Mein schlimmster Tag

Seit 2007 (Kabel 1). Versteckte-Kamera-Show mit Lou Richter.

Nichtprominente Opfer bekommen von Freuden, Kollegen und anderen Eingeweihten systematisch den Tag versaut, und wenn sie gerade denken, es könnte nach all den vermeintlichen Pannen, Missgeschicken und Katastrophen gar nicht schlimmer kommen, lernen sie: Es kann — wenn sie erfahren, dass sie Teil dieser Show waren. Zwischendurch foppt Lou Richter in verschiedenen Verkleidungen und Situationen weitere Ahnungslose vor der versteckten Kamera.

Zehn einstündige Folgen liefen montags um 21.15 Uhr im Doppelpack mit Der Comedy-Flüsterer. Eine zweite Staffel mit vier Folgen war sonntags um 19.15 Uhr zu sehen.

Ende gut, alles schon bekannt

Gerade mach‘ ich den Mund zu. Und schon schickt uns RTL den nächsten Beweis dafür, dass es ihnen eigentlich völlig egal ist, ob überhaupt noch jemand zuschaut. Ausgerechnet bei einer der Sendungen, die überhaupt noch jemand schaut, Dr. House.

Im Internet hat es sich eingebürgert, groß SPOILER über Texte zu schreiben, die den Fortgang einer Handlung schildern, die noch gar nicht ausgestrahlt wurde. Im Fernsehen schreibt man offensichtlich einfach nur „RTLtext“ darüber.

Die Videotextseite zur Folge vom Dienstagabend schilderte nicht nur die grobe Ausgangskonstellation, damit man weiß, worum es geht, sondern detailliert den Verlauf der Behandlung des Patienten der Woche, damit man auch gleich weiß, wie es ausgeht („Und zum Schluss stellt House fest…“). Ständig neue Erkenntnisse, zwischenzeitliche Rückschläge und Überraschungen sind das wiederkehrende Muster bei Dr. House. Wer sich vorher im Videotext informiert, wird höchstens noch davon überrascht, an welcher unpassenden Stelle RTL die Werbung reinknallt.

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Michael, 14. Februar 2007, 01:37.

Hinter Gittern. Hinter uns.

Ohne dass es jemand bemerkt hätte, ist in der Nacht von Montag auf Dienstag nach zehn Jahren die einstige Erfolgsserie Hinter Gittern – Der Frauenknast zu Ende gegangen. Wie? Keine Ahnung. Ich habe die Serie nie regelmäßig verfolgt, was mit mangelndem Interesse an mangelndem schauspielerischen Talent und mangelnder Inhaltsschwere zu tun gehabt haben kann, doch das Ende wollte ich tatsächlich sehen. Schon vor Wochen machte ich mir eine Notiz, doch wie das so ist, wenn eine Notiz zu lange an der gleichen Stelle klebt, man zählt sie eines Tages unbewusst zum Mobiliar und nimmt sie nicht mehr wahr. Ich habe es also vergessen. Verpasst. So wie Millionen langjähriger Fans. Und genau das ist der Punkt.

So wie RTL zum Ende mit den Fans der Serie umging, geht man mit treuem Publikum einfach nicht um. Über fast ein Jahrzehnt war die Serie ein Quotengarant, hat dem Sender viele Zuschauer und viel Geld eingebracht. Millionen Menschen haben die Serie über Jahre verfolgt, und ebenso viele Millionen haben unzählige Male zumindest den Vorspann gesehen, weil sie nach Wer wird Millionär? nicht schnell genug ausgeschaltet haben. Doch selbst für viele, die die Serie nie gesehen haben, wurde „Knastlesbe Walter“ ein feststehender Begriff der Popkultur.

Die Serie war ein Markenzeichen und der Beweis, dass es eine zweite wöchentliche Soap neben der Lindenstraße im deutschen Fernsehen geben kann. Fast zehn Jahre hatte die Serie einen festen Platz, einen verlässlichen Termin, war der oft zitierte Fels im sich sonst ständig verändernden Fernsehprogramm. Und dann verliert RTL drei Monate vor Schluss die Geduld, weil die Quoten zurückgegangen waren. Natürlich sind drei Millionen Zuschauer für den Marktführer zur Primetime langfristig zu wenig. Kurzfristig wäre es aber ein Zeichen des Respekts gegenüber dem Publikum gewesen, eine freundliche Geste, ein Dankeschön für die Treue, wäre die Serie die wenigen Wochen bis zum ohnehin bereits feststehenden Ende noch am bekannten Platz geblieben und nicht tief in die Nacht verschoben worden. Stattdessen gab es das übliche Zeichen von Arroganz, ein weiteres Signal, dass es ja offenbar nicht die Zuschauer sind, für die ein Sender sendet, einen Schlag ins Gesicht von drei Millionen Menschen, die RTL und der Serie bis zuletzt die Treue hielten. Aber die sind ja egal.

