Arabella sucht

2000-2001 (ProSieben). Einstündiges Magazin mit Arabella Kiesbauer, in dem dienstags um 22.15 Uhr Menschen gesucht wurden. Es ging dabei nicht nur um Vermisste, sondern beispielsweise auch um Zeugen einer Straftat, Organspender, Erben etc. Die Sendung brachte es nur auf acht Ausgaben.

Arabella Night

1996-1997 (ProSieben). Wöchentliche Late-Night-Show mit Arabella Kiesbauer.

Sie war eine Mischung aus Comedy, Filmclips und Talk mit Prominenten und unprominenten Gästen. Vor allem aber war sie eine Fortsetzung des Nachmittagstalks Arabella mit den gleichen Mitteln. „Was, Andy, du hast noch nie mit einer Frau geschlafen?“ – „Nein“, sagt Andy, „aber mit mehreren Vierbeinern, und die haben auch kein Problem damit: Pferde sind polygam, das bin ich auch.“

Die Show lief montags um 23.00 Uhr.

Arabella

1994-2004 (ProSieben). Tägliche einstündige Nachmittags-Talkshow.

Arabella Kiesbauer gehörte zu den ersten, die nachmittags talkten. Das Konzept war dem von Hans Meiser und Ilona Christen ähnlich, die Themen waren allerdings auf ein jüngeres Publikum ausgerichtet; auch mit rasanten Wackelkamerafahrten setzte sich Arabella von den bedächtigeren Konkurrenten ab. Thema der ersten Sendung war: „Fremdgehen – Lust oder Laster?“ Die zu Beginn 28 Jahre alte Österreicherin hatte zuvor das ORF-Magazin „X Large“ moderiert, das in Deutschland auf 3sat zu sehen war.

Eigentlich sollte ihre Pro-Sieben-Show bereits im April starten, doch wegen einer Erkrankung – die Talkerin hatte wegen einer „linksseitigen Stimmbandlähmung“ ausgerechnet ihre Stimme verloren – schickte der Sender kurzfristig Lindenau ins Rennen. Während der Ersatz floppte, entwickelte sich Arabella zum Erfolg. Vor allem das anvisierte junge Publikum liebte die Show.

Für Diskussionen sorgte, dass der Sender um die 25 Drohbriefe veröffentlichte, die die Moderatorin angeblich wegen ihrer Hautfarbe erhalten habe. „Deutschlands erste farbige Moderatorin“ werde von Rassisten bedroht, verkündete Pro Sieben, was viele, auch farbige Kollegen, für Teil einer Marketingkampagne hielten. Im Juni 1995 bekam Kiesbauer eine Briefbombe ins Studio geschickt, die eine Assistentin leicht verletzte. Eine rechtsradikale österreichische Organisation bekannte sich zu dem Anschlag.

Inhaltlich entwickelte Arabella sich zeitweise zur Krawallshow, in der sich Streitende anbrüllen oder ihrem Gegenüber schockierende Neuigkeiten offenbaren durften. Als die Talkshows im Rahmen der „Schmuddeldebatte“ 1998 ins Visier der Medienöffentlichkeit und aufsicht gerieten, setzte der Sender mehrere Ausgaben kurzfristig ab, darunter „Selbstbefriedigung – warum schläfst du nicht mit mir“ und „Schafft die Huren ab“. Bei einigen Sendungen wurden nur die Titel entschärft: Aus „Ich schäme mich für meinen Busen“ wurde „Meine Formen sind zu weiblich“, und die These „Schwangere sind hässlich“ wandelte sich auf wundersame Weise zu: „Schwanger sein macht schön“. Der harmlose „Alptraum Friseur“ hatte den Originaltitel „Du bist doch bloß ’ne Friseuse!“. Im Juli 1999 ließ Arabella über das Genre selbst diskutieren. Dabei sagte Torsten Rossmann als Sprecher von Pro Sieben: „Wir haben Folgen ausgestrahlt, die wir heute nicht mehr ausstrahlen würden. Haben Sachen gezeigt, die im Nachmittagsprogramm nichts zu suchen haben.“ Aber auch danach gab es noch interessante Themen, so etwa am 31. Januar 2000: „Dein Partner ist das Letzte – sieh es endlich ein!“

