Einblick in die Medien

Eben in fröhlicher Runde bei Zimmer frei:

Christine Westermann: „Wird bei MTV eigentlich auch getrunken?“
Markus Kavka: „Ja. Das ist doch bei jedem Medienbetrieb eigentlich so.“
Götz Alsmann: „Ich glaube, dass bei MTV die Musik auch anders kaum zu ertragen ist.“

(Anm. v. m.: Welche Musik?)

Michael, 30. September 2007, 23:10.

Gewonnen; gewählt!

Danke an alle, die in der Hoffnung, ein Fernsehlexikon zu gewinnen, oder einfach nur aus Spaß, über die besten Fernsehsendungen „aller Zeiten“ abgestimmt haben!
Weiter unten steht, wer zwei Kilo Buch gewonnen hat, doch zunächst mal die meistgenannten Sendungen. Der Sieger liegt mit Abstand vorn, die Plätze zwei bis fünf sind dicht beieinander, und dann folgt wieder ein großer Vorsprung vor dem Rest des Packs.

Und die Gewinner sind…

  1. Die Simpsons
  2. Scrubs – Die Anfänger
  3. Lost
  4. Dr. House
  5. Stromberg
  6. 24
  7. Monty Python’s Flying Circus
  8. Boston Legal
  9. Wer wird Millionär?
10. Gilmore Girls
11. Friends
12. Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert
13. Kalkofes Mattscheibe
14. Six Feet Under – Gestorben wird immer
15. Futurama
16. Eine schrecklich nette Familie
17. Seinfeld
18. Die Harald Schmidt Show
19. South Park
20. Türkisch für Anfänger
21. The West Wing
22. Die Sendung mit der Maus
23. ALF
24. Die Sopranos
25. Zimmer frei
26. M.A.S.H.
27. MacGyver
28. Babylon 5
29. Das perfekte Dinner
30. Schmidteinander
31. CSI
32. Heroes
33. Malcolm mittendrin
34. Veronica Mars
35. King Of Queens

Interessant ist, dass zwei Serien in der Liste auftauchen, die nicht bzw. noch nicht in Deutschland gezeigt zurden. Heroes startet erst in zehn Tagen bei RTL2, The West Wing wird wohl nie in Deutschland laufen, lohnt sich aber auf DVD.

Da dies keine weltverändernde Wahl, sondern nur eine harmlose Abstimmung über gutes Fernsehen war, wurde jede Nennung gezählt, auch wenn die Listen nicht nur fünf, sondern zehn oder fünfzig Sendungstitel enthielten. Bei der Platzierungsreihenfolge mussten im Falle gleicher Stimmenanzahl solche Nennungen anderen Sendungen aber den Vortritt lassen.

Und der Gewinner ist…

Damit alles mit rechten Dingen zugeht, haben wir die von uns selbst durchgeführte Auslosung persönlich überwacht.
Das gedruckte Fernsehlexikon geht an Mathias, der am 14. September diese Sendungen als seine Favoriten preisgab:

M.A.S.H.
The West Wing
ALF
Boston Legal
Law & Order

Herzlichen Glückwunsch!

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Michael, 30. September 2007, 18:44.

Kalkofes Mattscheibe

1994–1998 (Premiere); seit 2003 (Pro Sieben). Comedyshow von und mit Oliver Kalkofe, der das Fernsehen parodiert und darüber lästert.

Kalkofe präsentiert Ausschnitte aus diversen Fernsehsendungen, dringt per Tricktechnik in die Szenen ein und kommentiert sie satirisch über boshaft bis zersetzend und entlarvt sie als das, was sie sind: dumm und peinlich. Dabei trägt er Kostüme, in denen er aussieht wie der Mensch im gezeigten Ausschnitt. Kalkofe spielt Peter Maffay, Barbara Eligmann, die Kelly Family, Modern Talking, Dolly Buster, Verona Feldbusch oder Achim Mentzel. Wenn er nur kommentierend ohne Rollenspiel auftaucht, tritt er im Smoking vor das Fernsehbild, das im Hintergrund in einer Dauerschleife weiterläuft. Oft boxt er den eben gesehenen Fernsehstar aus dem Bild, zieht ihm eins mit einer Keule über oder sprengt ihn in die Luft.

Volksmusikshows waren lange Zeit Kalkofes Lieblingsopfer, eine im Besonderen: Achims Hitparade im MDR mit Achim Mentzel, den er als Kreuzung zwischen Tony Marshall, dem Yeti und einem überfahrenen Hamster beschrieb. Die zehnminütige Show lief sonntags gegen 20.00 Uhr unverschlüsselt im Pay-TV-Kanal Premiere, erreichte trotzdem einen enormen Bekanntheitsgrad und wurde 1996 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Weil die Show so erfolgreich war, gab es mehrere Silvester-Specials und zwei stundenlange Kalkofe-Nächte. Als Co-Moderator fü die erste gewann Kalkofe dafür ausgerechnet Achim Mentzel, der jeden Unsinn mitmachte. In der zweiten unter dem Titel „Die Olli Kalk und Brink Show“ war Ulla Kock am Brink an seiner Seite.

Nach einem kurzen Intermezzo bei der ARD mit der Sendung Kalkofe! – Die wunderbare Welt des Sports kam Oliver Kalkofe im Frühjahr 2003 mit seinem ursprünglichen Format zurück zum Fernsehen. Pro Sieben zeigte zunächst drei einstündige Ausgaben montags um 20.15 Uhr, später weitere halbstündige Folgen am späteren Montagabend, darunter ein zweiteiliges DDR-Special im Oktober 2003, wieder mit Achim Mentzel.
Neue Folgen laufen im Sommer 2008 dienstags um 23.15 Uhr.

Mehrere DVDs aus den Premiere- und den ProSieben-Jahren sind erhältlich.

Die Sendung mit der Maus

Seit 1972 (ARD). „Lach- und Sachgeschichten“. Halbstündiges Magazin für Kinder von Armin Maiwald und Christoph Biemann mit Trickfilmen, Liedern, Erklärbeiträgen und natürlich der Maus und dem Elefanten.

