Übermorgen ist auch noch ein Tag

Mir geht eine Kurzserie der Öffentlichen im Kopf rum (ZDF?); Private gab’s m.E. noch nicht. Der Titel, glaube ich, war irgend etwas mit „Gestern, Heute, Morgen“. Es waren Geschichten, die ein wenig SciFi-angehaucht waren und eine weibliche Protagonistin hatten. Eine Idee??Christian

Ja, aber tatsächlich nur eine. Ich hoffe, es ist die richtige: Es geschah übermorgen. Das war eine Art Wissenschafts-Fantasy-Mystery-Serie aus Frankreich, die das ZDF 1973 auf dem Sendeplatz zeigte, der wenig später und seitdem die Freitagabendkrimis beheimatete. Elga Andersen war die weibliche Protagonistin, die an der Seite von Pierre Vaneck raffinierte Erfindungen vor Missbrauch schützen musste. Und dann geschah irgendwas Merkwürdiges. Also quasi eine Mischung aus James Bond und Akte X.

Douglasienboulevard

Was das deutsche Fernsehen dringend noch braucht, ist eine weitere tägliche Serie. RTL hat diese klaffende Marktlücke schon erkannt und dreht deshalb ab nächster Woche „Ahornallee“. Quasi wie „Lindenstraße“, nur eben mit anderem Baum und anderem Weg. Der Sendeplatz soll am Nachmittag sein, die Dreharbeiten finden in einem Altbau in München statt, und es geht in der Serie um eine Gruppe von Menschen, die in diesem Haus leben und…. Ach, wen interessiert’s.

Michael, 31. Januar 2007, 20:33.

Wickie und die starken Männer

1974–1976 (ZDF). 78‑tlg. jap.-dt.-österr. Zeichentrickserie nach den Geschichten von Runer Jonsson („Chiisana Viking Vickie“/“Vickie the Little Viking“; 1974–1975).

Der schmächtige Junge Wickie begleitet seinen Vater, den einfältigen Wikingeranführer Halvar, und dessen Mannschaft auf ihren Raubzügen, zu denen sie mit einem großen Segelschiff aufbrechen. Zu den starken Männern gehören der alte, weise Urobe, der singende und Harfe spielende Ulme, der verfressene Faxe, der aus der Art geschlagene Gorm („Entzückend!“) sowie der faule, freche Snorre und sein Lieblingsgegner, der griesgrämige Tjure. Zu Hause in ihrem Heimatdorf Flake sorgen sich unterdessen Wickies beste Freundin Ylvi und seine kluge Mutter Ylva um den kleinen Wikingerjungen (Verstand ist etwas, was bei den Wikingern eigentlich nur die Frauen haben). Wickie ist ängstlicher als die Erwachsenen (vor allem mit Wölfen hat er’s nicht so), rettet die starken Männer aber oft aus gefährlichen Situationen und findet auch ohne Gewalt eine Lösung. Immer wenn sich Wickie die Nase reibt, erst unter der Spitze, dann an der Seite, weiß man: Er hat wieder eine Idee. Dann ruft er: „Ich hab’s!“

Der schwedische Schriftsteller Runer Jonsson, dessen 1964 auf Deutsch erschienenes Buch „Wickie und die starken Männer“ (1965 mit dem Deutschen Jugendbuchpreis ausgezeichnet) als Serienvorlage diente, wirkte auch an den Drehbüchern mit. Die Musik zum Titellied „Hey, hey, Wickie! Hey, Wickie, hey! Zieh fest das Segel an!“ stammte von Christian Bruhn. Es wurde von den Stowaways gesungen, die als kölsche Mundartcombo namens Bläck Fööss bekannt wurden. Die Musik für die Serie schrieb Karel Svoboda. Synchronisiert wurden die auf Englisch produzierten Folgen von Eberhard Storeck, der auch den kleinen Snorre sprach.

