Die Harald Schmidt Show

1995–2003 (Sat.1). Late-Night-Show mit Harald Schmidt.

Die Harald Schmidt Show war anfangs eine noch perfektere Kopie der amerikanischen Late Show with David Letterman als die RTL-Nachtshow mit Thomas Koschwitz, entwickelte aber nach einiger Zeit ein erstaunliches Eigenleben. Jede Sendung begann mit einem Monolog und Einspielfilmen mit Gags zum aktuellen Tagesgeschehen. In der zweiten Hälfte der Show saß Schmidt hinter einem Schreibtisch und empfing prominente Gäste. Wie in jeder klassischen Late-Night-Show gab es auch eine Live-Band im Studio, die die Gags mit kurzen Tuschs begleitete und die Titelmusik spielte. Bandleader und gelegentlicher Comedy-Spielpartner war Helmut Zerlett.

Nach schwachem Start wurde die Harald Schmidt Show trotz weiterhin nur durchwachsener Einschaltquoten schon bald zur Institution. Highlights der frühen Jahre waren Comedyrubriken wie „Die dicken Kinder von Landau“ oder „Die Weisheiten des Konfuzius“. In Letzterer gaben zwei asiatische Kellner deutsche Sprichwörter oder Schlagertexte zum Besten. Herr Li und Herr Wang arbeiteten in einem Restaurant neben dem Kölner Capitol, wo die Show bis Mitte 1998 aufgezeichnet wurde.

Weitere wiederkehrende Figuren waren der angeberische Reporter Kai Edel (Chefautor Peter Rütten), Schmidts Fahrer Üzgür, Frau Asenbaum, Vatta Theresa, die Handpuppen Bimmel und Bommel, die Begriffe zu einem Buchstaben aus dem „Alfabet“ demonstrierten, am Ende aber immer beim „guten A“ landeten, der imaginäre Co-Moderator Horst und der „Politiker“ Dr. Udo Brömme (Gagautor Ralf Kabelka), der auf der Straße seine Botschaft „Zukunft ist gut für alle!“ verkündete und sich sogar bis in den echten Bundestag einschleichen konnte. Die meisten dieser Figuren verschwanden nach einiger Zeit wieder, und neue kamen hinzu. Ein Glas Wasser auf seinem Tisch blieb, der dazugehörige Spruch „Ich sage Ja zu deutschem Wasser!“ verschwand wieder, nicht ohne zuvor zum geflügelten Wort und auf T-Shirts gedruckt zu werden. Jeden Monat bestimmte Schmidt einen Prominenten als „Liebling des Monats“, dessen Foto dann seinen Schreibtisch zierte und als Witzvorlage diente.

Für Aufsehen sorgte in den ersten Jahren vor allem Schmidts Lust am kalkulierten Tabubruch. Jahrelang profilierte er sich mit Polenwitzen, gegen die u. a. deutsche Journalisten und Kulturschaffende in Polen protestierten. Genussvoll und zynisch spielte er im Kampf gegen sinkende Quoten den „Dirty Harry“, der Zoten reißt und frauenfeindliche Witze erzählt. Im Dezember 1995 zeigte er eine Ausgabe der Frauenzeitschrift „Emma“, Eierlikör, eine Kloschüssel und Bettina Böttinger und fragte: „Was haben diese vier Dinge gemeinsam? Das sind die vier Dinge, die kein Mann freiwillig anfassen würde.“ In der Folge machte er immer neue gehässige Anspielungen auf die Homosexualität der Moderatorin. Sie kam schließlich in seine Show, sagte, dass sie das „sehr verletzt“ habe, und ging vorzeitig wieder. Andererseits spielte Schmidt großartig mit Selbstironie, ließ z. B. die Post von einem „Letter-Man“ bringen und den Weg vom Anfangs-Stand-up zu seinem Schreibtisch, während dessen große Teile der Zuschauer immer abschalteten, von einer Sat.1-Ansagerin mit der Bitte moderieren, nun nicht abzuschalten.

1998 trennte sich Schmidt im Streit von der bisherigen Produktionsfirma Brainpool, die schon die RTL-Nachtshow mit Thomas Koschwitz hergestellt hatte, und ließ die Show ab Sommer von seiner eigenen Firma Bonito TV produzieren. Damit verbunden war der Umzug vom Capitol ins Studio 449 in Köln-Mülheim.