Die Reihe war bereits im März 1971 unter dem Titel Lach- und Sachgeschichten gestartet. Die Figur der Maus, animiert von Friedrich Streich, war nahezu von Anfang an dabei, und zehn Monate nach Sendestart wurde das Magazin nach ihr benannt. Der bisherige Sendetitel blieb der Untertitel. Sendeplatz war ursprünglich der Freitagnachmittag, später über Jahrzehnte der späte Sonntagvormittag.

Die Maus ist eine von Isolde Schmitt-Menzel gezeichnete orange-braune Trickfilmfigur, die zwischen verschiedenen Filmeinspielungen immer wieder in kurzen Szenen auftaucht. Sie spricht nicht, schnauft aber und klimpert vor allem laut mit den Augenlidern. Seit Februar 1975 hat die Maus eine weitere Trickfigur an ihrer Seite, den kleinen blauen Elefanten, nicht halb so groß wie die Maus, seit Januar 1987 außerdem gelegentlich eine gelbe Ente.

Die Lachgeschichten sind unterhaltende und lustige Kinder-, meist Trickfilme mit Figuren wie dem besonders beliebten und oft wiederholten kleinen Maulwurf, dem kleinen Eisbären Lars, Käpt’n Blaubär und Hein Blöd, Petzi und seinen Freunden, Jasper, dem Pinguin, sowie verschiedenen Figuren des Kinderbuchautors Janosch. Die Sachgeschichten sind Filmbeiträge, die Dinge aus dem Alltag erläutern, Fragen beantworten wie: „Wie kommt die Wurst in die Pelle?“, „Warum hat der Käse Löcher?“, „Wer malt die Streifen in die Zahnpasta?“ oder zeigen, wie man eine Glühbirne, eine Kerze, einen Knoten oder ein Flugzeug herstellt. Die Erklärfilme waren anfangs Stummfilme ohne Text, dann kamen Erzähler dazu, die das Gezeigte kindgerecht beschrieben. Im Vorspann jeder Folge kündigt ein Off-Sprecher die Themen der Sendung an, zunächst auf Deutsch, dann in einer Fremdsprache mit der abschließenden Erklärung, um welche Sprache es sich handelte („Das war Dänisch“). Dabei ist der gleiche Vorspann zweimal hintereinander zu sehen.

Neben vielen Beiträgen, in denen es um die Produktion von Dingen ging, befasste sich die Sendung auch immer wieder mit geschichtlichen, aktuellen und schwierigen Themen. Das alte Rom wurde erläutert, das Nachkriegsdeutschland, Tschernobyl, körperliche Behinderungen, die Weltraumstation MIR, das Internet etc. In den 70er-Jahren kam in der Redaktion die Diskussion auf, ob man das Schlachten einer Kuh mit einem Bolzenschuss zeigen dürfe, bevor man vorführt, was aus dieser Kuh alles gemacht wird. Im März 1997 ging es um die „Geschichte von Katharina“, einem schwerbehinderten Mädchen, das genau in der Nacht zum 25. Geburtstag der Maus gestorben war. Katharina hatte ein Jahr vor ihrem Tod an die Maus geschrieben, wollte unbedingt in der Sendung sein. Ihre Geschichte erschien auch als Buch.

Der 25. Geburtstag der Maus 1996 – im Jahr zuvor hatte es mit der 1000. Sendung schon einmal ein Jubiläum gegeben – wurde mit öffentlichen Partys, Sondersendungen und einer Jubiläums-CD begangen, auf der bekannte deutsche Popmusiker wie BAP, Pur oder Die Prinzen Songs über die Maus veröffentlichten. Der Song „Hier kommt die Maus“ von Stefan Raab wurde ein großer Hit in den deutschen Charts. Er basierte auf der berühmten Titelmusik der Maus von Hans Posegga.

Von Anfang an wurde die Sendung, von der auch Erwachsene immer noch etwas lernen können, mit Preisen ausgezeichnet, schon 1973 mit dem Goldenen Bambi. 1988 erhielten Armin Maiwald, Friedrich Streich und stellvertretend für die produzierenden ARD-Sender der WDR-Redakteur Dieter Saldecki den Adolf-Grimme-Preis mit Gold, weil an der Maus zu entdecken sei, „was anderswo im Programm allzu häufig vernachlässigt wird: die gekonnte Mischung aus Information und Unterhaltung. Lernen und Lachen sind in den Geschichten mit der Maus Geschwister. Weder pädagogische Verkrampftheit noch matte Routine sind dem Konzept nach beinahe 17 Jahren anzumerken; sondern, im Gegenteil, ein unvermindertes Vergnügen, Kinder zu ermutigen, auf Entdeckungsreise ins richtige Leben zu gehen.“ 1995 erhielten Armin Maiwald und Christoph Biemann das Bundesverdienstkreuz.

Biemann war anfangs der Regisseur der Sendung und trat erst 1983 erstmals vor die Kamera, bis dahin hatte Maiwald allein moderiert. Seit 1999 wechselt sich Ralph Caspers mit den beiden ab und wird auf diese Weise zum Nachfolger aufgebaut.

Das Beste aus der Sendung ist auf mehreren DVDs erhältlich.

Babylon 5

1995–1999 (ProSieben). 111-tlg. US-Science-Fiction-Serie von J. Michael Straczynski („Babylon 5″; 1993–1998).

Dumm gelaufen. Eigentlich sind die Außerirdischen vom Planeten Minbar friedliche Gesellen. Sie wollten den Erdbewohnern nur ihre Waffen zeigen, wie es bei ihnen Tradition ist. Die Menschen haben dies natürlich missverstanden und angegriffen, worauf die Minbari auch keinen Spaß mehr verstanden und die Erde fast zerstörten. Hinterher war man sich einig, dass man mehr miteinander reden sollte, um solche Missverständnisse in Zukunft auf ein Minimum zu reduzieren. Deshalb entstand die gewaltige Raumstation Babylon 5 – ihre vier Vorgänger konnten nie ihren Dienst antreten. 250 000 Menschen und Außerirdische leben und arbeiten hier miteinander. Es ist ein neutraler Ort, an dem Diplomatie und Handel betrieben wird. Der Frieden ist aber äußerst zerbrechlich. Er wird nicht nur durch Spannungen zwischen den fünf Völkern bedroht und durch die üblichen dunklen Gestalten, die so ein Ort anzieht, sondern vor allem durch die übermächtigen „Schatten“.