Wickie war die erste internationale Koproduktion des ZDF: Nicht 13, sondern gleich 78 Folgen einer Serie anzufertigen war damals für deutsche Verhältnisse unvorstellbar, auch der Begriff „Manga“ war praktisch unbekannt. Mit Wickie wurde eine Art europäisierter Mangastil geschaffen. Aufgrund des großen Erfolgs entstanden später Biene Maja, Alice im Wunderland, Pinocchio und Tao Tao, die unter gleichen Bedingungen produziert wurden (Heidi und Sindbad sind im Gegensatz dazu keine Koproduktionen des ZDF, sondern Lizenzkäufe).

Hinter dem Projekt stand der damalige Chef des ZDF-Kinder- und Jugendprogramms, Josef Göhlen, der als „Erfinder“ der Serie Wickie gilt. Ursprünglich wollte er aus dem Buch eine 13‑teilige Puppentrickserie machen, die jedoch nie fertig gestellt wurde. Bei Eltern und Medienkritikern kam die neuartige Serie zunächst nicht gut an, die zwar zeigte, dass man sich auch ohne Muskeln durchsetzen kann, aber offensichtlich vor allem unterhaltsam und nicht pädagogisch sein wollte.

Die Serie ist komplett auf DVD erhältlich. Im Herbst 2004, gut 30 Jahre nachdem sich Wickie in Deutschland erstmals an der Nase rubbelte, entstand auch eine Musicalfassung mit dem Titel „Mein Freund Wickie“ von Christian Bruhn und Josef Göhlen.

Life On Mars

Seit 2007 (Kabel 1). Brit. Krimiserie von Matthew Graham, Tony Jordan und Ashley Pharoah („Life On Mars“; 2006 – 2007).

Sein MP3-Player spielt gerade „Life On Mars“, den Hit von David Bowie aus dem Jahr 1973, als Chief Inspector Sam Tyler (John Simm) in Manchester von einem Auto angefahren wird und das Bewusstsein verliert. Als seine Wahrnehmung wieder einsetzt, findet er sich in genau diesem Jahr wieder. Es gibt noch keine MP3-Player, auch keine Handys, und auch die Methoden im Polizeialltag sind noch ganz andere. Polizist ist Sam trotzdem, jedoch einen Rang niedriger und dem ruppigen Gene Hunt (Philip Glenister) unterstellt. Sam will nicht wahrhaben, was um ihn herum vorgeht und gewöhnt sich nur schwer an die Begebenheiten, findet jedoch heraus, dass die kompromisslose Haudrauf-Herangehensweise seines Chefs und seine eigenen kriminologisch-wissenschaftlichen Kenntnisse, die man erst 33 Jahre später hat, eine gute Kombination sind, um Verbrechen aufzuklären. Weitere Kollegen sind die attraktive Polizeipsychologin Annie Cartwright (Liz White), Chris Skelton (Marshall Lancaster) und Ray Carling (Dean Andrews). Einverstanden ist Sam mit den 70er-Jahre-Methoden natürlich nicht, und er bemüht sich, auch die Rechte von Tätern und Verdächtigen durchzusetzen und gegen Korruption und Willkür auf Polizeiseite zu kämpfen. Und während er das alles wahrnimmt, sieht, hört, riecht, spürt, ist Sam fest davon überzeugt, in Wirklichkeit im Jahr 2006 im Koma zu liegen und sucht nach Möglichkeiten, daraus aufzuwachen. Derweil wird er verschiedentlich mit Erlebnissen seiner eigenen Kindheit konfrontiert.

Originelle Idee und gelungene Umsetzung, mit der die Gefahr eines billigen Zeitreiseblödsinns umgangen wird, indem es wiederholt Anspielungen darauf gibt, dass das Gezeigte gar nicht unbedingt die Realität darstellt. Im November 2006 wurde die Serie mit dem Internationalen Emmy Award als bestes Drama ausgezeichnet. Kabel 1 zeigte samstags abends ab 20.15 Uhr jeweils zwei gut einstündige Folgen hintereinander.

Without A Trace

Problem: Die Wiederholungen von Navy CIS laufen sonntags um 20.15 Uhr noch ganz gut, die Quoten des anschließenden Criminal Minds um 21.15 Uhr stimmen Sat.1 aber unglücklich.

