Maden in Germany

Es ist schon interessant, wie jeder abstreitet, bei CSI zu klauen. RTL beharrte ernsthaft darauf, Post Mortem sei in Wirklichkeit auf der Basis des eigenen 1997er-Fernsehfilms „Post Mortem – Der Nuttenmörder“ entstanden, und Sat.1 hat für R.I.S. – Die Sprache der Toten zumindest offiziell die italienische Serie „R.I.S. – Delitti imperfetti“ adaptiert.
Die deutsche Version startet heute im Anschluss an Navy CIS, dessen drei Buchstaben am Ende ja auch total zufällig die gleichen wie bei CSI sind, nur in anderer Reihenfolge.

R.I.S. hat viel von CSI, vom grummeligen Teamchef bis hin zu den Maden, für die er sich brennend interessiert. Was R.I.S. bislang nicht hat, sind sympathische Charaktere, für die man sich interessieren würde. Auf Dauer wird es nämlich doch lästig, als einzige Charakternuance eines Chefermittlers Verschossenheit zu haben. Der Rest des Ensembles ist ohnehin unüberschaubar. Acht Hauptpersonen werden in der Pilotfolge eingeführt, zu viele auf einmal, um sie kennenlernen oder überhaupt unterscheiden zu können. CSI baute sein Ensemble allmählich auf, was die Zurechtfindung erleichterte. Die Mordfälle müssen den Job des Zuschauerfangs also allein machen, was wohl ohnehin so vorgesehen war, denn die Inflation der forensisch-pathologischen Krimiserien zeigt, dass die Sender voller Hoffnung sind, den Zuschauern sei es völlig wurscht, wem sie bei der Verbrechensaufklärung zusehen.

Während Post Mortem bei RTL noch als gute und originelle Krimiserie durchging, wenn man so tat, als habe es CSI nie gegeben, wirkt R.I.S. sogar ohne Vorlage wie ein lauwarmer Abklatsch. Da die Serie aber quasi konkurrenzlos an den Start geht, weil um 21.15 Uhr nach dem Ende von Navy CIS die Filme aller anderen Sender schon halb vorbei sind und nirgendwo eine neue Sendung beginnt, wird auch sie wie bisher Criminal Minds vom Erfolg der vorausgehenden Serie profitieren.

R.I.S. — Die Sprache der Toten, sonntags um 21.15 Uhr in Sat.1.

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Michael, 25. März 2007, 08:59.

Hexenbestattung

Eigentlich ist es ja egal. Und der Vorspann mit Bildern von San Francisco war sicher das Gehaltvollste, was Charmed – Zauberhafte Hexen zu bieten hatte. Aber irgendwie werde ich die drei Hexen vermissen, die nur mit schluchttiefen Dekolletés und einem Zettel mit gereimten Zaubersprüchen jedes Monster zum Explodieren bringen konnten.

Wenn es nach Beverly Hills, 90210 und Charmed nicht bald eine neue Serie gibt, aus der Shannen Doherty gefeuert werden kann, wird nach der heutigen letzten Folge eine Lücke im Fernsehen klaffen, die sogar die zwischen Tori Spellings Brüsten in den Schatten stellt.

Einige Stunden später, gegen Mitternacht, beerdigen wir außerdem Six Feet Under. Das war zwar streckenweise recht deprimierend und lief nur halb so lang wie Charmed, ist aber auch nur halb so egal. Zumal die Halliwell-Hexen in den Wiederholungshimmel kommen und wohl noch auf Jahre im Pro-Sieben-Nachmittagsprogramm Dämonen sprengen werden, nach der Verbannung der letzten Staffel ins Samstagnachtprogramm eine baldige Wiederholung von Six Feet Under aber unwahrscheinlich ist.

Auf Wiedersehen, Fishers! Hoffentlich macht Euch Federico für die letzte Ruhe besonders hübsch.

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Michael, 24. März 2007, 04:34.

