Unvervoxelbar
Um eine Ahnung davon zu bekommen, wie unerhört das damals war, wie spektakulär und ambitioniert, aber auch wie verkopft und zum Scheitern verurteilt, muss man sich nur einen Werbetrailer für die Nachrichten ansehen:
So war das damals, vor 15 Jahren, als Vox auf Sendung ging. Man wollte anders sein, klüger, ehrlicher und hintergründiger — und auf herausragende Art zeigte sich das im wegweisenden Design. Für eine kurze Zeit, wenige Monate nur, bis das ganze Sendekonzept kurz vor der Pleite gekippt wurde, gab es ein Fest der Experimentierfreude und Innovationslust im sonst so verzagten, müden, hoffnungslosen deutschen Fernsehdesign.
Während die ARD noch glänzende dreidimensional Chromteile durch den virtuellen Raum fliegen ließ, schwärmte die Designerin Heike Sperling von „analoger Qualität“ und proklamierte: „Die Schönfärberei, die saubere Logokultur der 80er Jahre wird abgelöst durch Ehrlichkeit.“ So faszinierend viele Elemente des On-Air-Designs selbst 15 Jahre später noch wirken — beim Ansehen ahnt man auch, warum sich das Publikum nie in größerer Zahl für das Programm begeistern wollte, so entschieden, wie sich die Gestalter Zugeständnissen an den Massengeschmack verweigerten, und so lustvoll, wie sie die Konventionen brachen.
Nachmittalk mit Thomas Wilsch wurde die Talkshow mit dem vielleicht schönsten, aber auch kühlsten Vorspann der Welt, gestaltet von Meiré & Meiré, die heute unter anderem für die ähnlich schlichte Eleganz der Zeitschrift „Brand eins“ verantwortlich sind.
Dieter Moor begrüßte die „liebe Zielgruppe“ und moderierte das Medienmagazin Canale Grande:
Auf Vox liefen stündlich Nachrichten namens Punktvox, die so begannen:
Und die wunderbare Wibke Bruns moderierte die Hauptnachrichtensendung Weltvox:
Das Filmmagazin Filme, Stars und Video:
SPORTS TV Autogramm, mutmaßlich eine Sendung mit Sportlerportraits:
Am längsten auf dem Schirm blieb das Logo von Liebe Sünde, aber so assoziativ angekündigt wie mit diesen Trailern wurde die Sendung in ihren späteren Inkarnationen sicher nie wieder:
25. Januar 2008 um 15:36
Diese Opener sind auch noch nach 15 Jahren frisch.
Und die Zielgruppe heult noch immer Canale Grande hinterher, da half auch kein Palazzo.
Schade! VOX war irgendwie wie Channel4, nur nicht erfolgreich. arte und Privatsender geht in Deutschland offensichtlich nicht.
25. Januar 2008 um 16:59
Ging damals nicht zumindest. Hat ja keiner wieder probiert.
25. Januar 2008 um 18:09
die clips haben schon was von chris cunningham und aphex twin 🙂
25. Januar 2008 um 18:20
@thomas: ich glaub dass geht auch heute nicht….
25. Januar 2008 um 18:31
Ich finde das Intro zum ‚Nachmittalk‘ unfreiwillig komisch, insofern dass Herr Wilsch mich vom Aussehen her an einen der Switch-Komödianten erinnert – und das kurze Video so genausogut als Switch-Parodie auf eine Sendung auf Arte durchgehen könnte.
25. Januar 2008 um 23:28
Wenn man sich nur vostellt, was mit der heutigen Technik möglich wäre, würde man nur noch vor den Sendungsopenern sitzen und versuchen, einen Sinn daraus zu sehen.
26. Januar 2008 um 01:53
Hmmm, das „Canale Grande“-Intro erinnert mich an den Elektrischen Reporter…
26. Januar 2008 um 05:19
Vox hatte damals, noch vor Jump Run auf Sat.1 die Rechte für die NBA und ich erinnere mich wie ich immer sehnsuchtsvoll diese NBA Sendung auf Vox abgewartet habe. Ob sich da vielleicht der Trailer noch finden lässt?
27. Januar 2008 um 10:57
Ich erinnere mich noch an die vielen vox-Anteile in den Namen der einzelnen Sendungen, sah in der Programmspalte meiner TV-Zeitschrift sehr verwirrend aus. Und auf dem Sender guckte man den ganzen Tag durch immer irgendetwas mit vox. War ein bisschen zuviel des guten Corporate Design.
Aber Canale Grande war wie es hieß! Unvergessen, wie Dieter Moor dem abgespaceten Christian Anders ein Interview inklusive „Es fährt ein Zug nach Nirgendwo“ abtrotzte, mit dem Versprechen, dieser dürfe anschließend AUCH seine neuen Lieder vortragen – und da war dann doch leider, leider die Sendung zu Ende…
28. Januar 2008 um 11:19
Ich erinnere mich an einen Kommentar von Harald Schmidt, ich glaube das war bei „Psst!“:“…und zwischen durch schalten wir alle fünf Minuten rüber zu Vox um zu sehen, ob es den Sender noch gibt.“
28. Januar 2008 um 19:35
Bevor VOX richtig auf Sendung ging, liefen bei uns im Kabel auf der geplanten Frequenz gefühlt drei Wochen lang Trailer zum Start von VOX. Ich weiß nicht mehr wie lang die waren: 20 Minuten, ’ne Stunde …? Aber sie waren super! Selten zuvor war ich so gespannt auf den Start eines Senders. Vor mir sehe ich immer noch den Teil, indem der gute Neil Postman zu Wort kommt und das wegweisende Potential von VOX anpreisen durfte. Tja, was ist draus geworden …?
9. Februar 2008 um 12:38
Herzlichen Dank fuer diesen melankolischen Augenblick 🙂 1992/93 haben Redakteure und Gestalter fuer einen Moment wirklich geglaubt, wir koennten mit werbe-finanzierten Geldern inhaltlich interessantes Fernsehen machen und dabei das Medium selber hinterfragen. Was fuer ein Rausch… Ich freue mich sehr, dass anscheinend noch irgendjemand so viele der Clips gefunden hat. Wo bloss?
9. Februar 2008 um 12:48
Auf einer VHS-Kassette, die ich seit 15 Jahren wie einen Schatz gehütet habe 🙂
23. Februar 2008 um 18:45
[…] Unvervoxelbar […]
2. Juni 2008 um 15:32
Schade, dass die Videos nicht mehr funktionieren. Ich seh nur noch „Get the Flash Player to see this player.“, obwohl ich sehr wohl Flash habe.
25. August 2014 um 14:52
MINISTRY! hehe