Da sind Sie ja wieder!

Wo war eigentlich Uwe Friedrichsen all die Jahre? Ich wuchs mit ihm auf, als er sich in der Sesamstraße mit einem Bären unterhielt und sah ihn zuletzt vor über zehn Jahren, als er in Schwarz Rot Gold zum letzten Mal den Zollfahnder Zaluskowski spielte. Und seitdem? IMDb listet diverse Gastauftritte in einzelnen Episoden deutscher Serien und ein paar Fernsehfilme, die offenbar ausnahmslos an mir vorbeigegangen sind. Plötzlich ist er aber wieder überall! Seit drei Wochen glänzt er als abweisender Schwiegervater in der Sat.1-Serie Hilfe! Hochzeit! Die schlimmste Woche meines Lebens, dann saß er bei Kerner, und heute und morgen spielt er im ZDF-Zweiteiler „Schuld und Unschuld“ (jeweils 20.15 Uhr). Viel Stoff. Er hat wohl einiges aufzuholen. Willkommen zurück in meinem Fernseher, Herr Friedrichsen. Schön, Sie wiederzusehen. Bitte bleiben Sie doch.

Michael, 30. April 2007, 07:25.

Nanu

Pro Sieben hat doch tatsächlich eine zweite Staffel der schönen, aber erfolglosen Serie Dr. Psycho bestellt, berichten heute mehrere Mediendienste fast im Gleichlaut. Die Nachricht kommt nur wenige Wochen nach der von RTL, das ambitionierte Post Mortem trotz des Quotensturzfluges fortsetzen zu wollen. Sollten die Sender etwa wirklich damit angefangen haben, statt der Quoten sich die Serien selbst anzusehen?

Das gibt Hoffnung, dass die ARD der grandiosen, mit dem Deutschen Fernsehpreis und dem Grimme-Preis ausgezeichneten, aber leider kaum gesehenen Vorabend-Comedy Türkisch für Anfänger noch eine weitere Staffel gönnt. Wo sonst sollen wir in Zukunft Sätze hören wie „Warte noch einen Augenblick, ich will so doof aussehen wie Frauke Ludowig“ und „‚Der Untergang‘. Total schlecht recherchiert. Aber es gibt ja sowieso viel zu wenig gute Nostalgiefilme über diese Zeit“.

Michael, 27. April 2007, 12:45.

Lauter Lacher bei Lauterbach

Jüngere Zuschauer, also solche, die ARD und ZDF meiden, wissen vermutlich nicht viel von Heiner Lauterbach, außer, dass er nervt. Sei es durch große Geschichten in Boulevardzeitungen über das Leben mit oder die Trennung von seiner jeweiligen Lebensgefährtin (z.B. Jenny Elvers, 1994–1999, deren Alter über die komplette Dauer ihrer Beziehung mit 25 angegeben wurde), durch Werbung für Potenzmittel oder durch seine Autobiographie „Nichts ausgelassen“. Was sie womöglich nicht wissen, ist, dass er ein wirklich guter Schauspieler ist. Das erfahren sie erst heute Abend, wenn Lauterbach seine erste Hauptrolle in einer RTL-Serie spielt.

Die Ausgangssituation von Mitten im Leben ist denkbar unoriginell: Alex (Lauterbach) und seine Frau (Sandra Speichert) vermischen sich und ihre jeweiligen Kinder zu einer Patchworkfamilie. Das macht aber nichts. Wer eine bekannte Situation mit neuen, witzigen Gags bestückt, ist in meinem Fernseher herzlich willkommen. Oft genug haben Autoren so viel Mühe in eine Handlungsbeschreibung gesteckt, die sich schon in einem einzigen Satz brüllend komisch las, dass für die eigentliche Serie keine Witze mehr übrig waren. Hier ist es umgekehrt, und diese Variante ist viel besser.