Als der Daily-Talk-Boom Anfang des neuen Jahrtausends abflachte und die meisten entsprechenden Sendungen aus dem Programm flogen, sanken zwar auch Arabellas Quoten, doch sie konnte sich halten. Ende 2002, vor den Verhandlungen um eine Vertragsverlängerung, gab es jedoch heftige Diskussionen um das zukünftige Konzept. Kiesbauer weigerte sich, ihre Gäste von Laienschauspielern darstellen zu lassen, wie es in den aufkommenden Gerichtsshows und in der Schlussphase des Pro-Sieben-Talks Nicole – Entscheidung am Nachmittag der Fall war.

Zeitweise verwandelte sie ihre Talkshow stattdessen wochenlang in eine Beziehungsshow, in der junge Paare ihre Liebe testeten, indem beide mit je einem anderen Menschen ausgingen und sich hinterher für „alte Liebe“ oder „neue Liebe“ entscheiden mussten. Diese Idee hatte sie einer eigenständigen Sendung aus den USA entnommen.

Im Frühjahr 2003 lief innerhalb der Sendung die Doku-Soap „Die Abschlussklasse 2003“ mit 80 Folgen, die jeweils die Hälfte der Sendezeit einnahmen. Im Zuge des Reality-Booms verhalf diese Doku-Soap zweier Schüler, die ihren Klassenalltag mit Videokameras filmten, der Talkshow zu einem Anstieg der Einschaltquote. Arabella habe zuvor einige Szenen aus dem Projekt zu sehen bekommen, hieß es. Für sie „stand sofort fest: Den Film muss ich in meiner Sendung zeigen“. Dass – entgegen früherer Beteuerungen – die Szenen in dem angeblich echten Projekt nachgestellt waren, kam erst später heraus.

Am 1. September 2003 begann eine neue Staffel, die „Die Abschlussklasse 2004“ begleitete – jetzt auf ein ganzes Schuljahr ausgedehnt. Auch nachdem diese einen eigenen Sendeplatz erhalten hatte, bekam Arabella nicht ihre volle Sendezeit zurück, sondern moderierte in der ersten halben Stunde Das Geständnis, ein so genanntes Plug-in mit erfundenen Geschichten und Laiendarstellern. Der Kandidat, der ein meist irgendwie sexuelles Geständnis zu machen hatte, verbarg sich immer hinter einer Schattenwand, die nur seinen Umriss zeigte.

Ebenso wie die Abschlussklassen hatte Das Geständnis regelmäßig bessere Quoten als die eigentliche Talkshow, so dass Pro Sieben sie zum zehnjährigen Jubiläum absetzte. Arabella hatte eigentlich ab Herbst das auf eine Stunde ausgedehnte Geständnis moderieren sollen, ihr Unbehagen an dem Trend zu erfundenen und immer extremeren Geschichten aber öffentlich gemacht. Pro Sieben trennte sich daraufhin im Streit vollständig von seinem bekanntesten Gesicht, das ironischerweise gerade vorher noch aus einer Umfrage als glaubwürdigste Moderatorin hervorgegangen war.

Bis zum 6. August 2004 liefen auf dem täglichen Sendeplatz noch Wiederholungen. Eine kurzlebige Spätabendvariante hieß Arabella Night

Lindenau

1994 (ProSieben). Tägliche Nachmittags-Talkshow mit Michael Lindenau.

Nach dem großen Erfolg von Hans Meiser und Ilona Christen hatte Pro Sieben ebenfalls eine Talkshow mit ähnlichem Konzept geplant, Moderatorin sollte Arabella Kiesbauer sein. Die jedoch erkrankte – sie verlor ausgerechnet ihre Stimme. Bis zu ihrer Genesung wollte der Sender nicht auf Daily Talk verzichten und schickte ersatzweise jeden Werktag um 15.00 Uhr Michael Lindenau ins Rennen, der als „seriöser Journalist“ angepriesen wurde, aber nur durch die üblichen Themen stolperte. In der ersten Sendung ging es um „verrückte Fans“ wie eine 50-jährige Elvis-Fanatikerin mit angemalten Koteletten, die im Glitzerkostüm zum „Jailhouse Rock“ auf die Bühne kam.

