Boring Movie – Die große Zuschauer-Verarsche

Vielleicht sollte ich der CSU beitreten. Denn wenn ich die Meinung vertrete, deutsche Sender sollten erst dann wieder Comedy zeigen, wenn sie was wirklich Lustiges produziert haben, interessiert das ja niemanden. Doch sobald jemand ebenso Unwichtiges, der aber einer Partei angehört, etwas zum Thema Fernsehen absondert, ist das immer eine oder zwei oder drei oder vier oder mehr Meldungen wert. Stellen Sie sich die Schlagzeile vor:

„CSU-Politiker fordert Humorpause im deutschen Fernsehen“!

Andererseits führen die Aufmerksamkeitserregungen auch nie zu was.

Nun, heute kommt jedenfalls wieder so eine Comedysendung, die nicht lustig ist. Funny Movie – Die große Film-Verarsche proletet ProSieben als Titel hinaus in die Welt, und das Wort „Parodie“ träfe es auch tatsächlich nicht so gut. Originalszenen aus einem Film an ähnlich aussehenden Schauplätzen mit ähnlich zurechtgemachten Darstellern verdammt nah am Originaltext einfach nachzudrehen, ist noch keine Parodie. In vielen Szenen der „Verarsche“ mit dem Titel „Dörte’s Dancing“ (Schreibweise von ProSieben) passiert aber genau das. Sie kennen die peinliche Szene aus „Dirty Dancing“, in der Baby sagt: „Ich habe eine Wassermelone getragen“? Die bleibt im Wesentlichen so, obwohl sie für hauptberufliche Witzeschreiber eigentlich eine fantastische Parodievorlage sein müsste. Und viele andere auch. Die Handlung wird zwar damit entschuldigt, dass sich eine Frau namens Dörte nach einem Unfall in ihren Lieblingsfilm hineinträumt, aber genau das bietet exakt die Möglichkeit der originalnahen Übernahme vieler Szenen.

Natürlich gibt es auch Gags. Und sogar einige gute. Darunter ein paar, die so angenehm subtil sind, dass sie schon fast ein positives Gesamtbild vortäuschen könnten — aber eben nur fast. Zum Beispiel als Ponnie (haha, die hieß im Originalfilm Penny, hahaha) einen Drink in der Hand hält, der genauso heißt wie die erfolglose Kino-Fortsetzung von „Dirty Dancing“, und sagt: „’Havanna Nights‘, ein Flop an der Bar, aber mir schmeckt’s!“, oder als Liesel Mouseman (statt Lisa Houseman, schenkelklopf) auf der Talentbühne im Hintergrund „Springtime for Hitler“ singt, den Song aus dem Mel-Brooks-Film und -Musical und wieder -Film „The Producers“.

Aber insgesamt sind es viel zu wenig gute Gags für die enorme Länge. Selbst für einen Drei-Minuten-Sketch in Schmidt & Pocher würde es schon knapp. Und die gefühlte und tatsächliche Länge ist das Hauptproblem. Der erste Funny Movie heute Abend ist brutto 90 Minuten lang. Wer die Vorlage nicht kennt, langweilt sich ohnehin. Aber auch wer sie kennt, stellt alle paar Minuten mit Schrecken fest, an welchen Mengen noch fehlender Originalhandlung sich diese „Verarsche“ noch entlang hangeln muss, bevor endlich Schluss ist, alle tanzen und es in meinem Kopf singt: „You’ve killed too much time of my life, and I never felt bored like this before, yes I swear, it’s so true, and I owe it all to you…“

Funny Movie – Die große Film-Verarsche, dienstags um 20.15 Uhr auf ProSieben.


Foto: Pro Sieben

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Michael, 11. März 2008, 06:56.

32 Kommentare


  1. Bei der Schreibweise muß ich ProSieben aber tatsächlich mal in Schutz nehmen: „Dörte’s Dancing“ erscheint mir als völlig korrekter Gebrauch des Apostrophs als Auslassungszeichen zur Langform „Dörte Is Dancing“ – vgl. „it’s“ vs. „it is“

  2. Ich befürchte auch Schlimmstes. Bei ProSiebens Märchenstunde (von den selben Machern) habe ich nicht ein einziges Mal lachen müssen. Im Gegenteil, es war das Unlustigste und Peinlichste was in den letzten Monaten im deutschen TV lief.
    Nun haben sie die gleichen Schauspieler (schon wieder Christian Tramitz, Ralf Richter, Axel Stein, etc., etc.) und Möchtegern-Comedians in andere Kostüme gesteckt und lassen sie die gleichen platten Gags in anderen Settings spielen.