Damit gab RTL auch die Chance auf, das Ende eines, nennen wir es ruhig so, Klassikers noch mal ordentlich zu betrommeln, ein Ereignis aus einem großen Finale zu machen, und vielleicht zum Schluss noch mal ein paar der Zuschauer zurückzugewinnen, die im Lauf der Jahre verloren gegangen waren. In den USA gehören die Abschlussfolgen früherer Erfolgsserien regelmäßig zu nationalen Ereignissen. Auch Serien wie Frasier oder Friends, zweifellos von weit höherer Qualität, hatten in ihren letzten Staffeln nicht mehr so viele Zuschauer wie in ihren besten Zeiten, doch die Finalfolgen holten jeweils so viele Zuschauer wie nie zuvor und gehören nun zu den meistgesehen Einzelsendungen in der Geschichte des US-Fernsehens. Nur ein Beispiel, wie man es richtig macht.

RTL hat es falsch gemacht. Viele Zuschauer waren lange Zeit treu. RTL nicht. Wiederholt sich dieses Vorgehen zu oft, erschüttert dies das Vertrauen in einen Sender. Das könnte erklären, warum alle großen Sender in den vergangenen Jahren viele Zuschauer verloren haben. Eine Beziehung funktioniert nur, wenn beide Seiten treu sind.

Michael, 14. Februar 2007, 00:58.

Friends

1996–1999 (Sat.1); 2001–2005 (Pro Sieben). 236-tlg. US‑Sitcom von David Crane und Marta Kauffman („Friends“; 1994–2004).

Sechs New Yorker Freunde Mitte 20 verbringen ihre Freizeit meist gemeinsam und reden in ihrem Stammlokal „Central Perk“ oder in Monicas Apartment über Gott, die Welt und vor allem den neuesten Beziehungstratsch. Die Freunde sind der geschiedene Ross Geller (David Schwimmer), der immer wieder Pech mit Frauen und Ehen hat, seine Schwester Monica (Courteney Cox), die Köchin ist, die verwöhnte Rachel Green (Jennifer Aniston), die anfangs im „Central Perk“ bedient und später einen Job in einem Modeunternehmen findet, der Scherzkeks Chandler Bing (Matthew Perry), der tumbe und erfolglose Schauspieler Joey Tribbiani (Matt LeBlanc) und die naive Phoebe Buffay (Lisa Kudrow). Chandler und Joey wohnen direkt gegenüber von Monicas Wohnung im selben Haus in einer WG. Dauerhaft beziehungsfähig scheinen alle nicht: Rachel hat ihren Zukünftigen während der Hochzeitszeremonie am Altar stehen lassen, Ross‘ schwangere Frau Carol (Jane Sibbett) hat ihren verlassen, als sie merkte, dass sie lesbisch ist.

Alle haben wechselnde Partner, Monica ist vorübergehend mit dem älteren Zahnarzt Richard Burke (Tom Selleck) zusammen, Ross heiratet am Ende der vierten Staffel Emily (Helen Baxendale), lässt sich aber bald wieder scheiden. Chandler und Monica werden ein Paar. Am Ende der fünften Staffel heiratet Ross schon wieder, diesmal Rachel. Es knisterte schon länger zwischen beiden, doch ihre Ehe beenden sie wieder (Ross‘ dritte Scheidung), weil sie es als Fehler im Vollrausch betrachten. Das hindert Rachel nicht daran, am Ende der achten Staffel ein Kind von Ross zu bekommen, das sie Emma nennt. Chandler und Monica haben am Ende der siebten Staffel geheiratet. Sie können keine eigenen Kinder bekommen und finden eine werdende Mutter, Erica (Anna Faris), die ihnen ihr Kind nach der Geburt zur Adoption freigeben wird. Im Serienfinale kommen überraschend Zwillinge zur Welt, und Chandler und Monica verlassen New York, um in die Vorstadt zu ziehen. Ross und Rachel werden endgültig wieder ein Paar.

