Einer wird gewinnen

1964-1987 (ARD). „Das große internationale Quiz“ mit Hans-Joachim Kulenkampff.

Acht Kandidaten (je vier Männer und Frauen) aus acht Ländern spielen in wechselnder Zusammenstellung im Ausscheidungsverfahren gegeneinander. In der ersten Runde treten jeweils zwei Kandidaten gleichen Geschlechts gegeneinander an und müssen Fragen zur Allgemeinbildung beantworten. Beide bekommen die gleichen Fragen gestellt, weshalb einer immer in eine schalldichte Kabine muss. Die vier Sieger ziehen in die Zwischenrunde ein. Bei einem Gleichstand gibt es anfangs zunächst Stichfragen, dann wird gegebenenfalls gewürfelt, in den 80er‑Jahren wird sofort gewürfelt. Für die Zwischenrunde werden zwei gemischt-geschlechtliche Zweierteams ausgelost, die nun gemeinsam weitere Wissensfragen beantworten und Geschicklichkeitsübungen bewältigen müssen. In einem Spiel teilen sie sich auf. Einer der beiden bekommt drei Fragen gestellt. Weiß er die Antwort nicht, kann sein Mitspieler durch die Geschicklichkeitsaufgabe den Punkt doch noch holen. In einem anderen, reinen Fragespiel dürfen sie sich beraten und müssen sich dann auf eine gemeinsame Antwort festlegen. Die beiden Mitglieder der Siegermannschaft spielen nun im Finale gegeneinander. Einer nimmt auf einem Sessel Platz, der auf einem Podest steht, und beantwortet drei Fragen, während der andere wieder in der schalldichten Kabine sitzt, weil ihm anschließend dieselben Fragen gestellt werden. Bei einem Gleichstand entscheiden bis zu zwei Stichfragen, danach wird notfalls der Gewinn geteilt. Zwischen den Spielrunden gibt es drei Showauftritte.

Der Titel der Show wurde „EWG“ abgekürzt, was nicht zufällig auch die Abkürzung für die gerade zusammenwachsende „Europäische Wirtschaftsgemeinschaft“ war. Das Quiz war eine der erfolgreichsten, beliebtesten und langlebigsten Sendungen, die es im deutschen Fernsehen gab. Sie lief als große Abendshow ca. sechsmal im Jahr samstags live um 20.15 Uhr, war eigentlich 105 Minuten lang, Kulenkampff („Kuli“) überzog aber ständig. Bis auf die Geschicklichkeitsspiele in der Zwischenrunde bestanden alle Runden aus Fragen zur Allgemeinbildung. Die Fragen wurden durch aufwendige Bauten, Kulissen, musikalische Darbietungen, Live-Spielszenen mit prominenten Schauspielern oder Einspielfilme illustriert, waren letztendlich aber doch immer nur Wissensfragen, die auch ohne diese Gimmicks hätten gestellt werden können. Das hätte die Show auf etwa eine Dreiviertelstunde gekürzt, sie aber eintöniger gemacht: Durch Bauten und Kostüme unterschied sie sich vom klassischen Abfragequiz. In den Einspielfilmen spielte Kulenkampff selbst mit und parodierte in pompösen Kostümen Figuren der Historie oder des klassischen Theaters. Es folgten Fragen aus den Bereichen Geschichte oder Theater und Literatur. Wer ausschied, erhielt als Trostpreis Goldmünzen, deren Zahl höher wurde, je länger der Kandidat im Spiel war. Der Hauptgewinn für den Sieger lag zu Beginn bei 2000 DM, Ende der 60er‑Jahre schon bei 4000 und zum Schluss bei 8000 DM.

Obwohl die Kandidaten nicht – wie z. B. in Peter Frankenfelds Sendungen – spontan aus dem Publikum ausgewählt wurden, sondern vorher feststanden, kannte Kuli sie nicht, bevor sie auf die Bühne kamen. Oft wirkte es, als habe auch sonst niemand, der an der Show beteiligt war, eine Ahnung gehabt. So fragte Kulenkampff fast 24 Jahre lang bei den Namen seiner ausländischen Mitspieler immer wieder nach, und 1969 gewann eine Medizinerin, nachdem ihr, aber auch allen anderen Kandidaten, im Laufe des Abends etliche Fragen aus dem Bereich Medizin gestellt worden waren. „Menschenskinder, das konnte ja keiner ahnen!“. Ach, nicht? Die Kandidaten kamen immer aus acht verschiedenen Ländern, deren Zusammenstellung variierte. Wer zu Kuli kam, sprach zwar in der Regel hervorragend deutsch, hatte gegenüber den Muttersprachlern aber einen leichten Nachteil. Bei den meisten Fragen gab es eine zeitliche Begrenzung von zehn Sekunden. Wer dann noch im Geiste die Frage übersetzen musste, hatte nicht mehr viel Zeit zum Nachdenken. So gewannen selten die Teilnehmer aus Großbritannien, Italien, Spanien, Jugoslawien, Ungarn, der Tschechoslowakei, Finnland, Schweden, Holland, Dänemark oder den USA, dafür meistens die Deutschen, Österreicher oder Schweizer.

EWG war eine Eurovisionssendung und wurde aus wechselnden Hallen übertragen.

Was EWG einzigartig machte, waren vor allem Kulis endlose Monologe. Eingangs machte er einige Witze zum aktuellen Tagesgeschehen, während der Show wich er vom eigentlichen Thema ab und nahm einzelne Bestandteile einer Antwort oder eines Gesprächs zum Anlass, darüber zu referieren. Fiel ihm eine Anekdote zum Beruf oder zur Herkunft eines Kandidaten ein, erzählte er sie. Fiel ihm noch eine ein, erzählte er sie auch. Er überschüttete seine Kandidatinnen (und vor allem seine Assistentinnen) mit Komplimenten, war immer der große Charmeur mit einem Hang zum Herrenwitz. Zwischendurch begrüßte er die gerade dazugekommenen Zuschauer der soeben im anderen Programm zu Ende gegangenen Fußball-Übertragung, telefonierte mit den „hohen Herren“, die die Einhaltung der Spielregeln überwachten und bei Unklarheiten anriefen, und ging auf Beschwerden ein, die während der Live-Sendung telefonisch beim Sender eingegangen waren. Nach einem Verriss in einer Tageszeitung griff er den Hauptkritikpunkt auf und hieß die Zuschauer beim nächsten Mal zu einem „langweiligen Abend“ willkommen, denn nach einer stressigen Woche habe jeder das Recht auf ein wenig Langeweile.

