1987–2004 (ARD); 2005 (BR). Vorabend-Kuppelshow.
Ein Single (der „Picker“) stellt drei Singles anderen Geschlechts, die gemeinsam auf der anderen Seite einer Trennwand sitzen, Fragen und entscheidet sich aufgrund der Antworten für einen, mit dem er am folgenden Tag eine Reise unternimmt. Das Ganze geschieht zweimal pro Sendung: Einmal wählt eine Frau unter drei Männern, einmal ein Mann unter drei Frauen. Mindestens eines der Gewinnerpaare erzählt in der folgenden Sendung, wie es ihm ergangen ist und ob es gefunkt hat. Erst ab Folge 300 gab es allerdings bewegte Bilder von ihrer Reise, vorher nur Standfotos.
Moderator der Show war zu Beginn Rudi Carrell, der das Format für Deutschland aus Großbritannien adaptiert hatte. Er präsentierte die Show 128-mal. Am 27. September 1993 übernahm Rainhard Fendrich die Moderation, im Herbst 1997 Hera Lind. Nur ein Jahr später kam Christian Clerici (der im Streit die ARD verließ, die ihm vorwarf, parallel zur Sendung am Wechsel zu Sat.1 gearbeitet zu haben) und nach einem weiteren Pierre Geisensetter. Er durfte zur Abwechslung mal zwei Jahre bleiben, ab Herbst 2001 wurde Jörg Pilawa neuer Moderator. Immer mit dabei war ferner als Off-Stimme Susi Müller, die die Aussagen der Kandidaten zusammenfasste und als erotischste Stimme Deutschlands gilt.
Spontan an der Sendung ist eigentlich nur ein einziger Moment: Wenn sich die Wand öffnet und sich die beiden Kandidaten, die einander gefunden haben, zum ersten Mal sehen. Die Fragen dagegen kennen die Bewerber schon vorher, und die Antworten darauf müssen sie sich nicht einmal allein ausdenken: Professionelle Autoren helfen ihnen beim Formulieren „schlagfertiger“ Sätze. Diese Tatsache war vermutlich das am schlechtesten gehütete Geheimnis im deutschen Fernsehen und wurde bald und dann immer wieder von anderen Medien „enthüllt“. Doch tat dies dem Reiz und dem Erfolg von Herzblatt keinen Abbruch. Nicht Spontaneität, sondern Rituale machten die Sendung aus – vor allem zu Carrells Zeiten, der sich nicht einmal Mühe gab, zu verbergen, dass er die Fragen zur Person der Singles von Pappkartons ablas. Es ergaben sich Dialoge wie: „Und haben Sie mal was Spannendes mit einem Känguru erlebt?“ – „Ja, Rudi, und zwar war ich damals in Australien …“ Weitere immer wiederkehrende Elemente waren der Satz „Und hier ist ihr Herzblatt“, bevor sich die Trennwand öffnet, die Reisen mit dem HBH genannten Herzblatthubschrauber in irgendwelche bayerischen Käffer und der Satz: „Und nach ihrer Rückkehr haben wir die beiden getrennt voneinander befragt“, nachdem Ausschnitte von der Reise gezeigt worden waren.
Anfang 2003 wurde erstmals ein Herzblatt mit schwulen Kandidaten ausgestrahlt, was leider vorher niemand dem Bürgermeister von Bad Alexanderbad in Oberfranken gesagt hatte, wohin das Gewinnerpärchen fuhr. Er weigerte sich, beide zu begrüßen, was einen erheblichen Medienrummel zur Folge hatte.
Herzblatt war die erste einer riesigen Welle von Dating-Shows im deutschen Fernsehen. Es ist weltweit die erfolgreichste Beziehungsshow. Sie wird staffelweise im Wochenrhythmus ausgstrahlt mit je ca. 26 Folgen von Herbst bis Frühjahr und lief zunächst nur im regionalen Vorabendprogramm des BR, ab 1988 in mehreren Anstalten, ab 1993 in der gesamten ARD. Vorbild war die britsche Sendung Blind Date (seit 1985), die ihrerseits auf die in den USA bereits 1965 gestartete Show „The Dating Game“ zurückgeht. Die Sendezeit betrug zwölf Jahre lang eine halbe Stunde, Anfang 1999 wurde sie auf eine ganze Stunde verdoppelt. Bis dahin war der feste Sendeplatz freitags um 19.25 Uhr, die zusätzliche halbe Stunde wurde vorn angehängt, und neuer Sendebeginn war seitdem bereits 18.55 Uhr. Im Herbst 2001 lief die Reihe vorübergehend samstags am Vorabend. Ab diesem Zeitpunkt waren die Staffeln deutlich kürzer, um dem neuen Moderator Jörg Pilawa die Zeit zu geben, auch seine anderen drei regelmäßigen Sendungen in den Programmen der ARD zu moderieren.
Wichtig war Herzblatt auch als Talentshow: Aus einigen Kandidaten wurden später selbst Moderatoren, darunter Kai Pflaume (Nur die Liebe zählt) und Franziska Rubin (Luft und Liebe). Nach 430 Folgen stellte die ARD die Reihe ein, der produzierende Bayerische Rundfunk führte sie in seinem Dritten Programm noch für eine Staffel fort. Neuer und letzter Moderator wurde 2005 Alexander Mazza.