Schon kurz bevor im Juni Arabella letztendlich startete, verschwand Lindenaus quotenschwache Sendung (gerade mal 300 000 Zuschauer) am 9. Mai 1994 zunächst im Vormittagsprogramm (9.00 Uhr sei „sicher der bessere Sendeplatz“ für einen „erfahrenen Journalisten“ mit seinen „härteren Themen“, log Pro-Sieben-Chefredakteur Jörg Van Hooven) und dann ganz. Immerhin einmal war Lindenau mit seiner Show in die Schlagzeilen geraten: Als ein Exhibitionist am gleichen Tag bei ihm und bei Fliege zu sehen war. Lindenau wurde später Programmdirektor des regionalen Fernsehsenders B.TV und gab sich eine eigene Talkshow mit nahe liegendem Namen.

Beck hat einen Vogel

Crossover nennt man das im amerikanischen Fernsehen, wenn Charaktere aus einer Serie plötzlich in einer anderen auftreten oder im Extremfall sogar die Handlung einer Serie in einer Episode einer anderen fortgesetzt wird. Letzteres passierte vergangene Woche senderübergreifend, als die Handlung aus der CSI: Miami-Folge „Blutspur“ einen Tag später bei Vox in CSI: NY weiterging.

Die einfachere Variante bringt uns zurück zum Vogel vom Beck. Es handelt sich um einen ziemlich dicken Brummer: einen Sperling. Kommissar Sperling (Dieter Pfaff) aus der Samstagskrimireihe des ZDF gibt ein Gastspiel in den neuen Fällen der schwedisch-deutschen Koproduktion Kommissar Beck, die am Sonntag um 22.00 Uhr starten. Den ersten gemeinsamen Film der beiden Kommissare zeigt das ZDF am 12. November und kündigt bereits den nächsten für Frühjahr 2007 an.

Und weil wir Statistiken, Archivstaub und Listen lieben, hier unsere bisherigen Top-5-Lieblings-Crossovers.

  1. Die Kölner Tatort-Kommissare Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär) sitzen überraschend im Münster-Tatort herum, der eigentlich Thiel (Axel Prahl) und Prof. Boerne (Jan Josef Liefers) gehört.
  2. Die Männerfreunde Andy Griffith und Dick van Dyke spielen die Männerfreunde Ben Matlock und Mark Sloan und besuchen sich gegenseitig in ihren Serien Matlock und Diagnose: Mord.
  3. Die Golden Girls suchen Harrys Praxis in Harrys Nest auf.
  4. Ray Barone aus Alle lieben Raymond freundet sich in King Of Queens mit Doug Heffernan an.
  5. Im Vorspann der Simpsons sitzt plötzlich Fry aus Futurama mit der Familie Simpson auf der Couch.
Michael, 3. November 2006, 17:08.

Keine Geduld mehr mit Sat.1!

Sat.1 hat es sich überlegt und verzichtet darauf, den Zuschauern des vielgelobten Vierteilers Blackout auch die zweite Hälfte zu zeigen. Wie üblich unzufrieden mit den Einschaltquoten, strahlt der Sender die Teile 3 und 4 zwar noch aus, aber irgendwann nachts, wenn’s keiner merkt.

Deshalb bitte ich Sie: Nennen Sie mir nur einen Grund, warum man sich als Zuschauer bei Sat.1 überhaupt noch den Beginn einer neuen Reihe, Serie oder eines Mehrteilers ansehen sollte, wenn die Chancen doch ohnehin gegen null gehen, dass man erfährt, wie es ausgeht. Das wird nämlich allmählich zur Erwartungshaltung, und das könnte der Grund sein, warum nicht nur bei Sat.1, sondern auch beim ebenso permanent panisch, voreilig und chaotisch reagierenden ProSieben schon seit geraumer Zeit keine neue Serie mehr Erfolg hatte. Die Zeitinvestition ist zu groß für eine Handlung, die dann doch nur angerissen wird. So geht diese Programmpolitik nach hinten los und verstärkt langfristig das Quotenproblem, das die Sender durch Hau-Ruck-Absetzungen kurzfristig zu lösen versuchen.