In den USA überaus erfolgreiche Sitcom, die bei uns zunächst weitgehend unbeachtet blieb. Sat.1 startete die Serie am Samstagnachmittag, versuchte es später auch mal am Vorabend, letztlich landete die Serie aber doch immer wieder im Nachtprogramm. Insgesamt zeigte der Sender 85 Folgen. Dann dauerte es zweieinhalb Jahre, bis wieder neue Folgen begannen (Pro Sieben hatte ab Januar 2000 alle alten wiederholt). Sie liefen zunächst samstagnachmittags auf Pro Sieben, wo gleichzeitig werktags im Vorabendprogramm eine erneute Komplettwiederholung begann. Allmählich gewann die Serie Fans. Ab Folge 108 im Januar 2002 liefen die Erstausstrahlungen am Vorabend, und mit der achten Staffel, die zugleich die erfolgreichste in den USA war, kam die Serie auch in Deutschland in die Primetime. Ab Folge 171 im Frühjahr 2003 lief Friends dienstags um 21.50 Uhr, ab Herbst des gleichen Jahres mit Beginn der neunten Staffel schon eine halbe Stunde früher.

Der Titelsong „I’ll Be There For You“ stammte von den Rembrandts und wurde ein Hit. Die Figur der Phoebe Buffay hat eine Zwillingsschwester namens Ursula, die ebenfalls von Lisa Kudrow gespielt wurde, jedoch nicht in Friends, sondern in Verrückt nach dir. Gelegentlich besuchten sich die beiden Schwestern allerdings in ihren jeweiligen Serien, was eine Doppelrolle für Lisa Kudrow bedeutete.

Die sechs Freunde hielten auch im wirklichen Leben zusammen. Immer wenn Gehaltsverhandlungen anstanden, pokerten sie gemeinsam um gleiche Bezahlung. Am Ende bekam jeder von ihnen mehr als eine Million US‑$ pro Folge.

Die Serie ist komplett auf DVD erschienen.

Bauer

Man macht sich ja sofort Gedanken, wenn man deutlich nach Feierabend privat einen Anruf von seinem Vorgesetzten erhält. Ein Notfall könnte es sein, ein Anschiss ebenso. Vorbeugend nahmen drei weitere Haare umgehend graue Farbe an, als er sein Begehr nannte: „Verdammt, Michael, mir ist die Aufnahme mit den drei Folgen 24 vom vergangenen Mittwoch kaputtgegangen. Hast du die?“

Na also, und da gibt es Menschen, die behaupten, manche Chefs wüssten die Kernkompetenzen ihrer Mitarbeiter nicht richtig einzuschätzen.

Michael, 12. Februar 2007, 21:07.

KDD — Kriminaldauerdienst

Seit 2007 (ZDF). Dt. Krimiserie von Kathrin Breininger und Orkun Ertener.

Die Beamten des Kriminaldauerdienstes in Berlin-Kreuzberg nehmen die Ermittlungen in jedem Kriminalfall auf, führen sie aber nicht zwingend zu Ende. Sie sind dafür zuständig, die Tatumstände zu klären und die Angehörigen der Opfer zu informieren, geben manche Fälle aber nach Feststellung des Sachverhalts an die zuständigen Dezernate weiter. So bekommen weder die KDD-Beamten noch die Zuschauer immer die Lösung mit. Helmut Enders (Götz Schubert) ist der Chef des Teams, dem Kristin Bender (Saskia Vester), Jan Haroska (Manfred Zapatka), Leo Falckenstein (Barnaby Metschurat), Sylvia Henke (Melika Foroutan), Mehmet Kilic (Billey Demirtas) und Maria Hernandez (Jördis Triebel) angehören. Pro Folge haben die KDD-Leute mit bis zu einem halben Dutzend völlig verschiedener Fälle zu tun und dazu noch mit jeder Menge privater Probleme, die sich wiederum über etliche Folgen erstrecken.

Viel los in dieser ungewöhnlichen Krimiserie, die düster und realistisch daherkommt. Zum Start zeigte das ZDF einen 90-minütigen Pilotfilm an einem Freitag um 21.15 Uhr, auf diesem Sendeplatz laufen auch die weiteren 45-minütigen Folgen.

KDD — Kriminaldauerdienst wurde als beste Serie mit dem Deutschen Fernsehpreis 2007 ausgezeichnet und erhielt den Grimme-Preis 2008.

Flimmert’s noch?

