ProSieben pocht auf Spocht

ProSiebenSat.1, Spartensendergruppe für alles, hat sich wieder was Neues ausgedacht: Wie wäre es, die UEFA-Cup-Spiele des FC Bayern München nicht in Sat.1, sondern, jahaha!, bei ProSieben zu zeigen? Damit rechnet doch keiner! Das wird bestimmt ein gigantischer Erfolg!

Immerhin hat ProSieben reichliche Erfahrung mit der Übertragung von Sportgroßveranstaltungen. Zweimal boxte Stefan Raab gegen Regina Halmich, und einmal fuhr die Tour de France im ProSieben-Programm herum und erreichte mindestens vier oder fünf Zuschauer. Der FC Bayern zieht bestimmt noch mehr. Es geht also aufwärts.

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Michael, 26. Juli 2007, 07:53.

Martinstag

Mit Doktor Martin ist das ZDF ins Mürrische-Ärzte-Geschäft eingestiegen. Angesichts des gigantischen Erfolgs von Dr. House lag der Verdacht nahe, das ZDF wolle mit einer schnellen Kopie auf den Zug aufspringen, doch dieser Verdacht zerschlug sich schon in den ersten Sekunden: Kühe. Kühe symbolisieren in deutschen Serien immer die Provinz, und die Provinz muss in deutschen Serien nur dann symbolisiert werden, wenn sie im Kontrast zur Historie der Hauptfigur steht. So hat Doktor Martin mehr von Allein unter Bauern als von Dr. House: Ein ehemals erfolgreicher Großstädter zieht aufs Land. Dort fühlt er sich so fremd wie Ein Bayer auf Rügen, kümmert er sich als Landarzt um eigenwillige Dörfler, hat eine ebenso faule wie inkompetente Sprechstundenhilfe wie der mürrische Becker, kann dann aber doch allein durch kurzen Anblick Diagnosen so schnell erstellen wie Dr. House.

Aus so vielen verschiedenen Serien erkennt man Elemente wieder, dass man unmöglich unterstellen kann, Doktor Martin sei von einer einzigen konkreten Serie inspiriert oder adaptiert worden.

Außer natürlich von der britischen Serie „Doc Martin“, deren Originaldrehbücher sie verwendet.

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Michael, 25. Juli 2007, 22:46.

Ein Bayer auf Rügen

1993–1997 (Sat.1). 80-tlg. dt. Krimiserie von Felix Huby, Regie: Wigbert Wicker, ab Folge 6: Walter Bannert, ab Folge 35: Werner Masten.

„Ist der Berg auch noch so steil, a bisserl was geht alleweil“ ist das Motto des urbayerischen Polizisten Valentin Gruber (Wolfgang Fierek) aus Miesbach bei Schliersee. Eines Tages wird er auf die Insel Rügen versetzt. Er lässt seine Freundin Heidi (Karin Thaler) und seinen Großvater, den Aiblinger-Bauern (Fritz Strassner), in Bayern zurück und zieht an die Ostsee. Dort muss er sich akklimatisieren und gleichzeitig noch ein paar Kriminalfälle aufklären. Beides gelingt recht gut. Seine neuen Kollegen sind Hanna Gernrich (Simone Thomalla) und Konstantin Künath (Werner Tietze). Hannas Tante Wibke Gernrich (Gisela Trowe) gehört die Kneipe „Störtebeker“, Donatius Domberger (Gerd Baltus) ist der Bürgermeister; er und Wibke sind Hobbyspürnasen und mischen sich immer wieder in Valentins Ermittlungen ein. Der Zeitungsreporter Bernie Ziegler (Ottfried Fischer) wird ein enger Freund Valentins. Auch er ist ein bayerisches Urviech, und beide versorgen sich gegenseitig mit nützlichen Informationen. Der dritte Bayer auf der Insel ist der Unternehmer Christian Bode (Max Volkert Martens), der es sowohl auf Hanna als auch auf Valentins Haus abgesehen hat und Valentins Lieblingsfeind wird. Hanna ist bald Valentins Verlobte. Valentin pendelt immer mal wieder zwischen Rügen und Schliersee hin und her und tut in beiden Orten gelegentlich seinen Dienst.