Lauterbach hat zwar ein Ensemble um sich, das aus der Serienfrau, vier Serienkindern und noch einigen Nebencharakteren besteht, doch Mitten im Leben ist keine Ensembleserie. Es ist eine Ein-Mann-Show, die Heiner-Lauterbach-Show. Er ist als Alex in jeder Szene, und dabei muss er die Szenen nicht einmal an sich reißen, so natürlich wirkt alles. Er versorgt seinen eigenen Sohn mit Lebensweisheiten („Papa, warum müssen wir eigentlich immer die schweren Sachen tragen?“ — „Weil wir Männer sind, Pit. Wir tragen die schweren Sachen, wir tragen die Verantwortung, und am Schluss tragen wir alles mit Fassung.“), berät die fremden Töchter in Liebesfragen („Woran erkenne ich den Richtigen?“ — „Das ist dann der, den ich nicht mehr rausschmeiße.“), lässt sie ohne Widerspruch sein Zimmer annektieren („Das ist Alex‘ Arbeitszimmer!“ — „Wieso Arbeitszimmer? Er ist doch Lehrer.“) und hat auch schon eine Lösung, falls die vielen Kinder zu sehr nerven („Ich habe ’ne Idee. Wir gehen Zigaretten holen und kommen nie wieder.“)

Doch, bitte. Komm wieder. Noch oft.

Mitten im Leben, freitags, 21.15 Uhr bei RTL.

Michael, 27. April 2007, 06:47.

Alte Hits und neues Leben

Es gab schon Autoren, die für Produktionen verschiedener Sender tätig waren und es geschafft haben, eine Klausel im Vertrag unterzubringen, dass ihre Serien niemals in direkter Konkurrenz, also gleichzeitig, gesendet werden dürfen. Den Pastewka-Autoren Chris Geletneky und Sascha Albrecht ist dieses Kunststück nicht gelungen. Deshalb läuft ihre neue RTL-Serie Kinder Kinder von allen 10.080 Minuten einer Woche exakt in derselben halben Stunde, in der auch ihre derzeit einzige andere Reihe Ladyland in Sat.1 zu sehen ist. Da das große deutsche Privatsendergesetz aber offenbar verbietet, Sitcoms zu einer anderen Zeit als freitags zwischen 21.15 Uhr und 22.15 Uhr zu zeigen, war da natürlich nicht viel Spielraum.

Kinder Kinder erzählt die jeweiligen Familiengeschichten von drei Schwestern und ihren Kindern unterschiedlichen Alters. Katjas (Dana Golombek) Sohn Paul ist sieben, greift aber schon der Lehrerin an die Brust (Comedy), Claudias (Judith Pinnow) Tochter Zoe ist noch ein Baby und Jessicas (Carolin Kebekus) Zwillinge wurden gerade erst empfangen.

Die Serie nervt ein wenig, indem sie sich zu angestrengt um Originalität bemüht, dann aber doch auf Klischees zurückgreift  (jaja, dann ist Oma eben plötzlich lesbisch, na und?), und das alles mit totgedudelten Formatradiohits von vor über einem Jahr unterlegt („Upside Down“ von Jack Johnson! „Suddenly I See“ von KT Tunstall!), obwohl die Serie noch gar nicht so lange im Kasten ist und die Möglichkeit gehabt hätte, wenn schon beliebige, dann zumindest aktuelle Titel zu verwenden.

Sie glänzt aber zwischendurch mit witzigen Dialogen und einer ungeheuer praktischen Herangehensweise an gängige Lebenssituationen: „Schüttel sie doch nicht so! Das ist ein Baby und kein Kasten Bier!“ — „Glaub mir, ein Kasten Bier wäre das letzte, was ich schütteln würde.“ Jessica erfährt von ihrer Schwangerschaft am Tag vor der Geburtstagsfeier ihrer Mutter: „Mist, dann kann ich ja morgen nicht mal saufen. Ist ja schon betrunken kaum zu ertragen.“ Ihrem Freund scheint die vermeintlich frohe Kunde derweil mehr zuzusetzen als ihr: „Wieso musst du die ganze Zeit kotzen? Ich bin doch schwanger!“ Und die besorgniserregenden roten Flecken, die Katja an Claudias Baby entdeckt und für Neurodermitis hält, erklärt Claudia lapidar so: „Das ist keine Neurodermitis. Das sind Druckstellen, weil Robert sie schlägt.“

Die größere Überraschung am heutigen Comedyabend ist dennoch die schöne neue Heiner-Lauterbach-Serie Mitten im Leben eine halbe Stunde früher, in der interessanterweise doppelt so viele Kinder vorkommen wie in Kinder Kinder. Und dank Alles Betty ist Kinder Kinder nicht einmal der Serienneustart mit dem dämlichsten Titel des Tages.

Kinder Kinder, freitags, 21.45 Uhr bei RTL.

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Michael, 27. April 2007, 05:59.