  3. Die Dame hinten mit der Sonnenbrille, ist das diese Fiona aus der letzten Germany’s Next Topmodel-Staffel?

  4. Naja, was erwartet man von Pro7 auch „Humor“? Ich gebe zu, es gibt mit Switch Reloaded eine Ausnahme. Aber in Filmen? So richtig lang? Nicht in 2-Minuten-Episoden?

    Allein die schlechte Kopie des Scary-Movie-Posters und Axel Stein reichen doch um zu wissen was da auf einen zukommt.

    Mal ab davon, dass alles was im Titel das Etikett „Lustig“ trägt (oder Funny..) ja im Prinzip eh schon verloren hat.

    Wenn die mir erklären müssen dass es gleich lustig wird, kann es ja nicht von alleine lustig sein, sonst würde ich es ja auch so merken. Oder so.

    Und wenn es lustige Formate gibt (it crowd) importiert man die, dreht die neu (mit schlechten Schauspielern), und verhunzt alles.

    [x] Für die Humorpause

  5. @ Valentin: Da unterstellst du aber vorauseilend zu viel Sprachkompetenz. Das Original hieß ja auch nicht „Dirty ist Dancing“. „Dörte’s Dancing“ ist Deppenapostrophgebrauch vom feinsten, wie in „Maxi’s Bistro“ oder „Reiner’s Imbiss“.

  6. @steffenh: genausowenig kannst du beurteilen, wie der Titel zu verstehen ist. „Dörte Is Dancing“ würde genauso viel Sinn ergeben. Im Original geht’s ja auch nicht um ein Mädl namens Dirty.

  7. Ganz schön mutig, bei dem Eintrag im Filmlexikon von einer Reihe zu sprechen. Ich wäre nicht überrascht, wenn nach dem heutigen Filmchen schon Schluss mit unlustig ist.

  8. Für „Spoons“, das ja auch heute startet, hat sich ProSieben immerhin den Slogan „neu, frech, tabulos“ einfallen lassen – von „witzig“ ist da gar nicht mehr die Rede.

  9. Die Trailer für Spoons sind ja auch mal das unlustigste, was ich seit langer langer Zeit gesehen habe. Sollte man eine neue Serie nicht mit ein paar Highlights bewerben? Und wenn das schon die Highlights sind…oh mein Gott.

    @Andreas: Ich befürchte, dass die „Serie“ durchlaufen wird. Was ist denn außer den RTL-Serien an Konkurrenz zu erwarten? Und die Märchenstunde hat sich doch auch lange gehalten.

  10. Ich bin es ja vom deutschen Privatfernsehen gewohnt, dass sie einem das banalste als Sensation verkaufen wollen. Also ich setzte keine große Erwartung in „Funny Movie“, welches ja eindeutig von den „Scary Movie“, „Date Movie“ etc. abgeguckt wurde (wobei ich schon die Originale größtenteils dämlich fand).

  11. @steffenh
    Selbst wenn tatsächlich „Dörtes Getanze“ o.ä. damit gemeint ist, wäre das Apostroph hier richtig, denn der Titel ist schließlich Englisch. Und dort ist das Apostroph sowohl als Auslassungszeichen (für *i*s) als auch als Kennzeichnung des Genitivs korrekt.

  12. In der Zeit, in der hier über das Apostroph gestritten wird, haben die bei RatPack schon zwei neue Drehbücher geschrieben…

  13. Und das sieht man ihnen auch an.

  14. Stefan "auch"N,

    Man kann mit schlechten Schauspielerparodien wie Jeanette Biedermann keine gute Parodie mchen. Da braucht es schon gute Schauspieler. Nicht umsonst spielen in den zugrunde liegenden US-Filmen Leute wie Charlie Sheen, Leslie Nielsen und Lloyd Bridges mit.

  15. @Andreas
    Da hast Du wohl Recht – meines Wissens wurden ja nicht nur diese 4, sonder 8 solcher Movies in Entwicklung gegeben. Bei guter Quote (und wir erinnern uns mit Schrecken an die ersten Quoten der Märchenstunde) drohen uns also noch mehr solcher Teile.

