Auf Bewährung drin

Das eigentlich schon abgesetzte RTL-Strafgericht wird nun doch fortgetzt. Das hat allerdings weniger wie bei diesen Serien mit Fanprotesten zu tun, sondern damit, dass RTL festgestellt hat, dass es ja andere Sendungen im Nachmittagsprogramm gibt, die noch erfolgloser sind, namentlich die Versteckte-KameraLegastheniker-Show Ist doch nur Spass.

Es bildet den traurigen Zustand des gegenwärigen Nachmittagsprogramms sehr treffend ab, dass wir an einem Punkt angelangt sind, an dem nicht die erfolgreichsten Sendungen fortgesetzt werden, sondern die am wenigsten erfolglosen.

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Michael, 21. September 2007, 14:15.

Was fehlt den Piloten?

Auf der DVD-Box zu Dr. House (Staffel 1)  ist mir aufgefallen, dass bei Folge 1 der Vorspann fehlt. Das ist mir auch bei anderen Serien schon aufgefallen. Warum ist das so?Kerstin

Die erste Folge einer Serie, die Pilotfolge, dient zunächst dazu, dem potenziellen Auftraggeber, also dem ausstrahlenden Sender, eine Vorstellung von der Idee der Serie zu vermitteln. Diese Folge führt die Charaktere und das Konzept ein. Es ist jedoch nicht gewährleistet, dass sie auch ausgestrahlt wird, denn es kann ja sein, dass sich nach interner Vorführung kein Sender von der Idee überzeugen lässt und sie gar nicht in Serie geht. In diesem Fall wäre ein Vorspann eine Verschwendung von Geld und Arbeitszeit gewesen, weshalb bei Pilotfolgen oft darauf verzichtet wird. Kauft jemand die Serie, wird meistens die Pilotfolge zum Serienstart gesendet, und ab Folge 2 kommt der neu produzierte Vorspann dazu, denn von nun an lohnt es sich ja.

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Spätes Frühchen

Es ist überall zu lesen, wie unglaublich gut und erfolgreich Dr. House ist. Wenn die  Serie doch so gut ist, warum läuft sie dann nicht zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr?Andreas

„Beste Sendezeit“ und „20.15 Uhr“ ist nicht mehr zwingend dasselbe. Die Sehgewohnheiten vor allem in der Zielgruppe, um die die Werbewirtschaft buhlt, haben sich geändert, und zwischen 21.15 Uhr und 22.15 Uhr sitzen inzwischen in der Regel mehr Menschen vor dem Fernseher als in der Stunde zuvor; vergangenen Dienstag waren es zum Beispiel 13 Millionen im Vergleich zu 12,3 Millionen Zuschauern von 14 bis 49. Auch in der Gesamtzuschauerschaft ist 21.15 Uhr nicht mehr das spätere Abendprogramm, als es es zu Zeiten von Dallas galt, sondern gleichwertige Primetime. Oder anders ausgedrückt: Es ist jetzt später noch früh.

Für diese Primetime-Verschiebung mag es viele Gründe geben: Geänderter Lebensrhythmus, flexiblere Arbeitszeiten, späterer Ladenschluss und nicht zuletzt vermutlich das Fernsehprogramm selbst: Wenn die Sender sich im Gegensatz zu damals bis in den späteren Abend ins Zeug legen, gibt es natürlich mehr Gründe, auch dann noch einzuschalten.

Die Kollegen von DWDL haben sich schon vor ein paar Monaten ausführlicher mit dem Wandel befasst.

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Rach, der Restauranttester

Seit 2005 (RTL). Dokutainmentreihe.

Der Starkoch Christian Rach führt drei erfolgreiche Restaurants, die offenbar so gut laufen, dass er zwischendurch genug Zeit hat, schlecht laufende Restaurants aufzumöbeln. Maximal eine Woche nimmt er sich Zeit, Probleme von oben herab zu analysieren und beheben zu lassen, während der Off-Sprecher sich zusätzlich bemüht, den Ist-Zustand in ein möglichst schlechtes Licht zu rücken. Rach wurde meist vorab von Mitarbeitern der Lokale alarmiert, die einen bevorstehenden Ruin befürchten. Die Pächter oder Inhaber werden dann von Rachs Besuchen kalt erwischt.