„flimmo“. Sagt Ihnen nichts? Das hat schon seinen Grund. „flimmo“ ist eine Zeitschrift, eine Instanz, eine Koryphäe, eine echte Größe in Sachen Medienkritik. Deshalb liegt sie auch in Arztpraxen, Bibliotheken und Kindertagesstätten aus. „flimmo“ jedenfalls hat festgestellt, dass manche neue Krimiserien für Kinder schwer verdaulich sind und irgendwie die Deutsche Presseagentur dazu bekommen, das zu vermelden. „flimmo“ nennt die ZDF-Serien KDD – Kriminaldauerdienst und Notruf Hafenkante und die RTL-Serie Post Mortem. „flimmo“ hat nämlich soeben bemerkt, dass es in Krimis zu Gewaltdarstellungen kommt und der Anblick übel zugerichteter Opfer nicht sehr appetitlich ist. Soso.

Aus der dpa-Meldung geht nicht hervor, warum „flimmo“ das Problem nur bei neuen Krimiserien gegeben sieht und nicht bei jenen, die so alt sind, dass sie schon im Nachmittagsprogramm wiederholt werden, auch nicht, warum kleine Kinder eher freitags um 21.15 Uhr als bei eben diesen Nachmittagswiederholungen allein vor dem Fernseher sitzen sollten, und erst recht nicht, ob ihnen als mögliche Lösung vorschwebt, auf allen Kanälen rund um die Uhr immer abwechselnd nur noch die Sesamstraße und die Teletubbies zu zeigen.

Was „flimmo“ ebenfalls missachtet, ist dieses prima Kontrollmodul, eine hochmoderne Sache, die bei richtiger Anwendung verhindern kann, dass kleine Kinder ungeeigneten Sendungen ausgesetzt werden. Eine tolle Erfindung. Kommt quasi mit jedem Kind und nennt sich „Eltern“. Da gibt’s übrigens auch eine Zeitschrift gleichen Namens. Für die geben Menschen sogar Geld aus.

Michael, 12. Februar 2007, 17:54.

Wenn schon zeitreisen, dann richtig

Mein Vertrauen in die BBC ist ja ein bisschen erschüttert, seit sich herausgestellt hat, dass sie ihre Serien selbst verstümmelt, bevor sie sie an Sender wie Kabel 1 schickt.

Aber das hier ist wieder wunderbar:

Für die gerade angelaufene zweite Staffel der Serie „Life On Mars“, in der sich ein Polizist von heute plötzlich im Jahr 1973 wiederfindet, wirbt die BBC mit Plakaten, die im Stil der damaligen Zeit gestaltet sind.

Und in die Fernseh-Trailer ist stilecht das BBC-Logo von damals eingeblendet:

Es gibt sogar eine Version, in der die Hauptdarsteller liebevoll als Figuren aus der britischen 60er-Jahre-Kinderserie „Camberwick Green“ animiert wurden:

(via idents.tv)

Stefan, 12. Februar 2007, 14:04.

Ruhe im Ring

Am Dienstag dieser Woche entscheidet die „Kommission für Jugendmedienschutz“ (KJM) der Landesmedienanstalten in ihrem Beanstandungsverfahren gegen Dieter Bohlens Sprüche in Deutschland sucht den Superstar darüber, ob sie die Sprüche beanstanden, was dann in der Regel keine Konsequenzen hat. Aber die Bewandtnis der Landesmedienanstalten hat Stefan ja schon hier und da aufschlussreich dokumentiert.

Der KJM-Vorsitzende Wolf-Dieter Ring, zugleich Präsident der Bayerischen Landesmedienanstalt, empörte sich vergangene Woche ausführlich im Medienquartett des Deutschlandfunks, vom dem man gar nicht erwartete, dass er sich mit einem so popkulturellen Massenthema beschäftigen könnte.
Es war im Rahmen dieser Sendung ausgerechnet die öffentlich-rechtliche Konkurrenz, die Ruhe bewahrte. ZDF-Fernsehspielchef Hans Janke nahm zwar Dieter Bohlens, sagen wir, direkte Art nicht in Schutz, war aber endlich mal jemand, der die ganze Angelegenheit mit der nötigen Gelassenheit und Professionalität betrachtete und sogar offen zur Fortsetzung der Show appellierte.

Mit der Empörung würde ich mich zurückhalten, weil wir besser in unserem eigenen Laden nach dem Rechten sehen als bei der Konkurrenz. Da mit dem Finger drauf zu zeigen ist gratis, macht man schnell, hängt man sich an die Aufwallung anderswo an. Davon rate ich sehr ab. Die Frage nach dem Schielen, ob uns das nicht insgeheim auch gefällt, und wenn wir die Quoten hätten, umso mehr, auch da rate ich zur Vermeidung von Heuchelei. Natürlich ist das, was da stattfindet, Deutschland sucht den Superstar, (…) mit sieben, acht Millionen Zuschauern gesegnet. Das ist ein riesiger Erfolg, ein relativ stabiler Erfolg noch dazu, das ist für RTL mehr als die halbe Miete. Und in jedem solchen Erfolg, in einer so immensen Reichweite, steckt ja, vorsichtig ausgedrückt, irgendwo auch ein Qualitätsgeheimnis. Es ist nicht so, dass man etwas dauerhaft nur schlecht machen kann, sondern man muss wohl zur Kenntnis nehmen, dass sich in dem, was sich da abspielt, und wie es öffentlich verhandelt, zelebriert wird, verwertet wird, sehr viel befindet, womit man Leuten einen gehörigen Spaß machen kann.