Je länger die Sendung lief, desto mehr rückte Kulenkampff selbst in den Mittelpunkt. Oft überzog er seine Sendezeit um eine halbe Stunde oder länger – und zelebrierte es.

Am Ende jeder Show trat Martin Jente (der Produzent der Sendung) als Butler „Herr Martin“ auf, der Kuli den Mantel brachte und einige spitze Bemerkungen zur Show und ihrem Quizmaster anbrachte („Immer wenn ich Ihre Sendung sehe, denke ich: Seine Stärke muss doch auf einem anderen Gebiet liegen“). Im Januar 1969 überreichte Jente Kuli noch vor dem Mantel den erstmals verliehenen Fernseh-Bambi (was Kulenkampff eine schöne Gelegenheit für eine kleine Rede gab). Kuli verschliss im Lauf der Jahrzehnte einige junge Assistentinnen, die bekanntesten waren in den 60er‑Jahren Uschi Siebert und in den 80ern Gabi Kimpfel. Das Orchester des Hessischen Rundfunks lieferte die musikalische Untermalung, anfangs unter der Leitung von Willy Berking, der mit Kulenkampff schon in Die glücklichen Vier aufgetreten war, später geleitet von Heinz Schönberger, der ebenfalls schon eine andere Kuli-Show mitgemacht hatte: Acht nach acht.

Insgesamt dreimal nahm Kuli seinen Hut als Moderator von EWG, zweimal ließ er sich überreden, die Sendung neu aufzulegen. Nach seinem Abschied im August 1966 dauerte es nur eineinhalb Jahre, bis er zurückkehrte. Nach weiteren eineinhalb Jahren gab er die Sendung im August 1969 zum zweiten Mal auf. Diesmal dauerte es fast zehn Jahre, bis es ein erneutes Comeback gab. In den ersten vier Jahren waren zwei neue Quizsendungen mit Kulenkampff gefloppt. Kulenkampff hatte damals geschworen, nie mehr ein Quiz zu moderieren. Sechs Jahre später, im September 1979, kehrte er mit EWG auf den Bildschirm zurück. Sein Abschied im Jahr 1987 nach 82 Ausgaben war endgültig. Man erkannte es daran, dass er sich von Paul Anka eine auf ihn umgemünzte Version von „My Way“ singen ließ (Anka war der Autor des Songs, er hatte ihn für Frank Sinatra geschrieben). Außerdem hielt er zum Abschluss eine Best-of-EWG-Schallplatte hoch („Ich möchte das auch einmal tun!“), von deren Erlös ein paar Mark an die Stiftung zur Rettung Schiffbrüchiger gingen („Ich segel doch so gern“). Auf diese Weise habe er schon einen Teil abbezahlt, falls er mal aus dem Meer gefischt werden müsse.

Der Versuch einer Neuauflage mit dem neuen Moderator Jörg Kachelmann im Jahr 1998 misslang grandios.

1:0 für Sie

1954–1955 (ARD). Große Familienshow mit Peter Frankenfeld.

Neben komödiantischen Einlagen Frankenfelds gab es mehrere Spielrunden mit drei Kandidaten, die Frankenfeld aus den Saalzuschauern auswählte. Er warf dazu Flugrädchen ins Publikum, wer eins fing, spielte mit. Die Propeller wurden als Frankenfelds „fliegende Untertassen“ berühmt. Die Aufgaben waren witzige Geschicklichkeitsspiele, bei denen Luftballons rasiert oder Zigaretten in Boxhandschuhen angezündet werden mussten. Am Ende jeder Runde konnte der Gewinner zwischen zwei ihm nicht bekannten Preisen wählen, die sich in zwei Umschlägen verbargen. Einer der Preise war meist eine Reise, der andere irgendetwas Nutzloses. Die Umschläge brachte Walter Spahrbier, der auch in Wirklichkeit Briefträger war. Fernsehzuschauer konnten per Post Begriffe einsenden, die Frankenfeld dann zeichnete und von prominenten Gästen mit 20 Fragen erraten werden mussten. Gelang dies nicht, bekam der Einsender einen Preis, gelang es, gewann jemand aus dem Saalpublikum.

Die Show war der erste große Publikumserfolg in der Geschichte des deutschen Fernsehens. 500 000 Zuschauer sahen regelmäßig zu, was für damalige Verhältnisse viel war, da nur ca. 60 000 Fernsehgeräte in Deutschland gemeldet waren. Die Sendung war die Fernsehfassung von Frankenfelds Radiosendung „Wer zuletzt lacht“, die auf dem US-Format „People Are Funny“ beruhte.

In dieser Sendung trug Frankenfeld erstmals sein berühmtes groß kariertes Jackett, das zu seinem Markenzeichen wurde. Die Sendungen waren jeweils ca. 100 Minuten lang und liefen alle zwei Wochen sonntags um 20.00 Uhr. Ruprecht Essberger, der auch für die erste Familienserie Unsere Nachbarn heute Abend: Familie Schölermann verantwortlich war, führte Regie.

Durch die Show entstand auch der Platz an der Sonne. In einer Sendung hatte Frankenfeld Briefe von Leuten gezeigt, die ihn zu kostenlosen Urlauben eingeladen hatten. Frankenfeld lehnte ab, schlug aber vor, an seiner Stelle Berliner Kinder einzuladen, die noch nie ihre Ferien auf dem Land verbringen konnten: „Diese Kinder brauchen dringender als ich einen Platz an der Sonne.“ Zunächst gab er in 1:0 für Sie den Spendenstand und die Platzzahl bekannt, später wurde daraus die Lotterie Ein Platz an der Sonne.

Die Sendungen wurden 1954 aus verschiedenen Veranstaltungssälen in Hamburg übertragen, überwiegend im Wechsel aus der Musikhalle, der Aula der Friedrich-Ebert-Schule in Hamburg-Harburg und der Festhalle „Planten un Blomen“. Ab 1955 tourte die Show durch verschiedene deutsche Städte, darunter Dortmund, Neumünster, Kiel, Osnabrück, Bielefeld und Berlin. Die letzte Sendung im August 1955 kam unter dem Motto „1:0 für … Düsseldorf“ von der dortigen Funkausstellung.

Am laufenden Band

1974–1979 (ARD). Große Samstagabend-Spielshow mit Rudi Carrell.

