They don’t know Jack

Es ist ja schon schade, dass die Schreiber, die bei Fernsehsendern die Pressemitteilungen verfassen, sich die Sendungen, über die sie schreiben, nicht ansehen.
Sat.1 preist die heute beginnende fünfte Staffel von Without A Trace – Spurlos verschwunden wie folgt an:

Er behält immer die Nerven und lässt sich nicht aus der Ruhe bringen: Anthony LaPaglia als Jack Malone.

Aha. Ob damit wohl die Folge „Requiem“ von Anfang März gemeint ist, in der Jack Malone den Hintermann eines Mordes brutal verprügelt und ihm androht, ihn aufzuspüren und ohne Rücksicht auf Dienstvorschriften fertigzumachen, falls er die bis eben vermisste Familie nicht in Ruhe lasse, die vor ihm geflüchtet war? Oder die Folge „In Sicherheit“ vom vergangenen Herbst, in der sonst so verständnisvolle Jack einen Wutausbruch hat und seinen Mitarbeiter Danny zur Sau macht? Oder die Folge „Malone gegen Malone“, in der er vom Scheidungsanwalt seiner Frau gezwungen wird, ein Kindheitstrauma erneut zu durchleben, was Jack dazu bringt, auszurasten und eine Scheibe im FBI-Büro einzuschlagen?

Die Sat.1-Charakterbeschreibung der Hauptfigur Jack Malone geht nicht über das obige Zitat hinaus. Beim deutschen Fernsehen rechnet vermutlich niemand damit, dass im Ausland Charaktere erfunden werden, die mehrdimensional sind.

Aber bei Sat.1 weiß man ja auch nicht, dass eine neue Staffel normalerweise mit Folge 1 beginnt. Deshalb gibt’s heute zum Auftakt der fünften Staffel Folge 2 und die eigentlich erste Folge in fünf Wochen. Vorher kommen noch Folge 3, zwei Fußballspiele und Folge 23 aus Staffel 4. Das ist zwar alles nicht schlimm, weil die falsch platzierten Folgen in sich abgeschlossen sind und keine fortlaufenden Handlungsstränge berühren, aber merkwürdig ist es trotzdem.

Michael, 22. März 2007, 08:18.

Seinfeld

1995 (Kabel 1); 1998–2000 (Pro Sieben). 180-tlg. US-Sitcom von Jerry Seinfeld und Larry David („Seinfeld“; 1990–1998).

Jerry Seinfeld (Jerry Seinfeld) und George Costanza (Jason Alexander) sind beste Freunde. Jerry ist Komiker, George ist … nun, eigentlich nichts. Er hat zwar gelegentlich einen Job, oft aber auch keinen, was eine Geldknappheit verursacht. Nachbar Kramer (Michael Richards) geht in Jerrys Wohnung ein und aus und stürzt meist plötzlich mit einem schwungvollen Auftritt zur Tür hinein (die anscheinend immer offen ist). Auch er hat keinen Job, dafür immer wieder völlig absurde Ideen, wie er an Geld kommen könnte. Das funktioniert zwar nur selten, dennoch lebt er offenbar ganz gut. Wovon, ist nicht zu ergründen.

Auch Jerrys Ex-Freundin Elaine Benes (Julia Louis-Dreyfus) verbringt viel Zeit mit den drei Männern. Dabei bedienen sich alle ohne zu fragen aus Jerrys Kühlschrank. Gemeinsam streiten sie über Belanglosigkeiten des Alltags und philosophieren über Nebensächlichkeiten („Warum sind Fische so dünn?“ – „Weil sie nur Fisch essen“). Die vier Freunde sind völlig beziehungsunfähig und deshalb nie für lange Zeit liiert. Ein Grund zur Trennung findet sich immer. Jemand spricht zu leise, lacht merkwürdig, mag die falschen Werbespots, hat zu große Hände, isst Erbsen einzeln oder wird schlimmstenfalls von den Eltern gemocht.

Nur George heiratet einmal beinahe. Dann stirbt seine Zukünftige jedoch an einer Klebstoffvergiftung, weil sie besonders billige Briefumschläge abgeleckt hatte (auf deren Kauf der geizige George bestand), in denen die Einladungskarten für die Hochzeit verschickt werden sollten. Trauer findet nicht statt, ebenso wenig wie irgendein anderweitiger besinnlicher Moment jemals Bestandteil der Serie ist. Jeder ist sich selbst der Nächste, und für einen Dollar würde er jeden verraten und verkaufen. Der Postbote Newman (Wayne Knight) nervt Jerry schon durch seine gelegentliche Anwesenheit. Beide hassen sich innig. Mit Kramer heckt Newman manchmal beknackte Ideen aus.

