Steinzeit — Das Experiment

2007 (ARD). 4-tlg. Reality-Doku-Soap von Martin Buchholz.

Sieben Erwachsene und sechs Kinder geben sich größte Mühe, zwei Monate lang unter den Bedingungen von vor 5000 Jahren zu überleben.

Die Reihe wurde im Sommer 2006 in einem Wald in der Nähe des Bodensees gedreht. Vorher wurden die Teilnehmer eine Woche lang im Pfahlbaumuseum Unteruhldingen von dem Experimentalarchäologen Harm Paulsen auf das Experiment vorbereitet.

Vier Folgen zu je 45 Minuten laufen um 21.45 Uhr, zum Start am Pfingstsonntag, dann immer montags. Als Ableger sendet die ARD bereits seit Pfingstsamstag die Reihe Die Steinzeit-Kinder im Vormittagsprogramm, in der es in erster Linie um die Erlebnisse der sechs Kinder während des Experiments geht.

Hinter dem Projekt steckt die SWR-Redaktion, die auch Schwarzwaldhaus 1902 betreut hatte.

Die Steinzeit-Kinder

2007 (ARD). 3-tlg. Reality-Doku-Soap, die sich näher mit den sechs Kindern aus der Reihe Steinzeit – Das Experiment befasste und wie sie die zweimonatige Zeitreise bewältigten. Lief entsprechend im Kinderprogramm und startete schon einen Tag vor der eigentlichen Reihe.

Schwarzwaldhaus 1902

2002 (ARD). 4‑tlg. dt. Reality-Doku-Soap von Volker Heise und Rolf Schlenker.

Die Berliner Familie Boro muss drei Monate lang auf einem Bauernhof im Schwarzwald leben wie vor 100 Jahren. Die Kameras des SWR filmen, wie die Boros lernen, ohne Strom, Konserven und moderne Medien auszukommen, Kühe zu melken, Hühner zu schlachten und Brot und Joghurt herzustellen. Geld müssen sie selbst verdienen, z. B. durch den Verkauf der auf dem Hof erzeugten Lebensmittel.

Mit großem Aufwand wurde ein altes Bauernhaus, der Kaltwasserhof im Münstertal, in den technischen Zustand von 1902 zurückversetzt und von Steckdosen, Lichtschaltern und einer ordentlichen Toilette befreit. Weil das nicht mit dem ganzen nahe gelegenen Ort machbar war, durfte die Familie zwar vom verdienten Geld im örtlichen Supermarkt einkaufen, musste sich aber auf Produkte beschränken, die es schon vor 100 Jahren gegeben hat. An der Kasse wurden die Preise von damals berechnet. Wer die Boros in ihrem Haus besuchte, musste durch eine „Zeitschleuse“ gehen und alle modernen Geräte abgeben. Das galt auch für Arztbesuche, was bei Vater Boros Leistenbruch beinahe zu einem Abbruch des Experiments geführt hätte. Zwischen den gezeigten Erfahrungen der Familie wurden immer wieder kurze Infohäppchen eingestreut, die ein wenig Wissen zum Leben im Jahr 1902 vermittelten.

Die vier 45-Minuten-Folgen liefen innerhalb von acht Tagen jeweils um 21.45 Uhr. Sie wurden mit sechs Millionen Zuschauern ein Sensationserfolg. Die ARD reagierte auf das unerwartete Interesse und wiederholte die Reihe nur drei Wochen später im Nachmittagsprogramm über die Weihnachtsfeiertage, im Jahr 2003 ferner in mehreren Dritten Programmen. Außerdem lief zunächst im regionalen ARD-Vorabendprogramm des SWR und dann samstags vormittags bundesweit eine 13‑tlg. Serie namens Schwarzwaldleben 1902 mit jeweils zehnminütigen Folgen aus neu zusammengeschnittenem und teilweise bisher nicht gesendetem Material. Weitere Serien verschiedener Sender bedienten sich des Grundkonzepts, Bildungsfernsehen mit Doku-Soap zu verbinden, das die ARD sich ihrerseits beim britischen Channel 4 abgeschaut hatte („The 1900 House“). Das ZDF drehte Sternflüstern, die ARD selbst schickte Abenteuer 1900 – Leben im Gutshaus hinterher.

Die Doku-Soap erhielt den Grimme-Preis 2003.