Lösung: Man kann ja zumindest im Videotext einfach so tun, als gebe es Criminal Minds gar nicht.

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Michael, 28. Januar 2007, 22:04.

Navy CIS

Seit 2005 (Sat.1). US-Krimiserie von Don McGill und Donald P. Bellisario („NCIS“; seit 2003).

Special Agent Leroy Jethro Gibbs (Mark Harmon), Rufname Jethro, führt die Ermittlungen des kriminalpolizeilichen Diensts der Marine, NCIS (Naval Criminal Investigative Service). Aufgabenbereich sind alle Verbrechen, die bei der Navy geschehen sind, an Mitarbeitern der Navy begangen wurden oder in irgendeiner Verbindung zu ihr stehen. Sein Team besteht aus dem ehemaligen Polizisten Tony DiNozzo (Michael Weatherly), einem gewieften Heißsporn, der früheren Secret-Service-Agentin Kate Todd (Sasha Alexander), der schrillen Forensikerin Abby Sciuto (Pauley Perrette) und dem gutmütigen Mediziner Donald »Ducky« Mallard (David McCallum), der Geschichten von früher erzählt. Andauernd. Jethro Gibbs selbst ist schwer zu durchschauen, gibt sich aber strenger als er ist. Er hat Ahnung von allem, nur nicht von Computern, ist mehrfach geschieden und schreinert während seiner Freizeit im Keller seines Hauses ein Boot. Jahrelang. Wie auch immer es das Riesenboot eines Tages durch die Tür bekommen will.

Zu Beginn der zweiten Staffel wird der Techniker Tim McGee (Sean Murray) in Gibbs‘ Team versetzt. Die dritte Staffel beginnt tragisch: Kate wird von dem Terroristen Ari Haswari (Rudolf Martin) erschossen, hinter dem Gibbs schon seit Jahren her ist. Dessen Halbschwester Ziva David (Cote de Pablo), Agentin des israelischen Geheimdienstes Mossad, wird zur Hilfe bei der Suche nach Ari herangezogen und erschießt ihn. Anschließend lässt sie sich zum NCIS versetzen und ersetzt Kate dort. Gibbs‘ Ex-Freundin Jenny Shepard (Lauren Holly) übernimmt von Tom Morrow (Alan Dale) die NCIS-Direktion.

Die Serie ist ein Spin-off von J.A.G. – Im Auftrag der Ehre, wo Agent Gibbs in der Folge „Eisige Zeiten“ eingeführt wurde. Sie lief mit überraschendem Erfolg donnerstags um 21.15 Uhr, bevor sie im Herbst 2006 auf sonntags um 20.15 Uhr umzog, wo die Überraschung größer wurde, als sie von Anfang an mit unveränderten Zuschauerzahlen gegen den Tatort der ARD und die Blockbuster-Spielfilme von Pro Sieben und RTL bestehen konnte. Auf dem Sendeplatz am Donnerstag laufen seitdem nur noch Wiederholungen.

Schlag den Raab zum Ritter

Die große Samstagabendshow ist tot. Vor allem junge Leute setzen sich doch heute keinen ganzen Samstagabend mehr vor eine Spielshow. Günther Jauch hat durch den Erfolg von Wer wird Millionär? die klassische Samstagabendshow zerstört. Wetten, dass…? ist nur deshalb so erfolgreich, weil es das schon immer gab.

Jahrelang standen diese Aussagen im Raum, weil es keinen Gegenbeweis gab. Aber kann es vielleicht auch sein, dass einfach niemand mehr eine gute Idee für eine erfolgreiche Samstagabendshow hatte, seit mit der Rudi-Carrell-Show, Flitterabend und Geld oder Liebe die letzten erfolgreichen von uns gegangen sind? Denn siehe da: Vor allem junge Leute setzen sich heute einen ganzen Samstagabend lang vor eine Spielshow. Und ausgerechnet Pro Sieben, ein Sender völlig ohne Geschichte in diesem Bereich, rettet eines der ältesten Genres des deutschen Fernsehens.