Seinfeld war eine der erfolgreichsten Sitcoms aller Zeiten und prägte die 90er-Jahre wie keine andere. Sie setzte Maßstäbe, an denen sich zahllose Sitcoms orientierten. Die Idee, weder eine besondere Ausgangskonstellation zugrunde zu legen noch zwingend eine ausufernde Handlung (die Episoden hatten Titel wie „Die Parklücke“, „Die Wohnungsschlüssel“ oder „Die Wurstschneidemaschine“) wurde ebenso wie die schnelle Erzählweise oft kopiert. Seinfeld selbst beschrieb seine Serie als „Die Show über nichts“. In kaum einer anderen Sendung gab es so viel Nichts, das so rücksichtslos witzig war. Es war erfrischend, diesem sozial inkompetenten Haufen, der nicht die geringste Achtung vor anderen Menschen hatte, bei seinen Neurosen zuzusehen. In den ersten Staffeln begannen und endeten die Folgen mit Ausschnitten aus Seinfelds Auftritten als Komiker, in denen er Witze zu Themen machte, die in der dazugehörigen Folge eine Rolle spielten. Manchmal zeigte Pro Sieben diese Szenen sogar.

Jerry Seinfeld wurde dank seiner Sitcom der bestbezahlte Mensch in Amerika mit einem Jahreseinkommen von damals umgerechnet 480 Millionen DM, oder heute gut 245 Millionen €. In Deutschland wurde die Serie trotz mehrfachen Versuchs auf diversen Sendeplätzen, auch am Vorabend auf Pro Sieben, kein Massenerfolg. Nach 64 Folgen verschwand sie aus dem Programm von Kabel 1, der Rest lief später auf Pro Sieben. Montags gegen Mitternacht erreichte die Serie passable Marktanteile und lief dort inklusive Wiederholungen über mehrere Jahre.

Alles Atze

2000–2007 (RTL). 62-tlg. dt. Sitcom von den „SchreibWaisen“ Peter Freiberg, Thomas Koch und Michael Gantenberg.

Atze Schröder (Atze Schröder) betreibt zwar lediglich einen Kiosk, hält sich aber für den „King of Essen-Kray“. Seine Markenzeichen sind der Minipli und die getönte Fliegerbrille. Seine Freundin Biene (Heike Kloss), Azubi Murat (Fatih Cevikkollu) und Opa Pläte (Jürgen Mikol) müssen es mit dem Ruhrpott-Proll aushalten, ebenso seine Kumpel, der Bodybuilder Harry (Norbert Heisterkamp), und der Polizist Viktor (Johannes Rotter; ab 2004: Waldemar Kobus). Am Ende der Serie macht Murat seinen eigenen Kiosk auf und Atze beschließt, seinen zu räumen.

Die ersten fünf Staffeln liefen einigermaßen erfolgreich auf dem RTL-Comedy-Sendeplatz freitags um 21.15 Uhr, und 2003 wurde die Serie als beste Sitcom mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet. Nach zwei Jahren Pause war RTL dann mit den Einschaltquoten der ersten Folge der sechsten Staffel derart unzufrieden, dass der Sender ruckartig eine Programmänderung beschloss, die den größten Teil der Staffel ins Spätprogramm verbannte. Nach 23.00 Uhr wurden je zwei Folgen am Stück versendet. Das Ende der Serie nach dieser sechsten Staffel war ohnehin bereits beschlossen.

Verrückt nach dir

1997–1999 (RTL); 2003 (Vox). 164‑tlg. US-Sitcom von Danny Jacobson und Paul Reiser („Mad About You“, 1992–1999).

Der Dokumentarfilmer Paul Buchman (Paul Reiser) ist frisch mit Jamie (Helen Hunt) verheiratet, die anfangs in einer PR-Agentur arbeitet. Mit ihrem Hund Murray bewohnen sie ein Apartment in Manhattan und lernen langsam, wie es ist, verheiratet zu sein („Liebling, du hast es vielleicht nicht bemerkt, weil ich so ruhig war, aber ich habe geschlafen“). Zu ihren Freunden gehört das Ehepaar Fran (Leila Kenzle), mit der Jamie später eine eigene Firma eröffnet, und Mark (Richard Kind), die sich jedoch scheiden lassen; Jamies jüngere Schwester Lisa (Anne Ramsay) und Pauls Cousin Ira (John Pankow), der ein eigenes Sportgeschäft hat. Ursula Buffay (Lisa Kudrow) ist die schusselig-naive Bedienung in Pauls und Jamies Stammlokal. Nach jahrelangen Versuchen bekommen Paul und Jamie Anfang 1999 schließlich eine Tochter, die sie Mabel nennen.