Vier Kandidatenpaare spielen gegeneinander. Jedes Paar besteht aus Mitgliedern unterschiedlicher Generationen einer Familie. In den ersten Runden müssen die Kandidaten in immer anderen Spielen Improvisationstalent, Menschenkenntnis, Erinnerungsvermögen oder Kreativität demonstrieren, außerdem in Stegreifsketchen Spontaneität und Schlagfertigkeit. Die Paare scheiden im K.‑o.‑System aus, das Siegerpaar spielt in der Finalrunde gegeneinander und muss Fragen zur Tagesschau beantworten, die vor der Sendung gelaufen ist. Die Fragen stellt ein echter ARD-Nachrichtensprecher. Der Sieger nimmt vor einem Laufband Platz, auf dem verschiedene kleinere Gegenstände oder Symbole vorbeilaufen. Alles, was der Kandidat davon hinterher richtig aufzählen kann, darf er mit nach Hause nehmen. Hinter den Symbolen verbergen sich auch größere Preise wie Reisen und jeweils ein Überraschungspreis, der durch ein Fragezeichen symbolisiert wird.

Das Fragezeichen war der einzige Gegenstand, der immer auf dem Laufband war, entsprechend konnte es recht bald von jedem Kandidaten genannt werden. Ein anderes Symbol war z. B. ein Globus, auf dem der Kandidat blind auf eine Stelle tippen sollte, um eine Reise zu diesem Ziel zu gewinnen. Gleich nach der ersten Sendung kam es wegen eines solchen versteckten Gewinns zu gewaltiger Empörung wegen Verschleuderung von Fernsehgebühren. Die Kandidatin sollte blind auf eine beliebige Seite des Branchentelefonbuchs tippen. Hätte sich an dieser Stelle beispielsweise der  Eintrag eines Arztes befunden, hätte sie ein Jahr lang die Krankenversicherungsbeiträge erstattet bekommen. Dort stand aber die Adresse eines Immobilienmaklers. Carrell wusste zunächst nicht so genau, was er jetzt tun solle, und die Kandidatin weigerte sich, noch einmal neu hineinzutippen. Also versprach er ihr ein kleines Grundstück.

Der Niederländer Rudi Carrell schaffte mit dieser Show, die etwa monatlich lief, seinen großen Durchbruch in Deutschland und wurde für Jahrzehnte einer der beliebtesten Fernsehstars. Immer mit dabei war Heinz Eckner, der als Assistent die Kandidaten in die schalldichte Kabine führte und als Sketchpartner den lustigen Dicken gab. Viele prominente Gäste hatten Kurzauftritte als Bestandteil von Spielrunden. Zu Beginn sang Rudi Carrell für die arbeitende, fernsehschauende Bevölkerung immer: „Wir schaffen täglich am laufenden Band, fühlen uns kläglich am laufenden Band. Und sind dann abends total abgespannt, das ist nichts Neues für dich und für mich. Man kann doch auch lachen am laufenden Band. Und Witze machen am laufenden Band.“ Dabei lief er über das laufende Band. Insgesamt 51 Folgen strahlte die ARD aus. Verantwortlicher Produzent war Alfred Biolek. Das laufende Band reaktivierte Carrell später in seiner RTL-Show Die Post geht ab.

Richtige Margerichtung

Ich habe gerade zum ersten Mal Anke Engelke als Synchronstimme von Marge Simpson gehört und musste feststellen, dass sie das ganz fantastisch macht. Pro Sieben hatte ja nach dem Tod ihrer Vorgängerin Elisabeth Volkmann betont, nicht eine Prominente zu suchen, sondern eine passende Stimme, die die Rolle trifft. Und dann wurde es doch eine Prominente. So, und nun das: Sie passt und trifft die Rolle. Ich bin beeindruckt. Wer schon einmal Julie Kavner, Marges amerikanische Stimme gehört hat, weiß, wie unglaublich dicht Anke Engelke am Original ist. Chapeau!

Am Rande: Gleich nochmal Chapeau. Es war beglückend, mal wieder einen kompletten Abspann im deutschen Fernsehen zu sehen. Man könnte sich so schön daran gewöhnen, sanft aus einer Schlussszene zu gleiten und nicht ruppig herausgerissen zu werden und sofort einen schrillen Programmtrailer oder den Anfang der nächsten Sendung in die Fresse geknallt zu bekommen. Ich entschuldige mich für die Wortwahl, aber genau so fühlt es sich an. Also bitte mehr davon.

Michael, 28. Januar 2007, 18:34.

Das ideale Brautpaar

1959 (ARD). Hochzeitsshow mit dem beliebten Karnevalisten Jacques Königstein, der als Showmoderator durchfiel. Seine Spiele mit Brautpaaren sollten eigentlich eine Reihe werden, brachten es aber nach verheerenden Zuschauerreaktionen nur auf eine einzige Ausstrahlung. Michael Schanzes Flitterabend wurde später mit einem ähnlichen Konzept ein Erfolg.

Flitterabend

1988–1995 (ARD). Große Samstagabendshow mit Michael Schanze mit Spielen für Brautpaare. Drei frisch verheiratete Paare, deren Hochzeit nicht länger als ein paar Tage zurückliegt, spielen gegeneinander in Geschicklichkeits-, Übereinstimmungs- und Schätzspielen. Zwei Paare scheiden nacheinander aus, die Sieger spielen um eine große Reise.

Die konkreten Spiele variierten, die Grundkonzepte blieben gleich. Im Übereinstimmungsspiel stand eine Trennwand zwischen dem Paar, das Antworttäfelchen auf gestellte Fragen hochhalten musste. In einer Aktionsrunde wurde eine Szene konstruiert, in der das Paar vor eine abstruse Situation gestellt wurde und darauf spontan möglichst witzig reagieren sollte. Über die beste Darbietung entschied das Publikum. Wer ausschied, erhielt einen Trostpreis, meist etwas, das die Frischvermählten gerade gut gebrauchen konnten, beispielsweise eine Wohnzimmereinrichtung. Damit die Trostpreise speziell auf das Brautpaar zugeschnitten werden konnten, hatte die Redaktion zuvor im Bekanntenkreis der Kandidaten Erkundigungen eingeholt. Die Präsentation der Trostpreise übernahm „Bobby Flitter“ (Bruno Horn) im Glitzeranzug mit Zylinder, eingeleitet von Schanzes Worten: „Verlieren ist für euch nicht bitter, hier kommt unser Bobby Flitter!“  

Zwischen den letzten beiden verbliebenen Paaren gab es ein Spiel, bei dem sie angeschnallt auf einer künstlichen Wolke saßen, die an einer mechanischen Konstruktion ein paar Meter nach oben gefahren wurde. In der Höhe beantworteten sie Schätzfragen, wobei abwechselnd ein Paar eine konkrete Zahl vorlegen und das andere sich für „höher“ oder „tiefer“ entscheiden musste. Wer daneben lag, wurde schrittweise herabgelassen: Beim ersten Mal fuhr die Wolke ein Stück herunter, dann kippte sie nach vorn, und schließlich lösten sich die Gurte, und das Verliererpaar plumpste in die Kissen. Im Moment ihres Finaleinzugs hatte das Siegerpaar bereits eine Hochzeitsreise gewonnen, konnte sie dann aber noch in einem Geschicklichkeitsspiel in eine große Traumreise umwandeln, indem es die gestellten Aufgaben in der vorgegebenen Zeit erfüllte.