Im Jahr 2258 ist Jeffrey Sinclair (Michael O’Hare) Commander von Babylon 5 und Vertreter der Erde. Auch die vier anderen größeren Sonnensysteme sind mit Botschaftern vertreten, die leicht voneinander zu unterscheiden sind: Die männlichen Centauri tragen eine Art Pfauenkranz als Haar, der umso größer ist, je wichtiger seine Träger sind. Um den Kopf der Minbari wachsen Knochen, die Narn sind reptilienartig, und die Vorlonen verbergen ihre Körper unter rätselhaften Schutzanzügen. Ihre jeweiligen Botschafter an Bord sind die Centauri Londo Mollari (Peter Jurasik), ein Spieler und Frauenheld, und sein Assistent Vir Cotto (Stephen Furst), die Minbari Delenn (Mira Furlan), die in einem Kokon überwintert hat und immer humanoider wird, und ihr Assistent Lennier (Bill Mumy), die Narn G’Kar (Andreas Katsulas) und seine Assistentin Na’Toth (Julie Caitlin Brown; ab der zweiten Staffel: Mary Kay Adams) sowie der Vorlone Kosh (Ardwright Chamberlain).

Zu Sinclairs Stab gehören die strenge, ehrgeizige Lieutenant Commander Susan Ivanova (Claudia Christian), der Sicherheitschef Michael Garibaldi (Jerry Doyle), der Stationsarzt Dr. Stephen Franklin (Richard Biggs) und anfangs die Telepathin Talia Winters (Andrea Thompson), deren Nachfolgerin Lyta Alexander (Patricia Tallman) wird. In der zweiten Staffel löst der Kriegsheld John Sheridan (Bruce Boxleitner) Sinclair als Chef von Babylon 5 ab. Im Lauf der Jahre brechen verschiedene Kriege aus, so zwischen den Narn und den Centauri, zwischen der Erde und dem Mars und zwischen Babylon und den mysteriösen „Schatten“. In diesem Krieg stirbt Kosh. Sheridan und Delenn verlieben sich und heiraten später. Sheridan fällt im Kampf gegen die „Schatten“, wird aber vom fast unsterblichen Lorien (Wayne Alexander) für 20 Jahre wiederbelebt. Er wird Präsident der Interstellaren Allianz, Captain Elizabeth Lochley (Tracy Scoggins) übernimmt von ihm das Kommando auf Babylon 5. In der letzten Folge versammelt Sheridan am Ende der 20 Jahre Lebensverlängerung seine alte Crew auf Minbar noch einmal um sich, um von ihr Abschied zu nehmen.

Babylon 5 war eine lange, komplexe Fortsetzungsgeschichte mit aufeinander aufbauenden Folgen. Sie entwickelte sich nicht allmählich – J. Michael Straczynski hatte sie von vornherein auf fünf Jahre angelegt und die Dramaturgie entsprechend geplant. Allerdings wurde die letzte Episode schon vorzeitig produziert: Für den Fall, dass keine fünfte Staffel mehr in Auftrag gegeben würde, sollte sie schon nach der vierten gezeigt werden können. Straczynskis ehrgeiziges Projekt wurde dann aber doch wie geplant vollendet. Sein Epos war inspiriert durch Tolkiens „Herr der Ringe“. Mit den leicht konsumierbaren Geschichten von Raumschiff Enterprise hatte diese Serie nichts gemein, die sich auch auf hervorragende Schauspieler und beeindruckende Special Effects verlassen konnte. Für Diskussionen am Rande sorgte die Beziehung zwischen den Frauen Susan Ivanova und Talia Winters, in der man, wenn man wollte, eine erstaunlich deutlich gezeigte lesbische Verbindung sehen konnte.

Nach einem Pilotfilm am Donnerstag liefen die einstündigen Folgen nachmittags am Wochenende. Von Januar 2001 bis September 2002 liefen noch vier Babylon 5-Fernsehfilme auf Pro Sieben und RTL 2 (teils unter dem Titel Spacecenter Babylon 5), von denen „Waffenbrüder“ zugleich der Pilotfilm für die neue Spin-off-Serie „Babylon 5 – Crusade“ war, die bisher nicht in Deutschland zu sehen war, jedoch auf DVD erschienen ist.

Babylon 5 selbst ist ebenfalls komplett auf DVD erhältlich.

M.A.S.H.

1990–1993 (Pro Sieben); 1992–1993 (Kabel 1). 251‑tlg. US‑Sitcom von Larry Gelbart („M*A*S*H“; 1972–1983).

Während des Koreakriegs zwischen 1950 und 1953 versorgen die Ärzte und Helfer des Feldlazaretts M.A.S.H., kurz für „Mobile Army Surgery Hospital“, die Verwundeten. Zum Team gehören „Hawkeye“ Benjamin Franklin Pierce (Alan Alda), Captain „Trapper“ John McIntyre (Wayne Rogers), Major „Hot Lips“ Margaret Houlihan (Loretta Swit), Corporal Maxwell Klinger (Jamie Farr), LeutenantColonel Henry Blake (McLean Stevenson), Major Frank Burns (Larry Linville), Captain B. J. Hunnicutt (Mike Farrell), Corporal Walter „Radar“ O’Reilly (Gary Burghoff), Major Charles Emerson Winchester III. (David Ogden Stiers), Colonel Sherman Potter (Harry Morgan) und Pater Francis Mulcahy (William Christopher).

Die Serie basierte auf dem Kinofilm von Robert Altman und wurde eine der erfolgreichsten und langlebigsten Serien im US‑Fernsehen. Der Koreakrieg, in dem M.A.S.H. spielte, dauerte drei Jahre, die Serie lief elf Jahre lang. Die letzte Folge, „Goodbye, Farewell and Amen“, erreichte mit 106 Millionen Zuschauern in den USA die höchste Einschaltquote aller Zeiten. Der Titelsong „M*A*S*H* Theme (Suicide Is Painless)“ von Johnny Mandel und Robert Altmans Sohn Mark Altman, die sich den Bandnamen The MASH gaben, wurde 1980 ein Nummer-eins‑Hit. Die Figur des Trapper John McIntyre bekam eine eigene Serie mit dem Titel Trapper John, M. D.

