Schimanski

Seit 1997 (ARD). Dt. Krimireihe.

Sechs Jahre nach seinem Abschied als Tatort-Kommissar bei der Duisburger Kripo bittet die Polizei den Privatmann Horst Schimanski (Götz George) um Hilfe. Also verlässt er sein Hausboot in Belgien und seine feste Freundin (ja, der Mann ist eben alt geworden) Marie-Claire (Denise Virieux) immer wieder vorübergehend, um die Bösen zu fangen. Manchmal tut er das auch gegen den Willen der Polizei oder lässt sich einfach als Privatdetektiv oder Bodyguard anheuern. Nach dem Tod seines Partners Thanner wird Schimanski bei seinen Ermittlungen nun von dem jungen Polizisten Tobias Schrader (Steffen Wink) unterstützt. Der lässt Schimi jedoch Ende 1999 nach Folge 6 allein, und in der nächsten Folge knapp ein Jahr später ist Hänschen (Chiem van Houweninge) wieder da, Schimanskis alter Kollege aus Tatort-Zeiten; Thomas Hunger (Julian Weigend) wird Schimis neuer Assi.

Götz Georges Rückkehr in die Rolle des raubeinigen Ermittlers passierte zwar nicht mehr innerhalb der Tatort-Reihe, aber auf dem alten Sendeplatz sonntags um 20.15 Uhr. Die Fälle waren düsterer, komplexer und politischer als früher, das Milieu vielseitiger. Es ging nun um Wirtschaftsspionage, Ausländerproblematik, Prostitution, Kinderkriminalität etc. Mit der Folge „Rattennest“ 1999 sah die Duisburger CDU, Oppositionspartei im Stadtrat, die Stadt in ein schlechtes Licht gerückt und forderte, den Dank für die „freundliche Unterstützung der Stadt Duisburg“ aus dem Abspann zu streichen. Die Produzenten kamen dem Drängen nach, „weil der Dank nicht als Ironie verstanden werden soll“.

Die 90‑minütigen Folgen liefen in loser Folge, zunächst staffelweise mit jeweils zwei bis drei Folgen im Wochentakt, ab 1999 wurde in der Regel nur noch maximal ein Film pro Jahr produziert. Am 22. April 2007 läuft der vierzehnte.

Regie führte bei vielen Fällen Hajo Gies, der auch die meisten Tatorte mit Schimanski inszeniert hatte. Mehrere Folgen sind auf DVD erhältlich.

Kinder im Verkehr

1976–1977 (ZDF). 10‑tlg. Ratgebermagazin für Kinder mit Oliver Spiecker.

Kinder sollten das richtige Verhalten im Straßenverkehr lernen. Die Lehrinhalte wurden in Quizspiele sowie in Szenen mit dem Fabelwesen Dolli verpackt, das aus dem Wald in die Großstadt kam und sich jetzt erstmals im Straßenverkehr zurechtfinden musste. Im Dolli-Kostüm steckte ein Kleinwüchsiger.

Zehn halbstündige Folgen liefen sonntags.

Frühstück mit Frasier

Schauspieler erleben gelegentlich, nicht mit ihrem tatsächlichen, sondern mit ihrem bekanntesten Rollennamen auf der Straße angesprochen zu werden. Wenn sie dann nicht nur einzeln, sondern auch noch mit der ganzen Serienfamilie gesehen werden, dürfen sie sich wirklich nicht wundern, dass die Grenzen zwischen Realität und Fernsehen verschwimmen.

Drei Jahre nach dem Ende der langlebigen Serie Frasier trafen sich Kelsey Grammer (Darsteller des snobistischen Psychiaters Frasier Crane), David Hyde Pierce (sein ebensolcher Bruder Niles Crane) und John Mahoney (ihr bodenständiger Vater Martin Crane) zu einem privaten Frühstück in einem New Yorker Restaurant. Viele verwirrte Gäste sahen mehrmals hin, weil sie dachten, sie seien mitten in eine Fernsehserie geraten.

David Hyde Pierce erzählte die schöne Geschichte im Interview mit dem amerikanischen „TV Guide“.

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Michael, 22. April 2007, 04:28.

Mitgefühl

Ab heute um 20.15 Uhr wird Wolffs Revier wiederholt. Auf 9Live. So etwas hat wirklich niemand verdient.