 Zwischen den Spielen gab es Showblöcke, in denen Schanze oft selbst mit einem Prominenten gemeinsam sang.

Die Show startete an einem Donnerstag um 21.03 Uhr, wurde aber schon zur zweiten Ausgabe eine große Samstagabendshow. Sie war beliebt, aber eher unauffällig, und brachte es auf 43 Sendungen. Für Aufsehen sorgte nur eine Ausgabe, in der Bräute bei einem Übereinstimmungsspiel tippen sollten, ob sich ihre Männer eine Glatze schneiden lassen würden. Womit sie nicht gerechnet hatten: Die beiden, die Ja sagten, wurden tatsächlich prompt geschoren – ihre zukünftigen Frauen waren fassunglos, dass der brave Schanze so was zulassen konnte, und ließen sich auch durch das Verbergen der glatten Schädel unter Baseballkappen nicht beruhigen.

Flitterabend basierte ursprünglich auf der holländischen Show „Rons’s Honeymoon Quiz“, die 1986 gestartet war, entwickelte sich dann aber davon weg. Ein früher, erfolgloser Vorgänger des Konzepts war Das ideale Brautpaar 1959.

Im März 1996 zeigte die ARD noch ein Best-of.

Die Rudi-Carrell-Show

1988–1992 (ARD). Große Samstagabendshow von und mit Rudi Carrell.

Carrell überrascht Menschen damit, dass er ihnen einen lang gehegten großen Traum erfüllt, und veranstaltet einen Talentwettbewerb für Nachwuchssängerinnen und ‑sänger.

Die zu Überraschenden saßen oft bereits im Studiopublikum, wussten aber nicht, dass Carrell sie plötzlich ansprechen würde. Bekannte der Betroffenen hatten sich zuvor ohne deren Wissen bei der Show beworben und den Wunsch beschrieben. Dies konnten ganz banale Dinge sein (ein Zuschauer wollte gern alle Telefonbücher aus ganz Deutschland haben), aber auch aufwendigere Wünsche (Reiten lernen mit Terence Hill). Für die komplizierteren Aktionen überraschte Carrell die Unwissenden vorab zu Hause, ein Einspielfilm zeigte dann die Überraschung und die Umsetzung. In diesen Fällen waren regelmäßig Prominente involviert.

In jeder Sendung „überfiel“ Carrell außerdem eine Person vor Ort, um ihr ein „Rudigramm“ zu singen, ein Lied, dessen Text sich speziell auf das Leben der besungenen Person bezog. Neben der Erfüllung von Wünschen erzeugte Carrell literweise Tränen der Rührung, indem er alte Freunde oder Verwandte zusammenführte, die sich aus den Augen verloren hatten.

Der andere wesentliche Bestandteil der Show waren die Auftritte der jungen Künstler. Sie traten nicht mit ihren eigenen Stimmen auf, sondern imitierten Stars und sangen deren Lieder. Die Studiozuschauer bestimmten am Ende den Sieger. Vor jedem Auftritt sprach Carrell mit den Gästen in einer Kulisse, die dem Arbeitsplatz des Gastes nachempfunden war, z. B. einem Reisebüro oder einer Supermarktkasse. Nach dem Gespräch verschwanden die Gäste hinter der Bühne und wurden so gestylt, dass sie wie der Star aussahen, den sie nachmachten. Eine Verzögerung durch die Garderobenpause gab es nicht, da die Show aufgezeichnet war und sich die Verwandlung nun in der Sekundenschnelle eines Schnitts auf dem Bildschirm vollzog. Carrell moderierte den Auftritt mit immer dem gleichen Satz an: „Eben noch im … (Supermarkt etc.), jetzt schon auf unserer Showbühne!“ Durch die Nachwuchskünstler kam die Sendung zumindest in den Showblöcken ohne echte Prominente aus und bot trotzdem bekannte Hits.

Einige der jungen Talente erhielten als Folge ihres Auftritts Plattenverträge. Ein Star wurde allein Mark Keller, der 1989 als Dean Martin auftrat. Er landete zwar nie einen wirklich großen Hit, wurde aber als Schauspieler in den Erfolgsserien Sterne des Südens und Alarm für Cobra 11 bekannt. Einer Kandidatin, die Whitney Houston imitiert hatte, gelangen später als Alexis ein paar kleinere eigene Hits, Birgit Langer wurde nach ihrer Mandy-Winter-Imitation Sängerin der Band Fernando Express, und Olaf Henning (Bill Medley) ein bekannter Schlagersänger. Er gewann die ZDF-Hitparade mit dem Titel „Das Spiel ist aus“ und beschallte Großraumdiscos auf Mallorca mit seinem Hit „Echt Kacke!“.

Titelsong der Show war das von Carrell selbst gesungene „Lass dich überraschen, schnell kann es geschehen, dass auch deine Wünsche in Erfüllung gehen“. Durch dieses berühmte Lied ging die Show auch als Lass dich überraschen in den Sprachgebrauch ein. Das machte sich das ZDF vier Jahre nach dem Ende von Carrells Show zu Nutzen und gab einer neuen Show mit gleichem Überraschungskonzept genau diesen Titel.

Carrells Sendung lief etwa siebenmal im Jahr und war während ihrer Laufzeit nach Wetten, dass …? die erfolgreichste Samstagabendshow, Carrell neben Thomas Gottschalk der beliebteste Showmaster. Als Carrell zu RTL wechselte, endete die Reihe nach 33 Ausgaben.

Wetten, dass…?

Seit 1981 (ZDF). Große Samstagabendshow von Frank Elstner.

