RTL macht mit den Anwälten kurzen Prozess

Im Grunde ist die Sache einfach: Wenn man an eine Serie glaubt, die man produziert hat, lässt man sie nicht ein Jahr ungesendet rumliegen. Und man setzt sie nicht nach einer einzigen Folge ab, ohne wenigstens abzuwarten, ob vielleicht die (wenigen) Menschen, die die erste Folge gesehen haben, ihren Freunden sagen, wie gut sie war, und die zweite Folge deshalb schon von mehr Menschen gesehen wird.

Es spricht nichts dafür, dass RTL je an Die Anwälte geglaubt hat, die Anwaltsserie mit Kai Wiesinger, die der Sender nun bereits nach der Premiere abgesetzt hat. Und wenn man die Pressemitteilung liest, in der RTL diese Entscheidung bekannt gibt, ahnt man auch, warum der Sender selbst mit seiner Produktion nie warm wurde:

Die qualitativ hochwertige Serie „Die Anwälte“, die am 14.01. gestartet ist, blieb mit 10,8 Prozent Marktanteil beim jungen Publikum deutlich unter den Erwartungen des Senders und wird deshalb nicht fortgesetzt.

Vielleicht war die Serie Die Anwälte einfach zu qualitativ hochwertig. Für RTL. Ob sie es auf Dauer auch für das Publikum gewesen wäre, werden wir vermutlich nie erfahren.

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Stefan, 22. Januar 2008, 14:38.

20 Kommentare


  1. schade … hatte letztens keine Zeit es zu sehen, aber hätte definitiv die zweite Folge gerne gesehen … Hmmm mal sehen was RTL macht.

  2. schade … hatte letzte Woche Zeit, es zu sehen, und hätte definitiv auch die zweite Folge gerne gesehen … Hmmm … eigentlich will ich nicht mehr sehen, was RTL nun macht.

  3. Vermutlich hatte RTL nicht nur nie Vertrauen zu den Anwälten, sondern mittlerweile auch keins mehr zu seinem eigenproduzierten, fiktionalen Programm insgesamt. Trotz gegenläufiger Aussagen von verschiedenen Senderverantwortlichen, insbesondere Fiction-Chefin Thielen z. B. auf der Cologne Conference, geht die tatsächliche Programmpolitik von RTL doch unbestreitbar in eine ganz andere Richtung, nämlich grundsätzlich weg von der deutschen Serie.

  4. die Kollegen von rtl.de scheinen im Übrigen noch nicht informiert worden zu sein…

    http://www.rtl.de/ea/tvplaner/content/dayview_r.php?id=100&day=3

  5. Wundern muß sich grade RTL aber eigentlich nicht. Haben andere Sender wenigstens eine gemischte Bilanz vorzuweisen, was eigene Serien angeht (von grusligem wie Hausmeister Krause und Bewegte Männer, bis zu dem sehr ulkigen Pastewka oder früher Anke – Die Serie) war bei RTLs Eigenproduktionen doch eigentlich immer nur Schrott dabei. Autobahnpolizei, Clown, Atze, Camper, Post Mortem und diverse austauschbare Comedies mit dicken Frauen. Selbst die Wache wurde nach einem ganz guten Start, der sich sehr am Vorbild The Bill orientierte dann auf Action getrimmt. Wenn sie zufällig dann mal was gelungenes in Auftrag geben (wie dieser Wonder Years a la DDR -Verschnitt der auch nur kurz lief) verschwindet das natürlich rasch wieder.

  6. @Batz: Dem würde ich aber für den Anfang schon mal Abschnitt 40 entgegenhalten; auch in Doppelter Einsatz gab es sehr gute Folgen, und ich finde die Familienanwältin sehr gelungen. Da können wir uns über jede einzelne Serie vermutlich streiten (ich würde zum Beispiel, was Meine schönsten Jahre angeht, energisch widersprechen), aber ich glaube, so pauschal lässt sich das wirklich nicht sagen, dass RTL nur Schrott produziert.