Romantische und über lange Zeit äußerst witzige Serie, der erst mit der Geburt des Babys in Folge 118 allmählich die Luft ausging. Die von Lisa Kudrow gespielte Ursula hatte noch eine Zwillingsschwester, Phoebe, die ebenfalls von Lisa Kudrow verkörpert wurde, allerdings nicht in dieser Serie, sondern in Friends. Helen Hunt erhielt für ihre Rolle der Jamie Buchman vier Jahre hintereinander den Emmy als beste Darstellerin in einer Comedyserie und wurde durch die Serie ferner die bestbezahlte Fernsehschauspielerin der Welt. Übertroffen wurde sie erst vier Jahre später, ausgerechnet von Lisa Kudrow (und ihre Kolleginnen in Friends). In drei Folgen trat Mel Brooks als Gaststar auf und spielte Pauls Onkel Phil. Für jeden der Auftritte erhielt auch er einen Emmy – für die beste Gastrolle.

RTL zeigte 30 Folgen freitags um 21.45 Uhr, die weiteren werktags um 0.30 Uhr. Die letzte Staffel lief im werktäglichen Vorabendprogramm auf Vox.

Two And A Half Men

Seit 2005 (Pro Sieben). „Mein cooler Onkel Charlie“. US-Sitcom von Chuck Lorre und Lee Aronsohn („Two And A Half Men“; seit 2003).

Charlie Harper (Charlie Sheen) verdient sein Geld mit der Komposition von Werbejingles, führt ein lässiges Singleleben mit ständig wechselnden Partnerinnen und wohnt in einem komfortablen Strandhaus in Malibu. Sein Bruder, der Chiropraktiker Alan (Jon Cryer), ist ein biederer Familienvater, der sehr an seiner Frau Judith (Marin Hinkle) hängt. Die hat ihn jedoch rausgeworfen, weil sie nun selbst auf Frauen steht, zumindest vorübergehend. Seitdem wohnen Alan und sein anfangs zehnjähriger Sohn Jake (Angus T. Jones) bei Charlie, und ständig prallen ihre Welten aufeinander. Obwohl Charlie das Leben Alans fremd ist, freundet er sich schnell mit Jake an und entdeckt seinen Sinn fürs Familiäre. Das geht jedoch nicht so weit, dass er nun auch mit seiner Mutter Evelyn (Holland Taylor) klarkäme, die viel zu oft zu Besuch kommt. Rose (Melanie Lynskey) ist eine aufdringliche Ex-Affäre Charlies, die er nicht mehr los wird und als gegeben akzeptiert, Berta (Conchata Ferrell) ist die resolute Haushälterin.

Die Serie erweiterte das Konzept von Männerwirtschaft um viele neue Ideen und ein Kind, das jedoch kaum störte. Der gelangweilte Playboy, dem alles egal ist, war eine Paraderolle für Charlie Sheen, Jon Cryer spielte den perfekten Gegenpol. In den USA gelang es der Serie, über mehrere Jahre die erfolgreichste Sitcom zu sein. Bei uns lief sie zunächst samstags am Vorabend, in der ersten Staffel noch unter dem Haupttitel Mein cooler Onkel Charlie, ab der zweiten Staffel unter dem unübersetzten Originaltitel Two And A Half Men schon nachmittags. Größere Aufmerksamkeit wurde der Serie in Deutschland erst zuteil, als Kabel 1 sie mit täglich zwei Wiederholungen ins Nachmittagsprogramm aufnahm, die an vielen Tagen die Marktführung beim jungen Publikum übernahmen und mehr Zuschauer erreichten als gleichzeitig die großen Sender RTL, Sat.1 und ProSieben. ProSieben, das weiterhin die Erstausstrahlungen zeigte, reagierte auf die guten Kabel-1-Quoten und die eigenen am Samstagnachmittag und verlegte die Serie in der Mitte der fünften Staffel ab September 2009 ins Hauptabendprogramm. Neuer Sendeplatz ist jetzt dienstags um 21.15 Uhr.

Die ersten Staffeln sind auf DVD erschienen.