Kandidaten führen außergewöhnliche Ausdauer-, Gedächtnis oder Geschicklichkeitsleistungen vor und wetten, ein bestimmtes Pensum zu schaffen, meistens innerhalb einer vorgegebenen Zeit. Zwischendurch gibt es Talks mit Prominenten und Showblöcke.

In der ersten Sendung am 14. Februar 1981 trat ein Mann an, der vorgab, die Zahl Pi auf 100 Stellen hinter dem Komma auswendig zu kennen, ein Mädchen sprang vom Ein-Meter-Brett ins Wasser, ohne mit dem Kopf unterzutauchen, und ein Mann pustete eine Wärmflasche auf, bis sie platzte. Später konnten Kandidaten von allen zweistelligen Zahlen im Kopf die 13.  Potenz berechnen, Lieder auf Langspielplatten anhand des Aussehens der Rillen erkennen, Äpfel mit einem Handhieb spalten und einen LKW auf vier Biergläsern parken. Letztere war eine sehr typische Wette, denn oft wurde schweres Gerät aufgefahren, um Übungen zu demonstrieren, für die eigentlich Fingerspitzengefühl nötig war. So wurden Flaschen mit einem Gabelstapler geöffnet, mit einem Bagger eine Frau ausgezogen oder eine Nudel, die lose zwischen zwei Traktoren geklemmt war, ohne zu brechen oder zu fallen einige Meter transportiert und dann in einen Kochtopf geworfen.

Die Show lief anfangs acht-, später sechsmal im Jahr um 20.15 Uhr live aus großen Hallen in verschiedenen Städten. Sie wurde als Eurovisionssendung auch in Österreich und der Schweiz gezeigt und regelmäßig auch in diesen Ländern veranstaltet. Häufigste Veranstaltungsorte, mit jeweils mehr als zehn Sendungen, waren Basel und Saarbrücken.

Frank Elstner hatte Wetten, dass …? erfunden und moderierte es 39‑mal. Seine letzte Wettshow wurde am 04. April 1987 gesendet. Seinen Nachfolger hatte Elstner geheim gehalten und wollte ihn erst in dieser Sendung präsentieren, doch niemand war überrascht, als Thomas Gottschalk hereinkam. Dieser moderierte 36 Sendungen bis Mai 1992 und wurde von Wolfgang Lippert abgelöst, weil Gottschalk sich ganz auf seine neue Late-Night-Show bei RTL konzentrieren wollte. Schon im nächsten Jahr beschloss er zurückzukehren; Lippert, der keine glückliche Figur abgegeben hatte, wurde kurzerhand gefeuert, und Gottschalk feierte im Januar 1994 sein umjubeltes Comeback, wobei er seinen Vorgänger mit keinem Wort erwähnte. Seitdem moderiert Gottschalk das Wettspiel, das als eine von vielen Samstagabendshows begann, als einzige Vertreterin dieses traditionsreichen Genres überlebte und sich zur erfolgreichsten Einzelsendung in Europa entwickelte. Die Sendezeit verlängerte sich über die Jahre von eineinhalb auf zweieinhalb Stunden. Die Moderatoren überzogen ohnehin, egal wie viel Zeit angesetzt war.

Jede Wette hatte einen prominenten Paten. Frank Elstner veranstaltete zunächst stets einen Talk mit allen prominenten Gästen, bevor dann alle Wetten nacheinander stattfanden. In der Premierensendung war schon mehr als eine Stunde vergangen, bis es überhaupt zur ersten Wette kam. Die Erklärung der komplizierten Spielregeln trug ein Übriges dazu bei. Die Paten saßen auf Sesseln und hatten vor sich eine Anzeige, auf der auf Knopfdruck aufleuchtete, welchen Wettausgang sie tippten. Jeder Prominente machte bei jeder Wette mit, für den Kandidaten, dessen Pate man war, musste man „Ja“ tippen, für „Klar schafft der das“. Unschlüssige Gäste prägten das „Jein“, das natürlich nicht galt.

Parallel tippten auch Fernsehzuschauer zu Hause per TED den Wettausgang. Die TED-Zuschauer waren im Vorfeld ausgewählt worden, einen offenen Aufruf zum Anrufen an alle Fernsehzuschauer gab es noch nicht. Je nach Zuschauervotum und Ausgang wurden anschließend Punkte verteilt. Wer gegen die Mehrheit richtig gewettet hatte, bekam entsprechend viele Punkte. Wer mit der Mehrheit richtig getippt hatte, weniger, und wer falsch lag, gar keine. Wettkönig war am Ende der Kandidat des prominenten Paten, der die meisten Punkte erspielt hatte, sein Gewinn war der mit 100 multiplizierte Punktestand in D-Mark.

Bei Gottschalk wurde alles abwechslungsreicher und simpler. Der Rhythmus war nun: Talk mit Promipate, Wette, Showblock, Promitalk, Wette, Showblock usw. Die komplizierten Regeln verschwanden, jeder Pate tippte nur noch bei der Wette des eigenen Kandidaten und so wie er wollte, das Publikum wettete nicht mehr mit, es gab keine Punkte mehr, und Wettkönig wurde, wen die Fernsehzuschauer – jetzt alle – per TED dazu wählten. Der Gewinnbetrag war nun die mit 100 multiplizierte Prozentzahl des Wahlergebnisses.

Die Stars nahmen nicht mehr auf Einzelsitzen Platz, sondern auf einer gemütlichen Couch. Der neue Spielmodus, der aus dem zwar komplizierten, aber durchgängigen Konzept eine Nummernrevue machte, und die Couch, die keine einzelnen Sitzplätze erkennen ließ, ermöglichte es nun den internationalen Stargästen, vorzeitig wieder zu verschwinden. Gottschalk begrüßte viel häufiger als Elstner internationale Stars, die mit Knopf im Ohr für die Simultanübersetzung dasaßen, aber ganz dringend wieder weg mussten. Die Übersetzung nahm Tempo und Spontaneität aus den Gesprächen, teilweise auch den eigentlichen Inhalt (die gerade Mutter gewordene Sängerin Madonna sagte zu einer strickenden Dame: „Können Sie meinem Sohn einen Hut machen?“, der Dolmetscher übersetzte es mit: „Können Sie mir da einen Sonnenhut draus machen?“).