ProSieben trieb dieses Prinzip vor zwei Monaten auf die vorläufige Spitze, als der Sender beim Fünfteiler 5ive Days To Midnight die Geduld nach vier Teilen verlor. Sat.1 schafft es nun also nicht einmal, einen Vierteiler ungestört zu Ende zu senden. Schauen Sie doch mal zu Vox, das mit Geduld, Treue und Hartnäckigkeit seit Jahren seinen Marktanteil ausbaut. So macht man das.

Und Sat.1? NYPD Blue: im Sommer praktischerweise mit Staffel 5 begonnen und nach sieben Folgen beendet. Freunde für immer — Das Leben ist rund: Sendeplatzverlust nach zwei Folgen. Unter den Linden: in den Nachmittag verbannt nach vier Folgen. LiebesLeben: von 13 Folgen nur 1-8 und 9-11 gezeigt. Talk der Woche: trotz aller Geduldbeteuerungen nach nur zwei Monaten eingestellt.

Und ProSieben? Las Vegas verschwand nach sechs Wochen, Without A Trace nach einer Staffel, die von zig kurzfristigen Absetzungen von Einzelepisoden durchlöchert war. Wer weiß, was sich davon mit etwas Geduld und Kontinuität noch zum Erfolg entwickelt hätte, so wie die Vox-Reihen Ally McBeal, CSI, CSI: Miami, Criminal Intent, Crossing Jordan, Gilmore Girls oder Das perfekte Dinner, die alle mit vergleichsweise schlechten Quoten begannen. — Ach halt, Without A Trace wurde ja sogar ein Erfolg! Aber da war die Serie natürlich schon lange nicht mehr bei ProSieben.

Also, ist Ihnen ein Grund eingefallen, sich überhaupt noch den Beginn einer Sat.1-Serie anzusehen? Sie hatten jetzt wirklich viel Bedenkzeit, während ich die vielen Negativbeispiele aufgezählt habe. Einen nur! Bitte! Na? Nicht mal ein kleiner? Ja, dachte ich mir.

Michael, 3. November 2006, 11:18.

Musikstücke aufsammeln

Es geht um den Titel „Pick Up The Pieces“ von der Average White Band. Der Titel kommt mir sowas von bekannt vor, und ich verbinde ihn auch in irgendeiner Weise mit dem Fernsehen. Kann es sein, dass er mal Theme einer Talkshow oder ähnlichem war? Oder ist es nur ein Track, der dauernd in Fernsehbeiträgen im Hintergrund läuft, so wie zum Beispiel „Bittersweet Symphony“ von The Verve oder „Lola’s Theme“ von den Shapeshifters?Christopher

Beides ist richtig: Der Titel ist eines der bekanntesten Instrumentalstücke überhaupt und war 1974 ein Nr.1-Hit in den US-Charts. Seitdem wurde er immer wieder in Fernsehsendungen und Filmen verwendet, Beiträge wurden damit unterlegt und Radiosender benutzen ihn als Füllmusik oder Hintergrundgedudel. Auch im Film „Superman II“ mit Christopher Reeve aus dem Jahr 1980 kam das Stück zum Beispiel vor. Es war also schon weltbekannt, als das ZDF entschied, es in den 90er-Jahren zur Titelmusik für seine Show „Versteckte Kamera“ zu machen. Vielleicht kennst Du es also auch von dort.

Hörprobe hier.

Zeitenwende

Erinnern Sie sich noch an die Zeit, als Derrick und Der Alte im verschneiten München ermittelten, während im wirklichen Leben Hochsommer war? Und als Tatort-Kommissare Lösegeldforderungen in D-Mark analysierten, während hier bei uns, in der echten Welt, bereits der Euro eingeführt war? Das waren noch Zeiten! Zeiten, in denen sich Produzenten einen Dreck darum scherten, wann und unter welchen Umständen ihre Sendungen ausgestrahlt werden würden, und als Programmplaner sich bei der Programmierung dieser Sendungen einen ebensolchen scherten, worum es darin eigentlich ging. So kam es auch, dass die Weihnachtsfolge aus Familie Heinz Becker ihre Uraufführung am 19. Juli 1994 erlebte.