Ab 2000 stand auf der Bühne ein zweiter Schreibtisch, hinter dem Redaktionsleiter Manuel Andrack saß, mit dem sich Schmidt während der Sendung über Nietzsche, Kant, den Expressionismus und andere Bildungsbürgerthemen unterhielt. Oder auch über Fußball. Die Show hatte nach und nach eine neue Richtung bekommen, als Schmidt den „Dirty Harry“ immer mehr durch einen konservativen Bildungsbürger ersetzte, aber den Klamauk fortführte. In einem Interview mit „TV Today“ beschrieb er Anfang 2001 seine Sendung so: „Da erklärt einer Max Planck, und hinterher rennt einer nackt über die Bühne und wird mit Gummibärchen beworfen. Das ist etwas, worauf ich stolz bin, dass ich Stimmungsmacher Fips Asmussen und Schriftsteller Karl Ignaz Hennetmair in der Sendung haben kann.“ Auch andere Mitglieder des Teams wurden vermehrt ins Bild gerückt, vor allem die Rezeptionistin Natalie Licard, die schon seit Jahren mit französischem Akzent den Vorspann sprach, und Suzana Novinscak, die eigentlich dafür zuständig war, die Papptafeln mit Schmidts Moderationstexten hochzuhalten.

Schmidt hatte am Revers seines Anzugs eine „Rinder-gegen-den-Wahnsinn-Schleife“ in Form eines Kuhschwanzes angesteckt, um die Hysterie um BSE in Großbritannien zu karikieren. Die Schleife wurde im Fanshop verkauft und einer CD mit Musik aus der Show beigelegt. Schmidt trug sie über Jahre jeden Abend und machte auch kein großes Aufhebens um sie, als die BSE-Krise Anfang 2001 Deutschland erreichte. Im Herbst des gleichen Jahres erschien er plötzlich ohne die Schleife und verkündete: „BSE ist geheilt!“

Nach den Terroranschlägen in den USA am 11. September 2001 nahm Schmidt eine zweiwöchige Auszeit. Danach begannen seine Einschaltquoten stetig zu steigen. Im Lauf der nächsten zwei Jahre verbesserten sie sich von ca. einer auf eineinhalb Millionen Zuschauer, der Marktanteil bei den 14- bis 49-jährigen Zuschauern stieg auf für Sat.1 hervorragende 18 %. Harald Schmidt heimste nun unzählige Fernsehpreise ein, in manchen Monaten fast jede Woche einen. Zu den Auszeichnungen der Show gehörten der Grimme-Preis 1997 und der Deutsche Fernsehpreis 2000 (Beste Comedy-Sendung/Beste Moderation Unterhaltung), 2001 (Beste Unterhaltungssendung/Beste Moderation Unterhaltung) und 2003 (Beste Comedy-Sendung).

Die einstündige Late-Night-Show lief in der Anfangsphase für kurze Zeit fünfmal pro Woche, dienstags bis samstags nach 23.00 Uhr, dann sieben Jahre lang dienstags bis freitags (die Donnerstagsshow kam bis Ende 1996 eine Stunde später, weil Margarethe Schreinemakers für Schreinemakers live einen Vertrag über eine dreistündige Sendezeit bis Mitternacht hatte). Auf dem Höhepunkt seines Erfolgs führte Schmidt im Juni 2003 wieder eine fünfte wöchentliche Sendung ein, und am 18. September 2003 sendete Die Harald Schmidt Show um 20.15 Uhr ihr erstes Primetime-Special „Zu Gast auf Vater Rhein“ vier Stunden lang vom Deck des Schiffs „MS Loreley“. Die Sendung floppte in jeder Hinsicht – aber egal: Schmidt hatte seit geraumer Zeit Narrenfreiheit genossen und konnte tun und lassen, was er wollte.

Am 4. Dezember 2003 wurde Sat.1-Chef Martin Hoffmann gefeuert, ein Freund und Förderer Schmidts, der ihm über Jahre diese Narrenfreiheit gewährt hatte. Schmidt bedauerte den Rauswurf am gleichen Abend in seiner Sendung, erklärte jedoch, er sei ja eine Mediennutte („Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“) und werde jetzt eben dem neuen Chef dienen. Vier Tage später zeigte sich, dass Schmidt nichts ferner liegt als das: Er gab bekannt, er werde seine Show im neuen Jahr nicht fortsetzen und wolle eine „kreative Pause“ einlegen (auch dieser Ausdruck wurde zum geflügelten Wort). Die letzte reguläre Show am 23. Dezember 2003 (Folge 1374) erreichte die bis dahin höchste Einschaltquote. Sechs Tage später lief noch ein zweistündiges (schon lange vorher geplantes und aufgezeichnetes) Primetime-Special, das aufs Jahr zurückblickte, im Januar 2004 außerdem noch die im November aufgezeichnete Show „20 Jahre Sat.1″, die Schmidt und Andrack moderierten. Anfang 2004 wiederholte Sat.1 vier Wochen lang „die legendären Sendungen“.

