Conan zahlt bar-bar
Late-Night-Legende David Letterman ist nicht nur vor der Kamera ein ganz Großer, und Conan O’Brien hat nicht nur vor der Kamera eine Menge von Letterman gelernt.
Mit dem Ende dieser Woche, der vierten Streikwoche amerikanischer Fernsehautoren, werden viele andere Mitarbeiter der pausierenden Late-Night-Shows arbeitslos. Durch den Streik sind auch Techniker, Maskenbildner, Kameraleute, Regisseure, Caterer usw. zur Untätigkeit gezwungen, und der Sender NBC sieht nicht ein, diese untätigen Menschen noch länger zu bezahlen. NBC ist Produzent und Eigentümer seiner Late-Night-Shows Tonight Show with Jay Leno und Late Night with Conan O’Brien und damit Arbeitgeber von deren Mitarbeitern. NBC hat angekündigt, die Gehälter nur noch bis zum Ende dieser Woche zu bezahlen.
Beim Konkurrenten CBS haben es die Mitarbeiter der Late-Night-Shows besser, doch dafür kann CBS eigentlich nichts. CBS strahlt sie als Auftragsproduktionen lediglich aus. Eigentümer und Produzent der beiden Sendungen Late Show with David Letterman und Late Late Show with Craig Ferguson ist die unabhängige Produktionsfirma Worldwide Pants, deren Alleineigentümer David Letterman selbst ist. Damit ist Letterman selbst nicht nur Arbeitgeber der Mitarbeiter seiner eigenen Sendung, sondern auch der Sendung, die seiner jeden Abend folgt. Und Letterman, der zwar ebenso gut auch ohne seine Autoren in der Show Zeug von Dächern werfen könnte, aber aus Solidarität den Sendebetrieb ruhen lässt, hat angekündigt, seine Firma zahle die Gehälter für das Personal beider Shows auch weiterhin. Mindestens bis zum Jahresende.
Und damit noch einmal zurück zu NBC und Conan O’Brien, dem für seinen Schritt noch höhere Anerkennung gebührt: Das Branchenmagazin Variety berichtet, nachdem NBC nicht mehr wolle, zahle O’Brien die Gehälter seiner 80 Mitarbeiter ab jetzt eben selbst. Aus eigener Tasche.
Scheint so, als hätten wir es hier mit Menschen zu tun, die die Leistung ihrer Mitarbeiter wirklich zu schätzen wissen.
Update 3. Dezember:
Der gefühlte Druck durch das Vorpreschen seiner Konkurrenten und der tatsächliche Druck und harsche Kritik von seinen eigenen Mitarbeitern hat nun auch Marktführer Jay Leno dazu bewogen, vorerst die Gehälter seiner 100 Mitarbeiter zu zahlen.
30. November 2007 um 19:17
Beeindruckend. Was die beiden machen, ist wirklich nicht selbstverständlich. Auch wenn es kitschig klingt: Schön zu sehen, dass es auch im viel zu oft herzlos daher kommenden TV-Business so anständige und herzliche Menschen gibt.
30. November 2007 um 20:42
Und Leno hat diese Menschlichkeit nicht nötig?
3. Dezember 2007 um 21:47
@ marcel: Inzwischen wohl doch (siehe Update oben).
8. Dezember 2007 um 11:38
Schmidt hätte das nie gemacht.
29. Dezember 2007 um 09:33
[…] Leno, die das restliche, gezwungenermaßen nicht arbeitende Personal in den vergangenen Wochen aus eigener Tasche bezahlten, haben angekündigt, im Januar wieder auf Sendung zu gehen – ohne Autoren. Auf diese […]