  7. Ich finde das lustig. Dieses Verhalten hat so was erfrischend ehrlich suizidales.
    Ich meine, ernsthaft, wenn man das deutsche Fernsehen heutzutage einschaltet, schreit es einem doch permanent ‚Bittorrent‘ entgegen -oder von mir aus auch politisch korrekt ‚DVD‘-.
    Da werden keine halben Sachen gemacht, da wird einfach alles vermurkst.
    (Man denke auch an die Übersetzungen, zB Hiro in Heroes nicht streckenweise japanisch sprechen zu lassen wie im Original, damit er dann wenn er mal nachfragt bei einer Formulierung nicht wie einer dasteht, der der englischen Sprache nicht mächtig ist, sondern wie ein Idiot dasteht: Genial! :D)

  8. Doppelter Einsatz war mal ganz okay, aber irgendwie hatte ich immer das Gefühl alte Cagney & Lacey-Folgen zu sehen. Die Familienanwältin ähh nie gesehen, klingt wie etwas das nix für Batze ist. Von Meine schönsten Jahre hab ich nur 2 Folgen gesehen und fand die ganz okay damals. Zumindest deutlich besser als alles was drumherum lief. Die komplette Comedy-Schiene von RTL hab ich schon seit einigen Jahren, eigentlich seit „7 Tage 7 Klötze“-Zeiten mit einem PAL-Feld belegt. Bei Sat.1 und Pro7 gabs immer mal wieder die eine oder andere gute Sache zu entdecken, aber bei RTL hatte ich meist schon nach den Trailern die Schnauze voll, ob nun Atze, die Millowitsch, die Tuntencomedy, die Köster, Bernd Stelter, Krüger.. fand ich alles immer nur gruselig und hab nen Bogen drum gemacht.

  9. Müsste doch eigentlich bald für einen Sender reichen, der ausschließlich abgesetzte Serien sendet… ;o)

  10. Wie meinen? Da haben sie doch gestern (!) noch schön Trailer für gesendet. Spacken.

  11. @Hedemann

    gibts den nicht schon in Form von Tele5, Kabel Eins etc…

  12. Was erwarten die denn?

    Wenn die mal tatsächlich eine ansehbare Eigenproduktion zeigen, dann muss sich dass doch erst mal rumsprechen. Ich zum Beispiel schalte wegen RTL-Eigenwerbung nur höchst selten was ein, weil die eh zu nichtssagend ist.

    Habe die Anwälte auch nur gesehen, weil hier davon gelesen. Wie waren denn die Quoten bei „Herzog“? Wenn die das jetzt auch absetzen, hätten sie gleich zwei Sendungen vermurkst, die imho zumindest Potential hatten.

  13. Ich werde mal bei der Hamburger Kanzlei Blum-Franzen-Britten nachfragen, ob man RTL auf unterlassene Sendeleistung verklagen kann.

  14. Abgesehen von der grundsätzlich geringen Bereitschaft des Publikums einer deutschen Serie eine Chance zu geben sprachen auch zahlreiche andere Faktoren gegen einen Erfolg der Serie.
    Angefangen mit dem Sendeplatz. Bevor CSI: LV dort im Oktober 2006 aufschlug scheiterten dort reihenweise eigenproduzierte Serien, von Balko über Die Sitte bis hin zu Abschnitt 40; Die Anwälte dort zu platzieren war schon reichlich dämlich. Trotz mangelnder Alternativen.
    Auch war das Format schon nicht mehr taufrisch, der letzten Donnerstag ausgestrahlte Pilot war ja schon im Dezember 2005 produziert worden. Die Formatidee ist also noch älter. In der Zeit war das Ausmaß der deutschen Serienkrise möglicherweise noch nicht absehbar.
    Auch das kolossale Scheitern der ähnlich konzipierten Familienanwältin ließ RTL offenbar zu recht schon böses ahnen.
    Passt eine Anwaltsserie eigentlich zum Profil von RTL?
    Trotzdem ist die Absetzung nach einer Folge unverständlich, da man davon lediglich eine Tendenz ablesen kann, auch ist die Frage ob sich solche Aktionen nicht in verheerendem Maße auf die Motivation der beteiligten Produktionsfirmen, Darstellern und Crew auswirken, die doch eigentlich in der relativ trostlosen Situation nötiger denn je ist.