Als Nachfolgerin von Schmidt präsentierte Sat.1 einige Wochen nach dessen Abschied Anke Engelke, die im Mai 2005 erstmals mit Anke Late Night auf Sendung ging und an der unerfüllbaren Aufgabe scheiterte. Schmidt trat mehrmals mit Bühnenversionen seiner Show auf und kehrte Ende des Jahres zurück zur ARD, wo seine Sendung schlicht Harald Schmidt hieß.

MAZ ab!

1988–1989 (WDR); 1989–1992 (ARD). 45‑minütige Spielshow mit Harald Schmidt.

Zwei Teams aus je zwei Prominenten beantworten Fragen, die im allerweitesten Sinne etwas mit Ausschnitten aus Fernsehsendungen zu tun haben, die vor den Fragen gezeigt werden. Die Promis spielen stellvertretend für zwei Vereine, die auf getrennten Seiten im Publikum sitzen und für jeden Punkt ihres Teams 100 DM erhalten. Das Startkommando für jeden Ausschnitt lautet: „MAZ ab!“

Die Show startete im Dritten Programm des WDR und wurde nach 14 Folgen ins Hauptabendprogramm der ARD übernommen, dort lief sie etwa einmal im Monat dienstags um 20.15 Uhr. Das Konzept war innovativ. Es sollte durch die Ausschnitte vor allem eine Werbeplattform für die eigenen Programme der ARD sein, gab Harald Schmidt dazwischen aber schon in seiner ersten eigenen Fernsehsendung die Gelegenheit zur Anarchie. Die Punkte vergab er nach Lust und Laune, achtete aber meist darauf, dass es auf einen Gleichstand hinauslief. Antwortzurufe aus dem Publikum ließ er gelten, was dazu führte, dass die Prominenten über längere Strecken nur rumsaßen, ohne etwas zu sagen zu haben. Wenn er sich mal verquatscht hatte und Zeit aufholen musste, las er einfach schnell Quizfrage und Antwort in einem Atemzug vor, gab jeder Mannschaft einen Punkt und fuhr fort.

Ausschnitte aus älteren Filmen, die mal wieder im Programm waren, pries er mit: „Es werden ja viel zu selten Wiederholungen gezeigt. Das hört man immer wieder.“ Den Schauspieler Uwe Ochsenknecht, der gerade Bismarck gespielt hatte, fragte Schmidt nach dem Ausschnitt eines Sketchs, in dem Didi Hallervorden einen Betrunkenen gespielt hatte, mit todernstem Gesicht: „Ist das eine Sache, die Sie anspricht als Schauspieler?“

Beim postalischen Zuschauerspiel konnten die Teilnehmer z. B. „eine Weltreise nach Paris“ gewinnen und mussten sich dafür Glückwunschbotschaften zum 60. Geburtstag des Bundeskanzlers ausdenken, zeigen, wie sie sich MAZ ab! zu Hause anschauen, oder beantworten, auf welches Datum in diesem Jahr der Dreikönigstag fällt. Bei Helmut Kohls Geburtstagsfeier überreichte der damals noch unbekannte Schmidt dem Kanzler die eingesandten Glückwunschbotschaften persönlich, verpackt in eine große rote Schachtel. Schmidt wies den Kanzler darauf hin, dass das Rot gezielt etwas provozierend sein solle, und Kohl antwortete gönnerhaft mit den Worten: „Rot ist bei Damen und Schachteln sehr gut.“

In der 33. und letzten Sendung ließ Schmidt eine Zuschauerin aus dem Studio das Gästesofa aus der Bühnendeko gewinnen, das noch mitten in der Sendung abgebaut wurde, was die Prominenten zwang, auf klapprigen Stühlen Platz zu nehmen.

Schmidteinander

1990–1993 (WDR); 1994 (ARD). Einstündige Comedy-Personalityshow von und mit Harald Schmidt und Herbert Feuerstein.