  16. […] Michael vom Fernsehlexikon hat’s schon gesehen. Und wenn man ihm vertrauen darf (was ich in diesem Fall einfach mache) wird es grausam: […]

  17. aber der vergleich eben mit tellerwäscher und samenbank war grandios:

    „is ja ein zufall. heute morgen hat ein tellerwäscher von mir gekündigt. der hat gesagt, dass er auf der samenbank das 8fache verdient“ – „is ja die gleiche handbewegung.“ *gg*

  18. Warum guckt Ihr überhaupt Fernsehen, habt Ihr nichts Besseres?

  19. Warum liest du überhaupt Kommentare in nem Fernseh-Blog, keine Hobbys?

    Ich hab von dem Film nur einen Ausschnitt gesehen (erster Werbeblock bei House), und ganz ehrlich? Ich hab nicht verstanden was Jeannette Biedermann da geplappert hat. Also so sinngemäß. Ich weiß es nicht.

  20. Und merkwürdigerweise war Jeannette Biedermann bei weitem nicht der schwächste Aspekt dieses Films.

  21. […] schreibt das Fernsehlexikon und diesem Film mehr Anspruch zu, als er selbst verbreiten möchte. Der entsteht eben auf der Couch […]

  22. 22,8% in der Zielgruppe…ich hab’s mir fast gedacht, aber das ist trotzdem irgendwie unfassbar.

  23. @Michael.
    Ich fand Jeanette Biedermann überhaupt nicht schwach, sondern herrlich uneitel und frisch. Gib es zu, Du doch auch 😉

  24. @Erik,

    ich fand Jeanette Biedermann auch nicht „eitel“ (war das zu erwarten?). Aber ich fand schon, dass sie nicht geschauspielert hat. Will sagen ich habe ihr in keinem Moment abgenommen, wen sie da spielt. Sie war einfach Jeanette Biedermann, die da rumturnt. Sonja Kraus war halt auch Sonja Kraus, etc..

  25. @ Erik:
    Ja, gebe ich zu. Uneitel und frisch, sogar regelrecht sympathisch war sie. Aber auch Curi0us hat natürlich Recht, dass das kein Schauspiel war.
    Frau Biedermann gehört aber in diesem Fall tatsächlich nicht auf die lange Liste der Minuspunkte.

  26. Stefan"auch"N,

    Zu Frau Biedermanns Schauspielvermögen will ich nicht viel sagen. Bei uns in der Gegend gibt es ein Pärchen mit einer Dogge. Wenn die ihren Haufen macht, hat sie eine interessante Mimik. Das Resultat ist beeindruckend. Jedenfalls besser als das gestern.

  27. Gelten Charlie Sheen und Leslie Nielsen in Amerika wirklich als gute Schauspieler? Ich mag beide nicht. Und ich finde sowohl Scary Movie als auch Date Movie unlustig

  28. Stefan"auch"N,

    Ich dachte auch ehen an Filme wie die Hot Shots- und Nackte Kanone-Reihe.

  29. Wahrscheinlich musste man vorher ein wenig angeschickert sein, um das wirklich lustig zu finden. Aber der Witz mit der Samenbank war schon neckisch 😉 Ach ja: Der Gag an solchen Produktionen ist für mich eigentlich auch, dass Leute wie die Biedermann sich nur selbst spielen (können).

  30. warum schaue ich mir den kram eigentlich heute schon wieder an? soo langweilig.

    aber einmal hab ich kurz gezuckt im mundwinkel:

    „i’m so fucking good looking!“

    untertitel: ich bin so geschlechtshabend gut aussehend.

  31. ich bin mal gespannt, wann ich endlich wieder fehlerfreie beiträge schreibe…

    geschlechtsverkehrhabend muss es natürlich heißen.

    ich geh schlafen…

  32. Ich weiß nicht, warum sich alle so aufregen, ich finde es nicht sooooo schlimm, was da geboten wird. ist eigentlich doch ganz witzig.
    Weiß jemand, was es mit „Ich weiß, was du dieses Weihnachten tun wirst“ auf sich hat?
    Scheint ziemlich mysteriös zu sein und man munkelt, es wird eine neue low-budget Parodie.

    Hier der link zum „Trailer“: http://www.youtube.com/watch?v=tLfv9zEOk60



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