Lindenau

1994 (ProSieben). Tägliche Nachmittags-Talkshow mit Michael Lindenau.

Nach dem großen Erfolg von Hans Meiser und Ilona Christen hatte Pro Sieben ebenfalls eine Talkshow mit ähnlichem Konzept geplant, Moderatorin sollte Arabella Kiesbauer sein. Die jedoch erkrankte – sie verlor ausgerechnet ihre Stimme. Bis zu ihrer Genesung wollte der Sender nicht auf Daily Talk verzichten und schickte ersatzweise jeden Werktag um 15.00 Uhr Michael Lindenau ins Rennen, der als „seriöser Journalist“ angepriesen wurde, aber nur durch die üblichen Themen stolperte. In der ersten Sendung ging es um „verrückte Fans“ wie eine 50-jährige Elvis-Fanatikerin mit angemalten Koteletten, die im Glitzerkostüm zum „Jailhouse Rock“ auf die Bühne kam.

Schon kurz bevor im Juni Arabella letztendlich startete, verschwand Lindenaus quotenschwache Sendung (gerade mal 300 000 Zuschauer) am 9. Mai 1994 zunächst im Vormittagsprogramm (9.00 Uhr sei „sicher der bessere Sendeplatz“ für einen „erfahrenen Journalisten“ mit seinen „härteren Themen“, log Pro-Sieben-Chefredakteur Jörg Van Hooven) und dann ganz. Immerhin einmal war Lindenau mit seiner Show in die Schlagzeilen geraten: Als ein Exhibitionist am gleichen Tag bei ihm und bei Fliege zu sehen war. Lindenau wurde später Programmdirektor des regionalen Fernsehsenders B.TV und gab sich eine eigene Talkshow mit nahe liegendem Namen.

Beck hat einen Vogel

Crossover nennt man das im amerikanischen Fernsehen, wenn Charaktere aus einer Serie plötzlich in einer anderen auftreten oder im Extremfall sogar die Handlung einer Serie in einer Episode einer anderen fortgesetzt wird. Letzteres passierte vergangene Woche senderübergreifend, als die Handlung aus der CSI: Miami-Folge „Blutspur“ einen Tag später bei Vox in CSI: NY weiterging.

Die einfachere Variante bringt uns zurück zum Vogel vom Beck. Es handelt sich um einen ziemlich dicken Brummer: einen Sperling. Kommissar Sperling (Dieter Pfaff) aus der Samstagskrimireihe des ZDF gibt ein Gastspiel in den neuen Fällen der schwedisch-deutschen Koproduktion Kommissar Beck, die am Sonntag um 22.00 Uhr starten. Den ersten gemeinsamen Film der beiden Kommissare zeigt das ZDF am 12. November und kündigt bereits den nächsten für Frühjahr 2007 an.

Und weil wir Statistiken, Archivstaub und Listen lieben, hier unsere bisherigen Top-5-Lieblings-Crossovers.

  1. Die Kölner Tatort-Kommissare Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär) sitzen überraschend im Münster-Tatort herum, der eigentlich Thiel (Axel Prahl) und Prof. Boerne (Jan Josef Liefers) gehört.
  2. Die Männerfreunde Andy Griffith und Dick van Dyke spielen die Männerfreunde Ben Matlock und Mark Sloan und besuchen sich gegenseitig in ihren Serien Matlock und Diagnose: Mord.
  3. Die Golden Girls suchen Harrys Praxis in Harrys Nest auf.
  4. Ray Barone aus Alle lieben Raymond freundet sich in King Of Queens mit Doug Heffernan an.
  5. Im Vorspann der Simpsons sitzt plötzlich Fry aus Futurama mit der Familie Simpson auf der Couch.
Michael, 3. November 2006, 17:08.

Keine Geduld mehr mit Sat.1!

Sat.1 hat es sich überlegt und verzichtet darauf, den Zuschauern des vielgelobten Vierteilers Blackout auch die zweite Hälfte zu zeigen. Wie üblich unzufrieden mit den Einschaltquoten, strahlt der Sender die Teile 3 und 4 zwar noch aus, aber irgendwann nachts, wenn’s keiner merkt.

Deshalb bitte ich Sie: Nennen Sie mir nur einen Grund, warum man sich als Zuschauer bei Sat.1 überhaupt noch den Beginn einer neuen Reihe, Serie oder eines Mehrteilers ansehen sollte, wenn die Chancen doch ohnehin gegen null gehen, dass man erfährt, wie es ausgeht. Das wird nämlich allmählich zur Erwartungshaltung, und das könnte der Grund sein, warum nicht nur bei Sat.1, sondern auch beim ebenso permanent panisch, voreilig und chaotisch reagierenden ProSieben schon seit geraumer Zeit keine neue Serie mehr Erfolg hatte. Die Zeitinvestition ist zu groß für eine Handlung, die dann doch nur angerissen wird. So geht diese Programmpolitik nach hinten los und verstärkt langfristig das Quotenproblem, das die Sender durch Hau-Ruck-Absetzungen kurzfristig zu lösen versuchen.

ProSieben trieb dieses Prinzip vor zwei Monaten auf die vorläufige Spitze, als der Sender beim Fünfteiler 5ive Days To Midnight die Geduld nach vier Teilen verlor. Sat.1 schafft es nun also nicht einmal, einen Vierteiler ungestört zu Ende zu senden. Schauen Sie doch mal zu Vox, das mit Geduld, Treue und Hartnäckigkeit seit Jahren seinen Marktanteil ausbaut. So macht man das.

Und Sat.1? NYPD Blue: im Sommer praktischerweise mit Staffel 5 begonnen und nach sieben Folgen beendet. Freunde für immer — Das Leben ist rund: Sendeplatzverlust nach zwei Folgen. Unter den Linden: in den Nachmittag verbannt nach vier Folgen. LiebesLeben: von 13 Folgen nur 1-8 und 9-11 gezeigt. Talk der Woche: trotz aller Geduldbeteuerungen nach nur zwei Monaten eingestellt.

Und ProSieben? Las Vegas verschwand nach sechs Wochen, Without A Trace nach einer Staffel, die von zig kurzfristigen Absetzungen von Einzelepisoden durchlöchert war. Wer weiß, was sich davon mit etwas Geduld und Kontinuität noch zum Erfolg entwickelt hätte, so wie die Vox-Reihen Ally McBeal, CSI, CSI: Miami, Criminal Intent, Crossing Jordan, Gilmore Girls oder Das perfekte Dinner, die alle mit vergleichsweise schlechten Quoten begannen. — Ach halt, Without A Trace wurde ja sogar ein Erfolg! Aber da war die Serie natürlich schon lange nicht mehr bei ProSieben.

Also, ist Ihnen ein Grund eingefallen, sich überhaupt noch den Beginn einer Sat.1-Serie anzusehen? Sie hatten jetzt wirklich viel Bedenkzeit, während ich die vielen Negativbeispiele aufgezählt habe. Einen nur! Bitte! Na? Nicht mal ein kleiner? Ja, dachte ich mir.

Michael, 3. November 2006, 11:18.
Blättern:  1 2


Das Buch

die Autoren

Weitere Bücher

New York für Fern-SeherDie kleine House-Apotheke

Links