Seit 2002 (RTL). Talentshow und die Fernsehsensation des Jahres 2003.
Im Rahmen von 15 Abendshows wird ein Nachwuchssänger gesucht, der zum Star aufgebaut werden soll. Unter allen Bewerbern (60 000 allein für die erste Staffel) trifft eine Jury (Popstar und Produzent Dieter Bohlen; der damalige Chef der Plattenfirma BMG, Thomas M. Stein; der Radiomoderator Thomas Bug und die englische Musikjournalistin Shona Fraser) eine Vorauswahl; in mehreren Castingrunden wird schließlich auf 30 Kandidaten reduziert, die sich in der Show bewähren und ab jetzt der Telefonabstimmung durch die Fernsehzuschauer stellen müssen. Die letzten zehn treten in großen Live-Abendshows gegeneinander an. Der jeweils Letztplatzierte scheidet aus, die anderen treten in der nächsten Sendung mit neuen Liedern an. Die Platzierungsreihenfolge der im Wettbewerb verbleibenden Kandidaten wird nie bekannt gegeben. Die Jury sitzt bei jedem Auftritt und kommentiert ihn, maßgeblich ist jedoch die Telefonabstimmung. Im großen Finale schließlich wählen die Zuschauer zwischen den beiden verbliebenen Kandidaten ihren Superstar. Der Gesamtsieger erhält einen Plattenvertrag und muss ein Lied singen, das Dieter Bohlen geschrieben hat.
Die Idee war zwar auch in Deutschland nicht neu – die RTL 2-Reihe Popstars hatte bereits zwei erfolgreiche Gruppen hervorgebracht, andere Reihen waren gefloppt -, doch das Vorbild für diese spezielle Veranstaltung war die britische Show „Pop Idol“, die als „American Idol“ auch schon erfolgreich in die USA exportiert worden war. Auch in Deutschland wurde sie eine Quotensensation. RTL zeigte in der ersten Staffel die Zusammenschnitte der Castings samstags um 19.10 Uhr mit guten, aber nicht überragenden Quoten. Zu sehen waren darin überwiegend Teenager, die mangelndes Talent durch Selbstüberschätzung zu kompensieren versuchten und von Dieter Bohlen rüde abgefertigt wurden. Erst die Entscheidungsshows mit den Live-Auftritten, samstags um 21.15 Uhr, machten die Show zu einem Großereignis, und das trotz der Moderatoren Michelle Hunziker und Carsten Spengemann, der ebenfalls mangelndes Talent durch Selbstüberschätzung wettmachte.
Weil immer nur ein Kandidat ausschied und die Zuschauer zu den übrigen eine Beziehung aufbauen konnten, stieg die Einschaltquote von Woche zu Woche an und gipfelte schließlich bei fast 13 Millionen Zuschauern in der vorletzten Show am 15. Februar 2003, eine Zahl, die das Finale drei Wochen später am 8. März 2003 knapp verfehlte. Die eigentlich auf eine Stunde angesetzten Live-Shows hielten ihre Sendezeit nie ein und überzogen in der Spitze um fast eine Stunde. RTL sah es gern, denn auf diese Weise konnten die hohen Quoten über einen längeren Zeitraum gehalten werden. Eine Stunde nach Ende der Show folgten noch einmal 20 Minuten (es war in der Regel gegen Mitternacht), in denen das Abstimmungsergebnis verkündet wurde. Davon profitierten die Comedyshows Krüger sieht alles und Olm!, die von den Superstars umklammert wurden und ebenfalls Rekordquoten erzielten.
Gesamtsieger der ersten Staffel wurde Alexander Klaws, dessen Song „Take Me Tonight“ umgehend Platz eins der Charts erreichte. Zuvor hatte bereits der Song „We Have A Dream“, den alle zehn Finalteilnehmer gemeinsam aufgenommen hatten, wochenlang den ersten Platz belegt. Eigentlicher Star der ersten Staffel war jedoch der Drittplatzierte Daniel Küblböck, ein 17-jähriger Bayer, dessen Stimme ungefähr so viel Wohlklang hatte wie eine ICE-Bremse, der durch sein kindlich-quirliges und verstörend-androgynes Auftreten jedoch sofort zum Publikumsliebling wurde und die Menschen polarisierte. „Bild“ erfand für ihn die Bezeichnung „schräger Daniel“, eine riesige Fangemeinde versammelte sich hinter ihm, doch schließlich entschied in der vorletzten Sendung die Mehrheit gegen ihn und wählte Alexander und Juliette Schoppmann ins Finale. Daniels Single „You Drive Me Crazy“, die nur zwei Wochen nach der Alexanders erschien, löste Alexander auf Platz eins der Charts ab. Auch sein Hit stammte aus Bohlens Feder. Juliette veröffentlichte ebenfalls eine Single, wollte aber musikalisch nichts mehr mit Bohlen zu tun haben. Ihr „Calling You“ erschien einige Monate später und erreichte knapp die Top 10. Auch andere Finalrundenteilnehmer schafften den Sprung in die Charts. Die Fünftplatzierte Gracia Baur gewann zwei Jahre später haushoch den deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest, bei dem sie dann jedoch ebenso deutlich den letzten Platz belegte.