Am Sonntag nun, dem Veranstaltungstag des Frankfurter Marathons, strahlte der Hessische Rundfunk in der ARD einen Tatort aus, der während des Frankfurter Marathons spielte. Hurra, danke und weiter so! Wir sind auf dem richtigen Weg!

Michael, 30. Oktober 2006, 19:24.

Metakritik „Blackout“

Ab heute zeigt Sat.1 den vierteiligen düsteren Unterwelt- und Amnesie-Thriller „Blackout“ — sicher eines der wichtigsten Programme für den Sender in diesem Herbst, auch weil sein Erfolg mit darüber entscheidet, ob deutsche Sender überhaupt noch solche ambitionierten Eigenproduktionen in Auftrag geben. Die Kritiken bewegen sich zwischen Wohlwollen und Begeisterung:

Christopher Keil, „Süddeutsche Zeitung“:

Die aufregendste Dramaserie der Saison. Einerseits arbeiten die Regisseure Peter Keglevic und Hans-Günther Bücking mit den üblichen Klischees. Andererseits ist das alles konstant gut fotografiert, wirkungsvoll dargestellt und dramatisiert. Vor allem Roeland Wiesnekker ist als von seiner Ehe, den Drogen und seiner Arbeit zerstörter Fahnder umwerfend.

Peer Schader, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“:

Der düstere Krimi ist eine fürs deutsche Fernsehen außergewöhnliche Produktion mit Charakteren, die man selten sieht. Überall lauern Loser, Abzocker, Falschspieler und gescheiterte Existenzen, die Geschichte ist spannend und authentisch erzählt.


Andre Mielke, „Die Welt“:

Es handelt sich tatsächlich um ein Ereignis, um große Fernsehdramatik. „Blackout“ erzeugt Hochspannung weniger durch Pyrotechnik, Verfolgungsjagden oder Gewaltorgien, sondern durch raffinierte und konzentrierte Dramaturgie, pointierte Dialoge und eine ungemein einfallsreiche, dabei aber nie manierierte Kameraführung. „Blackout“ ist, wie ein Thriller mit Niveau sein sollte, und zwar die vollen sechs Stunden lang.

Peter Luley, „taz“:

Durchweg brillant ausgestaltete und besetzte Charaktere. Wirklich bemerkenswert, welch düsteren Sog diese auch visuell imposante Genresaga bis zum Schluss entfaltet. Hier ist mal wieder eine Eigenproduktion, mit der sich Sat.1 zu Recht schmücken darf.

Thomas Gehringer, „Tagesspiegel“:

„Blackout“ beweist, dass auch das deutsche Fernsehen mit einer eigenproduzierten (Mini-)Serie glänzen kann. „Blackout“ erzeugt einen Sog, der das Warten auf den nächsten Teil zur Geduldsübung macht. Bis in die Nebenrollen ist der Vierteiler glänzend besetzt.

Harald Keller, „Frankfurter Rundschau“:

Obwohl einige Passagen dem Zuschauer ein wenig Nachsicht abverlangen, wegen handwerklicher Schwächen, gestelzter Dialoge, wäre der Serie ein erfolgreiches Abschneiden zu wünschen. Damit deutsche Autoren und Regisseure auch künftig Gelegenheit bekommen, vom Einerlei abzuweichen und die Programme zu bereichern.

Torsten Wahl, „Berliner Zeitung“:

Auch wenn der Vierteiler (Regie: Peter Keglevic und Hans-Günter Bücking) auch nicht so vielschichtig ist, wie es Sat.1 verspricht, so ist er dennoch sehenswert. Denn vor dem klar skizzierten Hintergrund erzählt er drei Geschichten von Familien, die nicht nur ungemein dramatisch sind, sondern auch von Figuren getragen werden, die sich dem Schwarz-Weiß-Raster entziehen. Die bis in kleinste Nebenrollen hinein starke Besetzung ist überhaupt der größte Trumpf von „Blackout“.