Verliebt in aller Welt

Der Anfang macht Hoffnung. Schon nach wenigen Minuten fällt in Alles Betty, der US-Adaption einer kolumbianischen Telenovela, aus der bereits die deutsche Telenovela Verliebt in Berlin wurde, der Satz: „Ich hasse Telenovelas“. Leider hält die Selbstironie nicht lang, und nach kurzer Zeit kommt die Serie eher wie eine klassische Soap daher: Mit Feindschaften am Arbeitsplatz, fiesen Intrigen und düsteren Geheimnissen. Dazu kommt, dass Hauptdarstellerin America Ferrera und ihr Serienboss Eric Mabius zwar sehr ordentlich spielen, der Rest dafür um so übler, aber wiederum nicht übel genug, dass man es für eine Parodie halten könnte. Ein paar völlig überzeichnete Klischee-Charaktere sollen wohl der Comedyfaktor sein.

Dennoch muss irgendetwas dran sein, denn sonst wäre „Ugly Betty“ in den USA kein so großer Erfolg, und sonst wäre die Serie nicht in jedem Land, in dem bisher eine eigene Version auf Sendung ging, ein so enormer Erfolg gewesen. Es mag die Tatsache sein, dass endlich mal keine ausgesprochene Schönheit im Mittelpunkt einer Serie steht, sondern eine normal bis hässlich aussehende, naive und tollpatschige, aber selbstbewusste Frau, die für viele eine Identifikationsfigur ist. Natürlich ist das gar keine Tatsache, denn in Wirklichkeit hat man wie üblich einer ausgesprochenen Schönheit eine Brille auf- und eine Zahnspange eingesetzt und ihr ein paar künstliche Fettpolster unters Kostüm gesteckt. Es mag die sich anbahnende Liebesgeschichte sein, die voraussetzt, dass der schöne Chef lernen wird, hinter die optische Fassade zu blicken. Es mag sein, dass die Serie ein paar Folgen braucht, bis sie in Fahrt kommt. Hat’s ja schon öfter gegeben, und ich habe bisher nur die ersten beiden gesehen. Es mag aber auch einfach sein, dass Telenovelas nichts für mich sind und ich mich aus dem Thema raushalten sollte.

Wer Verliebt in Berlin mit Lisa Plenske mochte, wird wohl auch Alles Betty lieben, obwohl es natürlich enorme Unterschiede gibt: Die deutsche Version spielte in einem Modeunternehmen, die amerikanische bei einer Modezeitschrift. Das ist ja was völlig anderes.

Alles Betty, freitags um 20.15 Uhr in Sat.1

Michael, 27. April 2007, 00:34.

Ladyland

2006–2007 (Sat.1). Episodenreihe mit Anke Engelke im Mittelpunkt amüsanter Kurzgeschichten. Jede Folge zeigt mehrere in sich geschlossene und eigentlich voneinander unabhängige Geschichten, die aber eine gemeinsame Ausgangssituation an einem bestimmten Ort haben, der in jeder Woche ein anderer ist. Die Fäden laufen also auseinander statt zusammen.

Die erste Staffel lief mit vier einstündigen Folgen und je drei Kurzepisoden mäßig erfolgreich montags um 22.15 Uhr. Es war Engelkes erste Reihe nach der eingestellten Anke Late Night und erinnerte mehr an Evelyn Hamanns Geschichten aus dem Leben als an ihre frühere Reihe Ladykracher. Natürlich waren die Schnitte schneller und die Sprache derber als bei Evelyn Hamann, doch alles in allem wirkten viele der Geschichten wie deutlich zu lange Sketche. Die Folgen der zweiten Staffel ein Jahr später, jetzt freitags um 21.45 Uhr, sind nur noch halbstündig und umfassen zwei oder drei kürzere Episoden. Die Charaktere und Situationen wurden wieder skurriler und die Szenen kurzweiliger, und die Einschaltquoten sind nun auch wieder deutlich besser. Auch kehrten „Die Engelkes“ zurück, die schon in Ladykracher und Anke Late Night in Schwarzweiß vor neutralem Grund ihren Senf zu diversen Themen gegeben hatten.

Sesamstraße

Seit 1971 (NDR); seit 1972 (ARD). US-dt. Vorschulprogramm („Sesame Street“; seit 1969). Die weltweit erfolgreichste Kindersendung.