Schmidt, der es sich schon früh in seiner Fernsehkarriere leistete, Normen und Konventionen über den Haufen zu werfen (bereits die Spielshow MAZ ab! hatte einen Vorgeschmack darauf gegeben), konnte hier erstmals frei von jeglichen Konzepten herumalbern. Die Show reihte Sketche, Parodien und Satiren aneinander, teils live gespielt, teils als Filmzuspielung. Den Rahmen bildete der Studioteil mit Schmidt und „Chefautor“ Feuerstein, die an getrennten Schreibtischen saßen (der von Feuerstein winzig) und sich Wortgefechte von Tisch zu Tisch lieferten. Die Show übernahm schon viele Elemente der klassischen Late-Night-Shows aus den USA, die in ähnlicher Form später in der Harald Schmidt Show auftauchten.

Pro Sendung begrüßte Schmidt einen prominenten Gast, mit dem er am Schreibtisch talkte, was damals, eingebettet in Comedynummern, ebenso fremd wirkte wie die nur Sekunden dauernden Tanzeinlagen der „Schmidteinander-Hupfdolls“. Weitere Prominente hatten gelegentliche Statistenrollen und schauten einfach nur vorbei, um einmal schweigend durchs Bild zu laufen. Schmidteinander lebte von vielen Running Gags, die vor allem ein elitäres Stammpublikum verstand, und vielen anarchischen und kalauernden Rubriken, darunter „Wir basteln mit Peer Theer“, „Comtessa Gunilla bittet zu Tisch“, der Sprichworttest, in dem Schmidt und Feuerstein praktisch überprüften, ob Redewendungen der Wahrheit entsprachen, Fozzi-Bär (mit Schmidt im Bärenkostüm), offizielle Berufsgruppenwitze sowie die Zuschauerfrage, bei der die Lösung fast immer „N“ lautete.

Zwischendurch las Schmidt imaginäre Zuschauerpost von Gabi aus Bad Salzdetfurth vor und fragte Feuerstein Hauptstädte ab. Wenn etwas schief lief, war der Schuldige schnell gefunden: Wolpers! Godehard Wolpers war Redakteur der Sendung und immer wieder als Opfer in einer Zuspielung zu sehen, in der er von Schmidt und Feuerstein zusammengeschlagen wurde. Ferner wirkte Marga Maria Werny als Oma Sharif mit. Sie starb im Oktober 1994, noch bevor die Show eingestellt wurde.

Die Show war im WDR-Fernsehen am Sonntagabend gegen 22.00 Uhr gestartet, wurde nach einer Weile auch von anderen Dritten Programmen übernommen und Anfang 1994 in die ARD verlegt, wo sie fortan samstags nach 22.00 Uhr lief, direkt nach dem Wort zum Sonntag, aber nun nur noch ein Jahr überlebte. Sie brachte es auf 50 Ausgaben. Im Herbst 1995 zeigte die ARD acht dreiviertelstündige Best-of-Specials, in denen Herbert Feuerstein allein, aber vor Publikum, Ausschnitte aus den Sendungen ansagte.

Lange bevor die Feuilletons Harald Schmidt zum Gott der Fernsehunterhaltung hochjubelten, nannte die Presse diese Show „Reality-TV für Verhaltensgeschädigte“ und „Abendunterhaltung für geistig Verwahrloste“. Der Grimme-Preis, mit dem die Sendung 1994 ausgezeichnet wurde, ging an Herbert Feuerstein (!), weil er „es als Miterfinder und Chefautor von Schmidteinander geschafft hat, dem deutschen Fernsehpublikum den ‚Fozzi‘-Bären Harald Schmidt aufzubinden.“ Schmidt und Feuerstein waren bereits im Ratespiel Pssst … gemeinsam aufgetreten.

Heiter weiter

1990 (Sat.1). Einstündiges Ratespiel um Geheimnisse. Guido Baumann moderierte, Hans Sachs, Anneliese Fleyenschmidt und Annette von Aretin bildeten das Rateteam.

Nach Robert Lembkes Tod hatte die ARD sehr lange gezögert, ob Was bin ich? fortgesetzt werden sollte. Das Rateteam war über dieses Zaudern verärgert und wechselte geschlossen zu Sat.1, wo es seine eigene Sendung präsentierte. Diese wurde vom Kaffee- und Schokoladenriesen Jacobs-Suchard produziert, der dafür kostenlos Werbezeit von Sat.1 bekam.