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Michael, 20. April 2007, 12:38.

Mensch des Tages

Frank Elstner unterscheidet sich dadurch von Margot Honecker und dem Papst, dass er heute erst 65 wird, und nicht schon 80, wie die anderen beiden zu Beginn der Woche. Im Gegensatz zu Margot Honecker ist er auch noch im Geschäft, und außerdem ist Frank Elstner schon viel länger Frank Elstner als der Papst Papst, nämlich seit den 60er-Jahren, als er seinen früheren Vornamen Tim ablegte, weil es bei Radio Luxemburg schon einen Tom gab, und das war zu ähnlich. Eine Zeit, in der jeder zweite Moderator Oliver heißen würde, war damals unvorstellbar.

Frank Elstner ist unbestritten keine der größten Spaßkanonen des deutschen Fernsehens, aber einer der erfolgreichsten Unterhalter und kreativsten Köpfe in dessen Geschichte. Es gehört schon einiges dazu, sich Spielregeln für eine Samstagabendshow auszudenken, die so kompliziert sind, dass ihre Erklärung in der Premiere ungefähr eine Stunde dauert. Frank Elstner hat eine Show erfunden, die so originell, so stimmig, so zeitlos und so allüberstrahlend ist, dass Thomas Gottschalk noch heute als guter Moderator gilt. Außer Wetten, dass…? bereicherte Frank Elstner das Fernsehen mit dem ursprünglich sehr abwechslungsreichen und kurzweiligen Jahresrückblick Menschen (für Johannes B. Kerner kann er nichts) und den Montagsmalern und erfand so ausgefallene Spielshows wie Karl Dalls Koffer Hoffer und Peer Augustinskis Mann-O-Mann.

Selbst Sendungen, die heute längst vergessen sind (Aber hallo!) oder als Flops galten (Nase vorn) wären nach heutigen Maßstäben Sensationserfolge gewesen. Die tatsächlichen Flops wie Elstner und die Detektive und Flieg mit Air-T-L überwand Elstner in der Regel schnell und dachte sich eben etwas Neues aus.

Elstner ist ein hochprofessioneller Fernsehmacher, der seinen Job sehr, sehr ernst nimmt. Das lässt ihn nicht unbedingt wie eine Idealbesetzung für Verstehen Sie Spaß? erscheinen, doch ausgerechnet er hat die Sendung gerettet. Aus der goldenen Zeit der großen Samstagabendshows in den frühen 80er-Jahren gibt es nur noch zwei überlebende: Die eine hat Elstner erfunden, die andere moderiert er.

Wir gratulieren zum Erreichen des bisherigen Renteneintrittsalters mit zwei Abschriften aus Sendungen, in denen Elstner so sehr auf seine Show konzentriert war, dass er den Überblick verlor. Das ist schließlich viel lustiger als wenn alles einwandfrei klappt.
Die erste ist aus der Spielshow-Recycling-Spielshow Einfach Millionär vom Oktober 2004.

Elstner: „So, und jetzt meine Damen und Herren, geht es darum, dass ich Ihnen meinen nächsten Gast ansage, und, na ja, ähm, mir zeigt man hier gerade eine falsche Tafel, aber das muss Sie überhaupt nicht durcheinander bringen, denn, äh, ich weiß, dass nach unserer japanischen Geschichte dalli dalli jetzt einer vor der Tür steht, auf den ich jetzt hier natürlich wirklich gespannt bin, denn er wird heute Abend für die große Unterhaltung sorgen. Hier kommt Rudi Carrell. (Riesenapplaus.) Rudi, herzlich Willkommen. Setz dich bitte hier neben die Birgit.“
Carrell: „Ich find‘ das schön heute Abend hier. Ich habe gerade in der Garderobe das Dalli Dalli gesehen. Das fand ich toll. Ich hab‘ das auch noch gesehen, als ich ein kleiner Junge war.“ (Carrell war 36 Jahre alt, als Dalli Dalli begann.)
Elstner (kapiert den Witz nicht und moderiert todernst weiter): „Aber was meinst du, was noch alles sehen wirst heute. Da warst du auch noch ein kleiner Junge. Da hast du schon Die verflixte Sieben gemacht. Und das laufende Band. Weißt du noch den ersten Tag, als du damit angefangen hast?“
Carrell: „Ja, ich war sehr überzeugt davon. Das war ’ne Show, die ist in Holland gelaufen und … Mein Mikro kaputt?“
Elstner: „Nö, es geht ganz gut. Wir verstehen dich gut.“
Carrell: „Nee.“
Elstner: „Ist kaputt?“.
Carrell: „Ja.“
Elstner: „Dann gebt mir doch mal ein Handmikro, bitte. So was passiert, ist ja kein Problem. Oder red‘ doch einen kleinen Moment, guck mal, in das Mikrofon von der Birgit. (Riesenapplaus.) Also Rudi, ich muss dich mit ’nem alten Witz begrüßen. Und zwar ein Witz, der ist von dir, der heißt: Besser ein Holland… Holländer im Fernsehen als zwei auf der deutschen Autobahn.“
Carrell: „Als zweitausend.“
Elstner: „Ja.“