Im Herbst 1993 stirbt Valentins Großvater, und bei der Beerdigung taucht plötzlich Valentins lange in Mexiko verschollener Vater Michael (Gerhard Riedmann) wieder auf. Vetter Karl Gruber (Rudolf Bissegger), der es immer auf den Hof des Aiblinger-Bauern abgesehen hatte, gewinnt wenig später die Wahl zum Bürgermeister. Anfang 1995 kommt Hanna bei einem Polizeieinsatz ums Leben. Valentin hat eine kurze Beziehung mit Sandra Kessler (Claudine Wilde). Ende 1996 löst die Radiomoderatorin Gaby Müllerschön (Christine Neubauer) Karl als Bürgermeister in Schliersee ab. Zur gleichen Zeit lernt Valentin Petra Klinger (Brigitte Jaufenberger) kennen. Selbst deren Sohn Mike (Stephan Friedrich) wünscht sich Valentin an der Seite seiner Mutter, und im Mai 1997 heiraten die beiden schließlich.

Die Serie war eine gewagte Mischung aus Heimat-, Familien- und Krimiserie mit nicht weniger als 27 durchgehenden Charakteren – die Kriminalfälle gerieten dabei häufig in den Hintergrund. Sie startete auf dem Sendeplatz von Der Bergdoktor am Montag um 20.15 Uhr und erreichte nicht annähernd dessen Einschaltquoten. Das gelang aber auch sonst kaum einer Sendung. Ein Bayer auf Rügen war dennoch sehr erfolgreich, überlebte immerhin viereinhalb Jahre, und Sat.1 vertraute der Serie: Die Staffeln wurden immer länger. Waren es anfangs noch fünf einstündige Folgen, umfasste die letzte Staffel schon 28 Folgen. Der Sendeplatz wechselte nach einer Weile auf Mittwoch um 20.15 Uhr. Valentin Grubers Motto „A bisserl was geht alleweil“ ähnelte stark dem eines anderen berühmten Serienbayern: Monaco Franzes „A bisserl was geht immer“. 

Der Landarzt

Seit 1987 (ZDF). Dt. Familienserie von Herbert Lichtenfeld.

Dr. Karsten Mattiesen (Christian Quadflieg) praktiziert als Arzt im kleinen Örtchen Deekelsen in Schleswig-Holstein. Seine Mutter Olga (Antje Weisgerber) arbeitet als Sprechstundenhilfe in seiner Praxis, die im Landarzthaus auf einem alten Hof untergebracht ist. Die Kinder Eike (Hendrik Martz) und Kerstin (Katharina Lehmann) leben bei Mattiesens Ex-Frau, der Lehrerin Annemarie (Gila von Weitershausen), die er jedoch ein zweites Mal heiratet, und so zieht die Familie wieder in Deekelsen zusammen. Mattiesens alternative Konkurrenz im Ort ist der Naturheilkundler Alfred Hinnerksen (Gerhard Olschewski). Zu den Einwohnern gehören ferner Pfarrer Albert Eckholm (Heinz Reincke) und dessen Tochter Inken (Andrea Schober), Eckholms Frau Ina (Renate Reger), der Hotelier Mark Bohm (Hans-Georg Panczak), der Inken später heiratet, die alten Tratschweiber Thea (Evelyn Hamann), Berta (Gerda Gmelin) und Frau Sellmann (Eva Maria Bauer) sowie das Ehepaar Bruno (Gert Haucke) und Barbara Hanusch (Angelika Milster), ebenfalls Hoteliers. Sabine Buschmann-Ratjen (Regine Lamster) ist Eikes junge Lehrerin, die er bewundert. Sie und Karsten Mattiesen kommen sich in der Zeit näher, während er geschieden ist.

Als Mattiesen eines Tages ein Kind retten will und dabei tödlich verunglückt, übernimmt ab Folge 40 im Januar 1992 Dr. Ulrich Teschner (Walter Plathe) die Praxis und zieht mit Sohn Wanja (Till Demtröder) nach Deekelsen. Seine Tochter Yvonne (Julia Biedermann) kommt nach, geht aber einige Jahre später nach Frankreich, um ihr Klavierspiel zu perfektionieren. Olga bleibt Sprechstundenhilfe und Annemarie auch in der Nähe, weil sie sich in den neuen Arzt verliebt. Paula Huber (Katja Woywood) ist Wanjas Freundin und wird später Teschners Sprechstundenhilfe. Eike wandert Anfang 1993 nach Neuseeland aus. Eckholm setzt sich zur Ruhe, und Pastor Engel (Jürgen Reuter) wird sein Nachfolger, Eckholm freundet sich immer enger mit Olga an und zieht auf den Mattiesen-Hof. Elke (Katerina Jacob) wird die Frau von Hinnerksen. Ende 1995 trennen sich Uli und Annemarie, Uli heiratet im folgenden Jahr Dr. Lilli Schwarzenberg (Karin Düwel). Auch sie ist Ärztin und auf Akupunktur spezialisiert, seit einiger Zeit führen die beiden bereits eine Gemeinschaftspraxis.