Geisterstunde vorverlegt

Bei Kabel eins spricht Jennifer Love Hewitt ab heute wieder mit Geistern und hilft ihnen, Ruhe im Reich der Toten zu finden. Um 20.15 Uhr beginnt die zweite Staffel von Ghost Whisperer — Stimmen aus dem Jenseits, jener Serie, die vor zwei Jahren bei CBS Die himmlische Joan ablöste, die Serie über ein Mädchen, dem Gott immer wieder in unterschiedlicher Gestalt erscheint, was CBS-Chef Les Moonves damals mit dem inzwischen legendären und vor allem von Kirchen viel kritisierten Satz begründete: „Ich glaube, Reden mit Geistern bringt uns jüngere Zuschauer als Reden mit Gott.“

Michael, 23. März 2007, 10:38.

Lustige US-Invasion

Nachdem fast alle deutschen Krimiserien im Privatfernsehen durch US-Serien ersetzt wurden und mittlerweile auch die deutschen Comedyserien floppen (z.B. Alle lieben Jimmy, Alles Atze), kann es sein, dass bald auch endlich US-Sitcoms unsere Primetime füllen? — Roman

Ja, kann sein. Es kann jedenfalls nicht mehr lange dauern, bis bei RTL die Freitagabend-Panik ausbricht. Die Comedys machen gerade dasselbe durch wie die Krimis: Jüngst noch erfolgreiche Serien kehren mit neuen Staffeln zurück, die Zuschauer vom letzten Mal kommen aber nicht mit zurück. Die eine Lösung wäre natürlich, noch fünfzig weitere Freitagabende mit ultimativen Chartshows über die erfolgreichsten Dauerwellenträger der Achtziger zu füllen, die andere wäre die mutige, es tatsächlich mit US-Comedy zu versuchen.

Das wäre allerdings eine interessante Ironie. Während der kompletten 90er-Jahre waren Sitcoms das beliebteste Sendeformat in den USA, und die ebenso populären wie intelligenten Serien wie Seinfeld oder Frasier verkümmerten hierzulande im Wochenendnachmittags- oder Nachtprogramm. Der heutige Zustand amerikanischer Comedy ist eher besorgniserregend, aber solche Phasen gab es immer wieder. Der mit Abstand größte aktuelle Comedyerfolg in den USA ist Two And A Half Men, was Pro Sieben bis Februar samstags mittags zeigte. RTL hat allerdings die Rechte an der originellen und ebenfalls recht populären Serie My Name Is Earl, die angeblich noch in diesem Jahr starten soll. Eine Platzierung am Freitagabend, vielleicht um 21.45 Uhr im Anschluss an eine Eigenproduktion, wäre einen Versuch wert.

Aber wohin RTL letztendlich seine Perlen wirft, wage ich nicht vorherzusagen. Immerhin zwei US-Sitcoms liefen dort ja schon in den 90er-Jahren für kurze Zeit zur Primetime: Eine schrecklich nette Familie montags und Verrückt nach dir freitags. Damals stellten die erreichten Zuschauerzahlen RTL nicht zufrieden. Heute wären sie froh, sie hätten Zahlen in dieser Höhe.

Ghost Whisperer — Stimmen aus dem Jenseits

Seit 2006 (Kabel 1). US-Fantasyserie von John Gray („Ghost Whisperer“; seit 2005).

Wahnsinn, was Verstorbene noch alles zu erledigen haben. Weil sich der Nachlassverwalter nicht um alles kümmern kann, gibt es zum Glück Melinda Gordon (Jennifer Love Hewitt). Sie kann Tote sehen und mit ihnen sprechen, und die Toten kommen zu ihr mit der Bitte, noch ein paar Dinge zu erledigen, zu denen sie nicht mehr kamen, die sie aber dringend aus der Welt schaffen müssten, um endlich erlöst zu werden. Weil Geister nicht sehr üppig zahlen, braucht Melinda einen Hauptjob: Zusammen mit Andrea Moreno (Aisha Tyler) besitzt sie ein Antiquitätengeschäft, und verheiratet ist Melinda mit dem Rettungssanitäter Jim Clancy (David Conrad). Beide wissen von Melindas besonderer Gabe, und in beiden Bereichen können diese Geister manchmal ganz schön lästig sein. Zum Ende der ersten Staffel kommt ausgerechnet Andrea in die Verlegenheit, Melindas Hilfe zu benötigen. Sie stirbt als Folge eines Flugzeugabsturzes – das Flugzeug stürzt auf ihr Auto. In der zweiten Staffel wird Delia Banks (Camryn Manheim) Melindas neue Partnerin im Antiquitätenladen.