Kinder, Erwachsene und Puppen in allen Größen erleben Alltagsgeschichten und lernen etwas dabei. Die Sesamstraße richtet sich an Kinder im Vorschulalter. Sie sollen mit Buchstaben und Zahlen und Begriffen wie „vorn“ und „hinten“ vertraut werden, aber auch soziale Kompetenz erlernen. Dabei mischt die Sendung Realszenen und Trickfilme und lässt Puppen ganz groß rauskommen, nämlich die von Jim Henson erschaffenen „Muppets“: Ernie und Bert, die zusammenwohnen und in deren Szenen immer wieder Ernies Quietscheentchen auftaucht, ohne das er nie badet; Kermit der Frosch als Reporter der Sesamstraßennachrichten oder als Erklärer, der an der Begriffsstutzigkeit der Monster verzweifelt; das dünne blaue, tollpatschige Monster Grobi, gelegentlich auch als ungeschickter Held Supergrobi; das dicke blaue verfressene Krümelmonster, das immer nur „Kekse!“ haben will; der begeistert zählende Vampir Graf Zahl (im Original mit dem unübertroffenen doppeldeutigen Namen: „The Count“), der dubiose Straßenverkäufer Schlemihl („He, du!“ – „Wer, ich?“ – „Psssssst! Genaaaaaauuuuu!“), der während seines Vortrags dauernd einschlafende Professor Hastig, das altkluge Mädchen Susanne Klickerklacker und viele andere.

Die Sesamstraße war für Deutschland ein Kulturschock und eroberte in verschiedenen Etappen die deutschen Bildschirme. Die ersten fünf Folgen liefen im April und Mai 1971 in der Originalfassung in den Dritten Programmen von NDR und WDR. Die Sendung, die von der amerikanischen Firma Children’s Television Workshop (CTW) produziert wird, war bereits 1970 mit dem deutschen Prix Jeunesse ausgezeichnet worden, der vom Freistaat Bayern, der Stadt München und dem Bayerischen Rundfunk ins Leben gerufen worden war. Der BR leistete allerdings in der Folge den massivsten Widerstand gegen die Sendung. Aber auch bei den anderen ARD-Sendern war die Sesamstraße höchst umstritten. Kritisiert wurde etwa, dass die Lebensumstände in den USA mit denen in der Bundesrepublik nicht vergleichbar seien, die Serie auf Elemente wie Stars und Werbespots setze und auf die „Paukmethodik“. Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband nannte die Sesamstraße ein „Werbe-, Drill- und Überredungsprogramm“. Gegen den ausdrücklichen Beschluss der ARD-Programmkonferenz kaufte der NDR die Serie mit Unterstützung von WDR und HR.

In synchronisierter Form lief die Sesamstraße erstmals am 1. August 1972, mit eigenen deutschen Beiträgen erstmals ab 8. Januar 1973. Sie war zunächst nur über die Sender von NDR, RB, HR und WDR vormittags im Ersten Programm und nachmittags in den Dritten Programmen der Nordkette und des HR zu empfangen, erst später im Jahr kamen SDR, SR und SWF hinzu. Diese ersten rund 250 Folgen enthielten als Rahmengeschichte die berühmten New Yorker Straßen- und Hinterhofszenen, u. a. mit dem großen gelben Vogel Bibo, dem griesgrämigen Oscar und den Menschen Susan (Loretta Long), Gordon (Roscoe Orman), Bob (Bob McGrath) und Mr. Hooper (Will Lee).

Erst später bestand die deutsche Sesamstraße je zur Hälfte aus synchronisiertem amerikanischem Material und deutschen Eigenproduktionen, u. a. mit Geschichten aus dem Leben eines neunjährigen blonden Jungen namens Bumfidel (Markus Krüger) und Filmbeiträgen, die zum Teil aus der Sendung mit der Maus übernommen wurden. 1978 ging die Eigenständigkeit in der Kooperation noch einen Schritt weiter. Der Schwerpunkt verlagerte sich weg vom Buchstabenpauken und hin zum sozialen Lernen, und die Sendung bekam eine Rahmenhandlung mit rein deutschen Puppen und Moderatoren: Samson, ein mehr als menschengroßer Bär, in dessen Kostüm ebenso wie in Bibo ein Schauspieler steckte, und der rosa Vogel Tiffy sowie Lilo (Liselotte Pulver) und Henning (Henning Venske). Die US-Studioteile wurden dafür gestrichen, was großen Protest auslöste. Bibo und Oscar tauchten nur noch selten auf.

