Sat.1-Programm löst sich auf

Ich habe mal bei einem Radiosender gearbeitet, der Kündigungsschreiben an Moderatoren während ihrer Sendungen in die Postfächer warf. Natürlich mit sofortiger Wirkung, damit sich bloß niemand beim Publikum verabschieden kann und Aufmerksamkeit auf das Geschehen lenkt. Angesichts dieser Erfahrung halte ich die DWDL-Schilderung, die Moderatorin Mareile Höppner habe während der Live-Sendung Sat.1 am Mittag erfahren, dass es sich um ihre letzte handele, für realistisch. Die Mehrheit der Zuschauer wird es morgen erfahren, wenn stattdessen eine Wiederholung von Richterin Barbara Salesch läuft. Der Informationsgehalt beider Sendungen unterscheidet sich zwar nicht sonderlich, aber das ist jetzt ausnahmsweise mal nicht der Punkt.

Michael, 16. Juli 2007, 21:34.

Pro Erfolg sieben Flops (kurz: ProSieben)

Als ProSieben bei seiner Programmpräsentation vergangene Woche ankündigte, „mehr Serien“ zu zeigen, dachte ich kurz nach, ob ich mich darüber lustig machen solle. So im Sinne von: „Haha, eher mehr Serienanfänge, was? Zu Ende gezeigt werden Serien bei ProSieben doch eh nie!“ Dann sah ich davon ab, denn immerhin hatte Pro Sieben schon seit Wochen keine Serie mehr vorzeitig abgesetzt. Von Primeval zum Beispiel wurde tapfer die ganze erste Staffel mit allen sechs Folgen gesendet!

Nun denn, heute stellt sich raus: Alles ist wie immer, ProSieben wirft Jericho vorzeitig aus dem Programm, wie bereits zum Sendestart vorhergesagt. Übrigens dasselbe ProSieben, das vor einem Monat die US-Absetzung derselben Serie als „unerklärlich“ bezeichnete.

Man sollte einfach nie auf das Gute in Programmplanern vertrauen und stattdessen alte Klischees pflegen.

Oder ist das vielleicht eine neue Strategie, DVD-Verkäufe anzukurbeln? Nur noch kurze Pröbchen zeigen, und wer mehr will, muss es sich eben kaufen? Dann wäre nämlich damit zu rechnen, dass PröbchenSieben bald auch nur noch das jeweils erste Viertel seiner Sonntags-Blockbuster zeigt und spätestens ab 20.45 Uhr Wiederholungen der Märchenstunde kommen.

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Michael, 16. Juli 2007, 17:42.

Die ProSieben- Märchenstunde

Seit 2006 (ProSieben). Dt. Comedyreihe.

Märchenonkel Thomas Fritsch im gemütlichen Sessel und der kleine Bernhard Hoëcker in seinem Ohr führen in bekannte Märchen ein, die hier parodiert werden. Jede einstündige Verfilmung ist mit mehr oder weniger prominenten Komikern und Schauspielern besetzt und in sich abgeschlossen.

Die Reihe hat ihren festen Sendeplatz am Montagabend und kommt dort neben den vorgesehenen Terminen immer dann zum Zug, wenn Pro Sieben mal wieder eine Show oder eine Serie abgesetzt hat.

4400 — Die Rückkehrer

Seit 2006 (Pro Sieben). 45-tlg. US-Mysteryserie von Scott Peters und René Echevarria („The 4400“, 2004–2007).

Mit einem Schlag — oder eher einem merkwürdigen Leuchten am Himmel — finden sich plötzlich 4400 Menschen im Nichts in der Nähe von Seattle wieder. Alle galten bis soeben als verschollen, verschwunden zu unterschiedlichen Zeitpunkten während der vorausgegangenen Jahrzehnte. Niemand ist seitdem gealtert, und niemand kann sich an die Zwischenzeit erinnern, aber einige haben plötzlich telepathische, telekinetische oder andere besondere Fähigkeiten. Fortan gehen sie auf Spurensuche: Der Multimillionär Jordan Collier (Billy Campbell), der ein 4400-Zentrum für die Rückkehrer gründet, in dem sie ihre Fähigkeiten erforschen können; Shawn Farrell (Patrick Flueger), der eine führende Position im Zentrum übernimmt; der Kampfpilot Richard Tyler (Mahershalhasbaz Ali); Lily Moore (Laura Allen), deren Großmutter mit Richard liiert war und die jetzt selbst seine Freundin wird; und die achtjährige Maia Rutledge (Conchita Campbell), die in die Zukunft sehen kann. Shawn Farrell ist der Neffe von Tom Baldwin (Joel Gretsch) vom Ministerium für Heimatschutz, der mit seiner Kollegin Diana Skouris (Jacqueline McKenzie) ebenfalls Nachforschungen anstellt. Dennis Ryland (Peter Coyote) ist ihr Chef. Nach kurzer Zeit kommt heraus, dass die 4400 in die Zukunft entführt worden waren und ihnen Promizin verabreicht wurde, das ihnen ihre Fähigkeiten gibt, mit denen sie der Menschheit dienen sollen. Aus Angst vor Missbrauch verabreicht die Regierung den Rückkehrern jedoch Promizinhemmer, was in einen großen Skandal ausartet. Überhaupt steht die Welt den Rückkehrern misstrauisch gegenüber.

