer Geschichte  zu erzählen, welche Sendung als nächstes kommt. Oder welche in zwei Wochen Premiere hat.

Was wollt ihr von mir? Dass ich alles fallen lasse, einen Bleistift hole und es aufschreibe? Soll ich wirklich aufhören zuzuschauen, um mich auf die nächste Sendung vorzubereiten?

Hey, hier eine Nachricht von den Zuschauern: Uns interessiert die nächste Show nicht. Wir schauen diese!

Ihr zerstört das Drama. Oder die Comedy. Oder das Nickerchen, das ich mache. Denn deshalb schaue ich diese Sendung, weil ich davon so schön einschlafe.

Oh, und übrigens: Am Ende der Sendung: Pfercht nicht den Bildschirm zusammen, so dass wir nicht sehen können, wer an der Show mitgearbeitet hat. Ihr habt es schon so sehr beschleunigt, dass man kaum einen Namen mitbekommt, während sie vorbeirasen. Reicht das nicht?

Natürlich passt niemand auf. Aber die Mitarbeiter der Show passen auf, und sie verdienen es, ihren Namen zu sehen.

Versteht ihr, die sind es, die die tatsächliche Arbeit machen! Was genau ist es, das ihr macht? Außer schlechte Ideen zu haben?

Warum geht ihr nicht einfach in die Politik?

Michael, 17. September 2007, 08:44.
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