Sternflüstern

2004–2005 (ZDF). 8‑tlg. dt. Doku-Soap von Susanne Becker und Bernd Reufels. Zwei deutsche Familien müssen sich mehrere Monate lang unter kargen Bedingungen in der Natur Sibiriens bewähren.

Die ersten vier 45‑minütigen Folgen mit dem Untertitel „Das Sibirien-Abenteuer“ dokumentierten Anfang 2004 dienstags abends zur Primetime die Erlebnisse zweier Familien, die sich am Baikalsee durchschlugen. Gut ein Jahr zuvor hatte die ARD eine deutsche Familie in Schwarzwaldhaus 1902 mit den kargen Lebensbedingungen des Jahres 1902 konfrontiert und damit einen Überraschungserfolg gelandet. Die ZDF-Reihe war offensichtlich dadurch inspiriert und erzielte zwar nicht die gleiche öffentliche Aufmerksamkeit, aber ebenfalls hervorragende Quoten. Also schickte das ZDF zwei weitere Familien weg, die diesmal „Jenseits des Polarkreises“ ausharren sollten. Diese Folgen liefen zum Jahreswechsel 2004/05 dienstags und donnerstags.

Abenteuer 1900 — Leben im Gutshaus

2004 (ARD). 16-tlg. dt. Reality-Doku-Soap. 20 Frauen, Männer und Kinder stellen auf einem alten Gutshof in Mecklenburg-Vorpommern das Leben an der Schwelle zum 20. Jahrhundert nach. Sie teilen sich in zwei Gruppen: Die eine spielt die Herrschaftsfamilie mit allen Privilegien, die andere bildet das Personal.

Inspiriert von Schwarzwaldhaus 1902 setzte die ARD bei dieser neuen Reihe noch einen drauf und zeigte neben dem Umgang mit den technischen Begebenheiten des Jahres 1900 noch die Unterschiede zwischen Reich und Arm auf. Die Produzenten hatten wieder einen ähnlichen Aufwand betrieben, um das Haus in den technischen Zustand von vor gut hundert Jahren zurückzuversetzen, und sogar die Originaltapeten nachgedruckt. Die Maschine dafür musste eigens aus einem Museum geholt werden.

Die halbstündigen Folgen liefen erfolgreich dienstags bis donnerstags um 18.50 Uhr.

Bräuteschule 1958

2007 (ARD). 16-tlg. Reality-Soku-Soap, in der junge Frauen von heute eine Ausbildung zur heimeligen, kochenden, putzenden Mustergattin durchliefen, wie sie die gesellschaftlichen Vorstellungen der 50er-Jahre vorsah.

Die halbstündigen Folgen liefen dienstags bis freitags um 18.50 Uhr.

Von null auf 42

2004 (arte). „Sieben Nichtläufer auf dem Weg zum Marathon“. 3‑tlg. Doku-Soap von Rolf Schlenker, Harold Woetzel und Marcus Vetter.

Ist ein bisher absolut unsportlicher Mensch nach einem Jahr Vorbereitung in der Lage, einen Marathon zu laufen? Ein Kamerateam des SWR begleitet sechs Menschen und einen Radiomoderator, die unter der Aufsicht des Arztes und früheren Weltklasseläufers Dr. Thomas Wessinghage ein entsprechendes einjähriges Trainingsprogramm absolvieren und am Ende tatsächlich am New-York-Marathon teilnehmen.

 Ego-Foto

Lief im April täglich bei arte und zwei Wochen später innerhalb einer Woche um 21.45 Uhr in der ARD. Die Serie ist auf DVD erschienen.

Lotta in Love

2006–2007 (ProSieben). Dt. Telenovela.

Carlotta „Lotta“ Wiesner (Janin Reinhardt) wird bei einem Konzert mit dem Popstar Alex (auch Janin Reinhardt) verwechselt. Das nutzt sie fortan aus, denn gleichzeitig verliebt sie sich in den Gitarristen Michael (Nils Brunkhorst). Um Michael nah zu sein, gibt sie sich nun häufiger als Alex aus. Damit wird das Leben des verträumten Mädchens turbulent.