Die Serie war ursprünglich auf fünf Teile angelegt, wurde jedoch wegen des großen Erfolgs anschließend in Staffeln mit je 13 Episoden fortgesetzt. Vor der Ausstrahlung bei Pro Sieben war die Serie bereits im Pay-TV bei Premiere gelaufen. Pro Sieben zeigte die ersten beiden und den Beginn der dritten Staffel montags um 20.15 Uhr. Jede Folge dauerte eine Stunde, an den meisten Montagen zeigte ProSieben aber zwei Folgen hintereinander, bis es die Serie urplötzlich absetzte. Im Herbst begann ein Wiederholungsdurchlauf am Sonntagnachmittag, und gerade als die Free-TV-Premieren der dritten Staffel begonnen hatten, setzte ProSieben die Serie dort erneut ab und schob sie ins Nachtprogramm.

Rom

2007 (ZDF). 6-tlg. brit. Historienserie („Ancient Rome: The Rise and Fall of an Empire“; 2006).

Jede Folge des mit Schauspielern besetzten Dokudramas befasste sich mit einer anderen Ära. Dabei ging die Serie nicht chronologisch vor, sondern begann, vermutlich aus Gründen der Popularität, mit dem prominenten Caesar, bevor es mit Kaiser Nero, Tiberius, dem Aufstand der Juden und Konstatin weiterging, aber wenigstens endete die Reihe mit dem Untergang des antiken Roms.

Das ZDF zeigte die 45-minütigen Episoden auf dem Expeditions-Sendeplatz sonntags um 19.30 Uhr. Der Zeitraum der Ausstrahlung überschnitt sich mit der gleichnamigen RTL2-Serie.

arte auf den Akt

Es folgt derbe Sprache. Bitte bringen Sie Ihre Kinder in Sicherheit.
Erinnern Sie sich an diesen alten Sketch von Badesalz?

„Haste am Sonntach Zeit?“
„Warum?“
„Wir machen so ein‘ Themeabend.“
„Was?“
„Ein Themeabend wie bei arte. Ein Thema de ganze Abend.
„Prima. Un habt ihr schon e Thema?“
„Ah ja klar.“
„Un was?“
„Ficke.“
„Hey Ulrich, ich glaub da kannste mit mer rechne.“

Nun, heute ist es soweit. Offiziell lautet die Überschrift des arte-Themenabends ab 22.15 Uhr „Orgasmus — Geheimnisse eines Hochgefühls“, und die beiden Dokumentationen behandeln erst den weiblichen und dann den männlichen. Also quasi in umgekehrter Reihenfolge.

Michael, 16. Juli 2007, 12:35.

Sommer, Sonne, Sat.1

1997 (Sat.1). Open-Air-Show.

„Spektakuläre Action, umwerfende Comedy und witzige Spiele“ versprach der Sender und zeigte stattdessen Moderator Jörg Wontorra beim Versuch, im Regenmantel auf Sylt neben Roland Kaiser und Claudia Schiffer gute Laune zu verbreiten. Der Betriebsausflug, der weitgehend ohne Zuschauerbeteiligung stattfand, führte ihn und seine Assistentin Daniela Noack an weiteren Samstagabenden zur Primetime noch nach Kreta, Warnemünde und Ibiza, an den Garda- und den Wolfgangsee und zum großen Finale natürlich nach Mallorca, aber auch wenn das Wetter besser war, heiter war es nie.

Sat.1 zeigt’s nochmal allen

Sat.1 muss dringend Geld sparen, damit ProSiebenSat.1 statt 22,2 Prozent bald 30 Prozent Rendite schafft. Der Sender soll weniger ins Programm investieren, weniger Mitarbeiter haben und weniger Sendungen machen, die man beim flüchtigen Hinsehen für aktuelle Informationsprogramme halten könnte. Der „Tagesspiegel“ zitiert einen ungenannten Sat.1-Mitarbeiter mit den Worten, der Sender solle vom Vollprogramm zur „Abspielstation“ umgebaut werden.

Ich vermute, dass die Rationalisierungsmeister von McKinsey bei Sat.1 ungeahnte Einsparpotentiale entdeckt haben. Warum, zum Beispiel, zeigt Sat.1 nicht häufiger diese lustigen, günstigen und immer noch nicht völlig total unbeliebten „Asterix“-Filme?

Gut, heute Abend lief auf Sat.1 „Asterix erobert Rom“, ein Film, den Sat.1 bereits 1993, 1994, 1995, 1996, 1998, 1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005 und 2006 wiederholt hatte.

Okay, und letzten Samstag lief auf Sat.1 „Asterix und Kleopatra“, der Trickfilm, den Sat.1 schon 1993, 1994, 1995, 1996, 1998, 1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005 und 2006 gezeigt hatte.