Speziell für Deutschland wurde auch das Titellied geschrieben: „Der die das, wer wie was, wieso weshalb warum, wer nicht fragt bleibt dumm!“ In den deutschen Teilen kamen später vorübergehend oder dauerhaft hinzu: die Schnecke Finchen; der nervtötende Herr von Bödefeld (die erste Figur, die von einem deutschen Puppenbauer stammte: Peter Röders; alle anderen waren gemeinsam mit CTW entwickelt und von Kermit Love kreiert worden); Samsons ihm ähnelnder Verwandter Simson; Rumpel, eine etwas entschärfte Griesgramvariante von Oscar; Pferd und Wolle, das Schaf. Lilo und Henning wurden abgelöst durch Uwe Friedrichsen, Ute Willing, Horst Janson, Manfred Krug, Ilse Biberti und Elisabeth Vitouch., ,

Ab 1986 spielten die Schauspieler Rollen: Schorsch (Gernot Endemann), Bettina (Hildegard Krekel; ab 1989 Kirsten Sprick), Opa Brass (Ferdinand Dux), Zauberer PePe (Dirk Bach), Momi (Marianne Sägebrecht), Pensionswirt Helmi (Senta Bonneval), Musiker Alex (Alexander Geringas), Rikschafahrerin Jiviana (Vijak Bajani), das junge Paar Caro (Caroline Kiesewetter, ab 2002 Miriam Krause) und Nils (Nils Julius), Annette (Annette Frier) u. a. Im Jahr 2000 kam die Puppe Felicitas „Feli“ Filu hinzu, die mit Kindern und Prominenten Interviews führt und spielt. Seitdem waren viele deutsche Prominente als Stargäste mit dabei. 2005 verabschiedete sich Tiffy aus der Sesamstraße, und zwei neue Puppenmonster sollten Realitätsnähe bringen: die alleinerziehende Mutter Moni und ihre Tochter Lena. Gleichzeitig rückte die Sesamstraße das pädagogische Prinzip in den Hintergrund und wandelte sich zur Comedyshow für Kinder. 2006 wurden in Hamburg und Hannover erstmals eigene Szenen mit Ernie und Bert vor deutscher Kulisse gedreht, deren Sketche bis dahin ausnahmslos aus der US-Version übernommen worden waren.

Nach dem Vorbild der deutsch-amerikanischen Zusammenarbeit entstanden viele maßgeschneiderte Versionen für Kinder in aller Welt, mit variierten Lernkonzepten und eigenen Figuren. Im Nahen Osten trifft man in der Sesamstraße das israelische Stachelschwein Kippi und den palästinensischen Hahn Karim, in Russland Seliboba, den blauen Waldgeist, in Südafrika die HIV-positive Kami. Die ursprüngliche pädagogische Idee, die Lerndefizite von Kindern aus benachteiligten Familien auszugleichen, scheint allerdings weder in den USA noch in Deutschland im erhofften Maß funktioniert zu haben. Studien zeigen, dass die Sendung vor allem in Haushalten mit höheren Bildungsniveaus eingeschaltet wird und Kinder weniger ein Lerndefizit kompensieren als vielmehr vorhandenes Wissen vertiefen und ihren Horizont erweitern.

Über die Jahre lief die Serie auf verschiedenen Sendeplätzen, meist in den Dritten Programmen am Vorabend oder im Ersten am Morgen. Mit Gründung des Kinderkanals wanderte die tägliche Ausstrahlung dorthin, neue Folgen liefen weiterhin morgens am Wochenende in der ARD. Bisher wurden weit mehr als 2000 Folgen gezeigt.

Anke Late Night

2004 (Sat.1). Einstündige Late-Night-Show mit Anke Engelke.

Die meistdiskutierte Sendung des Jahres 2004: Engelke übernahm den Sendeplatz von Harald Schmidt, der im Streit mit dem Management der Senderfamilie Pro-Sieben-Sat.1 seine Harald Schmidt Show abrupt aufgegeben hatte. Ende 2003 verkündete der neue Sat.1-Geschäftsführer Roger Schawinski, dass die beliebte Komikerin Engelke die als unlösbar geltende Aufgabe übernehmen würde, Schmidts Nachfolge anzutreten. Er schraubte die ohnehin riesigen Erwartungen noch höher und versprach, dies werde die Show, in der Angela Merkel ihre Kanzlerkandidatur verkünden könnte (Arnold Schwarzenegger hatte seine Kandidatur als Gouverneur in Kalifornien in der „Tonight Show“ von Jay Leno bekannt gegeben). Parallel zum Werbewirbel wuchs die Skepsis, vor allem in der lautstarken Gruppe von Feuilletonisten, die um Harald Schmidt trauerten.

