What the Heck…?
Man erzählt sich, bei wenigen Fernsehstars sei der Unterschied zwischen der Persönlichkeit vor und der Persönlichkeit hinter der Kamera so groß wie bei Dieter Thomas Heck. Man erzählt sich auch, manche Schlagerstars seien nach Baden-Baden gezogen, nur um aus Karrieregründen in Hecks Nähe zu sein, dessen Schloss etwa 20 Kilometer von Baden-Baden entfernt steht. Man erzählt sich viel über Dieter Thomas Heck, und das zeigt, welch große Bedeutung er für das deutsche Fernsehen hatte.
Das soll nicht wie ein Nachruf klingen, aber dass Heck diese Bedeutung noch immer hat, würde niemand behaupten. Das ZDF sieht das offensichtlich auch so und hält Heck ab sofort für verzichtbar. Sein Vertrag, der zum Jahresende ausläuft, wird nicht verlängert, und seine Sendungen werden eingestellt, darunter die Benefiz-Show Melodien für Millionen, die zuletzt ohnehin nur noch einmal im Jahr lief. Die heutige Ausgabe ist Dieter Thomas Hecks letzte Sendung.
Ein Star wurde Heck mit der ZDF-Hitparade, einer Sendung, die man noch heute mit ihm gleichsetzt, obwohl er sie schon vor 23 Jahren abgab. In den letzten Jahrzehnten moderierte Heck routiniert, aber unauffällig alles Mögliche, doch in der ZDF-Hitparade war er einzigartig. Niemand sonst las den Abspann seiner eigenen Sendung einfach vor, statt ihn einblenden zu lassen. Ging halt schneller so. „Und Regie wie immer: Truck Branss!“
Berühmt wurde Hecks Kunstpause nach dem „Z“, bevor er das „DF“ hinzufügte: „Eine Sendung Ihres Z, DF!“ Harald Schmidt ritt lange auf dieser Kunstpause herum, bis er Heck eines Tages darauf ansprach, der erstaunt entgegnete: „Da war eine Pause?“
Der große Drafi Deutscher parodierte einst Heck in dessen eigener Sendung Die Pyramide perfekt und stellte den alten, lauten Hitparaden-Heck dem neuen, leisen Melodien-für-Millionen-Heck gegenüber. Die erste Version brüllte die Zuschauer an und fuchtelte wild mit den Armen, die zweite Version sprach nicht nur sanft, sondern ließ auch die Arme sanft in eine Verschränkung gleiten, aus der sich die rechte Hand langsam löste, um mit dem Zeigefinger in die Kamera zu deuten. Eigentlich kann man es nicht ordentlich beschreiben, man muss wohl dabei gewesen sein.
Am 29. Dezember wird das ZDF Dieter Thomas Hecks 70. Geburtstag mit einer großen Gala feiern, sie aber Johannes B. Kerner moderieren lassen. Hecks eigene letzte Sendung wird sang- und klanglos weggesendet.
Seit 2000 gab das ZDF zwölf Pressemitteilungen zu Melodien für Millionen heraus: Über die Höhe der eingegangen Spendengelder, über einen Gastautritt von Königin Silvia, sogar gesondert darüber, dass es sich im April 2002 nicht um eine Live-Sendung gehandelt habe. Die heutige Ausgabe, die Hecks Karriere als Showmoderator nach rund 40 Jahren beendet, war dem ZDF nicht einmal mehr eine Pressemitteilung wert.
Einen solchen Abschied hat er nicht verdient, und auch nicht diesen unfreiwilligen. Einem Fernsehstar vom Schlag eines Dieter Thomas Heck hätte man das Recht einräumen müssen, den Zeitpunkt seines Abschiedes selbst zu bestimmen.
18. November 2007 um 11:17
Dieses unrühmliche Verhalten des ZDF gegenüber den eigenen Moderatoren-Legenden legt aber zumindest den Schluss nahe, dass Thomas Gottschalk auch eines fernen Tages vom Bildschirm verschwinden könnte.
18. November 2007 um 17:12
Ich habe den Tatort leider nicht gesehen, aber ich kann mich noch daran erinnern, wie Stefan Raab bei TV Total den Ausschnitt auseindergenommen hat.
Wer es nicht kennt, kann hier noch einmal in den Genuss kommen:
http://www.youtube.com/watch?v=E5dIqSIu2AY
18. November 2007 um 17:13
Na toll. Im falschen Beitrag gelandet. Ich sollte mich wohl wieder hinlegen …
19. November 2007 um 01:52
Aber hieß es nicht, Heck wollte von Anfang an zu seinem 70. aufhören?
Oder ist das „Propaganda“ des ZDF?
19. November 2007 um 12:41
[…] Dieter Thomas Hecks letzter Sendung zeigte das ZDF noch einmal, dass nicht nur seinen Englisch-Simultandolmetschern oft der Sinn des […]
20. November 2007 um 11:01
@Lukas:
der Gottschalk taugt aber – im Ggs. zum Heck – auch heute noch, um Heerscharen vor den Bildschirm zu zerren.
Das ZDF würde Gottschalks Abschied also ganz bewußt medial zelebrieren und ausbeuten, während der Heck fürs ZDF wohl nur noch eine Erinnerungsrequisite ist.
1. Dezember 2007 um 23:55
[…] blauen Müllsack in der Hand durch Baden-Baden laufen sahen: Nein, zwei Wochen nach seinem Abschied als Showmoderator ist vermutlich nicht bereits die Altersarmut ausgebrochen. Es sah eher so aus, als habe er auf dem […]
6. März 2008 um 02:21
[…] Jahrzehnten für das ZDF moderiert hatte — eine große Abschiedsgala wie beim ebenfalls geschassten, aber fünf Jahre älteren Dieter Thomas Heck schenkt ihm ja niemand, also passiert die […]
23. März 2008 um 23:35
[…] Klaus, der im Gegensatz zu anderen ZDF-Stars in jüngerer Vergangenheit freiwillig aufgehört hat, geht bis auf weiteres mit der […]