Und, ja: Am vorletzen Samstag brachte Sat.1 zur sogenannten Primetime „Asterix, der Gallier“, den Zeichentrickfilm aus dem Jahr 1967, den der Sender bereits 1991, 1993, 1994, 1995, 1996, 1998, 1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005 und 2006 im Programm hatte.

Sicher, nächsten Samstag lockt Sat.1 mit „Asterix — Sieg über Caesar“, der schon in den Jahren 1994, 1995, 1996, 1998, 1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005 und 2006 ein Sat.1-Programm-Highlight war.

Und am Samstag darauf folgt „Asterix bei den Briten“, Sat.1-Zuschauern noch aus den Jahren 1994, 1995, 1996, 1998, 1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005 und 2006 bekannt.

Und noch eine Woche später macht Sat.1 Asterix-Freunden eine Freude und strahlt, wie schon in den Jahren 1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005 und 2006, „Asterix — Operation Hinkelstein“ aus.

Und noch eine Woche darauf, wir schreiben inzwischen den 11. August, steckt in der großen „Sat.1-Familienpackung“ der Zeichentrickfilm „Asterix in Amerika“, den der Sender erst zehnmal gezeigt hat: 1998, im Januar 1999, im Juni 1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005 und 2006.

Der „Asterix“-Realfilm „Asterix und Obelix gegen Cäsar“, mit dem der Sender in der darauf folgenden Woche seinen Samstagabend bestreitet, lief bislang nur 2002, 2003, 2004 und 2005 auf Sat.1.

Und wenn am 25. August, wie zu erwarten, aber noch nicht bestätigt, „Asterix — Mission Kleopatra“ läuft, ist das quasi eine Free-TV-Premiere (wenn man die Sat.1-Ausstrahlungen 2004, 2005 und 2006 nicht mitzählt).

Aber bestimmt haben die McKinsey-Leute kritisch angemerkt (und dafür erschrockene Zustimmung in der ProSiebenSat.1-Konzernzentrale in München geerntet), dass zwischen all diesen günstigen und bewährten Filmen auf Sat.1 unnötigerweise andere und teurere Programme laufen. Und wenn da jetzt nicht jemand ganz schnell die Notbremse zieht, läuft womöglich Anfang September am Samstagabend auf Sat.1 schon wieder irgendein Film, der nicht einmal eine zweistellige Zahl von Wiederholungen aufweisen kann.

Was wäre das für eine Verschwendung!

PS: Was auf Sat.1 demnächst anstelle von Sendungen wie Sat.1 am Mittag und Sat.1 am Abend laufen soll, ist noch unbekannt. Mein Tipp wäre: Ladykracher. Mit den 39 halbstündigen Folgen hat Sat.1 bis jetzt 247 Stunden Programm gefüllt, Stand heute. Morgen kommen wieder 2 Stunden hinzu.

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Stefan, 14. Juli 2007, 23:26.

Alles außer Quote

Die haben davon echt eine zweite Staffel gedreht?

Pro Sieben schickt heute tatsächlich Alles außer Sex in eine neue Runde. Manchmal freut man sich ja, wenn kaum gesehene Serien, die aber Kritikerlieblinge und deren wenige Fans wenigstens treu waren, eine zweite Chance erhalten, wie bei Stromberg oder Dr. PsychoAlles außer Sex war damals bei der ersten Staffel Ende 2005 aber allen ziemlich egal, obwohl der Abklatsch Sex And The City sogar ein paar schöne Momente hatte.

Der Sendeplatz der neuen Folgen zeugt nicht gerade von großem Vertrauen seitens des ausstrahlenden Senders. Während öffentlich-rechtliche Showmoderatoren Samstagabend um 20.15 Uhr noch immer für den begehrenswertesten Sendeplatz im deutschen Fernsehen halten, ist der gleiche Sendeplatz für Serien, die sich an ein eher junges Publikum richten, vor allem im Sommer, so eine Art Ersatzmülltonne. Pro Sieben wirft dort ab heute jede Woche zwei Folgen hintereinander hinein.

Und wie schon in ersten Staffel ist der Titel der Serie gelogen, in der es um nichts geht außer Sex.

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Michael, 14. Juli 2007, 12:31.

Freitags nach 21.15 Uhr: Mühe nur im ZDF

Es ist eine interessante Entwicklung, dass der neue Konservenfreitag der großen Privatsender wesentlich erfolgreicher ist als ihr früherer „Fun-Freitag“. RTL und Sat.1 sendeten gestern Wiederholungen der 70er Show und der Hit-Giganten gegeneinander und erreichten zusammen einen Marktanteil von mehr als 35 Prozent in der Zielgruppe, die die Werbewirtschaft zu Lokalrunden veranlasst. Zahlen in dieser Höhe hatten die teilweise recht schönen Sitcoms an gleicher Stelle schon seit Jahren nicht mehr erreicht. Muss man also einfach nur aufhören, sich Mühe zu geben, um Erfolg zu haben?

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Michael, 14. Juli 2007, 11:42.
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