Pro Sieben zeigte die Serie zunächst im Vorabend-, später im Nachtprogramm. Im gleichen Zeitraum liefen auch bei Kabel 1 Erstausstrahlungen anderer Folgen der Serie, die kurz darauf bei Pro Sieben im Anschluss an die dortigen Erstausstrahlungen gezeigt wurden.

Alle elf Staffeln sind auf DVD erhältlich.

Helen Mirren in der Rolle ihres Lebens

Jane Tennison hat als Polizistin in London immer schon gegen mehr als Kriminelle zu kämpfen gehabt. Sie musste sich als Frau gegen die Männer durchsetzen, als Ermittlerin gegen korrupte Vorgesetzte, als Neuling gegen das Establishment. Im letzten Teil von Heißer Verdacht („Prime Suspect“) kämpft sie vor allem gegen sich selbst. Sie hat Karriere gemacht, steht kurz vor der Pensionierung, aber sie ist einsam, Alkoholikerin, hat Gedächtnisaussetzer, und das Sterben ihres Vaters reißt alte Wunden wieder auf. Trotzdem will sie es noch einmal allen (und sich selbst) beweisen und den Mord an einem jungen Mädchen aufklären.

Für Helen Mirren, die mit der Darstellung von Königin Elizabeth in „The Queen“ endlich zu einem Weltstar wurde, ist die ehrgeizige, aufrechte, aber höchst fehlbare Polizistin Jane Tennison die Rolle ihres Lebens. In 15 Jahren sind insgesamt sieben düstere Folgen entstanden, die meisten davon mit doppelter Spielfilmlänge, was es den Filmen erlaubte, die Charaktere außergewöhnlich gründlich zu entwickeln, die Handlung verschlungene Wendungen nehmen zu lassen und der Psychologie viel Raum zu geben, wenn Tennisson oder ihre Kollegen wieder einmal mit einem Verdächtigen im Verhörzimmer sitzen und versuchen, ihn zum reden zu bringen. Es ist die vielleicht beste Krimireihe der Welt, und man muss die ersten Teile nicht gesehen haben, um den letzten zu verstehen.

Und sich danach die anderen auf DVD zu kaufen oder auf dem Pay-TV-Sender 13th Street anzusehen, der die früheren Teile gerade donnerstags um 20.13 Uhr wiederholt.

Heißer Verdacht: Das Finale. Heute und am kommenden Sonntag, 22 Uhr, ZDF.

Stefan, 30. September 2007, 14:04.

Der Deutsche Fernsehpreis 2007 – LIVE

Okay, nicht „live“ im Sinne von live, schließlich herrscht zwischen dem Coloneum in Köln-Ossendorf und dem Rest der Welt heute eine zweistündige Zeitverschiebung, aber so live, wie es vom Sofa aus geht.

19.25 Uhr. Ist noch gar nicht losgegangen, und schon der erste Knaller: Michael Schumacher bekommt den Deutschen Fernsehpreis 2007. In der Kategorie „Bester ehemaliger Rennfahrer“… nee, gar nicht wahr. Ohne Kategorie. Ein „Sonderpreis“. Von wem Schumacher ausgewählt wurde, ist unklar. Vielleicht hat der federführende Sender (in diesem Jahr Formel-1-Sender RTL) einfach einen PR-technisch nützlichen Preisträger frei. Ah ja, der RTL-Sportchef schwärmt in der Pressemitteilung: „…hat die Formel 1 2006 zwar eine Lichtgestalt verloren, doch schon 2007 hat sie eindrucksvoll bewiesen, welcher Glanz weiter von ihr ausgeht.“ Kann man so sehen, muss man aber nicht.

19.38 Uhr. SMS-Hilferuf live aus dem Coloneum:

Es wird ganz schlimm. Schon das warm up. Horror.

Ist grade der große Autorenstreik? Niemand da zum Moderationen schreiben. Schreyl schnauzt alle an.

19.42 Uhr. SMS-Hilferuf live aus dem Coloneum:

Einige haben sich Bücher mitgebracht und lesen in der letzten Reihe. Echt. Es ist endlos.

Rückfrage von mir: „Im Saal??“ Antwort:

Ja. Schwöre.

19.52 Uhr. Ah, schön, RTL hat natürlich das gleiche dehnbare Verständnis von einer „Live“-Berichterstattung und blendet schon während der (vor mindestens zwei Stunden aufgezeichneten) Vorberichterstattung mit Frauke Ludowig das LIVE-Logo in der Ecke ein.

19.57 Uhr. Frauke Ludowig verrät, was Moderator Marco Schreyl vor der Sendung macht: Oh Gott ja, er wird geschminkt. Ich dachte, wir sehen jetzt endlich mal, wie er auf eine Moderationskarte die Worte schreibt: „Herzlich Willkommen, meinen Damen und Herren, in Köln!“


20.02 Uhr. Armin Morbach kommentiert im RTL-„Klamottencheck“ die Kleidung der weiblichen Gäste und hat dafür so einen bemalbaren Monitor bekommen, auf dem sonst die Fußballexperten Aufstellungen und Spielzüge einzeichnen, und kringelt die Dinge ein, von denen er redet. Endlich sieht man mal, was die Modeleute meinen, wenn von „Handtaschen“ oder „Schuhen“ die Rede ist.

20.14 Uhr. Marco Schreyl sagt: „Wir können schon mal sagen, es wird ein besonders schöner Fernsehpreis.“ Genau.

20.18 Uhr. Gut, wenigstens kann man Schreyl nicht vorwerfen, die Veranstaltung mit Glamour und, äh, Bedeutung zu überfrachten. Er schlappt halt so auf die Bühne, der spärliche Applaus versiegt, und dann erklärt er nochmal die Telefonnummern, unter denen man seinen Superstar — ach nee. Klingt aber so.