26 Ausgaben liefen alle zwei Wochen dienstags um 20.00 Uhr, also fast genau auf dem Was bin ich?-Sendeplatz, auf dem kurz darauf auch die ungleich erfolgreichere ARD-Nachfolgeshow Ja oder Nein startete.

Das perfekte Timing

Seit vergangenen Montag zeigt ProSieben werktags seine Dating-Koch-Doku-Soap Liebe isst. Und vermutlich ist es kein Zufall, dass die Sendung nicht nur fast so aussieht wie die erfolgreiche Vox-Sendung Das perfekte Dinner, sondern direkt im Anschluss an Das perfekte Dinner beginnt.

Theoretisch jedenfalls. Praktisch hat Vox die Sendezeit von Das perfekte Dinner unauffällig ein bisschen verändert. Seit vergangenen Montag isst man auf Vox nicht mehr bis 19.45 Uhr, sondern fünf Minuten länger. Gerade so lang, dass es nicht mehr ganz so naheliegend ist, direkt nach dem Ende der Sendung zur ProSieben-Variante umzuschalten.

Nicht dass solche Taschenspielertricks angesichts der Quoten und der Qualität von „Liebe isst“ wirklich nötig gewesen wären. Aber besser isst’s.

Stefan, 15. Januar 2007, 18:13.

Ja oder Nein

1990-1994 (ARD). 45‑Minuten-Quiz mit Joachim Fuchsberger.

In vier Runden muss ein vierköpfiges Rateteam Geheimnisse von Gästen herausfinden, beispielsweise ihren Beruf, ein bestimmtes Erlebnis oder in welcher Beziehung eine Gruppe von Gästen zueinander steht. Für jedes Geheimnis gibt Fuchsberger als Hinweis eine um die Ecke gedachte Beschreibung. In der vierten Runde ist mit verbundenen Augen ein prominenter Gast zu erraten. Jeder aus dem Team darf so lange mit Ja oder Nein beantwortbare Fragen stellen, bis ein Nein kommt, dann ist der Sitznachbar an der Reihe. Für das erste Nein gewinnt der Gast fünf Mark, bei jedem weiteren wird die bisher gewonnene Summe verdoppelt, bis hin zu maximal 2560 Mark beim zehnten Nein. Ist dann das Geheimnis noch nicht erraten, wird es aufgelöst.

Ja oder nein war die Nachfolgesendung von Was bin ich?, das 1955 ebenfalls unter dem Titel Ja oder nein begonnen hatte und das nach dem Tod seines Moderators Robert Lembke im Januar 1989 nicht weitergeführt worden war. Das Konzept wurde in modernisierter Form weitestgehend übernommen. Das Rateteam bestand von links nach rechts sitzend aus Alice Schwarzer, Gerhard Konzelmann, Vera Russwurm und Emil Steinberger. 1991 wurde Steinberger durch Thomas Hegemann ersetzt, ein Jahr später Konzelmann durch Sepp Maier. Es gab 50 Folgen, die zunächst dienstags um 20.15 Uhr, später donnerstags um 21.45 Uhr ausgestrahlt wurden.

Schneller war nach dem Tod Lembkes die Was bin ich?-Variante Heiter weiter mit Guido Baumann auf Sat.1 auf den Bildschirm gekommen; sie verschwand aber noch schneller wieder. Noch dichter am Original als Ja oder nein blieb später die Kabel 1-Version, die auch den Originaltitel behielt.

Ja oder Nein

1955 (ARD). „Ein psychologisches Extemporale mit sieben unbekannten Größen“ war der Untertitel dieser Quiz-Sendung mit Robert Lembke, die bereits zur zweiten Sendung zweieinhalb Monate nach der Premiere in Was bin ich? umbenannt wurde. Ein vierköpfiges Rateteam musste die Berufe von sieben Gästen erraten. Das Rateteam bestand aus Hans Sachs, Inge Sandtner, Anja Golz und Dr. Peter Mauch.

Was bin ich?

2000–2005 (Kabel 1). Einstündiges heiteres Beruferaten mit Björn-Hergen Schimpf als Moderator und Norbert Blüm, Tanja Schumann, Herbert Feuerstein und Vera Int-Veen als Rateteam.

Mit Hilfe von Fragen, die mit Ja oder Nein zu beantworten sind, müssen die vier die Berufe unbekannter Gäste erraten. Wenn sie zehnmal ein „Nein“ kassiert haben, haben sie verloren. In einer Prominentenrunde müssen sich die Ratefüchse Masken aufsetzen und einen geheimen Ehrengast erraten, der für jedes „Nein“ ein kleines Geschenk erhält. Gelegentlich gilt es auch den berühmten Namen eines unbekannten Gasts zu erraten oder den ursprünglich erlernten Beruf eines Prominenten.