Die Serie basiert auf dem Leben und den übernatürlichen Fähigkeiten von James van Praagh, dessen Leben auch schon in dem Zweiteiler „Talking To Heaven“ („Living With The Dead“; 2002) verfilmt wurde, den RTL im August 2003 zeigte. In den USA trat die Serie an die Stelle der abgesetzten Die himmlische Joan, in der die Hauptfigur mit Gott sprach. Die Auswechslung begründete CBS-Chef Les Moonves mit dem Satz: „Ich glaube, Reden mit Geistern bringt uns jüngere Zuschauer als Reden mit Gott“.

Die erste Staffel lief mittwochs um 20.15 Uhr mit je zwei einstündigen Folgen am Stück, seit der zweiten Staffel laufen freitags einzelne Folgen.

Die himmlische Joan

2004–2005 (Pro Sieben). US-Familienserie von Barbara Hall („Joan Of Arcadia“; 2003–2005).

Vater Will Girardi (Joe Mantegna) ist der örtliche Polizeichef in Arcadia, Mutter Helen (Mary Steenburgen) arbeitet im Büro des Schuldirektors, und Tochter Joan (Amber Tamblyn) spricht mit Gott. In immer anderer, aber stets menschlicher Form erscheint Gott der 16-Jährigen und erteilt ihr Aufträge. Mal ist er ein gutaussehender Teenager, mal ein Müllmann und mal die Dame von der Essensausgabe in der Schulkantine. Gott legt ihr nahe, sich einen Job als Aushilfe in einem Buchladen zu suchen oder sich einfach in der Schule mehr anzustrengen. Was das soll, wird zunächst nicht klar. Doch eine Verkettung von Umständen führt immer zu einer positiven Entwicklung, durch die Will einen gesuchten Mörder festnehmen kann oder Joans älterer Bruder Kevin (Jason Ritter) den Lebensmut zurückgewinnt. Dieser sitzt seit einem Autounfall im Rollstuhl und tut sich anfangs schwer, nicht aufzugeben. Joans jüngerer Bruder Luke (Michael Welch) ist ein sarkastischer Wissenschaftsfreak, der für alles eine logische Erklärung findet.

Mary Steenburgen ist die Ehefrau von Ted Danson (Cheers; Becker), Jason Ritter der Sohn von John Ritter (Herzbube mit zwei Damen; Meine wilden Töchter).

Die einstündigen Folgen liefen samstagnachmittags. Pro Sieben zeigte nur die erste von zwei Staffeln.

Mein neuer Freund

2005 (Pro Sieben). Einstündige Reality-Comedyshow mit Christian Ulmen.

Ein Kandidat muss seine unwissenden Freunde und Verwandten davon überzeugen, dass der unausstehliche Bekloppte, der vom verkleideten Ulmen gespielt wird, sein Freund ist. Hält er 48 Stunden durch, gewinnt er 10 000 Euro.

Die schlechten Quoten einer einzigen Sendung am Montag um 21.15 Uhr reichten Pro Sieben, um den Versuch sofort abzubrechen. Im Gegensatz zu Hire Or Fire, dem kurz zuvor das gleiche Schicksal widerfahren war, wurden die weiteren produzierten Folgen aber noch gesendet, einige Wochen später donnerstags um 23.15 Uhr.

Big Boss

2004–2005 (RTL). Realityshow, in der zwölf Kandidaten um einen Traumjob kämpfen.

Jede Woche müssen die Bewerber, aufgeteilt in zwei Teams, Aufgaben bewältigen, Schnelligkeit, Kreativität und Teamgeist beweisen und auf diese Weise zeigen, wer am besten geeignet wäre, ein eigenes Unternehmen zu führen oder eine Top-Position in einer anderen Firma auszufüllen. Der ehemalige Manager des Fußballbundesligisten Bayer Leverkusen, Reiner Calmund, überwacht als Big Boss die Durchführung der Aufgaben und feuert am Ende jeder Sendung einen Teilnehmer aus dem Verliererteam. Als Berater hat er die Unternehmerin Bettina Steigenberger und den Journalisten Roland Tichy an seiner Seite. Wer ganz zum Schluss übrig bleibt, erhält entweder einen Spitzenjob in der Industrie oder 250 000 € Startkapital für eine Existenzgründung. Im Unternehmen des Siegers sitzt Calmund dann im Aufsichtsrat.