Und in Flieg mit Air-T-L fragte Frank Elstner den Kandidaten Roland: „Lars, was hast du für Hobbys?“ Roland verbesserte ihn: „Roland.“ Elstner: „Aha, und du, Anette?“

Michael, 19. April 2007, 07:16.

Verstehen Sie Spaß?

Seit 1980 (ARD). Große Eurovisions-Samstagabendshow, in der nichtprominente und prominente Menschen in abstruse Situationen geführt, hereingelegt und dabei mit versteckten Kameras gefilmt werden.

Kurt Felix konzipierte und präsentierte die „Streiche mit versteckter Kamera“, so der anfängliche Untertitel, zunächst monatlich in einem 30‑Minuten-Format am Donnerstagabend. 1983 wurde daraus mit der 25. Ausgabe eine große Samstagabendshow, jetzt moderiert von Kurt Felix und seiner Frau Paola, die zur meistgesehen Unterhaltungsshow in der ARD avancierte. Felix hatte bereits seit 1974 eine enorm erfolgreiche Sendung im Schweizer Fernsehen unter dem Titel „Teleboy“ moderiert. Das Paar legte nach Ausgabe 53 ab Januar 1991 eine „schöpferische Pause“ ein, die jedoch nie endete. Fast zwei Jahre lang gab es die Show nicht, und auch zwischen den nächsten Moderatorenwechseln lagen meist längere Pausen.

Die Nachfolger im Einzelnen: Harald Schmidt (1992–1995), Dieter Hallervorden (1996–1997), Cherno Jobatey (1998–2002), Frank Elstner (2002–2009), Guido Cantz (seit 2010). Das Grundkonzept blieb über die gesamte Laufzeit der Sendung unverändert: Außer den Streichen gab es immer Showblöcke mit prominenten Künstlern und Talks mit den Gefoppten. Viele Streiche versetzten Menschen in peinliche, aber doch vorstellbare Situationen und waren hauptsächlich dazu da, deren Reaktion einzufangen: Im Supermarkt bricht wie von selbst das Eierregal zusammen, ein Kellner gebärdet sich unhöflich und faul, Harald Juhnke wird von einem untalentierten Stehgeiger genervt.

Für andere Streiche betrieb man einen großen Aufwand und führte auf diese Weise völlig absurde Situationen herbei: Eine Fahrstuhltür öffnet sich direkt in eine Dusche, Pissoirs hängen so hoch, dass sie nur mit einer Leiter erreichbar sind, auf dem Flügel von Horst Jankowski erklingen plötzlich andere Töne als die, die er anschlägt, die Zuschauer eines Konzerts von Ivan Rebroff stehen einer nach dem anderen auf und gehen. Der Nachrichtensender n‑tv fiel 1996 auf die Behauptung herein, ein Privatmann besäße das Bernsteinzimmer, und glaubte es auch dann noch, als er angebliche Bestandteile zu sehen bekam, die in das Kopfteil eines Bauernbetts eingelassen waren.