Anke Late Night war – abgesehen von der weltweit einzigartigen Tatsache, dass eine Frau sie moderierte – eine klassische Late-Night-Show mit Stand-up am Anfang, Stadtpanorama im Hintergrund, Live-Band, Gags und Gästen. Wiederkehrendes Element waren „Die Engelkes“, in denen sechs von Engelke gespielte Frauenfiguren, die aus Ladykracher bekannt waren, zu mehr oder weniger aktuellen Themen Stellung nahmen.

Die meisten Kritiker waren sich einig, dass der Moderatorin insbesondere der Stand-up-Teil nicht lag; vor allem der allgegenwärtige Vergleich mit Harald Schmidt war tödlich. Die Quoten fielen und erreichten nach der ersten Sendung nie wieder akzeptable Größen. Vorgesetzte und Kollegen gaben Engelke öffentlich Tipps, was sie tun müsse.

Ansätze eines Neubeginns versuchte man nach einer dreiwöchigen Sommerpause, in der u. a. das Studio verkleinert wurde (Rudi Carrell hatte gesagt, sie wirke wie ein Streichholz in der Olympiahalle). Auch wollte man nun verstärkt weibliche Fans erreichen. Als die Quoten immer katastrophalere Tiefen erreichten, setzte Sat.1 die Sendung nach 78 Ausgaben trotz des vorherigen Bekenntnisses, einen langen Atem beweisen zu wollen, auch auf Wunsch von Engelke ab.

Bei Beckmann wettete Rudi Carrell vor dem Start 10 000 €, dass Engelke scheitern werde, Olli Dittrich, der mit Engelke Blind Date gespielt hatte, hielt in der gleichen Sendung dagegen. Später setzte auch Schawinski auf seine „Queen of Late-Night“ und erhöhte den Einsatz auf 20 000 €. Carrell zog die Wette später zurück, damit sie nicht immer wieder polemisch gegen Engelke eingesetzt würde, deshalb zahlten am Ende weder Dittrich noch Schawinski.

Die Sendung lief montags bis donnerstags um 23.15 Uhr. In der letzten Sendung sagte Engelke: „Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Leider fehlte uns nach der ersten Sendung der Mut dazu.“

Schwarz Rot Gold

1982–1996 (ARD). 18‑tlg. dt. Krimiserie von Dieter Meichsner.

Amtsrat Zaluskowski (Uwe Friedrichsen) ist Zollfahnder. Gemeinsam mit seinen Kollegen Hobel (Siegfried W. Kernen), Globig (Edgar Bessen), Doellke (George Meyer-Goll) und Grosser (Helmut Zierl) ermittelt er in Hamburg gegen Betrüger, Schmuggler, Schieber und Wirtschaftskriminelle. Zaluskowski hat eine Frau (Witta Pohl), die gelegentlich auftaucht.

Von anderen Krimis unterschied sich Schwarz Rot Gold nicht nur durch den Verzicht auf Mord und Totschlag. Durch das Thema Wirtschaftskriminalität mussten Zaluskowski (und die Zuschauer) in fast jeder Folge feststellen, dass zwar jemand dingfest gemacht werden konnte, aber die ganz großen Tiere im Hintergrund meist unbehelligt blieben.

Die Folgen hatten Spielfilmlänge und liefen in sehr loser Folge meist mittwochs zur Primetime, in der Regel kaum häufiger als einmal im Jahr. Regie führte meist Theo Mezger, unter den anderen Regisseuren war für drei Folgen Dieter Wedel.

Evelyn Hamanns Geschichten aus dem Leben

Seit 1993 (ZDF). Episodenreihe mit Evelyn Hamann im Mittelpunkt jeder Geschichte.

Jede 45- bis 60-minütige Folge zeigt zwei oder drei kurze, abgeschlossene, meist amüsante Alltagsepisoden, in denen Hamann an der Seite wechselnder Gastschauspieler verschiedene Rollen darstellt.

Die Reihe lief lange Zeit in loser Folge am frühen Abend, ab 2000 bekam sie einen staffelweisen regelmäßigen Sendeplatz am Mittwoch um 20.15 Uhr, später dienstags und donnerstags. Bisher liefen rund 50 Folgen.

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