Schlag den Raab hat alles, was alle klassischen Samstagabendshows seit den Tagen von Peter Frankenfeld und Hans-Joachim Kulenkampff und später Rudi Carrell und Joachim Fuchsberger hatten: Spielrunden, Spannung, Showblöcke, Schiedsrichter, Sichtschutzbrillen, schalldichte Kabinen und noch einige andere Merkmale mit anderen Anfangsbuchstaben. Und am Ende wird gnadenlos überzogen. Vor allem läuft Schlag den Raab nur alle zwei Monate und hat damit den Ereignischarakter, den sonst tatsächlich nur noch Wetten, dass…? hat.

Der Erfolg von Schlag den Raab ist nach der dritten Ausgabe nicht mehr zu bestreiten. Hier macht sich der Star noch selbst zum Affen! Zweimal schon hatten Kandidaten im Spielewettkampf gegen Stefan Raab verloren, am Samstagabend musste sich Raab zum ersten Mal seinem Gegner geschlagen geben, der den Jackpot mit 1,5 Millionen Euro gewann. Am Ende, als es schon weit nach Mitternacht und das Spiel extrem spannend war, schauten mehr als doppelt so viele Menschen zu wie zu Beginn zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr. Dieser Beginn hatte freilich noch ganz andere Merkmale aus der Samstagabendantike. Wie weiland bei Frank Elstner in der Anfangsphase von Wetten, dass…? dauerte es eine geschlagene Dreiviertelstunde, bis außer Kandidatenvorstellung und Spielregelerklärung überhaupt mal was passierte. Doch nachdem die Show schließlich Fahrt aufgekommen hatte, ertrug man sogar den Auftritt von Tokio Hotel ohne größeres Wehklagen. Früher wäre es eben das Medium-Terzett gewesen.

Natürlich hätte nie jemand gedacht, dass Matthias Opdenhövel einmal der große Samstagabend-Showmaster würde, aber es hätte natürlich auch niemand erwartet, dass sich Stefan Raab jemanden als Moderator für seine Show aussucht, bei dem die Gefahr bestünde, er könne lustiger sein als Raab.

Die große Samstagabendshow lebt. Und sie ist deshalb so erfolgreich, weil endlich wieder jemand eine gute Idee hatte. Willkommen zurück.

Michael, 28. Januar 2007, 19:38.

Schlag den Raab

Seit 2006 (Pro Sieben). Große Samstagabendshow.

Ein Kandidat pro Show hat die Chance, 500.000 Euro zu gewinnen. Dafür muss er in verschiedenen Spielrunden insgesamt mehr Punkte holen als sein Gegner Stefan Raab. Der Kandidat wird zu Beginn der Show per Telefonabstimmung von den Fernsehzuschauern aus fünf Bewerbern ausgewählt und tritt dann in maximal 15 Spielen gegen Stefan Raab an. Der Sieger des ersten Spiels erhält einen Punkt, der Sieger des zweiten zwei Punkte, der des dritten drei, usw. Insgesamt könnten also 120 Punkte ausgespielt werden, d.h. wer zuerst 61 Punkte oder mehr erspielt hat, hat gewonnen. Zu bewältigen sind sportliche Wettkämpfe (z.B. Biathlon, Badminton, Bowling), Geschicklichkeits- oder Aktionsspiele (Bierkisten stapeln, Spielzeug ertasten, Gewichte einschätzen) sowie Quizrunden mit Fragen zu Geographie („Was liegt wo?“), Geschichte, („Was war wann“) oder Allgemeinbildung („Blamieren oder Kassieren“; für dieses Spiel übernimmt Elton die Moderation). Gewinnt Stefan Raab, wandert das Geld in den Jackpot, und in der nächsten Ausgabe geht es um eine Million. Es gibt wiederkehrende Spiele, aber nicht in jeder Sendung werden die gleichen gespielt. Zur Überwachung der Spiele sind verschiedene Schiedrichter und ein Notar anwesend. Unterbrochen wird das Spektakel außer von unzähligen Werbepausen von mehreren Showblöcken.