20.24 Uhr. Noch kein Preis verliehen, und schon der erste fiese Moment zum Fremdschämen. Schreyl sagt, RTL-Sportfrau Ulrike von der Gröben soll doch mal RTL-Nachrichtenmann Peter Kloeppel erklären, „wieso, weshalb, warum Borussia Mönchengladbach in der nächsten Saison Erstligafußball spielen wird.“ Stille. Drei Menschen applaudieren im Publikum. Stille. Schreyl: „Hat sie eigentlich mehr Applaus verdient, oder?“ Pause. Zögernder, pflichtbewusster Beifall.

Und wann hatte ich das letzte Mal so ein Gefühl von Sympathie für Oliver Pocher? Schreyl erklärt aus unerfindlichen Gründen, was Werbung ist, und sagt, dass Pocher in dieser Zeit ein Kaugummi unter seinem Stuhl verstecken könnte. Und Pocher stöhnt, runzelt die Stirn und zeigt demonstrativ gelangweilt auf die Uhr. Spontan-Fernsehpreis für Pocher!

20.30 Uhr. SMS-Hilferuf aus dem Coloneum, in Sachen Michael Schumacher:

Geschichte habe er geschrieben. Hah. Standing Ovation für diesen Trottel. Unfassbar.

20.32 Uhr. Ich bin ein bisschen hintendran. (Sorry, Pizza ist grad fertig geworden.) Fernsehpreis „Beste Sportsendung“ für Petra Höfer und Freddie Röckenhaus für „Blut und Spiele“ (ARD).

20.36 Uhr. Tim Mälzer liest eine Definition vor, was eine Sitcom ist, erzählt einen Witz („wirklich so passiert“) und wirft unwillkürlich die Frage auf, warum eigentlich die Dankesreden der Preisträger zeitlich begrenzt werden anstatt der Reden der Laudatoren und Preisüberreiche. Hilfe.

20.37 Uhr. Beste Sitcom: „Stromberg“. (ProSieben) Gut, man muss nur lange genug überleben als Sitcom im Deutschen Fernsehen, bis die nominierte Konkurrenz so schwach oder völlig abwegig (Mitten im Leben!?) ist, um den Deutschen Fernsehpreis zu bekommen. Trotzdem verdient, bringt aber die Absurdität der Veranstaltung ganz gut auf den Punkt.

20.40 Uhr. Oliver Pocher, gerade von mir mit dem Spontan-Fernsehpreis für notwendige Bösartigkeit ausgezeichnet, disst auf der Bühne nochmal Schreyl, klatscht ihn fies an und sagt: „Ich hätt den Geissen hier lieber gesehen. — Aber wir sind hier nicht bei nem Wunschsender“. Pocher vergibt den Preis für die beste Informationssendung:

Informationssendungen — ja, einige sind heute nicht nominiert. Schade für Sat.1.

Ungefähr erster großer Lacher des Abends. Ah ja. Pocher:

Da klatschen jetzt 200 Ex-Mitarbeiter.

Und als Sat.1-Chef Alberti gezeigt wird, legt er noch einen drauf:

Nächstes Jahr sitzt da ein anderer.

Wenn er nicht so quietschen würde vor Vergnügen über seine eigene Lustigkeit, wär er fast gut.

20.43 Uhr. Beste Informationssendung: RTL aktuell. Na, das ist ja mal eine Überraschung. Zufällig in dem Jahr, in dem RTL die Show… Ach, es langweilt mich schon beim Hinschreiben. Oder wie Peter Kloeppel sagt: „Wir wissen, die anderen beiden oder die anderen vier hätten genauso gut hier oben stehen können wie wir.“ In der Tat. Können ja alle immer irgendwie gewinnen, warum auch nicht; der Versuch herauszufinden, warum es der eine ist oder nicht der andere, ist bei dieser Veranstaltung so aussichtslos, dass die These vom Kuschelpreis für den ausrichtenden Sender mindestens so überzeugend ist wie jede andere.

20.45 Uhr. Wenn man beim Fernsehpreis 2007 Ulrich Wickert schon 13 Monate nach seinem Abschied für seinen „Abschied 2007“ feiert, könnte man dann nicht wenigstens in dem eingeblendeten Ausschnitt von seiner Abschiedssendung die Datumseinblendung „tagesthemen, 31.08.2006“ unkenntlich machen? Amateure.

20.47 Uhr. Okay, ein bisschen rumlügen muss man bei solchen Veranstaltungen. Aber man kann Marco Schreyl doch nicht ernsthaft von „einer der beliebtesten und witzigsten weiblichen Comediens“ sprechen und damit Mirja Boes meinen lassen.

20.50 Uhr. Bester Schauspieler Nebenrolle: Gabriela Maria Schmeide für Die Flucht. Schade, ich hätte viel Geld auf Roeland Wiesnekker für Blackout gesetzt. Und es ihm gegönnt.

20.56 Uhr. Wer hat den Laudatoren eigentlich gesagt, dass es eine gute Idee sei, diverse Definitionen des Genres, das sie auszeichnen, vorzulesen? Nach der Sitcom erklärt uns Sandra Maischberger nun, was der Unterschied zwischen Kabarett und Comedy ist. Beste Comedy: Neues aus der Anstalt (ZDF).

21.00 Uhr. Ach herrje, da funktioniert aber auch nichts. Die Preisträger Urban Priol und Georg Schramm haben sich offenbar vorgenommen, so lange durcheinander zu reden, bis das Mikrofon, wie angekündigt, automatisch runterfährt und die Musik anfängt zu spielen und sie schließlich zu übertönen. Aber das Mikro fuhr nicht, die Kapelle spielte nicht und, ja, in anderen Ländern hätte man das hingekriegt.

21.03 Uhr. Ist fast angenehm, Piet Klocke beim Reden zuzuhören, weil es da immerhin die Möglichkeit gibt, dass er extra Dinge sagt, die vollständig unverständlich und unwitzig sind.