Einzelne Elemente variierten je nach Moderator. Bei Kurt Felix und Paola standen die Filmstreiche im Vordergrund. Neben dem Moderatorenpaar wirkte Karl Dall mit, der am „Spaßtelefon“ nichtsahnende Menschen foppte. Dall diente ferner als Filmvorführer, der aus dem Publikumsraum heraus symbolisch einen Filmprojektor startete, wenn ein Einspielfilm begann. Regelmäßig talkten Felix und Paola neben den Gefoppten auch mit den Schauspielern, die bei den Streichen den „Lockvogel“ spielten, also die Opfer in die merkwürdigsten Situationen verwickeln und dann improvisieren mussten. Lockvögel waren über sehr lange Zeit u. a. Wolfgang Herbort, René Besson und Pit Krüger. Es grenzte an ein Wunder, dass es auch nach Jahren immer noch Menschen gab, die die dicken Männer nicht sofort erkannten. Dieter Reith und seine Big Band machten die Musik während der Show. Das Maskottchen war ein gelber Zeichentrickvogel, der „Spaßvogel“, der am Ende der Show das Schlusswort hatte und einen Kalauer absonderte („Unsere Zuschauerzahl hat sich verdoppelt – der Zuschauer hat geheiratet!“).

Bei Harald Schmidt nahm die Anzahl der eingespielten Filmstreiche deutlich ab; er bestritt mehr Sendezeit selbst mit Stand-up-Comedy und Monologen. Die Show trug für eine Weile den Untertitel „Die Harald Schmidt Show“. Sie war mit zeitweise mehr als zehn Millionen Zuschauern noch immer ein großer Erfolg, doch auf Dauer zeigte sich, dass der Zyniker Schmidt keine massenverträgliche Familienunterhaltung produzierte. Er versuchte es auch nicht sehr: Berühmt wurde eine Szene, in der er minutenlang nur ein tickendes Metronom zeigte und darüber philosophierte, was dies jetzt kostete. Anfang 1995 unterschrieb er einen Vertrag bei Sat.1, um dort eine Show zu moderieren, die sogar im Obertitel Die Harald Schmidt Show hieß. Seine letzte Spaß-Show war für Oktober geplant. Die Aprilausgabe strotzte vor Zynismus und Sticheleien gegen die ARD, Schmidt hatte laut eigener Erzählung das gesamte Saalpublikum gegen sich. Er verabschiedete sich mit der Information: „Die nächste Ausgabe von Verstehen Sie Spaß? sehen Sie im Oktober, wer Sie dann als Moderator begrüßt, entnehmen Sie bitte der Tagespresse.“ Es gab keine Oktoberausgabe.

Dieter Hallervorden reicherte das Rahmenprogramm mit gespielten Sketchen an, die er selbst gemeinsam mit Schauspielerkollegen vorführte. Untertitel war „Die Hallervorden-Show“. Er blieb nur 13 Monate.

Bei Cherno Jobatey wurde das Foppen am Telefon wiederbelebt, der Telefonterrorist war jetzt Andreas Müller. Ferner gab es einen „Klassik“-Teil, in dem sich Zuschauer Wiederholungen von alten Streichen wünschen konnten. Dieter Reith und seine Big Band machten noch immer die Musik. Kurt Felix kehrte als Berater zur Sendung zurück, auch Frank Elstner kam in der gleichen Funktion dazu. In Werbeanzeigen für die Show waren die beiden gemeinsam mit Moderator Jobatey zu sehen. Als Jobatey im Frühjahr 2002 seinen Abschied wegen „kreativer Differenzen“ ankündigte (aus der Show sei ein „Musikantenstadl mit Filmen“ geworden), lag es nahe, dass Altmeister Elstner, der ohnehin beim produzierenden SWR die erfolgreiche Talkreihe Frank Elstner: Menschen der Woche im Dritten Programm moderierte, die Show übernahm.

Eine Serie mit 25‑minütigen Kurzfolgen, in denen Wiederholungen von alten Streichen gezeigt wurden, lief 1991 ebenfalls unter dem Titel Verstehen Sie Spaß? im Vorabendprogramm am Freitag, Moderator war Kurt Felix.

Frank Elstner: Menschen der Woche

Seit 2000 (SWR). Einstündige wöchentliche Talkshow am späteren Samstagabend aus dem alten E‑Werk in Baden-Baden.