Und:

Ich habe schon fast den Wunsch, dieses große, ja auch sehr jugendliche Publikum, das wir bedauerlicherweise nicht haben, in Schutz zu nehmen wiederum vor den Beschützern, weil ich glaube, dass diese Jugendlichen, diese vielen, die sich das ansehen, diese jungen Leute zwischen 15 und 25 und 30, dass die einen außerordentlich intelligenten Umgang damit haben. Nämlich einen eher ironischen. Die halten das nicht für Eins-zu-Eins-Realität und ein Muster von gesellschaftlichem Aufstieg, sondern sie gehen damit um wie mit einem großen, allerdings perfekt gemachten, inszenierten, aufgeführten, cross-promovierten Kasperletheater. Mit den richtigen Typen, die jetzt im Augenblick dran sind. Das heißt, da ist etwas gefunden. Und deswegen habe ich gesagt: Nicht grundlos so erfolgreich. Das ist nicht etwa eine große Rattenfängerei, sondern da macht ein Sender etwas mit Bedacht und mit großer Professionalität, und dieser Sender hat in Herrn Bohlen sozusagen den Paradeprotagonisten gefunden, ohne den das ganze vielleicht nicht so gut ginge.

Die ganze Diskussion bietet der Deutschlandfunk hier als Podcast an.

Michael, 12. Februar 2007, 00:02.

Was sollen wir bloß senden?

Langsam gehen Vox die Krimiserien aus. Entweder werden sie von RTL gestohlen, gehören von vornherein ProSiebenSat.1, oder sie gehen viel zu früh zu Ende. So musste Vox vergangene Woche schon die zweite Staffel von The Closer anbrechen, weil es eine Serie des amerikanischen Kabelfernsehens ist, wo die Staffeln meist nur 13 statt der sonst üblichen 22 bis 24 Episoden umfassen. Wenn diese Staffel im Frühjahr durch ist, dauert es fast ein Jahr, bis neue Folgen vorliegen werden.

Weil aber außer dem perfekten Dinner nichts so erfolgreich läuft wie die Krimiserien, kramt Vox jetzt sogar schon The District – Einsatz in Washington  raus, die Älteren werden sich erinnern, eine manchmal spannende, manchmal amüsante und immer sehr, sehr pathetische Serie über einen anpackenden und aufräumenden Polizeichef in Washington. Schlecht ist die Serie nicht, doch wirkt ihre jetzige Programmierung wie ein Notnagel. Sie startete im September 2001 am gleichen Tag wie CSI, direkt im Anschluss. Während CSI sich im Lauf der Jahre zum internationalen Phänomen entwickelte, erhielt The District diese Chance nicht und wurde nach der ersten Staffel aus dem Programm genommen.

Jetzt, fünf Jahre später, haben sich die Voraussetzungen geändert. Vox ist zum derzeit uneinholbaren Tabellenführer der zweiten Fernsehliga gereift, und es scheint, als sei es völlig egal, welche amerikanischen Krimiserien der Sender zeigt und an welchem Sendeplatz, Erfolg haben sie immer. Selbst der neue Freitagskrimi Close To Home überholte auf Anhieb in der Zielgruppe, die die Werbewirtschaft den Schampus öffnen lässt, alle Konkurrenten aus dem gleichen Genre.

Also darf jetzt The District wieder ran, immer montags kurz nach 22.00 Uhr, denn, heißa, da liegen ja noch drei ungesendete Staffeln rum! Stoff für 66 Wochen! Feine Sache.

Bei der Gelegenheit, Vox: Irgendwo müssten auch noch drei ungesendete Staffeln der 2004 von Euch abgesetzten Polizeirettungsdienstfeuerwehrserie Third Watch – Einsatz am Limit rumliegen. Die passt zwar nicht ganz ins übliche Krimischema, aber vielleicht hätte die ja heute auch ein paar Zuschauer mehr. Solltet Ihr also noch weitere 66 Wochen füllen müssen…

Michael, 12. Februar 2007, 00:01.
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