Gottschalks Interviews mit deutschen und internationalen Prominenten liefen meist nach dem Multiple-Choice-Prinzip ab, das dem Gast nur begrenzte Antwortmöglichkeiten gab. Dabei mussten sich die Möglichkeiten „entweder“ und „oder“ keinesfalls ausschließen: „Ist es denn so, dass du gar nicht mehr auf die Straße gehen kannst, ohne erkannt zu werden, oder sagst du eher, das macht mir nichts aus, ich genieße das.“ Die Antwort wartete Gottschalk dann aber ohnehin nicht ab, bevor er weiterredete.

Wer falsch getippt hatte, musste einen Wetteinsatz einlösen, z. B. singen, tanzen oder sich albern verkleiden, etc. Dieter Thomas Heck radelte 1983 in zehn Tagen rund 800 km weit von Bexbach an der Saar zur Funkausstellung nach Berlin. Die Transitstrecke Helmstedt-Berlin musste er allerdings auf dem Heimtrainer im Bus absolvieren, weil die DDR-Behörden die Durchreise auf dem Fahrrad verweigerten. Im gleichen Jahr moderierte der Showmaster Joachim Fuchsberger seine Show Auf los geht’s los komplett im Nachthemd, weil er bei Elstner seine Wette verloren hatte. Oft verbanden die Stars ihre Wetteinsätze mit einem guten Zweck.

Zu Beginn jeder Show gab es eine Saalwette. Der Moderator trug mehrere Vorschläge aus dem Saalpublikum vor, das durch Applaus entschied, welche angenommen wurde. Die Redaktion hatte dann bis zum Schluss der Sendung Zeit, z. B. 50 Nonnen mit Fahrrädern aufzutreiben, zehn Lehrer mit Schulranzen und einem eigenen Zeugnis von früher, auf dem sie eine Sechs hatten, oder drei Schiffskapitäne, die von Matrosen getragen in vollen Badewannen sitzen und „In meiner Badewanne bin ich Kapitän“ singen. Der Saalkandidat, der sich die Wette ausgedacht hatte, saß derweil mit den Promis auf der Couch (zeitweise auch nur in der ersten Reihe im Publikum). Wenn die Redaktion es tatsächlich nicht schaffte, musste der Moderator einen Wetteinsatz einlösen. Wolfgang Lippert führte zu diesem Zweck ein mit Wasser gefülltes Bassin ein, in das er im Fall der Niederlage hineinrutschte. Gottschalk bezeichnete das Bassin nach seiner Rückkehr als Erblast. Im Herbst 2001 wich die Saalwette einer Stadtwette, bei der die Gastgeberstadt eine Aufgabe zu erfüllen hatte.

Wetten, die wegen Platzmangels außerhalb der Halle stattfinden mussten, wurden von wechselnden Gastmoderatoren präsentiert. Zwischen 1998 und 2003 war zunächst Olli Dittrich ständiger Außenmoderator und dann Anastasia Zamponis, bevor die Show wieder wechselnde Gäste beschäftigte.

Die Showblöcke bestritten die berühmtesten Künstler, die zu kriegen waren. Weltstars wie Phil Collins, Elton John, Tina Turner, Rod Stewart, Cliff Richard, Chris de Burgh und Robbie Williams waren Stammgäste. Die häufigsten Gaststars waren Udo Jürgens, Peter Maffay und Herbert Grönemeyer. Eine Sensation war der erste Auftritt von Michael Jackson in einer Unterhaltungsshow im November 1995. In der gleichen Sendung war auch Gerhard Schröder zu Gast, der ein weiteres Mal im März 1999 zu Wetten, dass…? kam, womit zum ersten Mal ein amtierender deutscher Bundeskanzler als Wettpate auf der Couch saß. 18 Millionen Menschen sahen allein in Deutschland zu. Daneben saßen an diesem Tag Helmut Dietl, Veronica Ferres und Harald Schmidt. Dietl war Regisseur, Schmidt und Ferres Hauptdarsteller im gerade startenden Kinofilm „Late Show“, in dem auch Gottschalk eine Hauptrolle spielte.

Die Schleichwerbung war unter Gottschalk einer der meistkritisierten Punkte der Show. Für etliche Teile der Show trat ein Sponsor auf, die meisten der Stargäste hatten sowieso einen Film, eine CD, ein Buch, eine Serie oder sonst etwas zu bewerben. Gottschalk und ZDF-Intendant Markus Schächter rechtfertigten sich, alles sei im Rahmen des Erlaubten und die Show anders nicht finanzierbar.

Am 16. Mai 1981 wettete Karlheinz Böhm außer der Reihe und sichtlich bewegt mit den Fernsehzuschauern, „dass nicht einmal jeder dritte [Zuschauer] eine Mark gibt, um Hunger leidenden Menschen zu helfen“. Wenn doch, wolle er selbst nach Afrika gehen und helfen. Er gewann die Wette – es kamen nur 1,7 Millionen DM zusammen – und ging trotzdem. Das Geld wurde der Grundstock für seine Aktion „Menschen für Menschen“.

In der 25. Sendung am 15. Dezember 1984, Gast war u. a. der österreichische Bundeskanzler Fred Sinowatz, stürmten fünf Umweltschützer von Robin Wood die Bühne. Der Sicherheitsdienst wollte sie abführen, Elstner ging dazwischen und sagte: „Aus meiner Sendung wird niemand herausgeworfen“. Er unterhielt sich einige Minuten mit den Störenfrieden über ihr Anliegen, und danach waren alle wieder brav.

Einen mittleren Skandal verursachte ein Kandidat, der am 03. September 1988 bei Gottschalk wettete, er könne die Farbe von Buntstiften am Geschmack erkennen. Er schaffte es und gab anschließend zu, geschummelt zu haben. Er outete sich als Bernd Fritz, Redakteur der Satirezeitschrift „Titanic“, und verwies auf das Heft, in dem man nachlesen könne, wie er das Team gelinkt habe. Dort stand dann lediglich, dass er unter seiner schwarzen Brille durchgelinst und die Farben gesehen habe. Fortan gab es viel dickere Brillen und meist zwei übereinander, wenn man blind etwas erkennen sollte.

Von 1996 bis 2000 präsentierte Gottschalk jährlich im Dezember eine Spezialausgabe unter dem Titel Kinder Wetten, dass…?, in der Kinder ihre Wetten einzulösen versuchten. Danach wurde die Kinder-Wette als fester Bestandteilwette in die große Abendshow integriert, jedoch außer Konkurrenz.

Wetten, dass … erhielt den Deutschen Fernsehpreis 1999 für die beste Show.