My Name Is Earl

Seit 2008. (RTL). 96-tlg. US-Comedyserie von Greg Garcia („My Name Is Earl“; 2005–2009).

Der gewissenlose Halbtagskriminelle Earl Hickey (Jason Lee) ändert sein Leben, als er im Lotto gewinnt und am gleichen Tag von einem Auto angefahren wird. Weil er plötzlich davon überzeugt ist, „Karma“ bestrafe ihn für seine Sünden und belohne ihn für gute Taten, macht er sich daran, seine alten Sünden wiedergutzumachen – ohne ganz genau zu wissen, wer oder was „Karma“ eigentlich ist. Dazu erstellt eine lange Liste, die er Punkt für Punkt abzuarbeiten gedenkt. Das ist natürlich nicht ganz einfach, denn viele der Geschädigten von früher sind noch immer nicht gut auf Earl zu sprechen. Sein Lottogewinn finanziert diese teils aufwändigen Eskapaden. Earl lebt zusammen mit seinem extrem unterbelichteten Bruder Randy (Ethan Suplee) in einem Motel, in dem Randys Freundin Catalina (Nadine Velazquez) als Reinigungskraft arbeitet. Earls untreue Ex-Frau Joy (Jaime Pressly), die mit dem coolen Darnell (Eddie Steeples) zusammenlebt, von dem sie ohnehin schon ein Kind hat, hat Wind von dem Lottogewinn bekommen und ist nun scharf auf das Geld.

Jason Lee ist großartig als ebenso zwielichtiger wie sympathischer Kleinkrimineller, der zur guten Seite gewechselt ist, und auch der Rest des Ensembles verkörpert den kruden Haufen glaubwürdig und mit nur geringer Überzeichnung. Der Ablauf indes ist in fast jeder Folge gleich, aber zum Glück variieren die Gags.

RTL zeigte sechs halbstündige Folgen freitags um 23.30 Uhr, dann ging es erst ein Jahr später und eine Stunde später weiter.

Zum Totlachen

Im zweiten Teil der dreiteiligen ARD-Dokumentation Komisches Deutschland wird heute um Mitternacht anhand des Themas „Reisen und so“ veranschaulicht, wie man auch Humor eine Dreiviertelstunde lang zerreden kann. Im ersten Teil vor einer Woche ging es um „Sex und so“. Um vorzuführen, wie sich Humor in Deutschland im Lauf der letzten 60 Jahre entwickelt hat, wurden dieselben alten Sketche gezeigt, die uns die dritten Programme jedes Jahr an Silvester als humoristisches Maß aller Dinge auftischen. Kommentiert wurden sie von Humoristen der „Gegenwart“, darunter der vor neun Monaten verstorbene Robert Gernhardt (!), der von einem Legastheniker mit „Otto’s Autor“ untertitelt wurde. Da ist es kein Wunder, dass man sofort überzeugt ist, dass Deutschland irgendwie komisch ist. Ob der Titel wohl so gemeint war?

Das Argument, der Deppenapostroph sei inzwischen erlaubt, gilt übrigens nicht. Zu Robert Gernhardts Lebzeiten war er es nämlich noch nicht. Vermutlich bedarf es einer eigenen Dokumentarreihe, um aufzuzeigen, wie sich Humor in Deutschland in der langen Zeit entwickelt hat, seit diese „neue“ Dokumentation produziert wurde.

Michael, 21. März 2007, 12:57.

Dancing Ziering

Der Begriff „The Ziering“ bezeichnet einen Schauspieler, bei dem es höchst unwahrscheinlich ist, dass er nach dem Ende seiner einen langlebigen Serie jemals wieder in einer größeren Rolle zu sehen sein wird. Philip Michael Thomas, der Tubbs aus Miami Vice, ist zum Beispiel ein Ziering, ebenso James van der Beek, der Dawson aus Dawson’s Creek. Ach ja, und natürlich Ian Ziering, der Steve Sanders aus Beverly Hills, 90210, der Namenspatron. Auserkoren von zwei Autorinnen eines Artikels für MSNBC.

Die müssen sich sehr erschreckt haben, falls sie gestern „Dancing With The Stars“ bei ABC gesehen haben, die US-Version von Let’s Dance. Da ist er nämlich wieder. Ziering, der in seinen Dreißigern mit erkennbar beginnender Glatzenbildung bedingt talentiert einen Teenager spielte, ist jetzt 42, hat aus unerfindlichen Gründen immer noch Haare und probiert wahrscheinlich einfach mal aus, ob er wenigstens tanzen kann.