Nachdem Kabel 1 bereits erfolgreich die von Sat.1 eingemotteten Gameshows Glücksrad und Geh aufs Ganze wiederbelebt hatte, kramte der Sender schließlich noch tiefer in der Mottenkiste, zog Robert Lembkes Uraltshow heraus und hauchte auch ihr neues Leben ein. Die neue Version lief jetzt nicht mehr monatlich, sondern staffelweise wöchentlich zur Primetime, immer donnerstags um 20.15 Uhr.

Schimpf begrüßte die Zuschauer zu Beginn der Sendung immer zu „einer Stunde gepflegter Fernsehunterhaltung“, und das traf es gut. Dem neuen Was bin ich? fehlte der heilige Ernst des Originals, aber das Rateteam hatte beim Raten und Herumalbern Spaß, der sich auf die Zuschauer übertrug und dem Sender Kabel 1 eine Weile für seine Verhältnisse ordentliche Quoten einbrachte.

Bei der Modernisierung hatte Kabel 1 auf unnötigen Schnickschnack verzichtet. Die Titelmusik war ein Remix der früheren, und wie bei Lembke unterschrieb jeder Gast am Anfang auf einer Tafel und kreuzte an, ob er „selbstständig“ oder „angestellt“ war. Größte Überraschung war, dass in einer Zeit, in der Fernsehshows bis zu zehn Millionen DM Höchstgewinn versprachen, bei Was bin ich? weiterhin 5 DM pro Nein ins Schwein wanderten und somit 50 DM nach wie vor der maximale Höchstgewinn war. Erst Anfang 2002 wurde mit Einführung der neuen Währung der Gewinn auf 50 €, also knapp 100 DM, erhöht. In Ermangelung von Fünfeurostücken warf Schimpf symbolisch weiterhin Fünfmarkstücke ins Schwein. Im Herbst 2004 waren offenbar alle aufbraucht, und es wurde eine spezielle „Was-bin-ich-Münze“ im Wert von fünf Euro eingeführt. Im Rateteam nahm ab jetzt regelmäßig ein wechselnder Gast Platz.

Anstelle von Lembkes „Welches Schweinderl hätten S‘ denn gern“ fragte Schimpf: „Welche Sau ganz genau?“ Einmal kündigte Schimpf den geheimen Gast mit den Worten an: „Meine Damen und Herren, hier kommt Günter Pfitzmann.“ Die Aufzeichnung wurde unterbrochen, und beim nächsten Versuch setzte sich Schimpf selbst als Ehrengast ans Pult. Die Panne mit Pfitzmann wurde aus der Sendung herausgeschnitten.

2004 musste Was bin ich? als Pausenfüller für gefloppte Realityshows dienen, was den inzwischen nicht mehr so guten Quoten weiter schadete. Nach zwölf Staffeln und fünf Jahren stellte Kabel 1 die Show ein. Die letzten noch vorhandenen Folgen wurden sonntags um 19.10 Uhr versendet.

Was bin ich?

1955–1989 (ARD). Heiteres Beruferaten mit Robert Lembke, das die ARD während der gesamten Laufzeit ca. einmal im Monat um 20.15 Uhr ausstrahlte, zunächst mittwochs, ab Herbst 1966 dienstags.

Ein vierköpfiges Rateteam muss anhand von Fragen, die nur mit Ja oder Nein zu beantworten sind, die Berufe von sieben, ab 1961 drei Gästen erraten. Der Gast hinterlässt zu Beginn seines Auftritts seine Unterschrift auf einer Tafel, muss ankreuzen, ob er selbstständig oder angestellt ist, und macht dann eine „typische Handbewegung“. Für die Fernsehzuschauer wird der Beruf eingeblendet. Will man mitraten, kann man bei einem Gongschlag von Lembke die Augen schließen und beim zweiten Gongschlag wieder öffnen, dann ist die Einblendung verschwunden.

Jedes Mitglied des Rateteams darf so lange fragen, bis eine Frage mit Nein beantwortet wird. Für jedes Nein wirft Robert Lembke ein Fünfmarkstück in ein Sparschwein, das der Kandidat behalten darf. Ist beim zehnten Nein der Beruf noch nicht erraten, ist die Spielrunde beendet, und das Geheimnis um den Beruf wird gelüftet, so dass ein Kandidat im Höchstfall 50 Mark gewinnen kann.

