24
2003–2007 (RTL2); 2008 (ProSieben); seit 2009 (Kabel 1). US-Actionserie von Joel Surnow und Robert Cochran („24“; seit 2001).
Top-Agent Jack Bauer (Kiefer Sutherland) von der „Counter Terrorist Unit“ CTU wird kurz nach Mitternacht beauftragt, einen Terroranschlag zu verhindern, der für diesen Tag geplant ist. Ziel des Anschlags ist der Präsidentschaftskandidat David Palmer (Dennis Haysbert), der gute Chancen hat, erster schwarzer Präsident der USA zu werden. Es ist der Tag der Vorwahlen in Kalifornien. Gleichzeitig werden Jacks Frau Teri (Leslie Hope) und seine Tochter Kim (Elisha Cuthbert) entführt. Es stellt sich ein Zusammenhang heraus. Den Terroristen gelingt es, Jack in den Verdacht zu bringen, selbst der Attentäter zu sein. Auf der Flucht vor seinen eigenen Vorgesetzten sucht Jack seine Familie. Er kann niemandem trauen, und nur seine Kollegin Nina Myers (Sarah Clarke) unterstützt ihn, meist telefonisch, aus der Zentrale seiner Einheit. Weitere CTU-Mitarbeiter sind Ninas Freund Tony Almeida (Carlos Bernard), Computerspezialistin Jamey Farrell (Karina Arroyave) und der Direktor George Mason (Xander Berkeley). Sherry (Penny Johnson Jerald) ist Palmers undurchsichtige Frau. Als Drahtzieher entpuppt sich der totgeglaubte Serbe Victor Drazen (Dennis Hopper).
In der zweiten Staffel ist David Palmer Präsident, und Terroristen wollen in Los Angeles eine Atombombe zünden. Jack Bauer hat 24 Stunden Zeit, den Anschlag zu verhindern. Unfreiwillig wird Kate Warner (Sarah Wynter) in die Angelegenheit verwickelt, weil ihr einflussreicher Vater, der Geschäftsmann Bob Warner (John Terry), und ihre Schwester Marie (Laura Harris) damit zu tun zu haben scheinen. Kate wird im Lauf dieser 24 Stunden Jacks engste Vertraute. Neu bei CTU sind Michelle Dessler (Reiko Aylesworth) und die exzentrische Analystin Cloe O’Brian (Mary Lynn Rajskub), Tony Almeida steigt zum Direktor auf. In der dritten Staffel sind Tony und Michelle verheiratet und Jack muss erneut eine Katastrophe verhindern. Diesmal sind Terroristen im Besitz eines hochgradig ansteckenden und tödlichen Virus. Zu diesem Zweck schleicht er sich undercover in das Terrornetzwerk von Ramon Salazar (Joaquim de Almeida) ein. Jacks Tochter Kim arbeitet inzwischen ebenfalls bei der CTU, sein neuer, ebenso draufgängerischer Partner ist Chase Edmunds (James Badge Dale), zugleich Kims Freund. Chase und Kim haben in der vierten Staffel den Dienst quittiert, und wieder gibt es viele neue CTU-Mitarbeiter: der nervöse Analyst Edgar Stiles (Louis Lombardi), Agent Curtis Manning (Roger Cross) und die vorübergehende Direktorin Erin Driscoll (Alberta Watson). Jack arbeitet eigentlich nicht mehr für CTU, sondern für Verteidigungsminister James Heller (William Devane), mit dessen Tochter Audrey (Kim Raver) er liiert ist, die ebenfalls für ihren Vater arbeitet. Doch als die Hellers von Terroristen entführt werden, nimmt Jack für CTU die Verfolgung auf und muss herausfinden, dass die Entführung nur der harmlose Anfang einer langen Kette geplanter Anschläge ist.
Welche schlimme terroristische Bedrohung bleibt eigentlich noch für die fünfte Staffel? Richtig: Nervengas. Wieder muss Jack Bauer die Welt retten und kann sich der Hilfe Chloes und Edgar sicher sein, sollte sonst aber sicherheitshalber niemandem trauen. Charles Logan (Gregory Itzin) ist US-Präsident, Mike Novick (Jude Ciccolella) dessen rechte Hand — er hatte ebenso wie der Secret-Service-Agent Aaron Pierce (Glenn Morshower) schon für Präsident Palmer gearbeitet — und Bill Buchanan (James Morrison) CTU-Direktor.
Mit der sechsten Staffel kehrt die Serie zurück zu Atombomben in Los Angeles. Diesmal geht tatsächlich eine hoch, und Jack Bauer muss verhindern, dass weitere explodieren. Wayne Palmer (D. B. Woodside), der Bruder des früheren Präsidenten, ist nun selbst Präsident, Tom Lennox (Peter MacNicol) sein undurchsichtiger Stabschef. Überraschend ist Bill Buchanan immer noch CTU-Direktor, aber natürlich nicht durchgehend. Er ist jetzt mit Karen Hayes (Jayne Atkinson) verheiratet, die als Nationale Sicherheitsberaterin des Präsidenten ihrem Mann gegenüber weisungsbefugt ist. Auch Chloes Ex-Mann Morris O’Brian (Carlo Rota) gehört nun zum Team, was einige zusätzliche Reibereien verursacht, ebenso Nadia Yassir (Marisol Nichols) und Milo Pressman (Eric Balfour), der in der ersten Staffel schon einmal dabei war.