RTL zeigte im September zunächst eine einzelne Ausgabe, im Dezember 2006 ging der Restauranttester sehr erfolgreich sonntags um 19.05 Uhr mit einstündigen Folgen in Serie. Im September 2008 erhielt die Reihe den neuen Sendeplatz am Montagabend um 21.15 Uhr.

Freitagskrimi jetzt auch am Mittwoch

Das ZDF hat großes Vertrauen in seine Serie mit Rainer Hunold als Der Staatsanwalt. Sie startete vor knapp drei Jahren mit einem erfolgreichen einzelnen Fernsehfilm. Noch bevor die wiederum einzelne Fortsetzung ausgestrahlt war, wurde eine ganze Staffel mit vier einstündigen Folgen gedreht, und noch bevor diese heute Abend an den Start geht, laufen bereits die Dreharbeiten für die nächste Staffel.

Es gibt aber auch keinen Grund, kein Vertrauen zu haben. Der Staatsanwalt ist bewährte Kost: Eine grundsolide, unspektakuläre, professionelle, zeitlose Serie wie alle ZDF-Krimis seit 35 Jahren. Nichts deutet darauf hin, dass es sich um eine Produktion der Gegenwart handelt, außer dass Rainer Hunold noch dicker geworden ist. Wenn er zwischendurch mit einem Freund Billard spielt, glaubt man trotzdem, in alte Folge von Ein Fall für zwei geraten zu sein. Aus dieser Serie stieg er damals viel zu früh aus, deshalb ist es schön, ihn wieder in einer Anwaltsrolle zu sehen.

Wer schon alle anderen ZDF-Krimiserien guckt, hat zwar keinen Grund, diese auch noch zu schauen, aber auch keine Ausrede, sie nicht zu mögen.

Der Staatsanwalt, mittwochs um 20.15 Uhr im ZDF.

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Michael, 19. September 2007, 07:30.

Die Super Nanny

Seit 2004 (RTL). Dokutainmentshow.

Katharina Saalfrank ist das perfekte Kindermädchen. Für jeweils eine Woche zieht sie bei einer Familie ein, deren ungehorsame Kinder die Eltern überfordern, und versucht aus den frechen Bälgern brave Kinder zu machen.

Die Reihe ist eine Adaption des britischen Formats „Supernanny“, von dem nur zwei Wochen später beim Tochtersender RTL 2 eine eigene Version startete: Die Supermamas – Einsatz im Kinderzimmer.

Die einstündige RTL-Version lief zum Start mit zwei losen Einzelfolgen, die bemerkenswerte Marktanteile erreichten, und so bekam sie ab November 2004 einen festen Sendeplatz am Mittwoch um 20.15 Uhr. Dort wurde sie mit mehr als fünf Millionen Zuschauern der einzige nennenswerte Erfolg der neuen TV-Saison, und RTL gab so schnell wie möglich neue Folgen in Auftrag. Damit die Folgen schnell produziert werden konnten, wechselte sich Katharina Saalfrank vorübergehend mit Nadja Lydssan als zweiter Supernanny ab. Einer von Saalfranks Ratschlägen an die Familien war oft, nicht zu viel fernzusehen. RTL schnitt das dann raus.

Saalfrank erhielt 2007 den Deutschen Fernsehpreis als „bester TV-Coach“.

Lafer, Lichter, lecker!


Foto: ZDF

Seit 2006 (ZDF). 45-minütige Kochshow am Samstagnachmittag mit den Fernsehköchen Johann Lafer und Horst Lichter, die jeweils zwei Prominenten Küchennachhilfe erteilen und sich gegenseitig auf den Arm nehmen.

Lafer und Lichter hatten zuvor schon freitags abends mit Johannes B. Kerner zusammen gekocht.

Abschnitt 40

Seit 2002 (RTL). Dt. Polizeiserie von Christoph Darnstädt.

