Elefant, Tiger & Co.

Seit 2002 (MDR). Zoo-Doku-Soap aus dem Leipziger Zoo.

Zu seinem 125. Geburtstag spendierte der MDR dem Leipziger Zoo eine zunächst elfteilige Doku-Soap, die Vorbereitungen auf das Fest und den Alltag von Pflegern und Insassen begleitete. In einer Mischung aus Expeditionen ins Tierreich und Hinter Gittern erzählte die Serie meist sehr undramatische Geschichten um Figuren wie Horst, das Lama, das als Werbefigur für den Zoo regelmäßig im Außendienst tätig ist, das Elefantenjunge Voi Nam, den pickeligen Esel Jacky oder den breit sächselnden Raubtierpfleger Jörg Gräser. Ihre Hauptbotschaft: Tiere sind auch nur Menschen wie Du und Ich, verspielt, faul oder depressiv, gehen zu spät zum Arzt, lassen sich ungern wiegen oder impfen, haben Liebeskummer und fressen entweder zu viel oder das Falsche oder gar nicht.

Die Geschichten waren gemächlich erzählt, aber voller Cliffhanger (wird es Jörg Gräser am Ende doch noch gelingen, den Mähnenwölfen das Wurmkur-Medikament unterzujubeln?). Aus dem Off kommentierte Christian Steyer das Geschehen mit knarzender Märchenonkelstimme, endlos gedehnt und mit markanter Gute-Nacht-Geschichten-Intonation. Beim Publikum kam die Serie so gut an, dass der MDR sie auch nach dem Zoo-Jubiläum nahtlos fortsetzte, von 2004 an mit verlängerter Sendezeit von 25 Minuten und auf dem festen Sendeplatz am Freitag um 19.50 Uhr. Im April 2007 lief bereits die 200. Folge.

Eine Epidemie löste Elefant, Tiger & Co. aus, als die ARD die Serie als Quotenwundermittel am Nachmittag entdeckte — ungleich günstiger und erfolgreicher als ungefähr alle anderen Formate, die das Erste in den Jahren zuvor hier ausprobiert hatte. Von Oktober 2005 an zeigte die ARD montags bis freitags um 16.10 Uhr Doppelfolgen, erreichte im Schnitt zweieinhalb Millionen Zuschauer (und fragte sich vermutlich, warum man Tierfilmer jahrzehntelang auf teure Fernreisen geschickt hatte, wenn es offenkundig eine S-Bahn-Monatskarte zur Anreise in den nächstgelegenen Tierpark auch getan hätte). Nach 50 Folgen übernahm der WDR, der unter dem Titel Pinguin, Löwe & Co. Geschichten aus dem Münsteraner Zoo zeigte. Es folgten: Panda, Gorilla & Co. (Berlin), Eisbär, Affe & Co. (Stuttgart), Giraffe, Erdmännchen & Co. (Frankfurt / Kronberg), Wolf, Bär & Co. (Wildpark Lüneburger Heide), Nashorn, Zebra & Co. (München) und Leopard, Seebär & Co. (Wildpark Lüneburger Heide). Bereits in Arbeit ist: Seehund, Puma & Co. (Bremerhaven).

Das ZDF, das mit seinen Telenovelas plötzlich gegen die süßen Tiere alt aussah, sprang auf die Welle auf, behauptete tapfer, man habe nicht bei der ARD abgekupfert, zeigt aber nach exakt demselben Muster werktags um 15.15 Uhr eine Dreiviertelstunde lang nacheinander Berliner Schnauzen, Tierisch Kölsch, Ruhrpott-Schnauzen (Duisburg), Dresdner Schnauzen sowie demnächst Ostsee-Schnauzen (Rostock).

Die Tierseuche nahm solche Ausmaße an, dass 2007 kaum eine Stunde am Tag verging, in der nicht irgendein Drittes Programm oder ARD und ZDF eine Tier-Doku-Soap zeigte oder wiederholte. Natürlich sind sie auf DVD erhältlich.

Nashorn, Zebra & Co.

Seit 2007 (ARD). 30-tlg. Zoo-Doku-Soap aus dem Tierpark Hellabrunn in München. Die sechste „Tier, Tier & Co.“-Reihe der ARD ist die BR-Variante des MDR-Erfolges Elefant, Tiger & Co. (siehe dort).

Giraffe, Erdmännchen & Co.

2006 (ARD). 44-tlg. Zoo-Doku-Soap aus dem Frankfurter Zoo und dem Opel-Zoo in Kronberg. Die fünfte „Tier, Tier & Co.“-Reihe der ARD ist die HR-Variante des MDR-Erfolges Elefant, Tiger & Co. (siehe dort).

Leopard, Seebär & Co.

Seit 2007 (ARD). Zoo-Doku-Soap aus Hagenbecks Tierpark in Hamburg. NDR-Variante des MDR-Erfolges Elefant, Tiger & Co. (siehe dort).

Wolf, Bär & Co.

Seit 2007 (ARD). 30-tlg. Zoo-Doku-Soap aus dem Wildpark Lüneburger Heide. Die sechste „Tier, Tier & Co.“-Reihe der ARD ist die NDR-Variante des MDR-Erfolges Elefant, Tiger & Co. (siehe dort).

Seehund, Puma & Co.

Seit 2007 (ARD). Zoo-Doku-Soap aus dem Zoo am Meer in Bremerhaven. Radio-Bremen-Variante des MDR-Erfolges Elefant, Tiger & Co. (siehe dort).

Pinguin, Löwe & Co.