Nach Jahren bei RTL kehrte Elstner mit dieser Sendung zum öffentlich-rechtlichen Fernsehen zurück und moderierte ein Format, das ihm vertraut war. Für das ZDF hatte er den Jahresrückblick Menschen erfunden und acht Jahre lang moderiert. Im SWR begrüßte er fortan jede Woche Menschen, die in den vorangegangenen Tagen Schlagzeilen gemacht hatten, oder Prominente, für die sich schon ein Anlass fand. Der SWR belohnte Elstner zweimal für sehr ordentliche Einschaltquoten. Erst verschob er die Sendezeit eine halbe Stunde nach hinten auf 22.20 Uhr, was bewirkte, dass auch Zuschauer, die in anderen Programmen Shows oder Filme gesehen hatten und dann umschalteten, den Anfang von Elstners Show sehen konnten. Ab Herbst 2002 durfte Elstner wieder eine große Samstagabendshow in der ARD moderieren, als der SWR ihm sein altes Flaggschiff Verstehen Sie Spaß? anvertraute.

Spiel ohne Grenzen

1965–1989 (ARD). 90‑minütige Sommer-Spielshow mit Camillo Felgen.

Mannschaften aus verschiedenen deutschen Städten kämpfen samstags nachmittags gegen 15.00 Uhr in witzigen und actionreichen Wettbewerben gegeneinander. Es geht darum, für seine Stadt zu gewinnen und das Team in eine nächste Runde zu bringen. Die Sieger kämpfen in einer weiteren Show mittwochs um 21.00 Uhr im internationalen Wettbewerb gegen Städteteams aus anderen europäischen Ländern.

Anfangs waren jeweils fünf, später acht Länder in diesen Finalspielen vertreten. Am Ende jedes Sommers gab es zudem eine große Endausscheidung und einen Gesamtsieger. Schon 1965 betrug das Preisgeld für die entsprechende Stadt 40 000 DM.

Bei den Wettbewerbsspielen war Wasser häufigster Bestandteil, auch Schmierseife kam auffallend oft zum Einsatz. Die Kandidaten mussten Geschicklichkeitsspiele bewältigen, meist auf Zeit, in denen oft die Gefahr bestand, auszurutschen oder ins Wasser zu fallen. Mitspieler schossen sich gegenseitig mit Wasserpistolen ab, mussten Haltung auf einem schnellen Karussell bewahren, Hindernislauf auf Schmierseife machen, Gleichgewicht auf Mühlrädern halten etc. Die Spieler trugen entweder Badekleidung oder große, bunte Kostüme, die sie bei der Bewältigung der gestellten Aufgaben zusätzlich behindern sollten. All diese Hindernisse waren effizient und führten bei den Teilnehmern zu Prellungen, Schürfwunden, Sehnenrissen, Rippenbrüchen und Schädelverletzungen. Ab 1971 wurde die Show entschärft, dennoch hieß es noch 1973 in einer Regieanweisung: „Wer hinfällt und sich verletzt, muss aus dem Bild kriechen; wir wollen keine Leidenden sehen.“

Spiel ohne Grenzen fand im Freien statt, meist auf einem Marktplatz oder in einem Stadion, was die Wasserplanscherei erlaubte. Die Sendung beruhte auf einem nationalen Städteturnier, das der Franzose Guy Lux entwickelt hatte und das schon in Frankreich unter dem Titel „Intervilles“ ausgestrahlt wurde. Die Weiterentwicklung zu Spiel ohne Grenzen geschah angeblich auf Initiative von Charles de Gaulle, der damit die internationale Annäherung vorantreiben wollte.

Jedes Land stellte seine eigenen Moderatoren (Spielleiter) und Kommentatoren, sodass immer mindestens zwei Moderatoren die Show gemeinsam präsentierten. Der beliebte Radiomoderator Camillo Felgen von Radio Luxemburg wurde mit dieser Show auch als Fernsehmoderator ein bundesweiter Star. Eigentlich war Arnim Dahl als Spielleiter vorgesehen, der die Premiere auch noch leitete: als Einstieg gleich ein internationales Duell zwischen dem deutschen Warendorf und dem französischen Dax. Felgen war als Kommentator und Übersetzer dabei, auf französischer Seite moderierte Guy Lux. In der Sendung ging alles drunter und drüber, Dahl fühlte sich unwohl und machte einige Fehler. Es wurde dauernd zwischen den zwei Spielorten in Deutschland und Frankreich hin- und hergeschaltet, wenn in Frankreich gespielt wurde, kommentierte Deutschland und umgekehrt.