Bis zum Ende der Reihe im Jahr 1989 wurde die Gewinnsumme nie erhöht. Die Sparschweine, die so genannten „Schweinderln“, wurden zum Markenzeichen der Sendung. Es gab sie in verschiedenen Farben, und jeder Kandidat wurde vor der Raterunde von Lembke gefragt: „Welches Schweinderl hätten S‘ denn gern?“ In der letzten Runde trat ein prominenter Gast auf, den das Team erraten musste. Dazu setzten sie dunkle Brillen auf, durch die sie nichts sehen konnten. Damit sie ihn auch nicht an der Stimme erkannten, antwortete Lembke für den Gast mit Ja oder Nein. In dieser Runde gab es keine Fünfmarkstücke, denn Promis haben ja schon genug Fünfmarkstücke, sondern pro Nein ein Geschenk.

Während der gesamten Sendung saß Lembke hinter einem Tisch, sein jeweiliger Gast nahm neben ihm Platz. Die Rater, die anfangs noch „Kollegium“ genannt wurden, saßen den beiden mit etwas Abstand schräg gegenüber. Das Rateteam bestand ursprünglich aus Annette von Aretin, Hans Sachs, Marianne Koch und Peter Kottmann. Kottmann nahm sich 1962 das Leben, und der Schweizer Guido Baumann übernahm seinen Platz. Marianne Koch wechselte sich in den 60er‑ und 70er‑Jahren mit Anneliese Fleyenschmidt ab, danach mit Ingrid Wendl. Guido Baumann wurde gelegentlich von Max Rüeger vertreten.

Zur meist gebrauchten Formulierung als Einleitung einer Frage entwickelte sich die Floskel „Gehe ich recht in der Annahme, dass …“, um Verwirrung bei negativ formulierten Fragen zu vermeiden. Viele Jahre gab es als Maskottchen ferner einen Studiohund, einen Foxterrier, zunächst Struppi, später Jacky. Vorbild der dreiviertelstündigen Sendung war das britische Quiz „What’s My Line?“, dessen Rechte sich Robert Lembke für 100 Mark pro Sendung von der BBC gekauft hatte.

Am 2. Januar 1955 war bereits eine einzelne Sendung namens Ja oder nein gelaufen, ebenfalls ein „Fragespiel mit Robert Lembke“, dann wechselte der Titel zu Was bin ich?. Die erste Sendung unter dem neuen Titel lief am 13. März 1955. Der anspruchsvoll anmutende Untertitel „Ein psychologisches Extemporale mit Robert Lembke und sieben unbekannten Größen“ wich schließlich ebenfalls dem einfachen „Heiteres Beruferaten“. Der erste Beruf, der geraten werden sollte, war Friseurin. Später war der gesuchte Beruf einmal „Hausfrau“, und als Guido fragte: „Kann der Beruf auch von einem Mann ausgeübt werden“, antwortete Lembke: „Na, da sagen wir mal Nein.“

Nach drei Jahren und rund 30 Ausgaben war zunächst Schluss: Lembke wollte nicht mehr. Er sagte: „Ich glaube, man soll mit einer solchen Sendung aufhören, solange sie noch gefällt.“ Weil die Nachfolgereihe Spiel mit Worten jedoch kaum jemandem gefiel, lief Was bin ich? ab Februar 1961 wieder regelmäßig. Nebenbei – oder eher hauptberuflich – übte Lembke noch einige andere Funktionen aus, z. B. als Sportkoordinator der ARD. 1975 gab es Überlegungen, die Sendung vom Dienstagabend auf den Samstagnachmittag zu verlegen, was Lembke jedoch zu verhindern wusste. In der 250. Sendung am 29. Juli 1980 tauschte Lembke mit Guido Baumann den Platz, als am Schluss der prominente Ehrengast erraten werden sollte, und so saß der Quizmaster selbst erstmals im Rateteam. Ehrengast war Julia Migenes.

Der simple Ablauf und die einfache, unaufwendige Kulisse der Sendung wurden während der gesamten Laufzeit des Spiels nicht verändert. Noch in den späten 80er‑Jahren, als es längst laut dröhnendes Privatfernsehen gab, moderierte der 75‑jährige Lembke die Sendung genauso wie 30 Jahre zuvor und noch immer mit großem Erfolg. 1989 endete die Reihe plötzlich nach fast 360 Ausgaben. Am 10. Januar wurde noch eine Aufzeichnung ausgestrahlt, vier Tage später starb Robert Lembke im Deutschen Herzzentrum in München.