Die Mitarbeiter der Berliner Polizeidienststelle „Abschnitt 40″ kämpfen gegen kleine und große Kriminelle, müssen sich mit Diebstählen, Überfällen, Geiselnahmen und Mord auseinander setzen. Der 1. Polizeihauptkommissar Georg Burrow (Heinz-Werner Kraehkamp) leitet den Abschnitt. Er ist streng, steht jedoch hinter seinen Leuten und ist so gleichzeitig Chef und Kollege. Zur Belegschaft gehören sein Stellvertreter Wolfgang Dudtke (Christof Wackernagel), Ulf Meiners (Sebastian Bezzel), der eine enge Freundschaft mit Melanie Folkerts (Cecilia Kunz) beginnt, der Witwe eines ermordeten Kollegen, ferner der Zyniker Harald Thomsen (Horst Kotterba), ein ehemaliger DDR-Vopo, der Deutschrusse Grischa Kaspin (Lenn Kudrjawizki), der prinzipientreue Vorzeigepolizist Sebastian Franke (Ole Puppe), der mit Ulfs Schwester Carola (Jeanette Arndt) verheiratet ist, die attraktive Cora Winkler (Nana Krüger), die ein Verhältnis mit ihrem Streifenwagenkollegen Jan Eisnach (Oliver Elias) hat, der aber verheiratet ist und eine kleine Tochter hat, Kerstin Rohde (Anne Kasprik), die ebenfalls eine Tochter hat, und die Kampfsportlerin Sonja Köhler (Eva Meier), die eigentlich aus Bayern stammt und neu auf dem Abschnitt ist. Anfang 2005 ist Wolfgang nicht mehr dabei, und Egon Lochow (Norbert Stöß) kommt dazu. Er ist wie Harald ein Ex-Vopo; ihm geht es jedoch vor allem um seine Karriere. Vordergründig ist er der lustige Sonnenschein, im Hintergrund intrigiert er. Ein Gewissenskonflikt bringt Ulf Meiners im September 2006 dazu, den Dienst zu quittieren. Nach einem Einsatz, der ihn ihn zwang, Nazis vor randalierenden Autonomen zu schützen, beschließt er, nach Spanien auszuwandern und dort eine neue Existenz abseits des Polizeidienstes aufzubauen. Neu zum Abschnitt kommt in der nächsten Folge Alexander Neufels (Felix Lampe).

Realistische Serie, die den Alltag von uniformierten Beamten deutlich härter zeigt als das Großstadtrevier. Die einstündigen Folgen liefen erfolgreich donnerstags um 21.15 Uhr. Am 17. Mai 2001 hatte RTL bereits einen zweistündigen Pilotfilm gesendet, um das Format zu testen. Für den Film erhielt Trevor Holland 2001 den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie „Bester Schnitt“, die Serie selbst wurde drei Jahre hintereinander, 2003, 2004 und 2005, als beste Serie ausgezeichnet. Als Konsequenz aus diesem Erfolg bestellte RTL die vierte Staffel erstmals mit 13 statt wie bisher immer acht neuen Folgen, zeigte dann ab September 2006 aber doch erst nur fünf und den Rest bisher nicht.

Richterin Barbara Salesch

Seit 1999 (Sat.1). Gerichtsshow, in der sich zunächst werktäglich um 18.00 Uhr Streitende dem Schiedsspruch von Barbara Salesch beugen mussten.

In dieser Show war anfangs nichts nachgestellt: Die Klagenden waren echt, Barbara Salesch tatsächlich Vorsitzende Richterin am Landgericht Hamburg – für den TV-Job hatte sie sich zwei Jahre Urlaub genommen – und ihre im Fernsehen gefällten Urteile rechtskräftig. Nach deutschem Recht durften allerdings keine Strafprozesse im Fernsehen übertragen werden. Barbara Salesch konnte somit nur als Richterin eines privaten Schiedsgerichtes über vergleichsweise harmlose Fälle urteilen. Sie klärte solche Fragen wie die, wer für den Schaden eines Rasenmähers aufkommen muss, den der Nachbar sich ausgeborgt und dabei beschädigt hatte. Streng genommen war das „rechtskräftige Urteil“ daher ein Schiedsspruch. Als Reporter befragte Hakim Meziani nach der Verhandlung die Betroffenen.

Vorbild für die Reihe war die in den USA sehr erfolgreiche Gerichtssendung „Judge Judy“. Die deutsche Sendung wurde plötzlich bekannt, als Regina Zindler aus Sachsen gegen ihren Nachbarn Gerd Trommer klagte, weil dessen Knallerbsenstrauch zu nah an ihrem Maschendrahtzaun wuchs, und TV Total-Moderator Stefan Raab aus den sächsisch gesprochenen Wörtern „Maschendrahtzaun“ und „Knallerbsenstrauch“ einen Nummer-Eins-Hit produzierte.