Matthias Opdenhövel moderierte die Show fast fünf Jahre lang, dann wechselte er zur ARD, und im Juni 2011 übernahm Steven Gätjen. Der Sportreporter Tobias Drews kommentierte anfangs die Spiele aus dem Off, schon seit 2007 tut das Frank Buschmann.

Die Show füllt etwa alle zwei Monate einen kompletten Samstagabend. Die reguläre Sendezeit betrug anfangs dreieinhalb, später rund vier Stunden, wurde aber ohnehin fast nie eingehalten, weil immer so lange gespielt wurde, bis die Entscheidung feststand. Das konnte schon gegen Mitternacht der Fall, oder aber erst um kurz vor 2 Uhr.

In der dritten Ausgabe im Januar 2007 wurde Stefan Raab zum ersten Mal geschlagen, und zum ersten Mal mussten alle 15 Spiele durchgezogen werden, bis die Entscheidung feststand. Der Entwicklunsingenieur Matthias Göbel aus Augsburg gewann den Jackpot mit 1,5 Millionen Euro. Drei Sendungen später reichten erstmals die 15 Spiele nicht aus, weil es danach zum Gleichstand gekommen war. So gab es ein Stechen: Dosenwerfen.

Mit der Show reanimierte ausgrechnet Pro Sieben, ein Sender, der in dieser Hinsicht überhaupt keine Geschichte hatte, das totgeglaubte Genre der klassischen Samstagabend-Spielshow. Raab und Opdenhövel wurden 2007 in der Kategorie „Beste Unterhaltungssendung/Beste Moderation Unterhaltung“ mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet.

Auf los geht’s los

1977–1986 (ARD). Große Samstagabendshow mit Joachim „Blacky“ Fuchsberger, die wie viele andere große Shows an wechselnden Veranstaltungsorten stattfand.

Mehrere Kandidaten kämpfen in verschiedenen Spielen darum, am Ende die meisten Punkte zu haben. Im „A bis Z“-Spiel geht es darum, Begriffe oder Redewendungen zu erraten. Anhaltspunkte sind eine um die Ecke gedachte Beschreibung („dünne Dame, die mitgenommen werden möchte“) und die Zahl der Buchstaben, die durch Striche auf einer elektronischen Anzeige dargestellt werden. Die Kandidaten rufen durcheinander Buchstaben in den Raum, die, wenn sie im Lösungswort enthalten sind, an den richtigen Stellen auftauchen. Wer zuerst den gesuchten Begriff sagt (hier: „anhaltende Dürre“), bekommt einen Punkt.

Das Spiel wird mehrmals pro Sendung gespielt und hat Tempo: Die Runden dauern meist nur zwei Minuten. Auf dem „A bis Z“-Spiel beruht auch das Gewinnspiel für Zuschauer: Die Umschreibung und die Zahl der Buchstaben wird wieder eingeblendet. Ein Prominenter, der per Telefon „Stop!“ sagt, hält ein Laufband an. Der Buchstabe, der dann erscheint, rückt als Hilfe an die entsprechenden Stellen im Wort.

Ein weiteres Spiel heißt „Die 9 Geschworenen“. Die Kandidaten müssen dabei tippen, wie viele Zuschauer aus dem Publikum einer bestimmten Aussage zustimmen, z. B. dass sie schon einmal im Schwimmbad ins Becken gepinkelt haben. Ohne Not gab Fuchsberger zu, dass er es auch schon getan habe, was einen mittleren Skandal auslöste: Empörte Zuschauer beschwerten sich, dass künftige Beckenpinkler sich bei ihrem Tun nun auf den vermeintlich vorbildlichen Showmaster berufen könnten.

Folgen hatte auch ein „9 Geschworenen“-Spiel 1982 bei einer Sendung aus Österreich, in dem die Frage an die Einheimischen lautete, wie viele von ihnen die Deutschen als „Piefke“ bezeichneten. Die Antwort (sechs) tat dem deutsch-österreichischen Verhältnis nicht gut. Die Szene aus der Show tauchte später auch in der Piefke-Saga auf.