Von 1996 bis 2001 amtiert Eckholm als Bürgermeister. Kerstin Mattiesen ist inzwischen mit Uwe Kuss (Patrick Winczewski) zusammen, von dem sie schwanger wird und Anfang 1999 Baby Olga-Diana zur Welt bringt. Die beiden heiraten. Auch Lilli ist schwanger, erleidet aber eine Fehlgeburt. Sie kommt nicht darüber hinweg, geht beruflich nach Hamburg und lässt sich von Uli Teschner scheiden. Die neue Sprechstundenhilfe Jutta (Karina Thayenthal) wird Ulis neue Freundin, Dr. Jens Kasperski (Timothy Peach) neuer Partner in der Gemeinschaftspraxis. Auch Inken und Mark Bohm trennen sich 1999, und Inken heiratet etwas später Pastor Engel. Wanja, am Anfang einer Karriere als Anwalt stehend, beginnt eine Beziehung mit Hinnerksens Halbschwester Floriane (Victoria Sturm), im weiteren Verlauf ist er mit der Masseurin Tina Krumel (Stefanie Mensing) zusammen.

Mit Beginn der achten Staffel im Herbst 2001 ist Olga Mattiesen plötzlich gestorben. Dr. Kasperski verlässt Deekelsen wieder, er wird später der Landarzt im Nachbarort. Seine Stelle in der Praxis übernimmt Dr. Moritz Roßwein (Christian Schmidt); Gertrud (Franziska Troegner) fängt als neue Sprechstundenhilfe an. Moritz‘ Vater, Prof. Herbert Roßwein (Gerd Silberbauer), ist ein guter Freund Ulis. Uwe, jetzt Bürgermeister, und Kerstin trennen sich, auch die Hanuschs werden Anfang 2002 geschieden, und Hanusch wird Immobilienmakler. Immerhin ist die Beziehung zwischen Uli und Jutta glücklich und fruchtbar. Zuerst kommt Baby Benjamin, genannt Benni, zur Welt, dann adoptiert Jutta ihre Nichte Jeanette (Frederike Euler). Als wäre das Haus mit der vierköpfigen Familie und Eckholm in der Opa-Rolle noch nicht voll genug, nehmen die Teschners auch noch das dänische Au-pair-Mädchen Gitte (Nynne Bugat) auf. Sven Olsen (Thorsten Nindel) wird der neue Polizist in Deekelsen und Renate Sabel (Claudine Wilde) die neue Pfarrerin, nachdem Pastor Engel einem Herzinfarkt erliegt. Im Frühjahr 2004 heiraten Hinnerksen und Gertrud.

Solide Arzt- und Familiengeschichten nach bewährtem Strickmuster machten die Serie von Anfang an zum Erfolg. Der Landarzt ist heute die dienstälteste ZDF-Vorabendserie und erreicht nach mehr als 160 Folgen noch immer gute Einschaltquoten. Der Ort Deekelsen ist eine Erfindung, Drehort das schleswig-holsteinische Kappeln und Umgebung.

Der Landarzt lief zunächst mittwochs um 17.50 Uhr, ab 1992 freitags um 19.25 Uhr.

Ulrich Mühe ist tot

Ulrich Mühe ist im Alter von 54 Jahren an Krebs gestorben. Das meldet die „Bild“, und ich setze mal ganz naiv voraus, dass sie solche Meldungen nicht erfindet.

Herr Mühe spielte in einigen der besten deutschen Kinofilme mit („Schtonk“, „Das Leben der Anderen“) und in der einer besten deutschen Fernsehserien (Der letzte Zeuge). Und man wurde den Verdacht nie los, dass die alle auch oder vor allem seinetwegen so gut waren.

Michael, 25. Juli 2007, 09:35.

Deutsche in Amerika

2006 (arte). 4-tlg. Geschichtsdokureihe von Fritz Baumann, die anhand von Einzelschicksalen den Weg deutscher Auswanderer nach Amerika seit dem 18. Jahrhundert nachzeichnet.

Lief zuerst im Rahmen zweier Themenabende bei arte und ab 25. Juli 2007 mittwochs am späten Abend in der ARD.

Keine Räder, kein Blaulicht

Seit gestern ist das neue Kabel-1-Quiz-Taxi ohne Räder, also die Quiz-Tour, auf Sendung.

Olli Briesch fällt in fremde Wohnungen ein und macht die Bewohner zu Kandidaten. Und nix Computerstimme! Hier stellt der Moderator die Fragen noch selbst! Das tut er zur Eröffnung im Türrahmen in einer derart schlechten Tonqualität, dass Tontechniker Daniel, der heute Kandidat war, vermutlich die Hände über dem Kopf zusammenschlug, falls er die Ausstrahlung sah.

