Schwul macht cool — Die fabelhaften Vier

2003 (RTL2). Styling-Show. Clifford Lilley, Eric Schmidt-Mohan, Peter Sperlich und Lars Schwuchow, alle Experten für Styling und Lifestyle und alle schwul, bringen heterosexuelle Machos auf Vordermann, polieren ihre Optik auf, ziehen sie ordentlich an, bringen ihnen Manieren bei, und machen sie so zu Frauenschwärmen.

Die einstündigen Dokumentationen der Verwandlung liefen montags zur Primetime. Die Reihe basierte offensichtlich (aber nicht offiziell) auf dem US-Format „Queer Eye For The Straight Guy“, das im Sommer 2003 der Überraschungserfolg des Kabelsenders Bravo war.

Rauch- und Stoiberschwaden

Ich habe es leider gerade erst geschafft, mir die Menschen Richard von Weizsäcker und Helmut Schmidt bei Maischberger anzusehen (war schon Dienstagabend im Ersten, ist aber noch online), weshalb meine Beobachtungen vielleicht etwas spät kommen. Dennoch: Ich glaube, Helmut Schmidt will sich das Rauchen abgewöhnen. Es hat fast zwei Minuten gedauert, bis er sich die erste Zigarette angezündet hat.

Im Einzelnen:

Nach 1 Minute, 52 Sekunden: Erste Zigarette.

8 Minuten, 55 Sekunden:  Zweite Zigarette.

19 Minuten, 50 Sekunden: Dritte Zigarette.

29 Minuten, 55 Sekunden: Vierte Zigarette.

Und noch immer waren alle Anwesenden deutlich zu sehen. Es kam auch schon vor, dass Schmidt einen Raum zurauchschwadete und gerade einschaltende Zuschauer eine Bildstörung vermuteten.

Dann habe ich den Zigaretten-Überblick verloren wegen der klugen Sachen, die er während des Rauchens sagte.

Aber nach etwa 40 Minuten wehte ein Hauch von Stoiber durchs Studio, als Helmut Schmidt von „Frau Maischberger“ erzählte und damit die Bundeskanzlerin meinte. Edmund Stoiber, der einst Sabine Christiansen mit „Frau Merkel“ anredete, saß wahrscheinlich vorm Fernseher und lachte sich krumm.

Oder er hat’s nicht gemerkt.

Michael, 14. Juni 2007, 22:54.

Hallo! Und, äh, Wiedersehen!

DWDL eilmeldet, der Free-TV-Sender Terranova werde seinen Sendebetrieb einstellen.

Wenn das ein raffinierter PR-Trick sein soll, hat er funktioniert. Ich habe auf diese Weise zum ersten Mal von diesem Sender gehört.

Michael, 13. Juni 2007, 13:20.

Spiel’s noch einmal

Um noch mal auf Familie Dr. Kleist zurückzukommen: Jetzt ist die Gattin also tot, und der Doktor wagt den Neuanfang in einer anderen Stadt. Nun, wenigstens ist die Ausgangskonstellation eine, die es noch nie gegeben hat.

Ähm… halt, vielleicht doch:
 

  1. Nach dem Tod ihres Mannes zieht Doris Martin mit ihren beiden Söhnen auf die Ranch ihres Vaters (Doris Day in…, ARD, 1970).
  2. Nach dem Tod seines Vaters zieht Karl Siebrecht aus einem kleinen Dorf in der Uckermark nach Berlin (Ein Mann will nach oben, ZDF, 1978).
  3. Nach dem Tod ihres Mannes zieht Ivy Unsworth in einen kleinen Ort (Bei uns liegen Sie richtig, ARD, 1983).
  4. Nach dem Tod seiner Frau zieht Professor Larry Fischer mit den Kindern nach Neuseeland (Kiwi – Abenteuer in Neuseeland; ZDF, Pro Sieben, 1983).
  5. Nach dem Tod seiner Frau zieht der Wissenschaftler Dr. Michael Larson mit seinen Kindern nach Australien (Das Geheimnis der Delphine, Pro Sieben, 1990).
  6. Nach dem Tod seiner Frau zieht Witwer Tom vom Land nach London (Immer Ärger mit Tom, ARD, 1985).
  7. Nach dem Tod ihres Vaters zieht die Anwältin Cornelia Bürger von Berlin in einen kleinen Ort in Brandenburg (Kanzlei Bürger, ARD, 1993).
  8. Nach dem Tod seiner Mutter zieht der Bayer Valentin Gruber auf das geerbte Anwesen auf Rügen (Ein Bayer auf Rügen, Sat.1, 1993).
  9. Nach dem Tod ihrer Tochter zieht Dr. Julia Laubach in eine Kleinstadt (Julia – Eine ungewöhnliche Frau, ARD, 1999).
  10. Nach dem Tod seiner Frau zieht der Düsseldorfer Zahnarzt Dr. Achim Hagenau mit seinen sechs erwachsenen Kindern auf einen Bauernhof im Schwarzwald (Unser Pappa, ARD, 2002).
  11. Nach dem Tod seines Vaters zieht Phillip Block wieder in seinem Elternhaus ein (Mama und ich, Sat.1, 2003).
  12. Nach dem Tod seines Vaters zieht Nate Fisher zurück nach Los Angeles (Six Feet Under – Gestorben wird immer, Vox, 2004).
  13. Nach dem Tod seiner Frau zieht der Arzt Dr. Andrew Brown in die Provinz (Everwood, Vox, 2005).
  14. Nach dem Tod der Eltern ziehen die Kinder Bradin, Nikki und Derrick zu ihrer Tante nach Kalifornien (Summerland Beach, Pro Sieben, 2006).
  15. Nach dem Tod seiner Frau zieht der Ranger Stefan Leitner von Kanada nach Küblach und wird Förster (Forsthaus Falkenau, ZDF, 2006).
Schlagwörter:
Michael, 12. Juni 2007, 20:55.