Der Kandidat mit den meisten Punkten bekommt im Finale die „Super-Chance“: Er muss innerhalb von 60 Sekunden zehn sachliche Fehler in Sätzen über das aktuelle Zeitgeschehen oder auch Redewendungen korrigieren, die Fuchsberger ihm vorliest. Bei jeder richtigen Antwort darf er eine Treppenstufe erklimmen, die dann aufleuchtet. Nach zehn Richtigen kann er oben entspannt in den Siegersessel fallen.

Zusammensetzung und Zahl der Kandidaten änderten sich im Lauf der Jahre. Zeitweise spielten zwei dreiköpfige Teams von Vereinsmannschaften gegeneinander, zeitweise traten z. B. vier Personen, die am Tag der Sendung Geburtstag hatten, gegeneinander an. Fuchsberger hatte in jeder Sendung eine neue Assistentin, die jeweils aus der Gastgeberstadt kam. Fester Bestandteil der Show war das SWF-Tanzorchester unter der Leitung von Rolf-Hans Müller.

Auf los geht’s los war die höchst erfolgreiche Nachfolgesendung von Spiel mit mir. Die Show lebte vor allem vom Tempo und den originellen Umschreibungen des Buchstabenspiels, litt aber zunehmend unter ihrem Moderator. Während der junge Thomas Gottschalk flapsig und mit zweifelhaften Manieren seinen rasanten Aufstieg begann, nahm man dem so wohlerzogen wirkenden Fuchsberger seinen ungalanten Umgang mit Frauen und seine unbestreitbare Nähe zum Fettnapf übel.

Als peinlich wurde von vielen selbsternannten Wächtern der deutschen Samstagabendshow-Tradition schon empfunden, dass er 1983 eine ganze Sendung im Nachthemd moderierte. Er war zuvor Gast in Frank Elstners Sendung Wetten, dass …? gewesen und hatte dort seine Wette verloren. Der Auftritt im Nachthemd war sein Wetteinsatz. Während der Show trug er gleich mehrere Nachthemden, die ihm Zuschauer nach der Wetten, dass …?-Show geschickt hatten.

Danach wurde es nicht besser. Noch Jahre später fragte sich Fuchsberger öffentlich, warum man ihm übel genommen hatte, dass er einer Frau aus dem Publikum, die sich auf einem von ihr gemachten Polaroidbild nicht gefiel, den Rat gab: „Schauen Sie doch mal in den Spiegel.“ Gar nicht böse sei das gemeint gewesen. Und eine steppende Dicke habe ihn nun einmal an eine „Elefantentanzschule“ erinnert, was soll man da machen. Die Presse schoss sich immer mehr auf Fuchsberger ein. Nach 60 Sendungen waren sich die ARD und Fuchsberger einig, dass es genug sei.

Einer wird gewinnen

1998 (ARD). Katastrophale Neuauflage der früheren Erfolgssendung mit Hans-Joachim Kulenkampff, jetzt mit dem Meteorologen Jörg Kachelmann.

Wieder spielten acht Kandidaten aus acht Ländern zur besten Sendezeit in einer großen Show gegeneinander, mit ein paar Prominenten mehr als damals. Kachelmann hatte die Show von Anfang an nicht im Griff, redete schon in der Sendung vom „Generalanschiss“, den er hinterher erwartete. Kandidaten kapierten seine langatmigen Spielerklärungen nicht, der Regieassistent wies ihn während der Sendung darauf hin. Kachelmann war nervös, suchte nach der richtigen Kamera und musste brüllen, um sich gegen den lautstark randalierenden Mob von Fußballfans aus 21 Ländern durchzusetzen, der zur Illustration eines Spiels eingesetzt wurde.

Eine Pilotsendung, die Kachelmann um 50 Minuten überzogen hatte, wurde als „unsendbar“ eingestuft (und dann doch aus finanzrechtlichen Gründen nachts im Hessen-Fernsehen versendet). Nicht einmal seine Einschätzung in der Premiere traf zu: „Ein kleiner Schritt für die Menschheit, ein großer Sprung für mich.“ Nach drei Sendungen am Samstagabend hatte einer verloren.

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