Als wäre das noch nicht kompliziert genug, spielten beide Mannschaften je zur Hälfte in beiden Ländern. Dann gab es ein Spiel mit einem Trampolin, ein Kandidat lief vor einer Kuh davon, sprang über das Trampolin, die Kuh drauf – und kam nicht mehr herunter. Dahl und Felgen sahen sich mit einer hüpfenden Kuh konfrontiert und wussten nicht, was sie tun sollten. Felgen lachte sich kaputt. Das brachte ihm so viele Sympathiepunkte, dass er ab der zweiten Sendung zum Spielleiter befördert wurde. Er moderierte nun allein, 1968 kam ein gewisser Tim Elstner als Co-Moderator dazu (der kurze Zeit später als Frank Elstner berühmt wurde). 1973 trat Felgen nach 125 Sendungen ab, ein Jahr vor Elstner. Nachfolger wurden Erhard Keller, Marie-Luise Steinbauer, Manfred Erdenberger und Heribert Faßbender.

Eine deutsche Stadt gewann das Gesamtturnier erstmals 1966: Eichstätt. Weitere Sieger aus Deutschland waren in den folgenden drei Jahren Duderstadt, Siegen und Wolfsburg, dann gewannen nur noch Ettlingen und Schliersee in den Jahren 1976 und 1977. In Deutschland wurde die Reihe 1980 nach 209 Ausgaben eingestellt. Frankreich und andere Länder bestritten den Wettbewerb (mit sechsjähriger Unterbrechung) noch bis 1999 weiter. Ab Juli 1989 versuchte die ARD im Sommer eine Neuauflage, in der nur deutsche Städte gegeneinander antraten, jetzt als Samstagabendshow um 20.15 Uhr. Michael Schanze moderierte vier mäßig erfolgreiche Ausgaben, dann war Schluss. Erst 2003 machte sich die Schmierseife wieder breit im deutschen Fernsehen: in Deutschland Champions.

Nase vorn

1988–1990 (ZDF). Große Samstagabendshow mit Frank Elstner, der unbekannte Menschen begrüßt, die in irgendeiner Form die „Nase vorn“ haben: durch gute Aktionen, besondere Leistungen oder kuriose oder nützliche Erfindungen wie ein Bett mit Loch, durch das man einen Arm stecken kann, damit man nicht mehr auf ihm liegen muss, oder ein umweltfreundlicher Rapsölantrieb fürs Auto. Vorgestellt werden aber auch Amerikaner, die Knoblauchshrimps unter der Motorhaube eines Autos braten, und Oma Liesl, die mit 69 Jahren noch Steilwände erklimmt. Die Zuschauer im Saal können mit Taschenlampen abstimmen, wer ihrer Meinung nach wirklich die „Nase vorn“ hat. Der Gewinn im Finale richtet sich nach den Beträgen hinter grauen Feldern, die der Kandidat aufrubbelt.

Die Post hat im Vorfeld an über 30 Millionen Haushalte Rubbelkarten verschickt, von denen die Zuschauer im Lauf der Sendung bestimmte Felder aufkratzen müssen. Einige von ihnen finden dann eine geheime Nummer, mit der sie in der Sendung anrufen können. Sie werden nach und nach durchgestellt. Immer wenn jemand am Apparat ist, darf der Siegerkandidat im Studio ein weiteres Feld aufkratzen. Danach muss er sich entscheiden, ob er es riskiert, weiterzuspielen. Ist nämlich kein Anrufer mehr in der Leitung, verliert er sein bisher erspieltes Geld.

Nach dem Erfolg mit Wetten dass …? hatte Elstner ein neues Showkonzept entwickelt. Ihm war das Kunststück gelungen, eine Sendung zu entwickeln, die doppelt so kompliziert war wie Tutti Frutti, aber nur halb so unterhaltsam. Die wenigsten Zuschauer verstanden die Spielregeln, die im Lauf der insgesamt 13 Sendungen diverse Male geändert wurden. Was blieb, waren nur das Zuschauerspiel mit Rubbelkarten und die gezeichneten Nasenhörnchen, die im Vorspann durch das Eurovisions-Logo galoppierten. Am Ende der Show galoppierten die meiste Zeit echte Tiere. Außenreporter Werner Hansch kommentierte auf der Rennbahn in Dinslaken ein Sulkyrennen mit prominenten Fahrern. Ins Finale kam derjenige Gast oder Kandidat aus dem Publikum, dessen Pferd gewann.