2006 (ARD). 62-tlg. Zoo-Doku-Soap aus dem Allwetterzoo Münster. Die zweite „Tier, Tier & Co.“-Reihe der ARD ist die WDR-Variante des MDR-Erfolges Elefant, Tiger & Co. (siehe dort).

Eisbär, Affe & Co.

2006 (ARD). 54-tlg. Zoo-Doku-Soap aus der Wilhelma in Stuttgart. Die vierte „Tier, Tier & Co.“-Reihe der ARD ist die SWR-Variante des MDR-Erfolges Elefant, Tiger & Co. (siehe dort).

Die Werbelügen von Comedy Central

Könnte sich vielleicht ein Zeitungskollege erbarmen und einen schrecklichen Verriss über Comedy Central schreiben? Möglichst mit üblen Beschimpfungen, Verbotsforderungen und Vergleichen à la „schlimmer als Hitler“? Er würde einen kleinen, mutmaßlich erfolglosen Sender sehr glücklich machen.

Comedy Central würde nämlich so gerne damit werben, wie schlimm seine Sendungen von den Feuilletonisten dieses Landes gefunden werden. Aber weil die sich weigern, sich über den Sender zu empören, muss er dauernd Zeitungs-Zitate fälschen.

Die Show „Kargar trifft den Nagel“ preist Comedy Central so an:

"Sven Nagel verletzt Persönlichkeitsrechte" - Die Tageszeitung

Tatsächlich hat die „taz“ aber, wie Torsten Kleinz in seinem Notizblog berichtet, nur nüchtern gemeldet, dass Tine Wittler gegen ihre Verulkung als „Tine Hitler“ vorgegangen ist:

Durch einen Sketch des in Kiel geborenen und in Braunschweig zur Szene-Größe gereiften Kabarettisten Sven Nagel hat sie ihre Persönlichkeitsrechte verletzt gesehen — einstweilige Verfügung vom Landgericht Hamburg — und Aus.

Comedy Central hat sich nicht einmal getraut, es auf einen Prozess ankommen zu lassen. Die „taz“ kühl: „Man ist eingeknickt.“

Für seine Behindertenshow „Para-Comedy“ wirbt Comedy Central so:

"Konfrontation mit Behinderten" - jetzt.de

Das klingt an sich schon nicht so furchtbar aufregend, stimmt aber auch nicht: jetzt.de hat nur einen der Komiker gefragt:

„Das heißt, Sie setzen auf Konfrontation mit Behinderten?“

Aber vielleicht stimmt ja wenigstens dieses Zitat unserer österreichischen Nachbarn, mit dem Comedy Central wirbt:

"Berührungsängste zwischen Behinderten und Nichtbehinderten"  - Oberösterreichische Nachrichten

Ja und nein. Im ganzen Satz lautet es nämlich so:

Mit der Sendung wollen Martin Fromme und seine Kollegen dazu beitragen, dass Berührungsängste verschwinden und ein lockerer Umgang zwischen Behinderten und Nichtbehinderten stattfindet.

Na, vielleicht hat Comedy Central ja Glück, und eine der betroffenen Zeitungen geht juristisch gegen die Fälschungen vor.

Stefan, 7. April 2007, 18:15.

Raab bleibt Marathonleerlaufmeister

Genau drei Stunden und 44 Minuten, die insgesamt zehn Werbeunterbrechungen mitgerechnet, hat die „McFit Fight Night“ auf Pro Sieben gestern gedauert, in der unter anderem, gegen Ende, auch Stefan Raab kurz wieder gegen Regina Halmich boxte.

Es war eine dieser abendfüllenden Stefan-Raab-Sendungen, in der kein Furz gelassen wird, ohne dass er fünfundachtzigmal angekündigt, von siebzehn Promis kommentiert, von zwei Sponsoren präsentiert, von drei Werbepausen unterbrochen, von Elton zum Anlass für eine Wette genommen, sechzehnmal in Zeitlupe wiederholt und siebenundzwanzigmal zusammengefasst wird. Gestern war das Publikum vor Ort irgendwann von den ewigen Verzögerungen so genervt, dass es seinen Unmut deutlich zum Ausdruck brachte.

Und das hört man ja gern und hofft, dass diese schreckliche Sendungs-Aufblas-Taktik auf Dauer nicht aufgehen wird, sondern selbst potentiell interessierte Fernsehzuschauer zum Beispiel beim siebten gescheiterten Gesprächsversuch mit Dariusz Michalczewski, dem x-ten egalen Gesprächsfetzen mit einem B-Promi oder einer der nicht mehr zählbaren Schaltungen in die Umkleidekabine frustriert abschalten. Oder überhaupt erst um 23 Uhr einschalten und sich die ersten Stunden mit dem Vorprogramm so fast ungesehen versenden.

Leider nicht: Schon ganz am Anfang hatte die „Fight Night“ gestern sehr gute Quoten (19,3 Prozent Marktanteil bei 14- bis 49-Jährigen; 3,7 Millionen Zuschauer insgesamt). Und sie steigerten sich im Laufe der nächsten dreieinhalb Stunden fast kontinuierlich auf zuletzt über 50 Prozent Marktanteil und fast 5 Millionen Zuschauer bei den 14- bis 49-Jährigen (gesamt: 43 Prozent Marktanteil und 8,6 Millionen Zuschauer).

Es besteht also nicht der geringste Grund zur Hoffnung, dass ProSieben zukünftige „Events“ weniger entsetzlich inszeniert.

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Stefan, 31. März 2007, 16:00.
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