Harry und die Hendersons

1992–1994 (RTL). 72-tlg. US-Sitcom von Lin Oliver und Alan Moskowitz („Harry And The Hendersons“; 1991–1993).

Ein Hauch von Alf weht durch das Leben der Familie Henderson, als sie im Wald einen mehr als zwei Meter großen Bigfoot anfahren und mit nach Hause nehmen. Denn natürlich darf niemand wissen, dass Harry, wie sie das haarige Fabelwesen taufen, bei ihnen lebt. Sonst nähmen ihn nämlich die Behörden in Gewahrsam. So weihen George (Bruce Davison), seine Frau Nancy (Molly Cheek), Sohn Ernie (Zachary Bostrom), der sich sofort mit Harry anfreundet, und Tochter Sarah (Carol-Ann Plante) lediglich den Biologen Walter Potter (David Coburn) und die Fernsehreporterin Samantha Glick (Gigi Rice) in das Geheimnis ein. Sie wohnt mit ihrer Tochter Tiffany (Cassie Cole) gleich nebenan und muss versprechen, es für sich zu behalten. (Diese drei sind nur in der ersten Staffel dabei.) In der zweiten Staffel zieht Nancys Bruder Bret Douglas (Noah Blake) bei den Hendersons ein. Harry spricht nicht, benimmt sich aber sonst in vielerlei Hinsicht ziemlich menschlich. In der dritten Staffel wird seine Existenz plötzlich bekannt und Harry eine Berühmtheit, aus der Bret fortan Kapital zu schlagen versucht.

Die Serie basierte auf dem rührenden Kinofilm „Bigfoot und die Hendersons“ von 1987. Wie im Film steckte auch in der Serie zunächst der 2,18 Meter große Schauspieler Kevin Peter Hall im Harry-Kostüm. Hall starb am 10. April 1991, nachdem er sich bei einer Bluttransfusion mit HIV infiziert hatte. Dawan Scott übernahm den Part, ihn ersetzte in der dritten Staffel Brian Steele.

Die Serie lief samstags mittags. Die ARD wiederholt sie ab 14. Juni 2007 immer in der Nacht von Donnertag auf Freitag.

Everwood

2005–2007 (Vox). 89-tlg. US-Familienserie von Greg Berlanti („Everwood“; 2002–2006.).

Nach dem Unfalltod seiner Frau beschließt der erfolgreiche New Yorker Neurochirurg Dr. Andrew Brown (Treat Williams), ein völlig neues Leben in der Provinz zu beginnen. Mit seinem 15 Jahre alten Sohn Ephram (Gregory Smith) und der neunjährigen Tochter Delia (Vivien Cardone) zieht er in die idyllische Kleinstadt Everwood in den Rocky Mountains. Vor allem das gestörte Verhältnis zu Ephram macht Andrew zu schaffen, der bisher zwar ein hervorragender Arzt, aber ein schlechter Vater war. Jetzt will er sich bessern. Auch anderen Menschen möchte er Gutes tun. Er eröffnet in Everwood eine kostenlose Klinik und macht sich damit den bisher einzigen ortsansässigen Arzt, Dr. Harold Abbott (Tom Amandes), zum Feind. Der verbietet seinen Teenager-Kindern Amy (Emily VanCamp) und Bright (Chris Pratt) jeglichen Umgang mit den Browns. Ausgerechnet Abbotts Mutter Edna (Debra Mooney) heuert in Andrews Klinik als Krankenschwester an. Die gute Seele des Ortes ist der Busfahrer Mr. Irv (John Beasley).

Die Serie sollte eigentlich bei Pro Sieben laufen, der Sender ließ jedoch die erworbenen Rechte auslaufen, ohne die Reihe auszustrahlen, und Vox griff zu. Dort lief sie erfolgreich werktags nachmittags.

Schicksalsjahre eines Arztes

Für die heute beginnende Wiederholung von Familie Dr. Kleist wirbt die ARD so:

       „Ein schwerer Schicksalsschlag…“

Schlimme Sache.

       „…bedeutet oft auch einen Neuanfang.“

Klar.

       „Zum Beispiel als Hausarzt in Eisenach.“

Aha. Aber ist das nicht schon der zweite schwere Schicksalsschlag?