Geld oder Liebe

1989–2001 (ARD). Große Abendspielshow mit Jürgen von der Lippe.

Spiele für Singles mit je, drei Frauen und drei Männer, die einen außergewöhnlichen Beruf, ein kurioses Hobby oder eine ungewöhnliche Fähigkeit haben. Die jeweils anderen fünf Kandidaten müssen diese aus drei vorgegebenen Möglichkeiten erraten. Von der Lippe erzählt frei, übertreibt, Fachwissen sprudelt aus ihm heraus, und nach beispielsweise einem umfassenden Biologieexkurs schließt er mit den Worten: „Aber das wissen Sie natürlich alles“. Nach der jeweiligen Raterunde folgt ein erklärender Film über das Hobby oder den Beruf oder eine Bühnenvorführung des Kandidaten.

Daneben gibt es weitere Aktionsspiele, lustige Partyspielchen, eine Mischung aus Dalli Dalli und Kindergeburtstag, die die  Kandidaten einzeln oder in wechselnden Paarungen gegeneinander bestreiten. Für richtige Antworten oder gewonnene Spiele gibt es Geld. Erst am Ende der Show werden  die erspielten Beträge eingeblendet. Die Kandidaten müssen sich dann für „Geld“ oder „Liebe“ entscheiden und ein entsprechendes Schild hochhalten.

Entscheiden sie sich für „Geld“, bekommen sie den doppelten erspielten Betrag, in der Regel zwischen 500 und 2500 Mark. Entscheiden sie sich für „Liebe“, bekommen sie ihr erspieltes Geld nicht, haben aber die Chance auf eine höhere Summe: Die Fernsehzuschauer wählen per TED das Siegerpaar des Abends. Diese beiden Sieger gewinnen je 5000 Mark. Wählt das Publikum einen Kandidaten in das Gewinnerpaar, der sich zuvor für „Geld“ entschieden hat, geht dessen Anteil in den Jackpot und erhöht die Gewinnsumme für das Siegerpaar der nächsten Sendung. Die Kandidaten, die „Liebe“ gewählt, aber nicht gewonnen haben, bekommen als Trostpreis Fanartikel von Geld oder Liebe. Über diese scherzte von der Lippe stets, dass man sie zwar nicht kaufen könne, ihr Schwarzmarktwert aber enorm hoch sei.

Von der Lippe hatte die Show gemeinsam mit Wendelin Haverkamp konzipiert. Es war eine der wenigen Sendungen im deutschen Fernsehen, die nicht von einem ausländischen Vorbild adaptiert wurden. Die jedes Mal anderen Spiele dachte sich Klaus de Rottwinkel aus, der auch die Spiele für Alles nichts oder?! erfand. Lediglich das „Kiosk-Spiel“ war eine feste Einrichtung: Ein Kandidatenpaar steht in einem Kiosk, an dessen Front über den Köpfen des Paares Begriffe erscheinen, die nur das Studiopublikum sehen kann. Das muss diese Begriffe durch Gesten oder Geräusche darstellen, und die Kandidaten müssen sie erraten. Von der Lippe bedient dabei die mechanische Begriffsanzeige mit einem großen Hebel. Weil in jeder zweiten Sendung die Anzeige oben hängen blieb und per Hand nachgeholfen werden musste, wurde nicht etwa eine computergesteuerte Digitalanzeige, sondern ein ständiger Hochsitz eingeführt. Auf dem nahm anfänglich einer der Assistenten („Die international Erfahrenen“) von der Lippes Platz, später immer ein Zuschauer, der dem Gerät den nötigen Schubs geben konnte.

Zu Beginn jeder Show erzählte Jürgen von der Lippe selbst ein paar Witze und las Witze vor, die ihm Kinder geschickt hatten. Dafür erhielten sie eine Flasche Schokolinsen, später kamen zwei Plüschtiere dazu. Zu den Maskottchen der Show waren inzwischen der Geld-Otter und der Otter Liebe geworden (die Erklärung liegt im Titel: „Geld Otter Liebe“). Weitere kleine Elemente ergänzten die Spielrunden, gerne etwa ein Fotowettbewerb, bei dem die Zuschauer zu vorgegebenen Oberthemen Bilder einsandten, denen von der Lippe dann witzige Untertitel gab. Das Saalpublikum stimmte anschließend über das Siegerbild ab.

Ein Ritual waren von der Lippes nicht enden wollende Anmoderationen für die in den Showblöcken auftretenden Künstler, deren komplette Biografie er referierte und deren Musik er stets in den allerhöchsten Tönen lobte. Der sonst scheinbar so alberne Showmaster demonstrierte durch die Auswahl der musikalischen Gäste eine enorme Musikkompetenz. Er lud überwiegend unbekannte Künstler mit eingängigen, aber anspruchsvollen Liedern ein. Der Auftritt in Geld oder Liebe bescherte vielen Musikern einen Hit in den Charts, wenn auch nicht unbedingt noch einen Folgehit. Bekannt wurden hier u. a. Soraya („Suddenly“), Natalie Imbruglia („Torn“), Jonny Lang („Lie To Me“), Dakota Moon („Another Day Goes By“) und Eagle-Eye Cherry („Save Tonight“). Geld oder Liebe war die Sendung, die – mehr noch als Wetten, dass…?Menschen dazu brachte, am folgenden Montag in die Plattenläden zu gehen.

Ein weiteres Ritual war die ausführliche Erklärung der Endziffernzuteilung für die Telefonabstimmung per TED. Bei drei männlichen und drei weiblichen Kandidaten gab es neun Möglichkeiten der Paarbildung, jede mögliche Konstellation hatte ihre eigene Endziffer. Sie waren auf einem Schaubild zugeordnet, über das von der Lippe ausführlich referierte und per Stichprobe im Studiopublikum testete, ob das nun alles verstanden worden sei. Für richtige Antworten bekamen die Zuschauer ein „Gläschen Sekt“.

Das Geheimnis der leisen Show war ihre Warmherzigkeit. Wer am Ende wie viel gewinnen würde, war die ganze Sendung über zweitrangig. Es ging darum, einen geselligen Abend mit sympathischen Gästen zu erleben, für die von der Lippe ein ähnlich aufrichtiges Interesse zeigte wie für die auftretenden Musiker. Zu den vielen Ritualen der Show gehörte auch von der Lippes Satz, wenn er jemanden verabschiedete: „Wir sehen uns ja gleich noch nach der Sendung“. Wenn er auf die Bühne kam, berührte er in einer merkwürdig liebevollen Geste die Haare mehrerer Leute im Publikum, an denen er vorbeikam. Er nannte dies „Handauflegen“. Ähnlich wie bei So isses machte die Einbeziehung der Zuschauer zu Hause durch kreative Aktionen aller Art einen wesentlichen Teil der Sendung aus.