So ein einzelner Ziering hätte mich wahrscheinlich nicht weiter beunruhigt, hätte ich nicht erst vergangenen Donnerstag in Sat.1 Jason Priestley (Brandon Walsh aus Beverly Hills, 90210) als Geiselnehmer in Without A Trace gesehen. Gleich zwei Zierings. Aus derselben Serie. Die haben bestimmt irgendwas vor. Ich habe Angst. Dagegen wirken die Guildo Horns und Margarethe Schreinemakers‘ dieser Welt, die in der zweiten Staffel von Let’s Dance ab Mai bei RTL erwartet werden, plötzlich ganz harmlos.

Michael, 20. März 2007, 22:09.

Miami Vice

1986–1992 (ARD); 1996–1997 (RTL); 1998 (RTL 2). 112‑tlg. US‑Krimiserie von Anthony Yerkovitch („Miami Vice“; 1984–1989).

James „Sonny“ Crockett (Don Johnson) fährt einen Ferrari und lebt zusammen mit seinem Alligator Elvis auf dem Boot „St. Vitus‘ Dance“. Er kommt aus der Kleinstadt, ist ein bodenständiges Raubein und cooler Frauenheld, ist geschieden und hat einen Sohn, trägt meistens helle Jacketts zu T‑Shirts und Baggy Pants, Sonnenbrille und keine Socken. Zusammen mit dem intellektuellen Großstädter Ricardo Tubbs (Philip Michael Thomas) arbeitet als Undercover-Polizist in Miami. Tubbs fährt einen Cadillac, trägt Krawatte und Seidenhemden. Ihre Decknamen sind Sonny Burnett und Rico Cooper.

Gemeinsam ermitteln sie vor allem in der Drogenszene, schaffen es aber immer nur, Einzeltäter und ‑fälle zu bekämpfen, während im Großen der Sumpf des Verbrechens allgegenwärtig ist. Auch die vermeintlich Guten, die Crockett und Tubbs vorgesetzten Regierungsorganisationen, entpuppen sich immer wieder als korrupte Handlanger der Rauschgiftkartelle.

Zum Team ihrer Einheit gehören ihr Boss LeutenantMartin Castillo (Edward James Olmos), die Undercover-Polizistinnen Gina Calabrese (Saundra Santiago) und Trudy Joplin (Olivia Brown) sowie Stanley Switek (Michael Talbott) und Larry Zito (John Diehl). Zito stirbt später. Das tun in der Regel auch die Frauen, mit denen Crockett ernsthaftere Beziehungen eingeht. Die Sängerin Caitlin Davies (Sheena Easton) heiratet er sogar, doch auch sie überlebt das nicht sehr lange. In der letzten Staffel verliert Sonny vorübergehend sein Gedächtnis und hält sich für den gemeinen Drogendealer, den er sonst undercover nur spielt. In der letzten Folge verlassen Crockett und Tubbs desillusioniert die Einheit.

Viele Bilder in der Serie erinnerten an Videoclips. Schnelle Verfolgungsjagden wurden mit schönen, bunten Bildern von Miami und treibender Musik angereichert. Das Styling war eine Kunst für sich: Gebäude etwa sollten pastellfarben sein, braune und rote Häuser durften nicht ins Bild kommen. Der ausführende Produzent Michael Mann machte kein Geheimnis daraus, dass die Handlung zweitrangig war. Die coole Kleidung der Hauptakteure machte sie zu Idolen bei der Jugend.

Jan Hammer war der Komponist der berühmten Musik. Sein Titelthema „Miami Vice Theme“ wurde ein internationaler Top‑Ten-Hit, erreichte in den USA sogar Platz eins. Auch „Crockett’s Theme“ kam in Deutschland und Großbritannien in die Top Ten. Viele bekannte Musiker steuerten zusätzlich Songs zur Serie bei und spielten oft sogar mit, darunter Phil Collins, Glenn Frey, Leonard Cohen, Little Richard, James Brown und Miles Davis.

Miami Vice war in den USA außerordentlich erfolgreich, die Erstausstrahlung hatte fast so viele Zuschauer wie Dallas. Die direkte Konkurrenz war trotzdem zu stark: Als NBC Miami Vice gegen den CBS-Knaller Dallas programmierte, begann der Abstieg der Serie.