Die Einschaltquoten der deutschen Ausgabe blieben dennoch eher durchschnittlich – zu läppisch und einander ähnlich waren die Fälle, die das deutsche Recht in diesem Rahmen zu verhandeln erlaubte. Sat.1 entschied sich deshalb für ein radikal neues Konzept: Im Oktober 2000 wurde die Show auf 15.00 Uhr verlegt, ihre Sendezeit auf eine Stunde verdoppelt, und nachdem der Sender vorher gebetsmühlenartig betont hatte, dass die Fälle und die Betroffenen echt seien, nahm er jetzt genau davon Abstand. Nun wurden fiktive strafrechtliche Fälle verhandelt; Angeklagte, Nebenkläger und Zeugen wurden von Laiendarstellern gespielt. Das Konzept ging auf: Richterin Salesch erreichte jetzt hervorragende Marktanteile bis über 30 Prozent und war zu ihrer Sendezeit mit Abstand Marktführer. Es stand außer Frage, dass sie ihre zweijährige Beurlaubung wegen des großen Erfolgs verlängerte.

Der Erfolg löste eine Schwemme von Nachahmern aus: Das Jugendgericht, Richter Alexander Hold, Das Strafgericht, Das Familiengericht. Auch Sendungen, die nicht im Gerichtssaal spielten, entdeckten, dass sie durch den Verzicht auf echte Gäste viel härtere, absurdere und dramaturgisch genau planbare Geschichten erzählen konnten. Dazu gehörten z. B. Zwei bei Kallwass, Die Jugendberaterin und Das Geständnis.

Im Sommer 2002 verursachte die Berichterstattung zur Fußball-Weltmeisterschaft einen offenen Sendeplatz am Dienstagabend um 20.15 Uhr. Dadurch durfte die Richterin zweimal zur besten Sendezeit antreten und erreichte auch dort ordentliche Quoten. Eine regelmäßige Primetime-Version würde nach Ansicht der Produzentin Gisela Marx allerdings nicht funktionieren.

Die Reihe erhielt den Deutschen Fernsehpreis 2002 als beste tägliche Sendung.

Emmys Reloaded: Der Folgefragenkatalog

Du hast absolut Recht mit den Emmys — es war nicht die beste Show aller Zeiten, aber doch schwer unterhaltsam! Was ist Amazing Race? Und warum hat ProSieben O’Quinn nicht gesendet? Das ist so ätzend. Sehr guter Anschiss von Herrn Black! Wann kommt letzter Heißer Verdacht im ZDF? Wann kommt Heroes im Deutschen Fernsehen?Bastian

Amazing Race ist eine Realityshow, in der Kandidaten sich ein Wettrennen um die Welt liefern und unterwegs Aufgaben erfüllen müssen. Sie haben quasi kein Budget und sind auf freundliche Unterstützung der fremden Menschen angewiesen, deren Sprache sie nicht sprechen. RTL zeigte vor zwei Jahren mal wenig erfolgreiche eine Adaption unter dem Titel Peking Express. In den USA gehört Amazing Race zwar nicht zu den erfolgreichsten Realityshows, ist aber die einzige, deren Qualität noch nie angezweifelt wurde. Es entbrannte allenfalls eine Diskussion darüber, ob einzelne Kandidaten überrepräsentiert wurden oder eine neue Staffel möglicherweise schwächer als die letzte war.

Den ProSieben-Patzer, nach der Bekanntgabe der Nominierten, aber vor der Bekanntgabe des Gewinners in der Kategorie „Bester Nebendarsteller Drama“ einen Werbeblock einzuschießen, kann ich nur auf Blödheit zurückführen und bin auch nicht bereit, andere Erklärungen zu akzeptieren.

Das ZDF zeigt das zweiteilige Finale von Heißer Verdacht am 30. September und 7. Oktober jeweils sonntags um 22.00 Uhr. Heroes läuft ab 10. Oktober mittwochs um 20.15 Uhr bei RTL2.

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