  15. hmm, eben lief auf rtl werbung für „die anwält“ für donnerstag 21:15…

  16. Das beweist, dass RTL zwar blöd ist, aber wenigstens nicht konsequent.

  17. sat 1 sollte sie kaufen und am freitag ausstrahlen 😛

  18. Meine Lieben,
    sass ein Format wie „Die Anwälte“ patzt, das wundert mich nicht. Das deutsche Serienfernsehen hat sich in den letzten Jahren weder als innovativ noch experimentierfreudig dargestellt. Es gibt gute Serien („KDD“ vom ZDF zum Beispiel, „Pastewka“ war wirklich klasse), aber diesen Highlights steht unglaublich viel Durchschnitt gegenüber. Ich kann gar nicht über „DIe Anwälte“ sagen, denn ich habe die Serie nicht gesehen. Aber ich kann mir denken, wie viele TV-Zuschauer gedacht haben werden: „Wat, ne deutsche Anwaltsserie? Nee, und dann noch RTL? Dat is doch eh Kappes.“ RTL steht nun einmal nicht für eigenproduziertes Qualitätsfernsehen („Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ ist zwar amüsant, aber auch galliger Trash, muss man so sagen ;-))
    Ich will die amerikanischen Serien gar nicht in den Himmel loben. Auch aus den USA kommt viel Schrott. Aber es gibt eben auch „Die Sopranos“, „Without A Trace“, „CSI“, „Dexter“, „Heroes“, „Nip/Tuck“, „Battlestar Galactica“, „Boston Legal“, „Cold Case“ und diverse andere Serien, die inszenatorisch und inhaltlich eine Qualität erreichen, von der deutsche Serienmacher leider nur träumen können. Dabei muss hierzulande unterschieden werden zwischen den Kreativen (Autoren, Regisseuren), die durchaus das Talent haben, tolle Sachen zu machen – und denen, die die Entscheidungen treffen und da in der Regel den Weg des geringsten Widerstandes gehen.
    Bevor wir uns in Deutschland selbst zerfleischen – sollten wir mal über den Tellerrand schauen. Italienische TV-Serien erträgt man beispielsweise nur durch die Einnahme von starken Anti-Depressiva, französische Serien der Gegenwart sehen aus, als seien sie Anfang der 90er Jahre entstanden.
    Dennoch: Man kann den Zuschauern keinen Vorwurf dafür machen, dass sie deutschen Formaten nicht mehr vertrauen. Zu groß sind die Qualitätsunterschiede zu amerikanischen Formaten. Und wer sich darüber mokiert, dass wir immer nur über den großen Teich starren, dem sei das britische Fernsehen empfohlen. Dort läuft beispielsweise seit Jahren eine Agentenserie mit dem Titel „Spooks“. Deren Protagonisten sind wirklich nette Leute. Keine Superagenten, sondern eher Sachbearbeiter, die hin und wieder mal den Schreibtisch verlassen müssen, um draußen zu schauen, was so vor sicht geht. Aber es ist auch eine Serie, die keine Kompromisse eingeht und vor Kontroversen keine Angst hat: In der zweiten Episode der Serie geht es um Rechtsradikale. Diese Episode endet damit, dass die Rechten letztlich gewinnen und sogar mit dem Mord an einer Agentin durchkommen. Die Politik zieht sich aus dem Fall zurück, da sie durch den Mord ein Abgeordneter von nun an vortrefflich erpressen lässt, da der mit den Rechten unter einem Hut steckte. Politisch betrachtet ist die Geschichte erledigt – es geht weiter im Tagesgeschäft.