Die halbstündigen Folgen liefen werktags um 18.00 Uhr, und trotz mäßigen Zuschauerinteresses beteuerten Senderverantwortliche über Monate immer wieder ihr Vertrauen in die Serie und ihre Geduld. Nach dreieinhalb Monaten gab Pro Sieben auf, Lotta musste ihren werktäglichen Sendeplatz räumen und darf ihr Telenovela-Leben seitdem am immer früheren Sonntagmorgen aushauchen.

Fernsehen wird durch Schleichwerbung erst schön

Die EU-Kulturminister haben in dieser Woche endlich die Schleichwerbung erlaubt. Bei uns ist sie zwar noch verboten, doch ist die Vermutung nicht abwegig, dass sich bis zum Inkrafttreten der neuen Regelung in gut zwei Jahren auch Deutschland dem EU-Kompromiss anschließt.

Formal bleibt das Product Placement zwar in ganz Europa verboten, doch gilt dieses Verbot tatsächlich nur für Informations- und Kindersendungen. In Unterhaltungsserien zum Beispiel dürfen Produkte platziert werden, wenn vor und nach der Sendung ein entsprechender Warnhinweis ausgestrahlt wird.

Und das ist gut.

Oder… könnte gut werden.

Seit jeher klagen deutsche Fernsehmacher, aus finanziellen Gründen nicht den hochwertigen Serienproduktionen aus den USA mithalten zu können. Serien mit deutlich niedrigerem Budget als US-Serien sehen fast zwangsläufig deutlich billiger aus. Wer es schafft, die neu erschlossenen Geldquellen richtig einzusetzen und inhaltlich richtig mit ihnen umzugehen, kann das deutsche Fernsehen enorm bereichern.

Sprich: Wenn zwei Ermittler in einer Kneipe einen Verdächtigen verhören, ist es völlig egal, ob herumhängende Schilder die Marke des dort ausgeschenkten Bieres nennen oder nicht. Und wenn der Fernsehheld sowieso mit irgendeinem Auto irgendwohin fährt, dann kann ebensogut der Hersteller des Fahrzeugs dafür bezahlen, dass man es erkennt. Wer diese zusätzlichen Mittel nicht gierig als Extragewinne einstreicht, sondern tatsächlich in die Produktion investiert, könnte dafür sorgen, dass die deutschen bald mit den internationalen Produktionen mithalten können.

Wer aber jetzt wieder Szenen ins Drehbuch schreibt, in denen die Hauptdarsteller völlig grundlos und ohne Zusammenhang zur eigentlichen Handlung in einem konkret erkennbaren Reisebüro einen Urlaub buchen oder ebenso grundlos über die Vorteile bestimmter Heizmethoden referieren, der sorgt allenfalls dafür, dass bald alles noch viel billiger wirkt als bisher.

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Michael, 26. Mai 2007, 18:21.

Jubiläum nah am Wasser gebaut

Wenn Fernsehserien ein Jubiläum feiern, bekommt die Abteilung für Spezialeffekte zusätzliche Arbeit.

So jagte Gute Zeiten, schlechte Zeiten in der 2500. Folge Daniels Bar in die Luft, und Without A Trace – Spurlos verschwunden, die Vermisstenserie, die Sat.1 manchmal donnerstags zeigt, setzt heute Abend zur 100. Folge New Orleans unter Wasser.

Aber tat das nicht schon der Hurrikan Katrina?

Genau darum geht es, und das lässt schon erahnen, dass Without A Trace etwas mehr Tiefgang haben wird als GZSZ jemals hatte.

Angenehm an der Jubiläumsfolge „Die Ruhe vor dem Sturm“ ist, dass zwar der Anlass ihrer Handlung ein besonderer ist, sie aber darüber hinaus auf Effekthascherei verzichtet. Die überfluteten Straßen sind nur in zwei Rückblicken zu sehen, die eigentliche Handlung spielt in der Gegenwart und stellt wie immer ein Einzelschicksal bzw. das einer Familie in den Vordergrund, im konkreten Fall das Schicksal einer Familie aus New Orleans, die bei der Katastrophe alles verlor.

Diese auch sonst hervorragende Serie zeigt in ihrer Jubiläumsfolge auf bemerkenswerte Weise, wie man einen besonderen Anlass begehen kann, ohne sich selbst hochleben zu lassen.

Without A Trace – Spurlos verschwunden, Folge 100, heute, 20.15 Uhr, Sat.1

Michael, 24. Mai 2007, 07:53.
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