Im Sog des Erfolgs überschwemmten noch im Sommer 2003 etliche weitere Talentshows den Bildschirm, die erfolgreichste unter den Kopien war Star Search in Sat.1, die ähnlichsten Fame Academy bei RTL 2 und Die Deutsche Stimme im ZDF.
Im September 2003 startete RTL die zweite Staffel und zeigte die Casting-Shows jetzt mittwochs um 20.15 Uhr, ebenfalls die Shows, in denen die Fernsehzuschauer unter den Top 50 ihre Finalkandidaten auswählten. Die zugehörige Ergebnissendung unterbrach am gleichen Abend stern tv. Die Mottoshows liefen wieder am Samstag und blieben weit hinter den Quotenerwartungen zurück, erreichten jetzt kaum noch fünf Millionen Zuschauer und wurden zum Teil von Ausstrahlungen alter Spielfilme auf Sat.1 geschlagen. Auch der Gesprächswert war weg, Charterfolge der Teilnehmer waren nicht mit früheren vergleichbar, die Gewinnerin hieß Elli Erl. Ihr „This Is My Life“ kam immerhin auf Platz 3.
Dennoch startete RTL Ende 2005 die dritte Staffel, die überraschend den Erfolg der zweiten deutlich übertraf. Die Sendeplätze wurden beibehalten, das Personal dagegen fast komplett ausgetauscht. Dieter Bohlen, der einzige wirkliche Superstar in der gesamten Sendung, durfte als Einziger bleiben und saß nun in der auf drei Personen verkleinerten Jury neben der Marketingmanagerin Sylvia Kollek und dem früheren Plattenboss und unverkennbaren Kölner Heinz Henn. Tooske Ragas und Marco Schreyl wurden als neue Moderatoren engagiert, was eigentlich auch egal war. Nur der „Bild“-Zeitung schien es nicht egal zu sein, die eine wochenlange rassistische Hetzjagd auf die Niederländerin Ragas veranstaltete. Der Gesamtsieger Tobias Regner schaffte mit „I Still Burn“ wieder einen Nr.1-Hit, eine Rockballade, mit der Dieter Bohlen diesmal nichts zu tun hatte, ebenso der Zweitplatzierte Mike Leon Grosch mit „Don’t Let It Get You Down“. Sieben Millionen Menschen sahen das Finale, eine Zahl, die in der vierten Staffel schon in der Castingphase übertroffen wurde, dafür später nicht mehr. Neu in der vierten Staffel ab Januar 2007 war Anja Lukaseder, die in der Jury den Platz von Sylvia Kollek übernahm. Moderatorin Tooske Ragas war nur zeitweise dabei, weil sie im Lauf der Staffel Mutter wurde. Es gewann Mark Medlock, dessen wiederum von Dieter Bohlen produzierter Titel „Now Or Never“ Platz 1 erreichte. Bohlen hatte Medlock schon während der Showphase so sehr gefördert wie keinen Kandidaten zuvor. In der Folgezeit traten die beiden als Duo auf und hatten noch im gleichen Jahr mit „You Can Get It“, einer inhaltlichen Variation des alten Modern-Talking-Hits „You Can Win If You Want“, einen weiteren Nr.1-Hit und mit „Unbelievable“ einen weiteren Top-10-Erfolg.
In der fünften Staffel ab Januar 2008 übernahm Andreas „Bär“ Läsker den Jury-Platz von Heinz Henn, und Tooske Ragas war nun dauerhaft schwanger und gar nicht mehr dabei. Gewinner wurde Thomas Godoj, dessen erster Hit den Titel „Love Is You“ erhielt.
Ein Begleitmagazin zur Sendung lief erst auf den RTL-Schwestersendern Vox und Super RTL, schließlich auch bei RTL selbst.
Deutschland sucht den Superstar, von Fans liebevoll abgekürzt als DSDS, erhielt den Deutschen Fernsehpreis 2003 (beste Unterhaltungssendung).