Die Live-Sendung Geld oder Liebe lief zu Beginn donnerstags um 21.03 Uhr als 87-Minuten-Show. Im Februar 1993 wanderte sie auf den begehrten Samstagabend-Sendeplatz um 20.15 Uhr, wurde nach und nach auf etwa zwei Stunden verlängert und zu einer der erfolgreichsten Shows in der ARD. 1994  erhielt sie den Grimme-Preis.

Nach 90 Ausgaben nahm von der Lippe seinen Hut und hängte ihn zu Sat.1.

Kleine Werbeunterbrechung

Die Daily Show ist jetzt zwar nicht auf dem neuen Sender Comedy Central Deutschland zu sehen, aber immerhin komplett als Video auf deren Website, jeweils einen Tag später.
Vielleicht ist das einen Blogeintrag wert? Ich versuche momentan, die Show überall zu bewerben! 🙂 Vielleicht bekommt man sie so ins Programm von Comedy Central Deutschland. Bislang konnte man diese Show in Deutschland nur in der halbstündigen wöchentlichen Zusammenfassung auf CNN sehen.
Ein bisschen seltsam finde ich es schon, dass sie ihre bekannteste Sendung hier nicht mal außerhalb der Primetime zeigen wollen, aber im Netz ist besser als nichts.
 — Marco

Du rennst offene Türen ein! Und ich werbe gern mit Dir: The Daily Show with Jon Stewart ist eine der intelligentesten, witzigsten und informativsten Shows im amerikanischen Fernsehen. Es ist eine halbstündige Late Night Show im lockeren Korsett einer Nachrichtenparodie, deren Themen sich in den zehn Jahren ihres Bestehens von Showbusiness, Sport und Klamauk zu Politik und Medienkritik weiterentwickelten und die heute als eine der politisch relevantesten Sendungen des Landes gilt. Wohlgemerkt, eine Comedyshow! Stewart sitzt am Schreibtisch und kommentiert das Tagesgeschehen, zeigt dazu Ausschnitte aus Nachrichtensendungen und zerpflückt sie, falls sie sich nicht schon selbst entlarven.  „Korrespondenten“ berichten in Reportageparodien. Und dann kommt ein Talkgast. Wo anfangs noch wie in jeder anderen Late-Night-Show vor allem Schauspieler ihre neuen Filme oder Serien vorstellten, sitzen auf dem Gästestuhl heute überwiegend Politiker, politische Journalisten oder Autoren, die Bücher über die Regierung oder den Irak geschrieben haben. Und spätestens hier sind wir an einem Punkt, der leider erklärt, warum Comedy Central zögert, die Show ins Programm zu nehmen. Das Hauptproblem ist nicht einmal die Sprachbarriere, das ließe sich ja durch Untertitelung lösen. Das Hauptproblem ist das inhaltliche. Schon RTL2 musste Mitte der 90er-Jahre nach einem Jahr feststellen, dass sich hierzulande für eine Sendung wie die Late Show with David Letterman (auch so eine Schande, dass die bei uns nicht zu sehen ist) kaum ein Publikum finden lässt. Und Letterman macht die deutlich massenkompatiblere Show und hat die wesentlich prominenteren Gäste. Viele von Stewarts Gags begreift man nur, wenn man nicht nur weiß, wer George W. Bush ist, sondern auch z.B. Nancy Pelosi, John McCain, Dennis Hastert, Tony Snow oder die Agenda des Fox News Channels einordnen kann, eines seiner Lieblingsopfer. Zu Stewarts Gästen der vergangenen Wochen gehörten der Psychologieprofessor Harry Frankfurt, der frühere Gouverneur von Arkansas, Mike Huckabee, der Parteivorsitzende der amerikanischen Demokraten, Terry McAuliffe, und der stellvertretende Chefredakteur der „Washington Post“, Rajiv Chandraeskaran. Zweifellos alles interessante Leute, die durchaus etwas zu sagen haben, aber passt eine solche Sendung im deutschen Comedy Central zwischen Mundstuhl und Knacki Deuser?

Doch ich wollte ja Werbung machen. Es kommen natürlich auch noch viel hochkarätigere Gäste, die man sonst so gut wie nie im Fernsehen, und schon gar nicht in Unterhaltungsshows sieht. Zu Stewarts Gästen gehörten auch schon, teilweise wiederholt, Bill Clinton, Jimmy Carter, Stephen King, Erzbischof Desmond Tutu und der pakistanische Präsident Pervez Musharraf. Und Weltstars wie Robin Williams, George Clooney, Pierce Brosnan, Anthony Hopkins, Tom Selleck und Dustin Hoffmann kamen im vergangenen Jahr natürlich auch vorbei. Gut, und Borat.

Wer sich ein wenig für amerikanische Politik interessiert, wird die Show mögen und kann darin viel lernen. Moderatoren „echter“ Nachrichtensendungen beklagen, dass viele junge Zuschauer ihre Informationen mittlerweile aus der Daily Show beziehen. Untersuchungen zeigen zugleich, dass die Zuschauer der Daily Show überdurchschnittlich gebildet sind – vermutlich schon vorher. Neben etlichen Emmys, Peabodys und anderen Auszeichnungen gewann die Daily Show den Preis der amerikanischen Fernsehkritiker in zwei bisher gegensätzlich Kategorien: Als beste Comedysendung und als beste Informationssendung.

Eine Bereicherung für das deutsche Comedy Central wäre die Show in jedem Fall. Da aber die beim Sender sich nicht einmal sicher sind, wie man den „beliebtesten Late Night-Talker John Stewart“ schreibt, nämlich ohne H!, habe ich nicht den Eindruck, dass man sich dort ernsthaft für die Sendung interessiert. Schade. Doch wie Du schon sagst: Im Netz ist besser als nichts. Also bitte hier entlang, und viel Spaß!

Und zusätzlich gibt es ja weiterhin den wöchentlichen Zusammenschnitt bei CNN. Der wird jedes Wochenende gleich mehrmals gezeigt, ich habe nur den Eindruck, dass die genaue Anzahl und die Sendezeiten jede Woche neu ausgelost werden.

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