In Deutschland liefen beide Serien mit großem Erfolg in der ARD und wechselten sich zunächst sogar auf dem gleichen Sendeplatz ab, dienstags um 21.45 Uhr. Später zog Miami Vice auf samstags nach dem Wort zum Sonntag um. Fast alle der jeweils 45-minütigen Folgen liefen in der ARD, lediglich zwei Folgen wurden später von RTL und sechs von RTL 2 in deutscher Erstausstrahlung nachgereicht.

2006 kam eine Neuauflage von „Miami Vice“ mit Colin Farrell und Jamie Foxx in Kino. Der Film und die ersten beiden Staffeln der Serie sind bereits auf DVD erschienen.

Dawson’s Creek

1999–2001 (Sat.1); 2002–2004 (Pro Sieben). 128-tlg. US-Teenieserie von Kevin Williamson („Dawson’s Creek“; 1998–2003).

Die Teenager Dawson Leery (James van der Beek), Pacey Witter (Joshua Jackson), Joey Potter (Katie Holmes) und Jen Lindley (Michelle Williams) gehen gemeinsam zur Schule im Küstenort Capeside in Massachusetts. Dawson liebt Filme und möchte später Regisseur werden. Mit Joey und Pacey ist er schon seit seiner Kindheit befreundet. Seine Freundin ist zunächst Jen, dann aber auch kurz Joey. Die ist anschließend mit Pacey zusammen, dann wieder mit ihrem Seelenverwandten Dawson und später noch mal mit Pacey. Überhaupt geht es fünf Jahre lang hauptsächlich darum, für wen der beiden sie sich nun entscheidet. Darüber zerbricht die Freundschaft der beiden Jungs vorübergehend. Jen wohnt bei ihrer Großmutter Evelyn Ryan (Mary Beth Peil), genannt „Grams“. Ihr bester Freund wird Jack McPhee (Kerr Smith), der erst nach einem kurzen Flirt mit Joey merkt, dass er schwul ist. Dessen Schwester Andie (Meredith Monroe) ist für eine Weile Paceys Freundin. Dawsons Eltern Gayle (Mary-Margaret Humes) und Mitch (John Wesley Shipp) versöhnen sich nach einer Trennung wieder und bekommen in der vierten Staffel noch eine Tochter, die sie Lilly nennen. Etwas später stirbt Mitch bei einem Autounfall.

Nach Abschluss der Schule ziehen Joey, Jen (samt Oma), Jack und Pacey in der fünften Staffel nach Boston, Pacey wird erst Koch und später Finanzbroker, die anderen (sogar Oma) studieren. Joey findet in ihrer Zimmergenossin Audrey Lidell (Busy Philipps) eine beste Freundin. Dawson geht unterdessen nach Kalifornien, um ins Filmgeschäft einzusteigen, und guckt sich den rüpelhaften Regisseur Todd Carr (Hal Ozsan) als seinen Mentor aus. Gegen Ende dreht sich die nach ihm benannte Serie immer seltener um Dawson, dafür immer mehr um dessen Freunde und vor allem um Joey, die in einigen Episoden sogar als Ich-Erzählerin aus dem Off auftaucht. In fünf Folgen der letzten Staffel spielt Dawson nicht einmal mit. Am Schluss sind alle zurück auf Anfang, Dawson und Pacey pleite, Joey mit keinem von beiden zusammen, und Jen, Jack und Grams ziehen nach New York. Das zweiteilige Serienfinale spielt fünf Jahre später. Dawson ist jetzt Fernsehproduzent, Pacey hat ein eigenes Restaurant, Joey arbeitet bei einem Verlag in New York, Jack ist Lehrer und Jen allein erziehende Mutter. Jen stirbt an einer Herzkrankheit, gibt zuvor noch ihre Tochter in Jacks Obhut. Und Joey entscheidet sich endlich, und zwar für Pacey, der mit ihr nach New York zieht.

Liebevolle Kleinstadtromantik und Teenager, die sich über Filme unterhielten wie 50-jährige Feuilletonisten, unterschieden die Serie vor allem in den ersten Jahren von der Standard-Teeniesoap. Jede Episode war eine Stunde lang. Die ersten drei Staffeln liefen sonntagnachmittags in Sat.1, der Rest ab Folge 59 samstagnachmittags auf Pro Sieben. Als Titelsong wurde bei uns in der ersten Staffel „Elsewhere“ von Jann Arden verwendet, ab der zweiten Staffel, so wie in den USA von Anfang an, „I Don’t Want To Wait“ von Paula Cole.

Die Serie ist auf DVD erhältlich.

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