Innovative Serie, die komplett in Echtzeit spielte. Eine Fernsehrevolution. Die 24 Folgen einer Staffel umfassten insgesamt nur einen einzigen Tag, jede Folge exakt eine Stunde des Tages (die Nettolänge einer Episode ohne Werbung betrug allerdings nur 42 Minuten). Im Vorspann erklärte Bauer bereits: „Heute ist der längste Tag meines Lebens.“ 24 war äußerst brutal und völlig unrealistisch hinsichtlich der Tatsache, dass in der kurzen erzählten Zeit so viel passierte wie in anderen Serien, deren Handlungszeitraum mehrere Jahre umfasste. Auch sonst wurde so ziemlich alles immer absurder und unglaubwürdiger. Während bei jedem Einsatz um Jack Bauer herum der Reihe nach alle Agenten abgeknallt wurden, schien Bauer selbst eine Art unsterblicher Supermann zu sein, der rund um die Uhr atemlose Anweisungen in sein Handy brüllt und zwar niemals Zeit für Erklärungen hat, aber oft genug für Versprechen, jemanden unbeschadet zur Mutter zurückzubringen. Derweil wurden bei CTU neue Direktoren quasi im Stundentakt durchgeschleust.
Unabhängig davon war 24 so spannend, dass man nach dem Ende einer Folge schnellstmöglich sehen wollte, wie es denn nun weitergeht. Diesem Verlangen trug RTL 2 Rechnung, indem es die komplette erste Staffel innerhalb von nur vier Wochen zeigte. Dienstags, freitags und sonntags liefen zur Primetime jeweils zwei Folgen hintereinander, diese wurden oft am Tag vor den nächsten neuen Folgen am späten Abend wiederholt. Sechs der ersten 24 Folgen mussten für die Erstausstrahlung um 20.15 Uhr geringfügig geschnitten werden, da sie von der Freiweilligen Selbstkontrolle erst für Zuschauer ab 16 Jahren freigegeben waren. Auf dem Wiederholungssendeplatz liefen diese Folgen ungekürzt. Wenn sich mehrere Handlungsstränge gleichzeitig entwickelten, trug 24 dem Rechnung, indem der Bildschirm zwei-, drei- oder viergeteilt wurde (Überraschung: Es wurde dann immer nur in einem Bild gesprochen; in den anderen fuhren, gingen oder flogen Menschen schweigend meistens gerade irgendwohin). Während der gesamten 24 Stunden ging niemand zur Toilette. Also wie im richtigen Leben: Vermutlich nutzten die Charaktere dazu die Werbepausen.
Wahrscheinlich die hochwertigste Produktion, die RTL 2 je gezeigt hat (okay, keine große Kunst — aber auch aus dem Programmangebot jedes anderen Senders hätte diese Serie herausgeragt). Für die aufwendige Serie betrieb RTL 2 im Vorfeld einen enormen Werbeaufwand. Schon Monate vorher liefen Programmhinweise, und zwei Wochen vor dem Start lag einer Fernsehzeitschrift eine Gratis-DVD bei, die die komplette erste Folge enthielt. Die dadurch erreichten Einschaltquoten waren passabel, aber nicht überragend.
Nur einen Tag nach der Erstausstrahlung ihrer letzten beiden Folgen erschien die gesamte erste Staffel in Deutschland als Kauf-DVD (auch die weiteren Staffeln wurden kurz nach der Ausstrahlung auf DVD veröffentlicht).
Die weiteren Staffeln liefen an verschiedenen Sendeplätzen, weiterhin meistens mindestens mit Doppelfolgen, aber in der Regel nur noch an einem Tag pro Woche. Während in den USA die Einschaltquoten mit jeder neuen Staffel neue Rekordwerte erreichten, gingen sie in Deutschland immer weiter zurück. Nach fünf Staffeln hatte RTL2 kein Interesse mehr. Die sechste Staffel lief montags ab 22.15 Uhr mit Doppelfolgen auf ProSieben, das viel weniger Zeit brauchte, um das Interesse zu verlieren. Seit der siebten sind die Erstausstrahlungen auf Premiere zu sehen und die Free-TV-Premieren dienstags gegen 22.00 Uhr bei Kabel 1.
Serienerfinder Joel Surnow hatte zehn Jahre zuvor als Co-Autor die schlimme Serie Der Ring der Musketiere ausgeheckt. Hauptdarsteller waren damals David Hasselhoff und Thomas Gottschalk. Schön, dass er aus Erfahrung klug wurde.