    Was macht nun der Chef der Agenten, der eine Mitarbeiterin verloren hat und als Befehlsempfänger zu tun hat, was die Politik verlagt? Er zeigt der Politik einen Stinkefinger, schickt einen Killer los und lässt den Oberrechten erschießen.
    Ja, das ist nicht demokratisch. Nein, das ist auch wirklich kein sonderlich rechtsstaalich ausgesprägtes Empfinden, das hier gezeigt wird. Die Politiker sind mies, der Agentenchef, der eigentlich die Demokratie beschützen soll, verfügt über gedungene Killer, das ist wirklich – nicht fein.
    Aber innerhalb der Episode ist es ein Knüller. Man sitzt als Zuschauer vor dem Fernseher und denkt sich – meine Fresse.
    Nun, meine Lieben, stellt euch einen „Tatort“ vor. Die Schurken, vielleicht Politiker einer großen Volkspartei, würden einen Mord vertuschen, weil es politisch in ihr Kalkül passt. Der ermittelnde Beamte ist frustriert, kurzerhand legt er den Mörder um und versaut der Politik damit ihr Intrigenspiel. In diesem Fall würden die politischen Beiräte der TV-Sender vermutlich schnell eingreifen. Der SPD-Beisitzer wäre empört, der CDUler spräche von einem gestörten Rechtsempfinden, der Grüne von faschistoiden Tendenzen, der FDPler fände die gesamte Darstellung perfide, vielleicht fänden die Linken das Ende gut (vorausgesetzt, die miesen Politiker kämen nicht aus ihren Reihen, dann fänden sie es wohl auch faschistoid). So würde eine zugegebenermaßen kontroverse Idee am Ende weichgekocht. Und ließe sie sich nicht weichkochen, würde der „Tatort“ eben nicht realisiert. Natürlich gibt es immer Ausnahmen – der 9/11-„Tatort“ von Radio Bremen sei erwähnt, aber eine Schwalbe macht keinen Sommer. So werden wir wohl damit leben müssen, dass auch in Zukunft vor allem Mittelmäßigkeit regieren wird. Glücklich aber wird damit wohl kaum jemand werden. Und „Die Anwälte“? Nun ja, wir werden die Serie wohl irgendwann auf Super RTL sehen. Oder auf DVD. Wie einst die Sat1-Reihe „Bis in die Spitzen“. Die wurde auch nach zwei oder drei Epiosden gekippt. Dann erschien die DVD – und das Publikum musste mit Erstaunen feststellen: Das war ja richtig gut, was Sat 1 da produziert hat. Aber auch in diesem Fall siegte die Skepsis leider über eine gute Serie.

  19. das wäre/ ist echt schade. hab ebenfalls auch nur wegen dem blog hier eingeschaltet und war sehr angenehm überrascht. auch die positive kritik die hier dazu kam, kann ich absolut teilen. insofern ist diese entscheidung nicht nachvollziehbar. aber eben irgendwie typisch.

  20. Sehr sehr schade kann ich nur dazu sagen. Zumal ich die Begründung … na ja finde und ich sie absolut nicht nachvollziehen kann. Ich weis nicht, was an einer …. Staffel DSDS oder die x-te Wiederholung sämtlicher CSI Folgen besser sein soll?! Ich bin selbst Rechtsanwaltsfachangestellte, hab also tagtäglich mit Anwälten, Juristen pp. zu tun und fand die erste Folge (zugegeben nicht ganz) bestätigend. Es ist schade, dass sich RTL auf ein Niveau wie DSDS, Dschungelcamp (ich bin ein star..) mit Herren Tommek und Co. herablässt und noch trauriger ist es eigentlich, dass Deutschland auf so einen Müll „abfährt“.



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