Die Muppet Show
1977–1982 (ZDF). 120-tlg. brit. Comedyshow von Jim Henson und Frank Oz („The Muppet Show“; 1976–1981).
Den Sprung vom Kinderfernsehen zur eigenen großen Gala mit internationalen Gaststars haben nur zwei geschafft: Michael Schanze und Kermit, der Frosch. Wobei Kermit zwar im Zweifel die größeren Stars hatte, aber auch die unfähigeren Mitarbeiter, so dass nicht sicher ist, ob er sich nicht gelegentlich nach seinem alten Job als Sesamstraße-Reporter zurückgesehnt hat. Woche für Woche versucht er, in einem alten Musicaltheater den halbwegs reibungslosen Ablauf einer Varietyshow sicherzustellen, die er selbst präsentiert.
Im Weg stehen ihm dabei u. a.: Fozzie-Bär, der schlechteste Witzeerzähler der Welt; Gonzo, der Große, ein hakennasiges, hühnerliebendes Etwas, das sich für einen Stuntman hält und jedes Mal daran scheitert, eine große Anfangsfanfare auszustoßen; der wahnsinnige Erfinder Dr. Honigtau-Bunsenbrenner und sein unverständlicher Assitent und Versuchskaninchen Beeker; der klavierspielende Hund Rolf; der Laufbursche Scooter, dessen Onkel das Theater gehört; ein dänischer Koch („Smörebröd, Smörebröd, römmpömmpömmpömm …“); der vergeblich um Anstand und Anspruch kämpfende Adler Sam; Kermits kleiner Neffe Robin und natürlich die Schweinediva Miss Piggy Lee, unsterblich in Kermit verliebt, aber auch jedes andere männliche Wesen vernaschend, die mit Karateschlägen jeden, der sich ihr in den Weg stellt, kampfunfähig macht.
Für Musik sorgen außer dem Orchester die Band von Doktor Goldzahn mit Sergeant Floyd Pepper am Bass, dem Tier am Schlagzeug, der ultrablonden Gitarristin Janice sowie dem Saxophonisten Zoot, dessen tiefster Ton auch den Abspann jeder Episode beschließt. In der Loge sitzen die alten Nörgler Statler und Waldorf, die sich jedes Mal fragen, warum sie wieder gekommen sind, sich diesen Mist anzusehen.
Zwei Soaps hatten feste Plätze in den Shows: „Schweine im Weltall“, eine Parodie auf Raumschiff Enterprise mit Miss Piggy, Captain Link Ringelschwanz und Dr. Speckschwarte, sowie die „Tierklinik“, die „Geschichte eines Quacksalbers, der vor die Hunde ging“ mit Rolf, Piggy und Janice, die jedes Mal mit der Stimme aus dem Off endet: „Schalten Sie auch nächste Woche ein, wenn Sie Dr. Bob sagen hören …“
Im Mittelpunkt jeder Show stand aber natürlich ein Gaststar, der mit den Muppets auftrat, Sketche spielte und sang. Rudolf Nurejew tanzte mit Piggy den Pas de Deux aus Schwanen-, nein: Schweinensee, Elton John spielte seinen „Crocodile Rock“ natürlich vor einem Chor von Krokodilen. Mary Roos war die erste Deutsche, die mit den Muppets auftreten durfte – allerdings war sie nur in einigen für das deutsche Fernsehen produzierten Szenen zu sehen, die englische Version dieser Folge hat das Model Twiggy als Gaststar. Elke Sommer hingegen war später Gaststar auch in der internationalen Version. Weitere prominente Gäste waren u. a. Peter Ustinov, Peter Sellers, Bob Hope, Charles Aznavour, Steve Martin, John Cleese, Alice Cooper, Sylvester Stallone, Harry Belafonte, Diana Ross, Paul Simon, Shirley Bassey, James Coburn, Brooke Shields, Gene Kelly, Marty Feldman und Liza Minelli.
Die deutsche Stimme von Kermit ist Horst Gentzen (der auch Jerry Lewis synchronisiert) – in der Sesamstraße synchronisierte ihn Andreas von der Meden. Miss Piggys Stimme gehört Marianne Wischmann (die auch die Ameisenbärdame Blaue Elise im Rosaroten Panther ist). Der dänische Koch ist im Original übrigens ein schwedischer Koch. Für das deutsche Fernsehen wurden eigens Szenen mit Kermit und Gonzo für den Beginn der Show gedreht, in denen sie aus dem Logo „Die Muppet Show“ (statt „The Muppet Show“) herausgucken.
Die Muppets waren eine der weltweit erfolgreichsten Comedyserien und Ende der 70er Jahre die international erfolgreichste Fernsehserie überhaupt. Sie wurde in über 100 Länder verkauft und von 235 Millionen Zuschauern gesehen. Dabei hatten die amerikanischen Fernsehverantwortlichen nicht geglaubt, dass Jim Hensons Puppen aus der Sesamstraße auch für eine für Erwachsene produzierte Sendung taugen würden. Sie lehnten nach einer Pilotfolge und Muppet-Auftritten in „Saturday Night Live“ ab.
Die Muppet Show wurde deshalb in London gedreht und mit britischem Geld produziert, sie lief in den USA auf keinem der großen Networks. Den Namen „Muppet“ hatte sich Jim Henson ausgedacht, weil die Figuren halb „Marionette“, halb „Puppet“, also Handpuppe, sind. Die Figuren erfand er in den 50ern. Sie hatten, bis sie regelmäßig in der Sesamstraße zu sehen waren, schon Gastauftritte in diversen US Shows, darunter „The Tonight Show“, „Jimmy Dean“ (wo Rolf Klavier spielte) und der „Perry Como Show“. Henson selbst spielte Kermit, Waldorf, Rolf, den dänischen Koch und viele andere, Frank Oz steckte u. a. hinter Miss Piggy, Fozzie und dem Tier. Jede Folge begann mit dem Lied: „Jetzt tanzen alle Puppen, macht auf der Bühne Licht, macht Musik, bis der Schuppen wackelt und zusammenbricht!“
Wegen des großen Erfolgs wurden etliche Muppets-Filme und Specials produziert, fünf davon liefen unter dem Titel Die Muppets auf RTL 2. 1996 entstand in den USA eine Nachfolgeserie Muppets Tonight!. Einige Muppet-Lieder wurden Hits, Robins Version des von „Pu, der Bär“-Erfinder A. A. Milne geschriebenen „Halfway Down The Stairs“ schaffte es 1977 in Großbritannien in die Top Ten. Das ZDF zeigte die halbstündigen Folgen der insgesamt fünf Staffeln samstagnachmittags. Unter dem Titel „Schmankerln am Abend“ zeigte das ZDF außerdem gelgentlich abends um 21.45 Uhr eine Viertelstunde lang Ausschnitte aus der Muppet-Show.
Applaus, Applaus, Applaus!