Adaption der außerordentlich erfolgreichen US-Show The Apprentice, in der der Milliardär Donald Trump einen Mitarbeiter für sein Imperium suchte. Seinen Standardspruch „You’re fired!“ ließ er sich nach einigen Sendungen schützen, um ihn auf T-Shirts etc. vermarkten zu können. RTL hatte die Rechte gekauft und dicht am Original umgesetzt. Statt mit „You’re fired!“ schickte Calmund die Verlierer mit den Worten „Sie haben frei!“ nach Hause und kanzelte die Möchtegernunternehmer mit Sätzen ab wie „Bei eurem Ergebnis kriege ich wirklich volle Kreislaufstörungen.“ oder „Sie haben durch Luftverdrängung geglänzt.“. Gewinnerin wurde die 25-jährige Eventmanagerin Carmen Dohmen, die ankündigte, mit dem gewonnenen Geld eine Eventagentur aufbauen zu wollen.

Elf einstündige Folgen liefen meist dienstags um 20.15 Uhr mit mäßigem Erfolg. Ein Pro-Sieben-Abklatsch namens Hire Or Fire – Der beste Job der Welt war einige Wochen zuvor spektakulär gefloppt. Im Sommer 2005 zeigte RTL samstags nachts auch das US-Original.

Hire Or Fire – Der beste Job der Welt

2004. Realityshow.

Zehn Kandidaten hätten um einen Job bei John de Mol kämpfen sollten. Jede Woche hätten die Bewerber Aufgaben bewältigen und am Ende der Schwächste gefeuert werden sollen. Der Gesamtsieger sollte einen Top-Job und 300 000 Euro Jahresgehalt erhalten. Das Vorbild war die US-Show The Apprentice. RTL hatte die Rechte erworben und daraus Big Boss gemacht. Der Pro-Sieben-Abklatsch war schneller auf Sendung, dafür aber noch schneller wieder weg. Nicht einmal eine Million Menschen sahen um 20.15 Uhr zu, und so wurde nach der Premiere als erstes Opfer John de Mol samt Sendung gefeuert.

Bei einer früheren vorzeitig abgesetzten Realityshow, To Club, wurde das ausgesetzte Preisgeld unter den Kandidaten aufgeteilt. Es ist nicht bekannt, ob hier anstelle eines Spitzenpostens an den Sieger an alle Teilnehmer je ein Job in der Poststelle vergeben wurde.

Hochgeschossen

Im Fernsehen kommt man auf merkwürdige Weise an neue Jobs. Gerade erst wurde Dirk Matthies im Großstadtrevier nur deshalb zum Chef befördert, weil er im Dienst angeschossen wurde und nicht mehr auf Streife gehen konnte. Sein Nachfolger im Streifenwagen wurde ein Typ, der zufällig gerade am Tatort war, als es passierte.

Aber es geht noch merkwürdiger: Zum Start der neuen Folgen von Alarm für Cobra 11 bei RTL wird heute Semir Gerkhans langjähriger Partner Tom Kranich (René Steinke) erschossen. Der Schütze ist Chris Ritter (Gedeon Burkhard), der daraufhin Semirs neuer Partner wird.
Ich bin sicher, dass es bei Ansicht der gesamten spielfilmlangen Episode eine einigermaßen logische Erklärung dafür geben wird, und… Halt, wir sprechen ja von Alarm für Cobra 11. Nein, dann wohl nicht. Und selbst wenn, wird sie vermutlich von einer hübschen Explosion übertönt.

Für Freunde des nuancierten Krimis empfehle ich eher den Auftakt zur fünften Staffel von Without A Trace in Sat.1, einer vielschichtigen, hintergründigen Serie mit mehrdimensionalen Charakteren. Auch wenn Sat.1 selbst das gar nicht weiß:

Michael, 22. März 2007, 08:49.
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