Schlagwörter:
Michael, 12. Juni 2007, 09:29.

Familie Dr. Kleist

Seit 2004 (ARD). Dt. Familienserie von Christiane Sadlo.

Die Frau ist tot, ab nach Eisenach! Dr. Christian Kleist (Francis Fulton-Smith) zieht nach dem Tod seiner Frau von Berlin nach Thüringen. Mit seinen Kindern Lisa (Marie Seiser) und Peter (David Bode), Spitzname Piwi, quartiert er sich bei Onkel Johannes (Ulrich Pleitgen) ein, um ein neues Leben zu beginnen. Das kommt in Gestalt der Schuldirektorin Marlene Holstein (Christina Plate), und schon hat Dr. Kleist eine neue Liebe gefunden. Derweil versorgt er in der eigenen Praxis seine Patienten. Inge (Uta Schorn) ist die beste Freundin von Johannes, Klaus (Mathias Herrmann) sein leichtsinniger Sohn. Am Ende der ersten Staffel zieht Marlene bei den Kleists ein, und in der zweiten wird sie schwanger. Derweil sind es Johannes und Inge, die Hochzeitspläne schmieden.

Heile-Welt-Serie, die der Stadt Eisenach nach eigener Einschätzung etwa zehn Jahre Tourismuswerbung erspart und der ARD im Schnitt außerordentliche sieben Millionen Zuschauer bescherte. Die 50‑minütigen Folgen liefen dienstags um 20.15 Uhr – auf dem gleichen Sendeplatz hatten schon Julia – Eine ungewöhnliche Frau und Um Himmels Willen abgeräumt.

Sicher, Dicker

Ad lib (ad libitum [lat.]: nach Belieben, in Tempo und Vortrag frei) ist etwas Feines, wenn man ein hervorragendes Schauspielensemble zur Verfügung hat. Ein gutes Beispiel ist der Spielfilm „Die fetten Jahre sind vorbei“ mit Julia Jentsch („Sophie Scholl“) und Daniel Brühl („Goodbye Lenin“). Hier improvisieren die Schauspieler über weite Strecken ohne vorgeschriebenen Text und schaffen eine wunderbar authentische Atmosphäre. Mit so herausragenden Schauspielern funktioniert ad lib also.

Wie verhält es sich dann aber in einer Dauerserie, wie etwa, sagen wir mal, der Lindenstraße? Nehmen wir als kleines Beispiel, sagen wir mal, Bill Mockridge in der Rolle des Erich Schiller. Gestern Abend zwischen 18.50 Uhr und 19.20 Uhr benutzte Mockridge/Schiller geschlagene fünf Mal seine Lieblingsfloskel „sagen wir mal“ und davon nicht ein einziges Mal an einer, sagen wir mal, passenden Stelle:

Helga, ich glaube, Du verkennst, sagen wir mal, den Ernst der Lage.

Ich denke, Du hast, sagen wir mal, so ziemlich alles falsch gemacht.

Vorwürfe bringen uns in dieser Situation, sagen wir mal, nicht weiter.

Wenn Nastya nichts anderes zu tun hat, als die ganze Sache, sagen wir mal, hier abzusitzen.

Ja, dem kann ich nur, sagen wir mal, aus vollstem Herzen zustimmen.

Im Gegensatz zu Bill Mockridge hinkte Anja Antonowicz als Nastya Scholz-Pashenko schwer hinter ihrer bisherigen Performance her. Normalerweise antwortet Nastya auf wirklich jede Frage mit ihrer  Lieblingsfloskel „’Türlich“ (ohne „Na“). Gestern Abend: totale Fehlanzeige, nicht ein einziges „Türlich“ in der gesamten Folge. Ich mache mir Sorgen.

Trotzdem sind beide, Anja Antonowicz und Bill Mockridge auf dem besten Wege, einen anderen ganz Großen im ad-lib-floskeln zu schlagen: Klausjürgen Wussow, der in seiner Rolle als Prof. Brinkmann in der Schwarzwaldklinik die berühmten „Du…nich“-Formulierungen prägte und damit so vollendete Sätze schuf wie, sagen wir mal: „Du, die Käti ist jetzt tot, nich?“

Jochen, 11. Juni 2007, 12:43.

Explosiv und echt

Etwa in der Mitte dieses selbst für Atzorn-Verhältnisse langweiligen Tatorts gestern Abend explodierte ein Fernseher, und es ist schwer in Worte zu fassen, wie sehr ich mir wünschte, meiner täte es auch endlich.

Doch das Ende versöhnte mich schon fast wieder: Der Fall wurde zwar gelöst, doch der Täter blieb frei, weil Korruption nicht immer zu bekämpfen und das Böse nicht immer zu besiegen ist. Ein unbefriedigender, aber realistischer Schluss angesichts der Tatsache, dass die Aufklärungsquote im echten Deutschland (55,4 Prozent) weit niedriger ist als im Fernsehdeutschland (vermutlich irgendwo oberhalb von 99 Prozent).

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Michael, 11. Juni 2007, 11:31.
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