21.05 Uhr. Bester Schauspieler: Matthias Koeberlin. Dem glaub ich sogar, dass er nicht damit gerechnet hat, den Preis zu gewinnen. Und ein feiner Dankesredensatz:

Ich möchte mich bei meiner Agentin bedanken, weil sie mich drum gebeten hat.

21.06 Uhr. Weitere Argumente, die Autoren von Marco Schreyl zu entlassen und aus dem Land zu jagen:

Meine Damen und Herren, es gibt Dinge, die sind einfach so. Wenn man mit einem Nachnamen zur Welt kommt, der auf den Buchstaben „ko“ endet, muss man einfach Berufsboxer werden — Wladimir Klitschko.

21.07 Uhr. Niki Lauda bereut sichtlich, bei diesem Unsinn als Laudator zugesagt und damit mehrere Stunden kostbarer Lebenszeit unwiderbringlich verschwendet zu haben.

21.12 Uhr. Beste Unterhaltungssendung: Schlag den Raab (ProSieben). Absolut verdient. Und es scheint der Abend von ProSieben werden — wie man dem glücksstrahlenden Gesicht von Jobst Benthues ansieht, dem Unterhaltungschef, der schon zum zweiten Mal auf die Bühne darf.

21.13 Uhr. Raab:

…und möchte mich bedanken bei ProSieben und Haim Saban, oder wem der Sender gerade gehört…

21.21 Uhr. Ich muss mein Urteil über die Autoren der Sendung revidieren. Sie sind nicht unfähig, sondern grausam. Sie haben Schreyl sagen lassen:

Wie heißt’s doch so schön? Kannst du nix, dann geh zum Fernsehen, und genau mit diesem Vorurteil würd‘ ich gern mal aufräumen.

Ach könnt‘ er’s doch.

21.24 Uhr. Damit war wirklich nicht zu rechnen. Sonja Zietlow schafft es, sich trotz scheinbar uneinholbarer Vorlagen ihrer Vorgänger unter die Favoriten für die Kategorie „missglückteste Ansage des Abends“ zu katapultieren. Sie erklärt die Aufgabenteilung zwischen ihr und ihrem Autor und Ehemann:

Ich steh hier vorne und bin sozusagen das Gesicht. Und er arbeitet eher hinten, unten im Dunklen. Er ist dann sozusagen dahinter. Aber wie das Leben so spielt: Viel zu selten werden Autoren für das gelobt, was hinten rauskommt.

21.27 Uhr. Bestes Drehbuch: Ralf Husmann (Dr. Psycho, Stromberg). Okay, es wird definitiv der Abend von ProSieben. Ich mag Husmann und seine Arbeit, auch wenn er auf der Bühne nicht gerade als Sympathieträger rüberkam, und dass ein Autor von Sitcoms und Comedyserien ausgezeichnet wurde, ist für Fernsehpreis-Standards eine kleine Sensation, denn traditionell ist diese Kategorie eigentlich für die großen Fernsehfilme reserviert. Husmann in seiner Dankesrede:

Ich möcht‘ mich bedanken bei den fünf-, sechs-, manchmal siebentausend Leuten, die das gucken, was ich mache.

21.34 Uhr. Franziska fürchtet sich (in den Kommentaren) vor dem Busen von Anke Schäferkordt. Ich kann sie verstehen, aber nichts dagegen tun.

21.35 Uhr. Beste Serie: KDD Kriminaldauerdienst. Absolut verdient, eine Revolution im ZDF-Freitagskrimi, leider nur mäßig vom Zuschauer goutiert. Manfred Zapatka, einer der Hauptdarsteller, ist völlig aus dem Häuschen und empört, dass ihr Erfinder Orkun Ertener den Drehbuchpreis nicht gewonnen hat. Schön, dass für ein paar Preisträger dieser Preis wirklich etwas wert ist, und für solche Sendungen wie KDD, die es auch senderintern schwer haben, hat die Auszeichnung wohl tatsächlich eine Bedeutung.

21.48 Uhr. Marco Schreyl erklärt gekonnt die Bedeutung des Sonderpreises — nicht dass jemand denkt, er verhalte sich zu anderen Preisen wie die Sonderschule zur Schule.

Mit ihm werden Persönlichkeiten geehrt, die mit außerordentlichen Leistungen Millionen von Menschen begeistert haben, und das eben nicht nur einen Sommer lang, sondern über Jahre. Solche Menschen sind rar, und aus diesem Grund ist der Sonderpreis auch nur sehr selten verliehen worden — der Halleysche Komet kommt ja schließlich auch nicht jeden Tag vorbei geflogen.

21.50 Uhr. So. Dank Niki Lauda ist nun klar, warum Michael Schumacher den Deutschen Fernsehpreis gewonnen hat:

Er war in der Lage, auch Großmütter hinter dem Kamin hervorzuholen, durch seine Leistung, damit sie alle vor den Fernseher gekommen sind, und darum sind wir heute alle hier. Die deutsche Gründlichkeit und seine Leistung hat es zustande gebracht, dass viele Deutsche sich mit ihm personifiziert haben und alle versucht haben, die lange Leitung zu verkürzen, dass sie mit ihrem eigenen Leben schneller und besser zurecht kommen.

Hilfe.

21.53 Uhr. Da sind sie nun, die stehenden Ovationen für Schumacher.

22.00 Uhr. Tatsächlich, auch Katja Burkard und Nazan Eckes scheinen den Schreylschen Gagautor zugeteilt bekommen zu haben. Ich kann den ganzen Unfug unmöglich transkribieren. Beste Kochshow: Das perfekte Dinner (Vox), und Tim Mälzer sieht aus, als ob er gleich heult. Es ist der erste Deutsche Fernsehpreis für Vox, und wirklich schön ist, dass von der Bühne aus Daniel Werner gelobt wird, der unverzicht- und wunderbare Off-Sprecher des Perfekten Dinners.

22.04 Uhr. Hat irgendjemand die Rede von Cordula Stratmann verstanden?

22.06 Uhr. Franz Dinda bekommt den ersten Nachwuchspreis — es trifft ihn wunderbar unerwartet, als erste Reaktion im Publikum fragt er seine Nachbarin: „Wusstest du das?“, und als erste Reaktion auf der Bühne fragt er Cordula Stratmann: „Und wofür jetzt genau?“ (Die Antwort: Blackout.)

