Ruf nach Gerechtigkeit
Zum Abschluss der schrägen Anwaltswoche der RTL-Sendergruppe geht heute Ex-Viva-Kamikaze-Moderator Niels Ruf als Scheidungsanwalt auf Sendung. Die Woche begann mit der tollen Vox-Serie Shark, gestern startete endlich die schöne RTL-Serie Die Anwälte, und sogar Herzog ist eine enorm positive Überraschung. Damit war deshalb nicht zu rechnen, weil die Serie als Comedyserie deklariert ist und sog. Comedyserien heute nur noch in Ausnahmefällen lustig sind.
Was Herzog von den meisten „Comedyserien“ unterscheidet, ist, dass nicht so offensichtlich der krampfhafte Versuch der Lustigkeit im Vordergrund steht, sondern eine interessante, kurzweilige Handlung, und der damit verbundene Humor eher wie ein angenehmes Nebenprodukt wirkt. Trotzdem ist die Serie lustiger als alles, was im letzten Jahr neu auf Sendung ging. Insofern ist Herzog glücklicherweise nicht mit 3 ein Viertel oder dem iTeam zu vergleichen, sondern eher mit Boston Legal und Liebling – Kreuzberg, was die skurillen Fälle angeht, und mit Shark und Dr. House, was die Hauptfigur betrifft. Auch Scheidungsanwalt Herzog ist ein vorlautes Ekel, und das ist ein anderer Teil des Erfolgsrezepts: Diese Rolle nimmt man Niels Ruf ab. Dennoch setzt er sich zur Not auch mit Fällen auseinander, die seiner Natur widersprechen. In der ersten Folge vetritt er eine heiratswillige Frau, die von der katholischen Kirche gefeuert werden soll, weil ihr Zukünftiger geschieden ist. Herzogs Mitmenschen verstehen die Welt nicht mehr. Normalerweise verursacht er sogar Ehekrisen, nur damit er einen Job bekommt.
Anwalt Herzog: „Hier müsste irgendwo noch was über Kirchenrecht von der Uni rumfliegen.“
Sektretärin Ruth: „Sie haben das mal studiert?“
Herzog: „Nee, nur die Bücher geklaut.“
Ruth: „Und wofür brauchen Sie die?“
Herzog: „Ich vertrete jemanden, der heiraten möchte.“
Ruth: „Haben Sie am Klebstoff geschnüffelt?“
Seine Logik ist einleuchtend:
„Wenn die jetzt anfangen, denen das Heiraten zu verbieten, wen soll ich denn dann noch scheiden?“
Und seine Prinzipien sind schnell erklärt.
„Dann lüg halt, du bist doch Anwalt.“
„Aber Anwalt mit Grundsätzen. Ich lüge nur, wenn mich jemand dafür bezahlt.“
Endlich ein Lichtblick am sonst so schwarzen Humorfreitag!
Herzog, freitags um 21.45 Uhr bei RTL.
18. Januar 2008 um 09:30
Leider scheint RTL nicht ganz zu wissen, wie der Hauptdarsteller heißt. Gestern blendete man jedenfalls „Nils Ruf ist Herzog“ ins laufende Programm ein. Ohne E.
18. Januar 2008 um 09:48
Dann können wir ja froh sein, dass im Senderlogo oben im Eck nicht nur RL steht.
18. Januar 2008 um 23:10
Ein bisschen zu viel des Guten Niels Ruf mit Hugh Laurie und James Woods zu vergleichen…
Aber gut war „Herzog“ trotzdem!
19. Januar 2008 um 01:57
Angie war auf Boston Legal Niveau. Nur ohne Anwälte. Beides geht wohl nicht.
19. Januar 2008 um 13:19
Angie war großer Schrott. Aber Herzog wirklich gut. Wobei Niels Ruf zu den Leuten gehört, denen ich ewig zusehen kann, auch wenn das Format blöd ist.
19. Januar 2008 um 23:30
„Herzog“ war wirklich gut.
Aber ich bin enttäuscht, dass der Start so schlechte Quoten bekam. Und ich hoffe sehr, dass das Publikum sich, wie man so gern sagt, mit der Serie noch aufwärmt. Denn es ist wirklich eine schöne deutsche Produktion, die nicht sofort nach der 2. Sendung abgesetzt werden sollte wie es mit anderen Serien passiert ist.
30. Januar 2008 um 20:12
[…] Begriff. Da macht man normalerweise große Bögen drum. Und trotzdem hat Herzog einiges an Lob eingefahren. Für mich liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen, also zwischen “gutem […]