Das tat er am Ende sowieso, als er das bis dahin erspielte Geld wieder verlor. „900 Euro sind viel Geld“, sagte Olli Briesch, der offenbar noch nie ein Prime-Time-Quiz gesehen hat.

Immerhin nimmt die Örtlichkeit einer unvorbereiteten Wohnung den Produzenten die Möglichkeit, auch dieses Quiz wie jedes andere komplett blau zu beleuchten.

Und die Frage, mit der die Fernsehzuschauer während der Werbepause 500 Euro gewinnen konnten, war ebenfalls eine Überraschung: „Welcher russische Kosmonaut umkreiste 1961 als erster Mensch die Erde? A: Vitali Klitschko, B: Juri Gagarin.“ Sie hätten auch die Jokerfrage aus der Sendung an die Zuschauer weitergeben können. „Wie viele Eier hat Daniel im Kühlschrank?“

Und hätten vermutlich diese Möglichkeiten zur Auswahl gestellt:
„A: Fünf, B: Siebengebirge.“

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Michael, 24. Juli 2007, 20:24.

Quiz-Tour

2007 (Kabel 1). Halbstündiges Quiz mit Olli Briesch, der ahnungslose Menschen zu Hause überrascht und sofort zu Kandidaten macht. Bis zu zehn Fragen können sie beantworten, dabei 1500 Euro gewinnen und diese am Ende noch verdoppeln. Sie können sie aber auch wieder verlieren. Antworten sie vorher schon dreimal falsch, sind sie ohnehin draußen. Als zusätzliche Schwierigkeit muss eine Frage jemand allein beantworten, der vom Privathandy der Kandidaten per Wahlwiederholungstaste erreicht wird. Geht das schief, bietet eine Frage zur eigenen Wohnung die Möglichkeit, das Geld doch noch zu gewinnen. Als weiterer Joker steht für eine Frage ein Nachbar zur Verfügung. Die Ahnungslosen wurden vorab von einem Lockvogel aus der Bekanntschaft für die Sendung vorgeschlagen.

Eine Art Quiz-Taxi in Häusern statt Autos. Lief werktags direkt vor eben diesem Quiz-Taxi, aber mit deutlich geringerem Erfolg. Nach zehn von 20 produzierten Folgen setzte Kabel 1 die Show abrupt vorläufig ab.

Til Schweiger ist Duff-Man!

Da hat ProSieben die wirklich spitzenmäßige Idee, im Dienste des Audience flow (Dranbleiben, jawoll!) zwischen zwei Episoden der Simpsons nur einen Spot zu zeigen, mit dem Vermerk „Nur ein Spot!“ und einem Countdown. ProSieben muss also davon ausgehen, dass die Schnittmenge derer, die die erste Folge Simpsons sahen, und derer, die den Spot sahen, nun, sagen wir so: recht groß ist.

Das heißt also, dass heute Abend weitgehend dieselben Menschen folgendes gesehen haben: Homer Simpson hält 30 Tage ohne Alkohol aus, trotzt den Verlockungen der Bierwerbung. Und im Anschluss daran den Spot „Til Schweiger belohnt sich am liebsten mit einem frischgezapftzen Pils“ von König Pilsener.

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Jochen, 24. Juli 2007, 19:29.

Tuk-Tuk. Tschüss, tschüss.

Hat schon mal jemand heute nacht gesehen? Die Spätausgabe der heute-Nachrichten wird in dieser Woche von Normen Odenthal moderiert. Ebenso wie sein Vorname (tatsächlich Normen, so wie Norman, nur eben falsch geschrieben) ist der Moderator, nun ja, sagen wir mal: etwas eigen. Hier die Moderationsperlen von gestern Abend:

Hier werden gleich noch Frösche quaken, und zwar im Dienst der Wissenschaft. Ganz im Dienst der Nachrichten ohne Quark jetzt erst mal Sonja Stang.

Nach einem Bericht über Tuk-Tuk-Taxis in den Niederlanden:

Das war jetzt das Tuk-Tuk und jetzt Ruck-Zuck zum Wetter.

Nach dem Teasing auf das anschließend folgende kleine Fernsehspiel:

Schauen Sie mal rein. Das gilt auch für morgen Nacht, bei Heute Nacht, bis dahin Tschüss, tschüss.

Oh-Oooh.

heute nacht, nächste Woche mit Tinky-Winky, Dipsy, Laa-Laa und Po.

Winke-Winke!

Jochen, 24. Juli 2007, 11:14.
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