22.10 Uhr. Der zweite Nachwuchspreis geht an Dennis Jacobsen, Randa Chahoud, Oliver Jahn für Ijon Tichy: Raumpilot (ZDF), und entweder ist die Musikkappelle, die ihren Auftritt und alle anderen begleitet, Entschuldigung: Scheiße. Oder schläft, wie das Publikum, in Teilen schon.

22.14 Uhr. Vielleicht könnte man gesetzlich verordnen, dass sich jede Jury, die mit dem Gedanken spielt, Veronika Ferres für einen Preis zu nominieren, den Ausschnitt ansehen muss, in dem Marco Schreyl sie auf ihre Konkurrenz anspricht, sie mit dem (zugegebenermaßen sehr blöden) Satz konfrontiert: „Ich bin der Meiunung, dieses Kleid muss doch auf die Bühne, oder?“, und sie sehr pikiert antwortet:

Wir sind keine Konkurrentinnen, wir sind Kolleginnen, und ich fand’s wunderschön, wie wir drei uns eben im Arm hatten.

22.21 Uhr. Schreyl nennt den „Late Night Talker“ „LNT“ und stellt den „LNT des ZDF vor: JBK“.

22.26 Uhr. Bester Fernsehfilm: Rose (ARD). Hm, hab ich nicht gesehen. Aber die Gewinner sind hin und weg, das ist doch schön.

22.31 Uhr. Laudatorin Maybrit Illner trägt zwar aus mir unbekannten Gründen eine Fahrradkette von imposanter Größe um den Hals, erzählt aber die schöne Geschichte, wie sie Post-Chef Zumwinkel nach den Zustellern fragen wollte, aber von den Zuhältern sprach. Andererseits — und das mag jetzt ein sehr abwegiger Gedanke sein: Aber wäre es nicht schön gewesen, wenn jemand im Rahmen der Kategorie „Reportage“, statt die üblichen Standards zu erzählen, kurz dem japanischen Fotografen Kenji Nagai gedacht hätte, der gerade in Birma getötet wurde?

22.35 Uhr. Beste Reportage: Gert Monheim für Der Gotteskrieger und seine Frau (ARD).

22.40 Uhr. Okay, meine Meinung über Reinhold Beckmann und Johannes B. Kerner ist vermutlich bekannt, aber diese Nominierungen in der Kategorie „Beste Moderation Information“ sind eine Farce. Nominiert wurden offensichtlich nicht die Moderatoren, sondern ihre außergewöhnlichen Gäste (Bert Dietz, Marina Litwinenko, Michael Buback/Peter-Jürgen Book). „Bester Gast in einer Talkshow“, das wäre doch noch eine Kategorien-Idee fürs nächste Jahr. Gewonnen hat jedenfalls: Reinhold Beckmann.

22.44 Uhr. Beste Regie: Lars Kraume für Guten Morgen, Herr Grothe.

22.47 Uhr. Schon irgendwie ’ne schöne Idee, und ausnahmsweise passend: Erika Berger den merkwürdigen neuen Preis für den „besten TV-Coach“ überreichen zu lassen. Leider hat auch ihr niemand eine paar nette Worte zum Aufsagen aufgeschrieben. Gewinnerin: Katharina Saalfrank. Für sie kommt der Preis natürlich spät, drei Jahre nach Sendestart, aber irgendwie doch verdient. Wenn man sich die Super-Nanny ansieht, entdeckt man, dass entgegen vieler Kritik es nicht nur um Voyeurismus geht, sondern auch um Lebenshilfe, und dass das so ist, liegt fast ausschließlich an ihr.

23.00 Uhr. Die Vorstellung der vier Gewinner in den Kategorien Schnitt, Musik, Ausstattung, Kamera ist immerhin marginal weniger peinlich als in den Vorjahren. Da mussten sie alle einmal kurz im Publikum aufstehen; diesmal durften sie immerhin für schätzungsweise zweieinhalb Sekunden gemeinsam auf der Bühne stehen, bevor Schreyl sagte: „Ihr Applaus, und vielen Dank“, und das auch erledigt war. Wer wer war, und für welche Sendungen sie gearbeitet haben, scheint aber nicht so wichtig gewesen zu sein.

23.02 Uhr. Es wird still in den Kommentaren. Wahrscheinlich liest keiner mehr mit. Wahrscheinlich guckt auch keiner mehr. Kurt Krömer soll die „beste Dokumentation“ ansagen, hat die Hose offen und liest aus seinem „Tagebuch“ vor.

23.05 Uhr. Immer noch.

23.07 Uhr. Warum überreicht Kurt Krömer den Preis für die beste Dokumentation? Warum? Warum? „So, Mädels“, sagt er, „Viel Spaß“. Und gibt den Preis an Jana Matthes und Andrea Schramm für Im Schatten der Blutrache (ARD). Hihi.

23.12 Uhr. Heiner Lauterbach. Ich hatte für Sekunden die Hoffnung, dass jemand aus Publikum auf die Bühne stürmen würde und ihn mindestens knebeln würde, wenn nicht Schlimmeres, wenn nicht das gesamte Publikum, wie ein Mann. Deklassiert alle bisher Nominierten in der Kategorie „Peinliche Laudatio“. Als sei es nicht schlimm genug für den Abend, dass seine traurige Sitcom nominiert war. Heiner, geh nach Hause.

23.15 Uhr. Die Dankesreden heute sind zumindest besser als die Vorreden. Maria Furtwängler, beste Schauspielerin, sagt:

Wow. Meine Güte. Mein Kopf ist ganz blutleer. Ich hatte mich so irrsinnig darauf konzentriert, was für ein Gesicht ich mache, wenn ich ihn nicht kriege, dass ich jetzt gar nicht mehr weiß, was ich sagen wollte.

