Was Lokführer können, können Hollywoodautoren schon lange

Alle erfolgreichen amerikanischen Late-Night-Shows haben mit Beginn der Woche ihren Betrieb eingestellt, weil die Autorengewerkschaft streikt. Für meine Freizeitplanung war es ganz glücklich, dass der Streik noch nicht vergangene Woche begann, sonst hätte ich in New York nicht an aufeinanderfolgenden Tagen im Publikum bei Conan O’Brien, Stephen Colbert und David Letterman sitzen können. Alle machten sich bereits über den bevorstehenden Streik lustig. Letterman erklärte, es könne unter Umständen sogar ganz interessant sein, zu sehen, was passiere, wenn ihm wieder selbst etwas einfallen müsse.

So einfach ist die Sache natürlich nicht. Die Late-Night-Moderatoren gehören zugleich zum Autorenteam ihrer eigenen Shows und sind deshalb an den Streik der Gewerkschaft gebunden. Sie könnten in ihrer Rolle als Moderatoren zwar auftreten, dürften aber kein geschriebenes Material verwenden, auch nicht ihr eigenes. Improvisieren wäre erlaubt. Oder zwangloses Geplauder. Wenn der Streik lange andauert, wonach es im Moment aussieht, werden die Shows früher oder später wieder auf Sendung gehen. Wie Letterman beim letzten mehrmonatigen Autorenstreik 1988 mit der Situation umging, werden wir etwas später an dieser Stelle schildern.

Jon Stewart erklärte den Zuschauern den Inhalt des Streits zwischen Autoren und Auftraggebern. Unter anderem geht es darum, dass die Autoren gern höher an den Einnahmen durch neue Verbreitungswege wie DVD-Verkäufe oder Internetnutzung beteiligt würden. In den bisherigen Verträgen waren diese Wege so gut wie gar nicht vorgesehen. Stewart erklärte noch ironisch, er könne die Begehrlichkeiten nicht verstehen, wie viel Fernsehen stünde schon ernsthaft im Internet zur Verfügung, um im nächsten Atemzug die Zuschauer darauf hinzuweisen, sie könnten sich während der Sendepause ja mit dem neuen Online-Archiv vergnügen, wo jede Episode abrufbar ist, seit Stewart die Show 1999 übernahm.

Außerdem ist mir das Kunststück gelungen, mir stundenlang als Zuschauer den Marathon in New York am Streckenrand anzuschauen und dabei sowohl Lance Armstrong, als auch Ulrike von der Groeben, Peter Kloeppel, Elton und Katie Holmes zu übersehen. Das ist doch was.

Michael, 6. November 2007, 14:58.

10 Kommentare


  1. Kommt man eigentlich auch als Normalsterblicher an die Karten für Lettermann und Co. oder mus man dafür eine Mediennase sein?

  2. Ich bin zwar eine Mediennase, reibe sie aber nur ungern anderen unter deren. Nein, ich war ganz anonym als Normalsterblicher im Publikum und stand vorher ganz normal Schlange.
    Die Nachfrage ist natürlich größer als die tatsächlich vorhandenen Tickets, insofern braucht man schon Glück. Das hatte ich wohl. Hier steht, wie man an Tickets kommt, Weg 2 hat bei mir geklappt:

    http://www.cbs.com/latenight/lateshow/show_info/tickets/

  3. Man kann ihn wirklich beneiden diesen Reufsteck 😉

  4. Als normalsterblicher Nicht-Amerikaner schafft man das? Wurdest dann nicht bei Conan besonders herausgehoben? Der macht doch immer gerne das „We got someone from xyz in our audience tonight“-Spielchen…

  5. Conan hatte glücklicherweise eine Dame aus Wisconsin oder sonstwo im Publikum sitzen, die so auffallend laut über seine Witze lachte, dass sie allein Thema des Abends wurde.

  6. Wow, Conan, Colbert und Letterman… Ich bin neidisch 😉 Etwa auch noch John Stewart oder war das aus dem Fernsehen zitiert?

  7. Nein, Jon Stewart hab ich diesmal nur im Fernsehen gesehen.

  8. Wenn jemand aus Wisconsin in New York ist, reicht das ja meist schon als Witz 😉

    Ich fand das Bild von der streikenden Tina Fey ja fein, aber kann es sein dass NBC durch The Office und 30 Rock besonders von dem Autor/Schauspieler/Producer-Problem betroffen ist?

    Und hoffentlich tragen sie alle das Wriststrong-Bracelet, sonst wird fast-Präsidentschaftskandidat Stephen Colbert böse 😉

  9. Nun, ich trage es jedenfalls.
    Stephen Colbert möchte die Aufmerksamkeit für Handgelenke steigern und teilt seinen Gästen dieses Armband aus, mit der Aufforderung es bei anderen Fernsehauftritten zu tragen. Anlass war eine Verstauchung.

  10. […] dem Ende dieser Woche, der vierten Streikwoche amerikanischer Fernsehautoren, werden viele andere Mitarbeiter der pausierenden Late-Night-Shows […]



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