Christian Buß, „Spiegel Online“:

Man muss den Verantwortlichen von Sat.1 Respekt zollen für die beiden Helden, mit der sie die aufwändigste Eigenproduktion dieses Jahres ausgestattet haben: An denen kleben soviel Blut-, Sperma- und Kokainreste, das sie schwerlich als Sympathieträger durchgehen. Bei allen Schwächen ist dieses Sechs-Stunden-Monstrum ein wunderbares Fernsehereignis.

„Blackout“, ab heute jeweils sonntags und montags um 20.15 auf Sat.1. Wiederholungen mittwochs und samstags gegen 22 Uhr auf Kabel 1.

Stefan, 29. Oktober 2006, 14:39.

Blackout – Die Erinnerung ist tödlich

2006 (Sat.1). 4-tlg. dt. Krimi von Norbert Eberlein, Regie: Peter Keglevic und Hans-Günther Bücking.

Der Berliner Drogenfahnder Paul Novak (Mišel Maticevic) verliert an einem Tag seine Frau Lili (Ina Rudolph) und sein Gedächtnis. Sie wird umgebracht, er verunglückt bei dem Versuch, sie noch zu retten. Als er nach einem halben Jahr aus dem Krankenhaus entlassen wird, versucht er, sein Leben zu rekonstruieren. Er sucht den Mörder seiner Frau, aber auch seine eigene Geschichte: War er wirklich ein aufrechter Polizist, wie er natürlich zunächst annimmt? Und was ist mit den anderen Menschen in seinem Leben? Wem kann er trauen? Sein Bruder Christoph Dermühl (Dominic Raake), bei dem Paul mit seinem Sohn Finn (Mischa Knobloch) unterkommt, scheint in üble Geschäfte mit dem skrupellosen Politiker Born (Walter Kreye) verwickelt zu sein. Dermühls Tochter Lotta (Laura Charlotte Syniawa) gerät mit ihrem Freund Sebastian (Constantin von Jascheroff) ins Visier der Drogenmafia. In der kämpft Turgut (Hilmi Sözer) gerade um die Macht. Pauls alter Polizeipartner Boris Schenker (Roeland Wiesnekker), der bis zum Unfall auch sein bester Freund war, ist selbst völlig korrupt, liefert seinem Chef Robert Voss (Richy Müller) so aber immer wertvolle Informationen.

Der ambitionierte und hochkarätig besetzte Krimi benutzte die in vielen Filmen bewährte Konstellation mit einem Hauptdarsteller ohne Gedächtnis (insbesondere von „Memento“ war Blackout sichtlich inspiriert), um eine klassische Krimi-Handlung mit der Suche eines Mannes nach seiner Identität und Gut und Böse zu kombinieren. Der düstere Thriller spielt an acht Tagen und sollte ursprünglich unter dem Titel „8 Days“ in genauso vielen Folgen ausgestrahlt werden. Nachdem die im Vorjahr mit großen Hoffnungen gestartete Serienoffensive des Senders (u.a. Bis in die Spitzen, Freunde für immer, Unter den Linden) fast vollständig gefloppt war, sorgten sich die Verantwortlichen, ob das Publikum soviel Ausdauer beweisen und der komplexen Handlung über zwei Monate folgen würde. Deshalb entschied Sat.1 sich stattdessen für eine Eventprogrammierung aus vier Folgen in Spielfilmlänge, die an zwei Wochenenden sonntags und montags zur Primetime gezeigt werden sollten; Kabel 1 wiederholte die Folgen jeweils einige Tage danach am späten Abend.

Das Publikum gab Blackout keine Chance: Nicht einmal zwei Millionen Menschen schalteten den ersten Teil ein, die Quoten waren ein Desaster. Nachdem sie im zweiten Teil nicht besser wurden, entschied sich Sat.1, auch noch die wenigen Fans zu verärgern, und zeigte die Folgen drei und vier erst am sehr späten Abend.

Franz Dinda erhielt für seine Rolle als junger Drogensüchtiger einen Nachwuchspreis des Deutschen Fernsehpreises 2007.

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