Danach gab es unterschiedliche Versuche, die Sendung ohne Lembke weiterzuführen. Die erfolgloseste war Heiter weiter, deutlich besser erging es Ja oder nein, auch weil sich diese Variante relativ weit von Lembkes Version entfernte. Elf Jahre später gelang es Kabel 1, die Sendung mit vielen Anleihen beim Original und unter dem Titel Was bin ich? für eine Zeit lang zu reanimieren.

Pssst…

1990–1992 (WDR); 1993–1995; 2007 (ARD). Halbstündiges Ratespiel um Geheimnisse mit Harald Schmidt.

Ingolf Lück, Elke Heidenreich, Mariele Millowitsch und Herbert Feuerstein müssen Geheimnisse von fünf Gästen erraten, darunter meist zwei Prominente, die etwas Ungewöhnliches können, sind oder erlebt haben. Harald Schmidt gibt zu Beginn einen verklausulierten Hinweis auf das Geheimnis. Jeder Rater hat 30 Sekunden Zeit, Fragen an den Gast zu stellen, dann kommt der nächste an die Reihe. Das Ende der Zeit signalisiert ein künstlicher Entenruf. Sind alle durch, dürfen 30 Sekunden lang alle gleichzeitig fragen (was sie meist wörtlich nehmen). Ist das Geheimnis nach den zweieinhalb Minuten noch nicht geraten, wird es gelüftet.

Der winzige Maximalgewinn in Höhe von 50 DM aus dem Ratespiel Was bin ich? wurde in dieser Show noch unterboten: Hier gab es gar nichts zu gewinnen, es ging allein um Spaß und Unterhaltung. Die Haltung war das Gegenteil von der bei Was bin ich?. Anstatt sorgfältig und exakt zu formulieren, machte das Rateteam Witze, verplemperte Zeit, alle hackten auf Feuerstein rum, der beschwerte sich über mangelnde Zeit, Millowitsch und Heidenreich schwätzten, Lück passte nicht auf, und Schmidt vergab nach Lust und Laune Fantasiepunkte, die eh keine Rolle spielten. Es war, früher undenkbar, eher Kindergeburtstag als „ernstzunehmendes“ Quiz – oder genauer: Erwachsenengeburtstag, nach der dritten Flasche Eierlikör. Vermutlich war das auch mit dem zeitweiligen Untertitel „Das etwas andere Ratespiel“ gemeint. Fehlten Lück oder Feuerstein im Rateteam, wurden sie meist durch Konrad Beikircher vertreten. Zeitweise nahm Sissy Perlinger Elke Heidenreichs Platz ein. Schmidt und Feuerstein machten parallel auch die Comedyshow Schmidteinander. Die Titelmusik schrieb Thomas Fuchsberger, der Sohn von Joachim.

Pssst … begann sehr erfolgreich montagabends um 21.00 Uhr im Dritten Fernsehprogramm des WDR, wurde auch von anderen Dritten Programmen übernommen und wanderte im Juni 1993 ins werktägliche Nachmittagsprogramm der ARD um 17.15 Uhr (zunächst mit Wiederholungen, ab Herbst mit neuen Folgen). Die Folgen waren jetzt fünf Minuten kürzer, und es trat ein Gast weniger auf. 1991 waren bereits sechs Folgen von der Internationalen Funkausstellung bundesweit in der ARD gesendet worden. Kurz vor ihrem Ende schaffte es die Reihe sogar noch in die Primetime. Die letzte Staffel lief dienstags um 21.05 Uhr. Pssst … brachte es auf 78 Folgen, dann wechselte Harald Schmidt zu Sat.1.

Zwei Jahre nach dessen Rückkehr zur ARD kehrte auch Pssst… für eine Staffel ins Programm zurück. Dienstags bis freitags um 18.50 Uhr zeigt das Erste insgesamt zwölf neue Ausgaben. Im vierköpfigen Rateteam wechselte sich diesmal ein größerer Pool an Prominenten ab, darunter von früher noch Ingolf Lück und Herbert Feuerstein und neu Christine Westermann, Jenny Elvers-Elberthagen, Manuel Andrack, Piet Klocke, Kurt Krömer, Nathalie Licard, Frank Plasberg, Charlotte Roche und Cordula Stratmann.

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