Der „Spiegel“ nannte die Premiere „ein fades Nasi Goreng aus Talk, Spiel und schalem Singsang, geschwätzig, witz- und spannungsfrei.“ Über die komplette Laufzeit der Show blieben die Kritiken vernichtend, die Einschaltquote halbierte sich – allerdings von höchstem Niveau: Die erste Show hatte noch 21,8 Millionen Zuschauer, 54 % Einschaltquote. Die Sendung vom 27. Januar 1990 musste kurzfristig abgesagt werden, weil sich die verschickten Rubbelkarten als fehlerhaft herausgestellt hatten. Ohnehin stieß die gemeinsame Aktion der Post mit dem ZDF auf Kritik. Allein für die erste Sendung schickten die Zuschauer 2,9 Millionen Postkarten mit Gewinnabschnitten an das ZDF – eine schöne Zusatzeinnahme für die Bundespost, deren Minister auch gleich in der ersten Sendung saß.

Nach zwei Jahren hatten nicht nur Zuschauer und Kritiker, sondern auch Sender und Moderator die Nase voll und nahmen die teuerste Show des ZDF aus dem Programm.

Jeopardy!

1994–1998 (RTL); 1999–2001 (tm3). Erfolgreiches halbstündiges Nachmittagsquiz mit Frank Elstner, in dem drei Kandidaten die Fragen auf vorgegebene Antworten formulieren müssen – nein, nicht umgekehrt. Wenn die Antwort lautet: „Erster Bundeskanzler“, muss der Kandidat formulieren: „Wer war Konrad Adenauer?“; nur „Konrad Adenauer“ wäre falsch. Die Themenpalette reicht von Sport bis zu Dadaismus. Von einer großen Ratewand wählen die Kandidaten vor jeder einzelnen Antwort aufs Neue das nächste Thema und die zu erspielenden Punkte aus – ganz am Ende werden diese in D‑Mark umgewandelt. Bei richtiger Antwort werden die Punkte gutgeschrieben, andernfalls abgezogen. Dadurch kam es gelegentlich vor, dass Kandidaten ins Minus gerieten. Trotzdem musste nie jemand Frank Elstner Geld geben. In der Finalrunde, in der jeder schriftlich die eine gleiche Frage beantworten muss, setzen die Kandidaten vorab einen frei wählbaren Anteil ihrer Punkte, der je nach Antwort wiederum gutgeschrieben oder abgezogen wird. Wer danach den höchsten Kontostand hat, ist Champion des Tages und in der nächsten Sendung wieder dabei, maximal fünfmal hintereinander. Elstner, der bis kurz zuvor große Abendshows moderiert hatte, sagte über seinen neuen Job am Gameshow-Fließband: „Sie können sich gar nicht vorstellen, wie viel Spaß mir das macht.“ Stimmt.

Das Konzept stammte von einer noch erfolgreicheren Show in den USA und hatte es schon einmal bei RTL gegeben. Unter dem Titel Riskant hatte Hans-Jürgen Bäumler das Spiel von 1990 bis 1993 moderiert. Zur Neuauflage am gleichen Sendeplatz, werktags gegen 17.00 Uhr, entschied man sich für den amerikanischen Originaltitel Jeopardy! und übernahm auch gleich Titelmusik und Kulisse eins zu eins vom Original. Es gab diverse Jeopardy-Spezialausgaben, die jeweils als Fünferblock eine Woche lang am Stück ausgestrahlt wurden, z. B. „Star-Jeopardy“, „Junior-Jeopardy“, „Soap-Jeopardy“ und der „Jeopardy-Champions-Cup“, bei dem mehrfache Tagessieger vorangegangener Sendungen gegeneinander antraten.

Ende 1998 nahm RTL das beliebte Quiz aus dem Programm, weil ihm die Zuschauer zu alt waren. Neun Monate später startete Jeopardy! bei tm3, jetzt moderiert von Gerriet Danz, täglich am Vorabend. Das Niveau der Fragen war bei der neuen Version nicht mehr mit dem der RTL-Version vergleichbar, eine gute Allgemeinbildung war jetzt nicht zwingend notwendig, um hohe Beträge zu erspielen.

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