23.27 Uhr. Regisseur und Produzent Nico Hofmann hält eine Laudatio auf Götz George. Und es ist wirklich eine Laudatio, eine genaue, ehrliche, persönliche Lobrede auf den Schauspieler und den Menschen, mit dem Satz:

Das Verhältnis der Deutschen zu ihrem großen Star Götz George erzählt auch viel über Deutschland und seine Stars, dass wir nämlich manchmal unfähig sind, unsere Stars zu lieben.

Es ist ein völliger Bruch mit dem Rest des Abends, weil hier echtes Interesse am Fernsehen und seinem Protagonisten zu spüren ist, und dass Hofmann behauptet, George sei im letzten Sommer 70 geworden, obwohl das erst im nächsten Jahr soweit sein wird, ist da auch egal.

Lange Standing Ovations.

23.30 Uhr. Ah, Abspann. Um das dann doch mal festzuhalten: Autoren der Sendung waren Klaus de Rottwinkel (früher bei Geld oder Liebe), Jens Oliver Haas (der Mann von Sonja Zietlow und Autor von Ich bin ein Star, holt mich hier raus) und Tim Gorbauch (kenn‘ ich nicht).

23.36 Uhr. Es gibt dann doch noch positive Überraschungen des Abends: Frauke Ludowig schafft es, neben einem sympathisch rumpöbelnden und auf RTL herumhackenden Stefan Raab große Gelassenheit und sogar ein gewisses Vergnügen auszustrahlen, bevor sie ihn mit ein paar Zetteln Papier aus dem Bild schubst.

23.38 Uhr. Weitere gute Nachrichten, diesmal von Marco Schreyl, der über den Fernsehpreis sagt:

Das kann man nur einmal moderieren.

Besser wird’s nicht. Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit und die rege Teilnahme und werde jetzt noch ein paar Screenshots von gelangweilten Saalgästen einbauen. Bis zum nächsten Jahr, dann im ZDF und, wenn wir Pech haben, präsentiert von Markus Lanz.

Stefan, 29. September 2007, 19:29.

Der Wetterwesp geht

Heute nach heute tritt ein letztes Mal Uwe Wesp zwischen Kamera und Wetterkarte und erklärt uns, wie es wo morgen wird. 32 Jahre lang war er dann im Wetterdienst, und ausgerechnet ein Versprecher aus seinem letzten Arbeitsquartal wird es sein, mit dem wir ihn im ganzen Deutschen Reich in Erinnerung behalten werden.

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Michael, 29. September 2007, 08:01.

Hoher Preis

Einen Artikel darüber zu schreiben, was mit dem Deutschen Fernsehpreis alles nicht stimmt, würde der Sache nicht gerecht. Ein Buch müsste es schon sein, und selbst darin würde vermutlich der Platz knapp.

Zumindest kann man der Jury nicht vorwerfen, sie vergebe die Preise willkürlich. Im Gegenteil: Akribisch wird darauf geachtet, dass auch bloß jeder beteiligte Sender einen abbekommt. Der Nominierungsprozess wirft die meisten Fragen auf. In manchen Kategorien scheint es, als sei eine Sendung nur deshalb schlecht, weil es sie auch im vergangenen Jahr schon gab.

Kann eine Show nicht mehr zu den Besten gehören, wenn sie schon einmal gewann? Hat die Qualität dieser Show in dem einen Jahr so stark nachgelassen? Oft genug fragt man sich, ob die aktuell Nominierten wirklich besser sind als ein Vorjahressieger, oder nur neuer. Dieser Praxis widerspricht, dass in der Kategorie „Beste Serie“, wohl aus Verzweiflung, drei Jahre in Folge Abschnitt 40 gewann.

Ist eine Sitcom keine Serie? Wieso gibt es eine Rubrik „Beste Serie“ und eine gesonderte Rubrik „Beste Sitcom?“ Und wenn es wirklich einen Unterschied gibt, warum gewannen dann im vergangenen in beiden Kategorien Sitcoms?

Warum ist „Beste Unterhaltungssendung/Beste Moderation Unterhaltung“ nur eine Kategorie? Ist die Möglichkeit denn völlig ausgeschlossen, dass eine gute Sendung von einem schlechten Moderator präsentiert wird? Es mag ja sein, dass Germany’s Next Topmodel eine professionell gemachte Unterhaltungsshow ist, aber falls sie gewinnt, hieße das nach der Logik des Deutschen Fernsehpreises, dass Heidi Klum besser moderiert als Hape Kerkeling. Und sollte der dritte Nominierte, Schlag den Raab, gewinnen, ist mit „bester Moderator“ dann wirklich Matthias Opdenhövel gemeint?

Ist es fair, dass der Schuldnerberater Peter Zwegat, der Restauranttester Christian Rach, die Supernanny Katharina Saalfrank und die Köche Tim Mälzer, Johann Lafer und Horst Lichter größere Chancen auf einen Fernsehpreis haben als die Mitarbeiter anderer Unterhaltungsshows, weil spontan die Kategorien „Beste Kochshow“ und „Bester TV-Berater“ erfunden wurden?

Warum wurde die seltsame Rubrik „Beste tägliche Sendung“ abgeschafft? Hat das Fernsehen etwa aufgehört, tägliche Sendungen auszustrahlen?

Sehen Sie, und das wäre noch nicht einmal das Vorwort zu dem Buch.

Aber warum sich Gedanken machen. Wir sprechen hier von dem Preis, dessen Jury  in vergangenen Jahren Richterin Barbara Salesch und Gute Zeiten, schlechte Zeiten für bessere tägliche Sendungen hielt als die Tagesschau, und die in der Kategorie „Beste Sportsendung“ Oliver Welke auszeichnete. Welke hatte den Preis durchaus verdient. Aber er allein ist keine Sendung.

Interessant ist, dass trotz allem immer wieder Sendungen ausgezeichnet werden, die es wirklich verdient haben, im vergangenen Jahr zum Beispiel Türkisch für Anfänger als beste Serie und Pastewka als beste Sitcom. Insofern sind Hopfen und Malz noch nicht komplett verloren, und notfalls können wir genau diese beiden ja dazu nutzen, uns den Abend schönzusaufen.

Der Deutsche Fernsehpreis, Samstag, 20.15 Uhr bei RTL.

Michael, 28. September 2007, 07:43.
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